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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 6
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Peltzer, Rudolf Arthur: Hans Hausser von Aachen
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0158

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130

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 6.

HANS HAUSSER VON
AACHEN.
Von Rud. Arthur Peltzer.
Unter den im vorigen Jahr durch
Dr. Ernst Bassermann-Jordan veröffent-
lichten Gemälden aus der Galerie
Aschaffenburg befindet sich auch eine
kleine, auf Kupfer gemalte Ecce-homo-
Darstellung, welche die Signatur IOAS
HAVSSER. V. ACH. trägt*) *).
Da ein Maler dieses Namens dem
Kunsthistoriker bisher nicht bekannt
war, auch diese Signatur sich noch auf

Signatur des Hans Hausser von Aachen.
keinem Bilde gefunden hatte, so glaubten
manche einen „homo novus der Kunst-
geschichtet**) begrüßen zu können. Es
dürfte sich aber unter diesem langen
Namen nur ein guter alter Bekannter
verbergen, nämlich der „Manierist“ und
Hofmaler des Herzogs Wilhelm von
Bayern und des Kaisers Rudolf II.
Hans von Aachen (geb. Köln 1552,
gest. Prag 1615), dessen zahlreiche Por-
träts und Darstellungen religiösen und
*) Unveröffentlichte Gemälde aus dem
Besitz des bayrischen Staates. I. Band, 1907.
Frankfurt a. M. Tafel 6, Nr. 47. Siehe Bespre-
chung in Heft 1, S. 15. Die Wiedergabe der
Signatur zu Tafel 6 läßt die beiden letzten
Buchstaben in ACH nicht klar erkennen, doch
hat schon der Verfasser des Galeriekataloges
von 1902 so gelesen.
Dr. Dülberg in der Kunstchronik vom
26. April 1907.

sehr profanen Inhalts sich einst großer
Beliebtheit erfreuten, während sie heute
wenig beachtet und nach allen Wind-
richtungen zerstreut sind. Dr. Basser-
mann-Jordan hat diese Vermutung als
unwahrscheinlich zurückgewiesen, da
das Aschaffenburger Bild nicht genug
Anhaltspunkte für die Identifizierung
des Hausser mit dem von Aachen bot.
Wir sind nun in der Lage, ein zweites
gleicherweise signiertes und auch da-
tiertes Bild vorzuführen, welches für
den Beweis der Identität ausschlag-
gebend sein dürfte. Dasselbe stellt die
Anbetung durch die Hirten dar, ist
ebenfalls auf Kupfer gemalt, 38 ’/2 cm
hoch und 28'/, cm breit und be-
findet sich bei Dr. Alfred Peltzer
in Berlin-Wilmersdorf. Auf dem
untersten Brett der Krippe steht
deutlich erkennbar:
IAN HAVSSR*)
VÖ ACH
Aut einem Stein links unten
in der Ecke ist die Jahreszahl 1603
angebracht. Bevor wir jedoch in eine
nähere Prüfung der beiden Hausser-
schen Bilder eintreten, empfiehlt es sich
zusammenzustellen, was über den Na-
men des Hans von Aachen urkundlich
bekannt ist. Da ergibt sich, daß unser
Maler in zahlreichen Schriftstücken, so
z. B. in den Adelsdiplomen aus den
Jahren 1594 und 1605, desgleichen auf
den nach seinen Gemälden angefertigten
Stichen stets nur Hans oder Johan von
Ach, manchmal mit dem Zusatz Co-
loniensis, genannt wird, und ebenso
lautet seine Unterschrift auf Briefen**).
Auf Gemälden findet sich einige Male
Das E ist offensichtlich nur ausgefallen,
weil der Raum auf der Krippe nicht aus-
reichte (vgl. die Nachbildungen).
**) In zwei italienischen Schreiben an
den Herzog von Mantua aus dem Jahre 1604
„Johan de Ack“. Jahrbuch der Kunstsamm-
lungen d. ah. Kaiserhauses XVI, 2. Teil,
Nr. 14.012 und 14.014.
 
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