Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Aus Lemberg: die werdende Galerie
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0133

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 4.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

105

Künstler. Die Einzelheiten zerreißen den
Eindruck; aber die Realistik des Sehens
und Malens, die natürliche Geschick'
lichkeit der Mache sind so ungewohnt
lieh, daß man im kunstgeschichtlichen
und psychologischenSinne dieses Jugend'
werk mit mehr Anteil betrachten kann,
als die allbekannten, weltberühmten
Napoleonbilder, Soldatenstücke, Biblio'
thekare, Spieler, Harlekine, Schild'
wachen und anderes vom ausgereiften
Künstler. Nur wäre bei diesem Bildchen
wieder ganz besonders zu wünschen,
daß es auch etwas preziös dargeboten
würde, in breitem Rahmen, der den
Eindruck des Kunstwerkes von dem
der Umgebung genügend loshebt; auf
einer Staffelei in gutem Licht würde
die Bedeutung des Werkes klarer
werden, als in der gegenwärtigen Auf'
Stellung.
In den ungünstigen Räumen, wie
sie jetzt den alten Bildern zur Ver'
fügung stehen, schätzt wohl Jeder jedes
Bild geringer, als man es gerechter'
weise wünschen kann. Nur eine neue,
geschickt für Galeriezwecke angelegte
Räumlichkeit kann da Abhilfe schaffen.
Wie eingangs mitgeteilt wurde, liegt
der Plan vor, derlei Räume zu bauen.
Möge der Plan glücklich ausgeführt
werden.’

RUNDSCHAU.
Aachen. Durch die Kunsthandlung
Anton Creutzer, vormals M. Lempertz
kommt am 25. und 26. März eine Menge alter
und neuerer Gemälde zur Versteigerung,
darunter auch der künstlerische Nachlaß des
Düsseldorfer Malers Wilhelm Sohn. (D. N.)
Amsterdam. Bei C. F. Roos & Co.
wurden am 25. und 26. Februar moderne
Gemälde versteigert. Am 3. März kommen
in derselben Kunsthandlung zahlreiche Aqua*
relle von J. H. Weißenbruch unter den
Hammer. (Illustrierte Kataloge.)
Berlin. Die kurzdauernde Ausstellung
der Werke britischer Meister in der Aka*
demie der bildenden Künste war von großem

Erfolg begleitet — in den bemittelten Kreisen.
In die breiteren Schichten der Bevölkerung
dürfte von den feinen Genüssen dieser ganz
besonderen Kunstschau nicht viel gedrungen
sein. Die für den Zweck eines Massenandranges
zu beschränkten, im übrigen vortrefflich kon*
struierten Räume konnten kaum die Besucher
fassen, die das hohe Eintrittsgeld nicht zu
scheuen brauchten. Schier von früh bis abends
drängte man sich vor den Bildern. Die Schau*
Stellung bot eine Auswahl von guten Gemäl*
den der besten englischen und schottischen
Maler des späten 18. und frühen 19. Jahr*
hunderts. Die meisten der Gemälde sind aus
englischem Privatbesitz nachBerlin gekommen,
Kunstschätze, die auch der Englandpilger nicht
leicht zu sehen bekommt. Der deutsche Kaiser
und mehrere deutschländische Gemäldebesitzer
haben überdies englische Bilder zur Verfügung
gestellt, die ebenfalls nicht allgemein bekannt
sind. So hat denn die Ausstellung durchschnitt*
lieh höchst wertvoller Gemälde wirklich etwas
ganz Besonderes an sich. Für ein weites Be*
kanntwerden wenigstens durch Nachbildungen
will die Photographische Gesellschaft sorgen,
die schon mehrere Bilder in größtem Format
hat nachbilden lassen, und deren Schaufenster
(Berlin, Stechbahn 1) allgemein zugänglich
sind.’1') Freilich, der Farbenzauber eines
Reynolds, Höppner, Raeburn und so
weiter läßt sich nicht Grau in Grau vermitteln.
Die künstlerisch vornehme Auffassung jedoch,
hie und da sogar die Pinselführung wird im
photochemischen Graudruck erkennbar.
Die Ausstellung enthielt bis auf kleine
Ausnahmen lauter Bilder von unanfechtbarer
Benennung, gutem Stammbaum, Werke von
kunstgeschichtlicher Bedeutung, ganze Wände
voll Berühmtheiten, voran den „blauen
Knaben“ von Gainsborough, das Bildnis
des Master Jonathan Buttall. Schade, daß ein
dickes Glas das prächtige Kunstwerk zum An*
kleidespiegel erniedrigte. Und doch kann man
es dem Besitzer, dem Herzog von Westminster,
nicht übel nehmen, wenn er das kostbare
Stück vor dem reichlich aufgewirbelten Staub
des Ausstellungsraumes und vor dem rußigen
Großstadtnebel durch Glas zu schützen ver*
sucht. Das Bild ist in mehreren Wieder*
holungen vorhanden, doch gilt das Exemplar,
das in Berlin zu sehen war, für das beste.
Unter den übrigen Gainsborough der Aus*
Stellung seien noch genannt die lebensgroßen
ganzen Figuren der Lady Petre und Lady
Duncombe, zwei seiner großen Landschaften,
sein Selbstbildnis, das große Bild mit dem
Viscount Ligonier und seinem Pferde, die
Sie gibt heraus eine Veröffentlichung „Aus-
stellung älterer englischer Kunst 1908“.
 
Annotationen