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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

DOI issue:
Heft 9 und 10
DOI article:
Frimmel, Theodor von: Ein Bildnis von Bernadino Campi
DOI article:
Frimmel, Theodor von: C. (vielleicht Claes) Snellinck
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0239

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Nr. 9 und io

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

209

Vollkommen zu den Angaben bei
Lamo stimmt dagegen die bedeutende
Qualität des Bildes, die den Empfänger
oder Auftraggeber veranlaßt hat, den
Künstler reisen zu lassen. Haben wir doch
ein treffliches Bild vor uns, zwar von
einem „Eklektiker“ gemalt, aber von
so frischer sicherer Technik in jeder Be-
ziehung, daß man es den besten er-
haltenen Bildnissen aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts beigesellen
darf.
Kunstgeschichtlich ist das Bild auch
dadurch interessant, daß es zwischen
der Bildniskunst eines Giulio Romano,
eines Sebastiano del Piombo und der
Späteren eine brauchbare Brücke schlägt.
In der raschen Abtönung vom hellen
Licht zu kräftigen schwärzlichen Schatten
mutet uns das Bildnis des Quintavalle
etwa an, wie eine Vorausnahme der
tenebrosen Art eines Merisi da Cara-
vaggio. Ein Eindruck das, der insofern
von den Tatsachen gestützt wird, als
Caravaggio seine Lehrjahre in Mailand
verbrachte, zu einer Zeit, als Bernardino
Campi dort tätig war*). Freilich ist
von einem Lehrverhältnis nichts Sicheres
bekannt.
Einige beschreibende Angaben mö-
gen den Abschluß bilden. Soweit ich
einstweilen die Unterlage des Bildes
untersucht habe, scheint das Brett
von italienischer Linde abzustammen.
Es war zum Teil morsch und brüchig
infolge starken Wurmstiches beziehungs-
weise starker Beschädigung durch Bor-
kenkäferlarven. Ein durchdringender
alter Riß von oben bis unten nahe beim
rechten Bildrand ist geschickt kuriert.
Vor Zeiten sind zur Sicherung an allen
vier Seiten Holzleisten festgenagelt
*) Diese Beobachtung ist nicht neu. In
dem nachgelassenen Artikel von W. Kailab
über Caravaggio, den J. v. Schlosser ver-
öffentlich! hat (im Jahrbuch der kunsthistori-
sehen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses, Bd. XXVI) ist auf diese Angelegen-
heit angespielt.

worden, die ihrerseits auch schon wieder
ein wenig wurmstichig geworden sind.
Auf dem Malbrett sitzt ganz dünner
weißer Grund. Die Malerei ist augen-
scheinlich Ölfarbe. Dunkle Töne vor-
herrschend. Gewand und Birret sowie
der Hintergrund schwärzlich in ver-
schiedenen Stufen und Tönungen. Ant-
litz und Hände sicher und fest model-
liert und gezeichnet. Gelblichbraune
Hautfärbung.
Abmessungen: Höhe 6472 cm,
Breite 49 y2 cm.

C. (VIELLEICHT CLAES)
SNELLINCK.
Im Zusammenhang mit mehreren
älteren Mitteilungen in diesen Blättern
ist wohl Folgendes der Beachtung wert:
Nachdem auf Gerard Snellinck hinge-
wiesen worden, konnte auch angedeutet
werden, daß es noch weitere Maler
desselben, beziehungsweise eines ganz
ähnlichen Namens gibt*). Auch ein
C. Snellinx (Snellink) wurde genannt.
Von einem „C. Snellink“ ist eine sig-
nierte Landschaft in der fürstlich
Liechtensteinschen Galerie zu finden.
Eine waldige Gegend mit einem Wasser
links vorne. Mitten mehrere Figuren.
Abenddämmerung (Katalog von 1873,
Nr. 917, Verzeichnis von 1885, Nr. 367).
Diese Landschaft sieht aus, wie eine
flandrische Parallelerscheinung zum
holländischen Wynants, doch steht sie
nicht auf der gleichen hohen Kunst-
stufe wie die Arbeiten des berühmten
Holländers. Dem Stil nach fällt sie um
*) Zu Gerard Snellink „Blätter für Ge-
mäldekunde“, Bd. I, S. 143 ff. Die zwei damals
abgebildeten Schlachten sind mittlerweile in
die Sammlung Matzvanszky gelangt. Über
ein Bild in Wisowitz, Bd. IV, S. 148. Der
Name kommt auch vor in einem alten Antwer-
pener Inventar nach Angabe des Antwerpschen
Archievenblad, XXI, S. 326.

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