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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 8
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Frimmel, Theodor von: Zur Geschichte der gräflich Friesschen Gemäldesammlung
DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Das Pantheonbild des Hubert Robert in der Darmstädter Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0208

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l8o

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 8.

Weste. Hosen grau. Im Hintergrund
ein graugrüner Vorhang ausgespannt.
(Breite 0*28, Höhe 0*22.) In blassen
Tönen zart, duftig, gewissenhaft aqua'
reihert. Eine Signatur war nicht zu ent'
decken, doch bietet ein alter, wohl
gleichzeitiger Vermerk auf der Kehr'
seite Ersatz. Auf einem Blättchen steht
dort:
„Therese Gräfin v. Fries, geb. d.
26. Jan. 1799*), Emma, geb. 28. Juli
1816, Moritz Graf v. Fries, geb. 6. May
1777. Gemalt von Carl Agricola 27. Dez.
1816.“
Das Gegenstück bringt die drei
übrigen Kinder zur Darstellung. Laut
Inschrift auf der Hinterseite des Bild'
chens sind es:
„Therese, geb. 6. Okt. 1806, Moritz,
geb. 2. Merz 1804 [und] Adelheid, geb.
d. 23. Merz 1810, gemalt von Carl Agri'
cola 10. Aug. 1816.“
Die kleinen Bilder sind vor einigen
Jahren in der Wiener Miniaturaus'
Stellung zu sehen gewesen und ge'
legentlich erwähnt, aber noch nirgends
abgebildet worden. Bis gegen 1816 hatte
der Familie noch innen und außen
volles Glück geblüht. Bald begann aber
das Haus zu wanken. Liegt nicht schon
ein merklicher Schleier von Sorge auf
dem Antlitz des Grafen, wie er von
Agricola dargestellt ist? 1816 war das
Bankhaus schon passiv. Zehn Jahre
später brach das Ganze zusammen und
bald darauf starb Graf Moritz. Man
mußte viele Güter zu Geld machen,
hauptsächlich aber den kostbaren Kunst'
besitz, dessen Verkauf jahrelang dauerte.
In alle Winde zerstreut ist die Gemälde'
Sammlung. Sie hat nach Angabe einer
gleichzeitigen Schrift aus dreihundert
Bildern bestanden. Wie man sie sich vor'
zustellen hat, das soll demnächst im drit'
ten Heft der Beilage skizziert werden.
*) NB. Agricola hat diese Jahreszahl un-
richtig angegeben.

DAS PANTHEONBILD DES
HUBERT ROBERT IN DER
DARMSTÄDTER GALERIE.
Ungefähr hundert Jahre sind ver'
strichen, seitdem der französische Ar'
chitekturmaler Hubert Robert zum
letzten Male die Augen geschlossen
hat. Robert starb in Paris am 15. April
1808. Vor kurzem hat man sich aus
Anlaß dieser hundert Jahre an den
einst so berühmten Maler erinnert, und
es ist begreiflich, daß auch die „Blätter
für Gemäldekunde“ im Jahre 1908 dem
Künstler einige Zeilen widmen.
Der Anlaß sei dazu benützt, das
Bild zu besprechen, das zu den wert'
vollen Schaustücken der großherzog'
liehen Galerie zu Darmstadt gehört.
Beachtet ist das treffliche Werk aller'
dings längst; auch ist es z. B. durch
eine Radierung von Halm für den
X. Band der „Zeitschrift für bildende
Kunst“ in weiten Kreisen bekannt ge'
worden; überdies weiß man, daß es für
den Duc de Choiseul gemalt worden
ist. Die Beziehungen des Bildes zur
Aufnahme in die Pariser Akademie
sind jedoch nicht beachtet worden. In
der französischen Literatur ist oftmals
vom Aufnahmebild des H. Robert die
Rede, ohne daß man dabei an das Bild
der Darmstädter Galerie gedacht hätte,
und über das Gemälde in Darmstadt
wurde geschrieben, ohne es zu dem
Pariser Rezeptionsbild in Beziehung zu
setzen. Und doch vertritt das Gemälde
in Darmstadt die Ausführung jener
Komposition, der Hubert Robert seine
Aufnahme in der Pariser Akademie zu
verdanken hat.
Der Zusammenhang wird klar,
wenn man einerseits die Reste der Im
schrift auf dem Bilde in Darmstadt be'
rücksichtigt, anderseits die Quellen be'
nützt, die sich auf die Bestellung des
Bildes beziehen. Die Inschrift lautet
nach einer Notiz, die ich vor Jahren
 
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