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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 5
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Frimmel, Theodor von: Zwei Madonnenbilder aus der Sammlung Lotmar in Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0141

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Blätter für GehAldekuhde

ZU BEZIEHEN DURCH
DIE BUCHHANDLUNG
GEROLD & Co., WIEN,
I. STEPHANSPLATZ 8.

VON
Dr. TH. v. FRIMMEL

- ZUSCHRIFTEN AN -
DEN HERAUSGEBER ZU
RICHTEN NACH WIEN,
IV. SCHLÜSSELGASSE 3.

IV. Band.

APRIL 1908.

Heft 5.

ZWEI MADONNENBILDER AUS DER SAMMLUNG
LOTMAR IN BERN.
Vom Herausgeber.
Ein malerisch gelegenes, vornehm eingerichtetes Heim nahe der Schlucht,
durch welche die Aare rauscht, ist das Haus Lotmar in Bern. Mit Kunstwerken
mannigfacher Gattung ist es in Wahrheit geziert. Bis in alle Ecken, an allen
Wänden wertvolle Kunst. Der gelehrte Besitzer sammelte und ordnete mit feinem
Verständnis, aber ohne Großtuerei und Lärm. So ist denn die Sammlung Lotmar
viel weniger bekannt, als sie es verdient. Auch ist es nicht so leicht, in der statt-
lichen Menge von Kunstgegenständen zu Rande zu kommen und über alle fach'
männische Rechenschaft zu legen.
Aus der Fülle des Vorhandenen seien vorläufig zwei Madonnen hervor'
gehoben, die mir bei der Durchsicht der Bilder am festesten im Gedächtnis ge'
blieben sind; die eine altertümlich hart, ein Werk des Trecentisten Barnaba
da Modena, die andere von weicher Lieblichkeit, wie nur ein Lombarde des
frühen 16. Jahrhunderts weich und lieblich malen kann. Barnaba da Modenas
Täfelchen hat, nicht nur mit neueren Werken verglichen, sondern auch neben
den Bildern seiner Zeitgenossen, einen etwas steifen altertümelnden Stil, wogegen
der Lombarde einer fortschrittlichen, auf Ausdruck und Lebenswahrheit aus'
gehenden Kunstrichtung angehört.
Die Bilder nach der Zeitfolge vornehmend, hat Barnaba da Modena, oder
wie er sich selbst unterzeichnet, „Barnaba de Mutina“, den Vorrang. Wie so
viele andere Trecentisten fand auch Barnaba da Modena in neuester Zeit eine
verhältnismäßig eingehende Würdigung. Einige Jahre ist es erst her, daß sich
die „Rivista d’arte“ (III. Bd.) mit dem nachschleppenden, wenig temperament'
vollen Modenesen Barnaba beschäftigt hat. Bald folgte weiteres in der Zeit'
schrift „L’Arte“ von 1905, wo Venturi unter anderem das Himmelfahrtsbild des
Barnaba aus der Sammlung Sterbini zu Rom bekannt machte. 1906 ver'
öffentlichte Toesca ebenfalls in „L’Arte“ einiges über Werke des Barnaba in
Ligurien. Vor kurzem brachte W. Suida ein Bild der National'Galerie zu
Budapest mit Barnaba in Verbindung („L’Arte“ 1907). Die Kataloge einiger
Galerien, in denen Werke Barnabas vorkommen, haben diesem Künstler ihr
Augenmerk zugewendet. Neuerlich faßte Venturi im V. Band seiner Storia dell’arte

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