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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 9 und 10
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Rundschau
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Zur Abbildung nach Goovaerts
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0251

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Nr. 9 und io

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

221

JV/en. Am 30. November Versteigerung
der Sammlung R. S. (Wiener Bilder des
19. Jahrhunderts) durch G. Pisko (illustrierter
Katalog).
— Im Dorotheum Ausstellung von
Werken lebender Meister Oktober bis De-
zember (Illustrierter Katalog). — An den
Tagen vom 16. bis 18. November wurde die
Sammlung William Unger versteigert. Die
Kataloge waren vorzüglich ausgestattet und
gedruckt. Die Prachtausgabe, in der Universi-
täts-Buchdruckerei Adolf Holzhausen her-
gestellt, hat bleibenden Wert und enthält
mehrere Originalradierungen von W. Unger.

Im ersten Teil des Buches, denn ein solches
liegt in diesem Katalog vor, werden sämtliche
811 Blätter verzeichnet, die Unger bisher ge-
schaffen hat.
Zwickau. Herr Rittergutsbesitzer v.
Römer auf Steinpleis hat eine große Anzahl
von Ölgemälden und anderen wertvollen
Sammelstücken der Stadtgemeinde Zwickau
geschenkt. Die Bilder sollen vorläufig im
Kunstvereinsgebäude und im Rathause unter-
gebracht und später dem König Albert-Museum
überwiesen werden („Antiquitäten - Rund-
schau“, Heft 28).

ZUR ABBILDUNG NACH GOOVAERTS.

Der Maler Hendrick Goovaerts, der
als Antwerpener Künstler des 18. Jahrhunderts
gebucht ist, gehört zu den geschicktesten Zeich-
nern und Koloristen seiner Zeit. Die Horemans
sind neben ihm farblos, B. v. den Bossche wirkt,
mit Goovaerts verglichen, unruhig bunt. Seine
Sittenbilder sind lebendig gedacht, nahezu geist-
voll komponiert. Hat sich auch der große Markt
für die galanten Franzosen des 18. Jahrhun-
derts erklärt, deren Hauptbilder heute nur
mehr von Millionären bezahlt werden können,
so hat daneben ein H. Goovaerts, dessen Wert-
schätzung heute noch verhältnismäßig gering
ausfallen dürfte, viele Aussicht, allmählich zu
den angesehensten Meistern seiner Zeit empor-
zusteigen. Die Nachbildung eines Werkes von
diesem H. Goovaerts mag den Abschluß des
vorliegenden Bandes zieren. Die fröhliche
Szene, die dargestellt ist, bestimmte die Aus-
wahl und richtet sich als ein Wunsch: „Frohes
Fest!“ in bildlicher Form an die Leser dieser
Blätter. Dabei braucht das künstlerische
und kunstgeschichtliche Moment nicht zu
kurz zu kommen. Das nachgebildete Gemälde
ist geschickt gezeichnet und modelliert. Über
die Färbung fehlen mir in diesem Falle
nähere Angaben. Durch eine alte, sauber ge-
malte Signatur
„H. G00VAERTS-‘
und die Datierung 1714 (links am Postament
für die Puttengruppe am Ende der Treppe)
wird das Bild kunstgeschichtlich bedeutungs-
voll. Nach der Jahreszahl zu schließen, muß
es in der reifen Zeit des Künstlers entstanden
sein, von dem man weiß, daß er 1669 geboren
ist*). Er stammte aus Mecheln und war in
*) Einige Literatur, die für diesen Goovaerts
in Betracht kommt, ist genannt in A. v. Wurzbachs
Lexikon niederländischer Künstler. Zur Charakteristik
des Malers Frimmel: Kleine Galeriestudien, N. F.,
Heft I, S. 15 und 49. Die meisten biographischen An-
gaben im Katalog der Antwerpener Galerie von Van-
Lerius.

Antwerpen sowie in einigen Städten Öster-
reichs und Deutschlands, auch in Wien,
Prag, Frankfurt a. M. tätig. Nach zehnjähri-
ger Reisezeit wurde er 1699 Freimeister
der Antwerpener Gilde. Seine Bilder sind
überaus selten geworden. Zwei Werke aus
dem Jahre 1707 werden im Bruckentalschen
Museum zu Hermannstadt bewahrt, wo man
diesen Maler auch mit einem historischen
Bildchen vertreten findet (Nr. 222 ff. des
Kataloges von M. Csaki). Ein gediegenes Werk
von ihm zu Hannover in der königlichen
Galerie (alte Nr. 427, Nr. 157 des Kataloges
von Eisenmann). Die Antwerpener Galerie
besitzt ein weiteres Gemälde von unserem
Künstler (Nr. 178 der alten und neuen Kata-
loge). In der städtischen Galerie zu Frank-
furt am Main sind zwei allegorische Stücke
zu finden, deren Malweise sich (nach meinen
alten Notizen zu schließen) gänzlich an die
auf den bisher genannten Werken anreiht. Das
Bild mit dem Fest aus der Schloßgalerie zu
Ansbach ist zuerst durch Bassermann-Jordan
bekannt gemacht worden (vgl. Tafel 3 des
zweiten Bandes von: „Unveröffentlichte Ge-
mälde alter Meister aus dem Besitze des
bayrischen Staates“). Die umstehende Ab-
bildung geht auf eine Photographie zurück,
die ich der Freundlichkeit des Herrn Doktors
Bassermann-Jordan verdanke.
Das Bild in Ansbach könnte nach der
Art der Darstellung ein Gegenstück zu dem
in Hannover sein. Beide messen überdies un-
gefähr 67 X 85 cm- Beide haben Leinwand als
Malgrund. Nach meinen alten Notizen ist das
Bild in Hannover signiert
,H.
Goovaerts“
jedoch nicht datiert. Dargestellt sind Musi-
kanten und italienische Schauspieler in Ko-
stümen der Zeit um 1720.
 
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