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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 4.
Ein gutes holländisches Bildnis in
der Art des Samuel v. Hooghstraeten
fällt unter einer Menge zum Teil un-
angenehmer später NachahmungenRetm
brandts auf. Dazwischen einige gute
Kopien nach Rembrandt.
Recht undeutlich signiert ist eine
ländliche Szene bei Ruinen, die aus-
sieht, wie eine Kopie nach G. B.
Weenix oder Th. Wyck. Die Signatur
könnte für J. d(e) Brouwere ge-
nommen werden, wonach vielleicht an
einen der späten Maler Brouwer ge-
dacht werden könnte. *)
Eine kleine Landschaft mit einem
Bacchanal, wohl von Moses van
Uytenbroeck, hat durch Verputzen ge-
litten.
Wenn ich hier nochmals den Saes
anführe, so geschieht es, um an seine
Antwerpener Abkunft zu erinnern.
Ein ganz später, zu seiner Zeit be-
rühmter flandrischer Maler Eugene
Joseph Verbo eckhoven wird durch
einen Schafstall vertreten. Ich muß es
den Spezialisten für diese Gruppe von
Tiermalerei überlassen, sicher Bescheid
zu sagen. Mich hat das Bild nicht als
echtes Werk Verboeckhovens überzeugen
können. Was ich von Verboeckhovens
Arbeiten im Gedächtnis habe und
was ich jüngst (in Leipzig) zur Ver-
gleichung benützen konnte, wies eine
mehr ausgeglichene Farbenstimmung
auf, als das Bild in Lemberg.
Kopien nach Teniers, nach P. v.
Bioemen und eine nach Van Bassen
kopierte Architektur mögen noch Er-
wähnung finden.
Aus Spanien stammt vermutlich
die lebensgroße Halbfigur eines Trinkers,
die, wie ich erfahre, schon einige ganz
große Namen erhalten hat. Ich kann da
*) Obreens Archief (IV) kennt einen Jan
Brouwer, der 1697 und noch 1701 in der
Haager Gilde erwähnt ist. Ein Justus Brouwer
steht in der Leydener Gilde 1676 verzeichnet
(Obreen V).
nicht mitgehen und mache höchstens
die Stufe einesjose Antolinez (1639 bis
1676) frei. Dieser Künstler hat viele
fremde Einflüsse in sich aufgenommen,
schillert sogar ein wenig holländisch,
Halsartig und hat die Effekte seiner
berühmten malenden Landsleute gar
wohl wahrgenommen. Neben der be-
rühmten schwebenden Magdalena im
Pradomuseum zu Madrid werden die
Bilder des Antolinez in anderen Museen
wenig beachtet, wie z. B. die große
Bildnisgruppe von 1662 in Kopenhagen,
wie das signierte Gemälde der Galerie
Raczynski (bis vor einiger Zeit in
Berlin), ein weiteres in Hermannstadt,
wie die unbefleckte Empfängnis in der
Münchener Pinakothek und einige
andere. Es bedarf wohl noch eines ganz
besonderen Studiums, festzustellen, ob
die angedeutete Fährte die richtige ist,
oder ob die schwarzen Schatten in die
Nähe des Merisi da Caravaggio führen.
Einen ganz flott gemalten Greisen-
kopf wollen wir ebenfalls unter die
Spanier stecken, auch wenn damit auf
den vorgeschlagenen Namen D. Teo-
tocopuli noch nicht eingegangen wird.
Frankreichs Kunst erweist sich
in Lemberg viel reichlicher und viel
üppiger repräsentiert, als die Spaniens.
Ein Bildchen in der Art der Le-Nain
mit Haustieren, dunkel gehalten, ver-
dient einige Beachtung, obwohl ich es
im allerdings nicht übersichtlich zu-
sammengestellten Katalog von Champ-
fleury nicht vorgefunden habe. Die Le-
Nain werden wenig studiert und oft
mit anderen Meistern verwechselt. Ich
meine, daß sich auch der Cavaliere
Sweerts in Magdeburg als Le-Nain zu
erkennen geben wird.
Dem Pierre Mignard (1610—1695)
mag eine vorzügliche Madonna zuge-
hören, die anbei abgebildet wird. Viel-
leicht ist sie gleich der „Vierge ä la
grappe“ im Louvre ein Erzeugnis der
italienischen Zeit des Künstlers, oder
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 4.
Ein gutes holländisches Bildnis in
der Art des Samuel v. Hooghstraeten
fällt unter einer Menge zum Teil un-
angenehmer später NachahmungenRetm
brandts auf. Dazwischen einige gute
Kopien nach Rembrandt.
Recht undeutlich signiert ist eine
ländliche Szene bei Ruinen, die aus-
sieht, wie eine Kopie nach G. B.
Weenix oder Th. Wyck. Die Signatur
könnte für J. d(e) Brouwere ge-
nommen werden, wonach vielleicht an
einen der späten Maler Brouwer ge-
dacht werden könnte. *)
Eine kleine Landschaft mit einem
Bacchanal, wohl von Moses van
Uytenbroeck, hat durch Verputzen ge-
litten.
Wenn ich hier nochmals den Saes
anführe, so geschieht es, um an seine
Antwerpener Abkunft zu erinnern.
Ein ganz später, zu seiner Zeit be-
rühmter flandrischer Maler Eugene
Joseph Verbo eckhoven wird durch
einen Schafstall vertreten. Ich muß es
den Spezialisten für diese Gruppe von
Tiermalerei überlassen, sicher Bescheid
zu sagen. Mich hat das Bild nicht als
echtes Werk Verboeckhovens überzeugen
können. Was ich von Verboeckhovens
Arbeiten im Gedächtnis habe und
was ich jüngst (in Leipzig) zur Ver-
gleichung benützen konnte, wies eine
mehr ausgeglichene Farbenstimmung
auf, als das Bild in Lemberg.
Kopien nach Teniers, nach P. v.
Bioemen und eine nach Van Bassen
kopierte Architektur mögen noch Er-
wähnung finden.
Aus Spanien stammt vermutlich
die lebensgroße Halbfigur eines Trinkers,
die, wie ich erfahre, schon einige ganz
große Namen erhalten hat. Ich kann da
*) Obreens Archief (IV) kennt einen Jan
Brouwer, der 1697 und noch 1701 in der
Haager Gilde erwähnt ist. Ein Justus Brouwer
steht in der Leydener Gilde 1676 verzeichnet
(Obreen V).
nicht mitgehen und mache höchstens
die Stufe einesjose Antolinez (1639 bis
1676) frei. Dieser Künstler hat viele
fremde Einflüsse in sich aufgenommen,
schillert sogar ein wenig holländisch,
Halsartig und hat die Effekte seiner
berühmten malenden Landsleute gar
wohl wahrgenommen. Neben der be-
rühmten schwebenden Magdalena im
Pradomuseum zu Madrid werden die
Bilder des Antolinez in anderen Museen
wenig beachtet, wie z. B. die große
Bildnisgruppe von 1662 in Kopenhagen,
wie das signierte Gemälde der Galerie
Raczynski (bis vor einiger Zeit in
Berlin), ein weiteres in Hermannstadt,
wie die unbefleckte Empfängnis in der
Münchener Pinakothek und einige
andere. Es bedarf wohl noch eines ganz
besonderen Studiums, festzustellen, ob
die angedeutete Fährte die richtige ist,
oder ob die schwarzen Schatten in die
Nähe des Merisi da Caravaggio führen.
Einen ganz flott gemalten Greisen-
kopf wollen wir ebenfalls unter die
Spanier stecken, auch wenn damit auf
den vorgeschlagenen Namen D. Teo-
tocopuli noch nicht eingegangen wird.
Frankreichs Kunst erweist sich
in Lemberg viel reichlicher und viel
üppiger repräsentiert, als die Spaniens.
Ein Bildchen in der Art der Le-Nain
mit Haustieren, dunkel gehalten, ver-
dient einige Beachtung, obwohl ich es
im allerdings nicht übersichtlich zu-
sammengestellten Katalog von Champ-
fleury nicht vorgefunden habe. Die Le-
Nain werden wenig studiert und oft
mit anderen Meistern verwechselt. Ich
meine, daß sich auch der Cavaliere
Sweerts in Magdeburg als Le-Nain zu
erkennen geben wird.
Dem Pierre Mignard (1610—1695)
mag eine vorzügliche Madonna zuge-
hören, die anbei abgebildet wird. Viel-
leicht ist sie gleich der „Vierge ä la
grappe“ im Louvre ein Erzeugnis der
italienischen Zeit des Künstlers, oder