Fischer, Johann Leonhard: Anweisung zur praktischen Zergliederungskunst (Band 1): nach Anleitung des Thomas Pole, anatomical instructor ; Mit dreizehn Kupferplatten (Leipzig, 1791)

22Z
Zwei und dreißigstes Rapitel.
Von der E i n sp r i tz u n g einer F ru cht, um
den Blutkreislauf derselben in der
Gebärmutter zu zeigen.
Präparat zu machen braucht man eben nicht
sonderlich geübt zu seyn, ob es gleich oft selbst den
geschicktesten Zergliederern mißräth, hauptsächlich wenn
Die Gefäße durch Gerinnungen verstopft sind.
Es taugen hierzu nur tödkgedorne Kinder,
oder solche, dis bald nach der Geburt gestorben
stnd Die todtgebornen sind immer vorzuziehen;
denn da die Lungen in diesen niemals in Thätigkeit
gesetzt worden, so find die Lungenschlagadern (^rre-
riae pulmünsles) weniger ausgedehnt; deswegen pflegt
die Jnjectionsmässe mit größerer Leichtigkeit durch
den Schlagadergang (DuLLus arlcriostis) *) und das
eyförmige Loch (b'orLmen oualc) *") zu dringen.
Die Injektion zu verrichten, schneidet man im
Nabelstrange (kuniculus umbilicalis), den man drei
oder vier Zoll lang hängen und nicht auslrocknerr
lassen muß, die Blutader von den Schlagadern sorg«
faltig los. Dann steckt man in die Blutader ein
Röhrchen von mittlerer Größe, hütet sich aber, Die
Schlagadern nicht mit zu unterbinden. Ist dieses ge«
schehen, so spritzet man mehreremale warmes Was-
ser ein, bis es durch die Nabelschlagadern ohne Hin«
derniß'wieder herauöfließt. Dabei muß man anfangs
nur wenig Gewalt brauchen, bis die Gefäße von de»
Gerinnungen etwas gereinigt worden sind, oder man
lauft Gefahr, sie zu zerreissen. Hierauf injicirt man
Luft
') Dies ist ein Canal, der von der Lungcnschlagader herkommt,
sich in der großen Schlagader endigt, und bald nach der
Geburt verschwindet.
Das eyförmige Loch ist eine Oefnung, die vom reckten
Herzobr in das linke führt, und nach der Geburt des Kin-
des verschlossen wird.