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Die Gartenkunst — 5.1903

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Sprenger, C.: El Pardo
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Heinricy, Bruno: Grünbleibende Gehölze [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0061

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42

DIE GARTENKUNST

V, 8

malerisch, und die grofsen Wälder, von unten hinaufsteigend,
gleichen mit ihren Kronen, deren jede einzelne sich
formvollendet abhebt vom blauen Himmel, einer Herde
vom Himmel herabgesenkter Wolken-Schäfchen, welche
die grüne Farbe der Erddecke angenommen haben, um
die sonst nackte Erde zu schmücken. Der Anblick eines
Ballota-Waldes- gehört zu den schönsten Vegetations-
bildern, und ich bin überrascht von der Ausdehnung dieser
Wälder und Haine hier im Pardo bei Madrid. Allerdings
gibt es ausgedehntere Buchen-, Eichen oder Föhrenwälder
in Europa, auch gibt es schönere Mischwälder in den
Pyrenäen und den Alpen, allein kaum irgendwo schönere
Ballota-Wälder, und wenn Baedeker seiner gläubigen Herde
trocken erzählt, die Umgebung von Madrid sei ohne be-
sonderen Reiz, so ist er entschieden ungenügend unter-
richtet oder hat sie selber nicht gesehen. El Pardo ist
denn auch von den Madridern sehr beliebt und gesucht,
die selbst an sonnigen Wintertagen, wie ich selber sah,
hierher in langen Zügen pilgern. Viele Menschen aber
finden auch an der Steppe Gefallen und überall ist Leben
auf dieser schönen Erde.
Am rechten Ufer des Manzanares liegt ein Eichenhain,
ganz deutsch, von respektablen Quercus pedunculata.
Dorthin ziehen des Frühlings die deutschen Turner von
Madrid und feiern ihr Turnfest, an dem, wie ich höre,
auch Se. Exzellenz der Botschafter des Deutschen Reiches
teilnimmt.
Der Manzanares bildet viele Sandbänke und kleine
Inselchen, oft mit Weiden und Pappeln oder Tamarisken
geschmückt. An seinen flacheren Ufern gibt es wunder-
schöne Wäldchen der Mannaesche, die überaus malerisch
erscheinen. Diese Esche wird von Zeit zu Zeit wie bei
uns die Weiden geköpft und bildet umfangreiche, kurze,
dunkle, knorrige Stämme, auf deren Höhe die viel ver-
zweigte, blätterreiche und frischgrüne Krone aufgesetzt
ist. Auch das ist sehr schön, und wenn die Eschen im
Schmucke ihres frischgrünen Laubes und ihrer Blüten
stehen, mufs der Kontrast mit den dunklen Ballota-Wäldern
äufserst wirksam sein.
In den königlichen Forsten der Ballota-Eichen waren
auch gestern, des Samstags, die podadores beschäftigt,
dieselben zu lichten und das gewonnene Holz zu Kohlen-
meilern aufzutürmen. Freilich erschien es mir, als ob
man auch darin etwas des Guten zu viel tat. Die Zweige
bringt man den Bäckern von Madrid.
Gehölze, ihre Pflege und Verwendung.
Grünbleibende Gehölze.
Vortrag, gehalten in der Sitzung vom 8. Dezember 1902.
Von Bruno Heinriey, Obergärtner.
(Schlafs.)
Eine zwergige Form ist Berberis buxif. nana, ganz dichte
Büsche bildend. Bemerkenswert ist auch noch Berberis
empetrifolia, eine zierliche Pflanze mit stachelspitzigen
Blättern und gelben Blüten, die sich besonders zur Be-

pflanzung von Felspartien eignet. Berberis ilicifolia mit
grünen, unterseits blaugrünen und mit stechenden Zähnen
besetzten Blättern. Die langgestielten goldgelben Blüten
sitzen am Ende eines Triebes. Berberis japonica, dessen
eirund-lanzettliche, lederartige und harte Blätter mit grofsen,
sehr spitzigen Stacheln besetzt sind. Die gelben Blüten
sind klein und hängen auf an der Spitze übergebogenen
Stielen. Berberis Neubertii (B. aquifolium X B. vulgaris)
mit grofsen, lederartigen, teils einfachen, teils gefiederten
Blättern. Ein besonders interessanter Bastard von über-
hängendem Wuchs ist Berberis stenophylla, dessen schmale
graugrüne Blätter sich von den rotbraunen Zweigen wir-
kungsvoll abheben. Die sattgelben Blüten, welche im Mai
bis Juni in grofser Zahl erscheinen, sind aufserordentlich
wohlriechend. Ich empfehle ihn daher als einen sehr
feinen und wertvollen Strauch. Das Laub der Ligustrum
ist weniger widerstandsfähig, weshalb wir sie eigentlich
nur zu den halbimmergrünen Gehölzen rechnen können,
die jedoch für uns Landschaftsgärtner wegen dieser Eigen-
schaft fast unentbehrlich sind. Als einen der schönsten
erwähne ich hier Ligustrum ovalifolium von aufstrebendem
Wuchs und mit eirunden glänzendgrünen Blättern, Ligus-
trum atrovirens, dunkelgrün belaubt, Ligustrum laurifolium
mit schönem, glänzendem Blatt, Ligustrum sinense, dessen
reicher Flor weifser Blütenrispen im Juli sich hübsch von
dem dunklen Laube der dichtzweigigen, rundlichen Sträu-
cher abhebt.
Eins der verbreitetsten und bekanntesten immergrünen
Gehölze ist der Ilex mit seinen verschiedenen Varietäten,
auf die ich wohl als genügend bekannt nicht näher ein-
zugehen brauche. Ebenso auch die Buxus-Arten, von denen
ich nur eine neuere, sparrig wachsende chinesische Art,
den Buxus Harlandii, kurz erwähnen möchte, der im Sommer
durch seine frische grüne und im Winter gelbbraune Be-
laubung eigenartig wirkt.
Seltener jedoch finden wir in den Baumschulen und
Anlagen den herrlichen Elaeagnus umbellata, welcher eine
Höhe bis zu 4 m erreicht. Die elliptischen, oberseits
grünen, unterseits silberglänzenden Blätter geben dem
Strauch ein eigenartiges Aussehen und machen ihn zur
Herstellung von Kontrasten und Belebung von Gruppen
sehr geeignet.
Interessante immergrüne Arten gibt es auch unter
den Evonymus, die durch ihre grüne Belaubung im Winter
für uns wertvoll sind. Der bekannteste unter ihnen, Evo-
nymus japonica radicans, mit den hübschen rundlichen,
dunkelgrünen Blättern und dem kriechenden resp. aus-
legenden Wuchs eignet sich zur Bepflanzung von Gehölz-
rändern und da er sich auch schneiden läfst, zur Bildung
von Rabatten und Einfassungen. Eine grofsblättrige Art,
die im allgemeinen die Eigenschaften der vorigen besitzt,
dürfte sich infolge ihres starken Wachstums besonders
zum Bepflanzen von immergrünen Strauchgruppen eignen:
sie bildet auch, auf Hochstämmen von Evonymus europaea
veredelt, sehr schöne Kronen und demgemäfs einen wert-
vollen Zierbaum für unsere Anlagen, wie wir ihn sonst
nicht aufzuweisen haben. Sehr hübsch ist auch die
kriechende Art Evonymus jap. fol. arg. varieg. mit den
 
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