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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 3
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Frimmel, Theodor von: Bemerkungen über den Meister von Utrecht
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Frimmel, Theodor von: Aus Friedrich Gauermanns Skizzenbuch der Sammlung Figdor
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0089

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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 3.

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van Ostzanen. Noch mehrere Züge, be*
sonders die Färbung und die zähe Farbe,
weisen in die Nähe des Jacobus Claessens
Trajectensis. In den meisten Werken
unseres „Meisters von Utrecht“ finden
sich eben Züge, die nach dem Norden
und solche, die nach dem Süden der
Niederlande hindeuten. Daher wurde
das Triptychon der Galerie Hoschek
von W. Martin auch als Werk eines
Antwerpener Meisters in Anspruch ge*
nommen. Daher auch dachte R. Valen*
tiner an einen Künstler, der wie Cop
nelis Cornelisz Kunst von Holland
nach den südlichen Provinzen gezogen
wäre. Van Manders Charakteristik dieses
Malers Kunst, eines Sohnes von Cor*
nelis Engelbrechts, paßt freilich nicht
ganz auf die Gruppe, die als Werke des
Meisters von Utrecht zusammengestellt
werden können, doch mag es sein, daß
man vorläufig nur die leicht zu erkennen-*
den Werkstattbilder aus reifer Zeit auf*
gefunden und frühere, mehr individuell
aufgefaßte Arbeiten noch nicht recht
beachtet hat. Einige Beziehung der
Malweise des sogenannten Meisters von
Utrecht zur Art des Cornelis Engelbrechts
in Leyden läßt sich nicht verkennen.
Ob der Drei-Königsmeister, der
Meister von Utrecht, wirklich gerade
von Utrecht gebürtig und dort tätig
war, ist überdies ein wenig fraglich.
Zum mindesten müßte man vor einer
bestimmten örtlichen Angabe die Frage
klargelegt haben, ob der nahe verwandte
Kunstbruder Jacobus Claessens Tra*
jectensis in Utrecht oder Maastrich
gewirkt hat. „Trajectensis“ kann sich
auf Trajectum superius, d. i. Maastrich,
oder auf Trajectum inferius, d. i. Utrecht,
beziehen, und nur das künstlerische und
sonstige Übergewicht Utrechts über
Maastrich gewinnt uns einigermaßen für
Utrecht. So lange Jacob Claessens nicht
sicher lokalisiert ist, wird auch beim Drei*
Königsmeister Freiheit herrschen, ob
man ihn nach Leyden, Maastrich oder

Utrecht schieben mag. In den bisher
bekannt gewordenen Utrechter Urkunden
kommt nichts vor, das man gerade auf
Jacobus Trajectensis oder auf den Drei*
Königsmeister beziehen könnte. Man
wird in Maastrich und Leyden wenig*
stens Gegenproben machen müssen, was
wohl im Zusammenhang mit anderem
die Mühe lohnen könnte. Übrigens war,
soweit die bisher zusammengestellten
Bilder einen Schluß erlauben, unser
Drei*Königsmeister kein Bahnbrecher,
kein Genie mit hochfliegenden künst*
lerischen Plänen und stürmischer Ein*
bildungskraft. Seine Typen wiederholen
sich ziemlich einförmig, wobei ich
immer die Möglichkeit offen halte, daß
bessere Leistungen von ihm entweder
verloren oder noch nicht erkannt sind.
Als Geschäftsmann mag er tüchtig ge*
wesen sein. Jedenfalls hielt er sich eine
Werkstatt für die Herstellung mittel*
großer und kleiner Hausaltäre, auf denen
gewöhnlich eine Anbetung durch die
Magier dargestellt war.
Die Wissenschaft darf nie behaupten,
daß sie eine Aufgabe für alle Zeiten
bewältigt habe. Sie tut aber gut daran,
von Zeit zu Zeit der Reihe nach die
Stellen zu prüfen, wo sich etwa ein
Fortschritt, eine Klärung erreichen läßt.
In diesem Sinne genommen, dürften
auch die obigen Erörterungen ihre Be*
rechtigung haben, die nach Möglichkeit
einen Überblick über den heutigen Stand
der Frage nach dem „Meister von Ut*
recht“ oder dem niederländischen Meister
der Drei*Königsbilder geboten haben und
Andeutungen geben, wo etwa weiter zu
suchen wäre.

AUS FRIEDRICH GAUER*
MANNS SKIZZENBUCH IN
DER SAMMLUNG FIGDOR.
Die österreichischen und bayrischen
Nordalpen wirkten auf die Maler des

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