Frimmel, Theodor von [Hrsg.]: Blätter für Gemäldekunde (4.1907/1908)

144 BLATTER FÜR GEMALDEKUNDE. Nr. 6.

Adriaen Brouwer, W. Steenhoff über Anton
Mauve, S. H. de Roos über die heutigen
Lettern, Dr. R. Jacobsen über die Brüder
Oyens, W.Martin überZeichnungen im Amster-
damer Kabinett, E. S. van Reesma über ägyp-
tische Textilarbeiten, J. Mesnil über die Samm-
lung Kann. Daneben allerlei über Ausstel-
lungen und neue Literatur.
„Kunst und Künstler“ (Berlin, Bruno
Cassirer). In den jüngst ausgegebenen Heften
Artikel von Max J. Friedländer über „Die
Engländer in der Berliner Akademie“, von
J. Trojan über „Berliner Altväterisches“, von
Karl Scheffler über Lovis Corinth, von Alfred
Sisley „Über Landschaftsmalerei“, von Gustav
Pauli über Franz Krüger, von Jan Veth über
Charles Keene, von M. Liebermann „Erinne-
rungen an K. Steffeck“. Ferner werden mit-
geteilt zwei Briefe von Franz Krüger an Karl
Steffeck, Angabgen über Kunstereignisse ver-
schiedener Art.
„Rassegna d’Arte“, geleitet von Guido
Cagnola und Francesco Malaguzzi-Valeri (Mai-
land, Alfieri & Lacroix). Aus dem Inhalt des
neuen Jahrganges hervorzuheben die Artikel
von G. Frizzoni über einen Schnitzaltar in
Belluno, die Studie von Malaguzzi-Valeri über
die Zeichnungen der Sammlung Dubini und
über Cesare da Sesto, die Arbeiten von Frizzoni,
G. Poggi und Berenson.

BRIEFKASTEN.
— Mit Bedauern muß ich Ihnen mittei.'en,
daß es mir an Zeit fehlt, das Erreichbare über
den Brüsseler Maler Peeter Bout zusammen-
zustellen. Um entgegenzukommen, wird anbei
der signierte P. Bout von 1684 abgebildet, der
aus der Frankfurter Sammlung S. B. Gold-
schmidt in die Wiener Galerie Mats-
vanszky gelangt ist. Die nahe Verwandtschaft
dieses Bildes mit dem im Städelschen Institut
(mit der undeutlichen Jahreszahl 1677 oder
1679) wird Ihnen bei näheren Studien bald klar
werden. Zwei undatierte Bilder in Breslau.
Auch die Mainzer Galerie kommt in Frage,
ebenso der Bilderbesitz im Schloß zu Dessau,
die Mannheimer und Stuttgarter Galerie (Nr. 105
und 114), die Prager Galerie, die Galerie Moltke
zu Kopenhagen (dort zwei sichere figurenreiche
Marktbilder). Die unlängst gegebenen Notizen
(Heft 4, S. 112) seien nochmals in Erinnerung
gebracht. Dies zur Ergänzung der Liste, die in
A. v. Wurzbachs Lexikon aufgestellt ist. Fein
und gut das Bild in der Augsburger Galerie.
Nicht unwichtig das Bild in Rotterdam, das
in Antwerpen. Das vorliegende Bild der

Sammlung Matsvanszky ist im Versteigerungs-
katalog Goldschmidt beschrieben, aber nicht
abgebildet.
Die Zeichnungen und Radierungen
des P. Bout dürfen nicht übersehen werden.
Vor Jahren, als ich selbst Studien über den
Künstler anstellte, waren Stiche nach Bout in
mehreren großen Sammlungen noch bei Jan
Both eingereiht. Vorsichtshalber suchen Sie
also auch unter diesem Namen nach.
In alten Inventaren und Katalogen dürfte
sich manches finden. Ich notierte bisher aller-
dings nur das älteste Inventar der Wiener
Galerie Jäger und das Verzeichnis der alten
Prager Sammlung Wrschowetz (Nr. 72 ff.). —
Alles in eine geordnete Reihe zu bringen, muß
ich Ihnen überlassen.
Herrn — in L. Ein großes signiertes
Breitbild (r55X*‘l5) von Jacob Savery,
felsige Landschaft mit großen Laubbäumen,
befindet sich in der Wiener Sammlung Mo ritz
Heim. Es bringt Tiere und Pflanzen aus der
Fauna und FloraMitteleuropas zur Darstellung.
Keinerlei exotische Erscheinung. Links vorne
im Halbschatten ein Hirschpaar. Der bei Savery
oft vorkommende Lichtblick liegt auf dem
Wasserfall und den Felsen.
Frl. R. in W. Sie haben es doch gelesen:
In M. sei vor kurzem folgende ominöse Ver-
mischung zweier Ankündigungen vorge-
kommen. Ein Gemälderestaurator und ein
Insektenvertilger wollten zufälligerweise gleich-
zeitig ihre Kunst anpreisen. „Sicherer Tod allen
Insekten ..“ begann der Eine. Der Andere sen-
dete ein: „Sichere Wiederherstellung alter Ge-
mälde...“. Der Böse wollte es nun, daß die
Annonce des Restaurators lautete: „Sicherer
Tod allen Gemälden, die man mir anvertraut..
hochachtend A. V. E. R., Putzer.“ „Sichere
Wiederherstellung alter Insekten ..“ mußte der
zweite Ankündiger lesen. Ich hoffe, daß das
Geschichtchen erfunden ist.
Herrn ... in M. Wunsch und Einbildungs-
kraft sind die Eltern so manchen wissenschaft-
lichen Fundes.
Herrn — in W. Ihre Frage wird ungern
beantwortet. Der Verunstaltung landschaft-
licher Bilder steht man gewöhnlich machtlos
gegenüber. Einige Gedanken dazu im vorigen
Jahrgang. Die besondere Frage nach derDonau-
landschaft ist mir nun gar zuwider. Durch
Vorarbeiten für den Donau-Oderkanal ist ja
wirklich an einer Stelle böse gehaust worden.
Ob und wann aber, oder wie der Donau-Oder-
kanal, oder der Kanal der Donau, oder der
Donaukanal, oder die Oder allein entstellt
werden, das müßte Ihnen, oder den Donau-
Oderkanalräumern nun schon — der alte
Scholz aus dem Himmel herunter erklären.

Druck von Friedrich Jasper in Wien. Klischees zumeist von der Graphischen Union in Wien.
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