Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Notizen
DOI Artikel:
Briefkasten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0140

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
112

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 4.

Ein Bildnis Friedrich Schillers aus
dem Jahre 1782 und gemalt zu Mannheim,
mitgeteilt im Jännerheft 1908 „Die Rheinlande“.
Bildnisse Richard Wagners in J. J.
Webers „Illustrierter Zeitung“, 13. Februar 1908.
Über Fälschungen von Bildern beliebter
Meister des 19. Jahrhunderts berichteten
gegen die Mitte Jänner viele Tagesblätter. Man
betrachte mit erhöhter Vorsicht die Len*
bach, Defregger, Grützner, Schleich, Schwind,
Spitzweg. Falsche Bilder unter diesen Namen
wurden geradezu fabriksmäßig hergestellt.
Ein Artikel „Verdrängung des Blei*
weißes durch Zinkweiß in den Vereinigten
Staaten“ von H. Vogel in „Technische Mit*
teilungen für Malerei“, XXIV (1907), Nr. 12.

BRIEFKASTEN.
Frau . . . Mit dem Rigaud im fürstlichen
Palais Kinsky hat es folgende Bewandtnis.
Dieses Bild ist jedenfalls die durchgebildete
Farbenskizze für das große Bildnis des
Fürsten Johann Wenzel Liechtenstein, das
den Genannten im Kniestück darstellt, im
Gegensatz zu einem zweiten Bildnis desselben
Fürsten in ganzer Figur, ebenfalls von Ri*
gaud. Auf diese beiden Bilder machte ich im
zweiten Heft der Beilage zu den „Blättern für
Gemäldekunde“ aufmerksam. Die Ausführung
des Kniestücks im Großen ist gegenwärtig zu*
gänglich in der Wiener Galerie des regieren*
den Fürsten von und zu Liechtenstein
(II. Stock), der das Bild erst vor kurzem in
die Galerie hat hängen lassen. Die Kopie nach
dem zweiten großen Rigaud, die bis vor
kurzem im Vorraum der Galerie gehangen
hat, ist dagegen entfernt und durch eine
Kopie nach dem David des Guido Reni ersetzt.
Herrn M . . . NB. Sicher von Willem
Romeyn ist Nr. 426A im Musee Rath zu
Genf (dort unter den Inconnus).
Herrn D . . . in London. Das G und P,
sowie die Jahreszahl 1559 auf dem Vitrulio
in der Accademia zu Venedig sind nicht
mit der Malerei gleichzeitig, sondern als
Vermerk später aufgesetzt. Ein Maler
schreibt einen Buchstaben nicht ins Laub und
läßt die I nicht eine Steinkontur über*
schneiden. Ich hatte diese Inschrift oft genug
geprüft, ehe ich sie für postpiktural erklärte.
Das hätte G. Ludwig bedenken sollen. Die
Jahreszahl hat auf diesem Bilde nicht die Be*
deutung einer Datierung durch den Künstler,
sondern die eines alten Vermerkes aus dem
Magistrato del Monte Novissimo, in dessen
Amtszimmer das Bild angebracht war. Zu

Vitrulio nächstens ein weiteres in den No*
tizen.
— Übersehen Sie nicht die Bilder von
Peeter Bout in der Galerie Crespi zu Mailand
(sauberes Leinwandbildchen; Anbetung durch
die Hirten. Signiert „P bout“. Dabei die
Jahresangabe: „Ao 1685“), beim Grafen
Lanckoronsky in Wien (wieder ein nettes
Leinwandbild. Flandrische Kermis mit un*
gezählten Figürchen von sorgfältigster Durch*
führung in allen Gründen. Vereinigung vieler
kleiner Sittenbilder in einem Gemälde. Sig*
niert und datiert: „P. bout A° 16.7“. Da*
bei die falsche Signatur: „T. Michau, f. 1677“).
Beachtenswert auch die Bilder in der Wiener
Akademie und in Pommersfelden. Über
diese letztgenannten das Nötigste in meinen
Katalogen. Zu weiteren Auskünften bereit.
Herrn Dr. R. Hätte ich es ahnen können,
daß an meinen Ausdruck „Donaustil“ ein*
mal ein fades, ästhetisierendes Buch anknüpfen
würde, so hätte ich ihn wohl für mich be*
halten.
Frau H. in H. und Frl. M. in B. Die
Ausgabe der Briefe B.s durch Dr. A. Chr.
Größenwahn steht an Oberflächlichkeit wirklich
„konkurrenzlos“ da. Wenn die vielen anderen
angekündigten Bücher desselben Herrn ebenso
ausfallen, dann kanns ja recht hübsch werden.
Das ist so die Literatur für geistig minder Be*
mittelte, die sich den Einblick in diese Art
von Büchermacherei nicht leisten können.
Frl. A. J. Die Bemerkung, die Sie mir
freundlichst übermittelt haben, ist so ein*
fältig, daß man sie fast „erdgeistreich“
nennen könnte. Bitte, das ist kein Angriff auf
die neueste Tragödie von Wedekind, die ich
noch nicht kenne. Wohin ich ziele, darüber
sind Sie gewiß nicht im Zweifel. Auch
scheint es mir, daß ein Oratorium „längst
bekannt“ sein kann, ohne daß man darum
weiß, was später einmal darüber geschrieben
werden wird. Und der „Sieg des Kreuzes“ war
längst als eine von Beethoven beabsichtigte,
aber nicht vollendete Oratorium*Komposition
bekannt, ehe die Regimentstrommel gerührt
wurde, um einige auf das Oratorium bezüg*
liehe Briefe anzukündigen. Aber in der ein-
schlägigen Literatur sollten eben diejenigen
Bescheid wissen, die sich mit Heidenlärm als
„Beethovenforscher“ aufspielen. Ohne die Ein*
sicht in die Literatur erscheint dann freilich
alles neu und unerhört.
Herrn —. In der Wissenschaft ist jede
Ringbildung vom Übel. Meinungsgruppen,
keinerlei Parteibildung gehören dahin. Man
möge auch parlamentarisches und wissen*
schaftliches Beschließen unterscheiden. In der
Wissenschaft werden die Stimmen gewogen,
nicht gezählt.

Druck von Friedrich Jasper in Wien. Klischees zumeist von der Graphischen Union in Wien.
Preis dieses Heftes 3 K = 2 M. 50 Pf. — Für unverlangte Beiträge wird keine Bürgschaft geleistet.
 
Annotationen