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Die Gartenkunst — 5.1903

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Lange-Dietharz, Willy: Gartengedanken
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Verschiedene Mitteilungen
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102

DIE GARTENKUNST

V, 6

Reihen bilden, so werden die Wege gerade. Verteile ich die
Hindernisse unregelmässig — wobei allerdings oft sehr schema-
tisch verfahren wird —, so werden die Wege krumm. Nun
sagt Sch.-N., es sei ein Widersinn, krumme Wege zu legen
und nachher die Hindernisse (Motive) zu schaffen. Ja, ist denn
das bei regelmäfsigen Anlagen nicht ebenso? Was ist das
Notwendige zur Entstehung des anderen, das Hindernis oder
der Weg? Was ist wichtiger für das Bestehen des Wesens
„Huhn“, — das Ei oder die Henne?
Dafs Wege nur Sinn haben, wenn sie Ziele haben, dafs wo
keine Ziele sind, auch keine Wege zu sein brauchen, habe ich
oft genug betont.
Soll ich noch erwähnen, warum die Alten dicke Mauern,
feste Gartenhäuser bauen, langsam wachsende Hecken pflanzen
konnten? Fast jeder Grundbesitz ward vererbt, selten ver-
kauft; sie bauten und pflanzten für Generationen von Nach-
kommen. Wer heute ein Fideikommis besitzt, mag hohe, dicke
Mauern bauen und Hecken pflanzen, um die „Tradition“ zu
pflegen. Wer seinen Besitz und Wohnort aber zu wechseln
gezwungen ist, will doch auch etwas haben. Er mufs die
Bäume frei wachsen lassen, dafs sie ihm Schatten, Schutz
geben, er darf nicht abschneiden, was alljährlich wächst.
Ferner: die Pflanzenschätze der Gärten waren zur Zeit der
„Alten“ nicht so mannigfaltig. Viele unserer Pflanzen lassen
sich im regelmäfsigen Garten nicht unterbringen, um sie in ihrer
Eigenart zu geniefsen. Weil man zu jener Zeit nur über wenig
Gehölze verfügte, die anders waren als die im Wald, wollte
man wenigstens in ihrer Formung einen Unterschied machen,
ihnen den Herrschaftsstempel aufdrücken. Übrigens eignet sich
unser Klima nicht für leichte Anzucht von Hecken wänden; —
die Vorbilder für sie in Sch.-N.s Buch stammen daher fast alle
aus England, dem Lande feuchtgemäfsigten Klimas und — der
Fideikommisse.
Den Dingen, die Sch.-N. so bekämpft, als hätte sie vor ihm
niemand getadelt, haben sich künstlerisch, d. h. vor allem mit
Wahrheitsliebe begabte Gärtner und Gartenfreunde schon
lange abgewendet. (Ich stelle Herrn Schulze-Naumburg gern
zahlreiche Veröffentlichungen zur Verfügung.) Hätte er sich auf
dieses Gebiet beschränkt, würde man sein Werk unterstützen
können. Bekämpfen braucht man es nicht, — denn das Rad
der Zeit läfst sich nicht zurückdrehen, und rastlos rollt es
weiter auf der Bahn wissenschaftlicher Weltanschauung.

Preisausschreiben.

Der Magistrat zu Schöneberg bei Berlin hat zur Aus-
gestaltung des neuen Stadtparkes bei der Erfurter Strafse
ein öffentliches Preisausschreiben erlassen. Gefordert
werden neben dem generellen Projekt — englische Parkanlagen
-— Spezialprojekte für die Bepflanzung im einzelnen. Die
Preise im Betrage von 1500, 1000 und 500 Mark sollen mit der
Mafsgabe ausgesetzt werden, dafs auch die nicht prämiierten
Entwürfe für je 300 Mark angekauft werden können. Das mit
der Vergebung der Preise zu betrauende Preisgericht soll be-
stehen aus je 3 Mitgliedern des Magistrats und der Stadt-
verordnetenversammlung und einem gärtnerischen Sachver-
ständigen.
Das Berliner Tageblatt schreibt hierzu: „Es ist ein altes
Übel, dafs man bei Schaffung von öffentlichen Parkanlagen
gewöhnlich auf die künstlerische Seite wenig Rücksicht nimmt,
obwohl gerade hier besondere künstlerische Prachtentfaltung
mit Leichtigkeit betätigt werden kann. Es ist daher mit
doppelter Genugtuung zu verzeichnen, dafs der Schöneberger

Magistrat auf eine kunstvolle Ausgestaltung des neuen Stadt-
parkes bei der Erfurter Strafse grofses Gewicht legt“.
Gewifs ist diese Absicht des Magistrats anerkennenswert,
ob aber bei der Zusammensetzung des Preisgerichts etwas Er-
spriessliches erzielt werden wird, das dürfte mehr als fraglich
sein. Immer ist es Regel gewesen, dafs dei’ Sachverständige
im Preisgericht in überwiegender Zahl vertreten ist, da nur
dann die künstlerische Seite der Projekte in befriedigender
Weise beurteilt werden kann. Will die Behörde eine Be-
teiligung wirklich erster Kräfte an dem Wettbewerb, dann
müssen mindestens 5 Sachverständige neben 4 Laien in das
Preisgericht gewählt und die Namen aller vorher veröffentlicht
werden, anderenfalls sind nur minderwertige Arbeiten zu er-
warten. Unsere Mitglieder aber sollten sich, durch die Er-
fahrung bei ähnlichen Wettbewerben gewitzigt, von einer
Beteiligung unter allen Umständen fernhalten, wenn eine
Änderung in der Zusammensetzung des Preisgerichts nicht
beliebt werden sollte. A. Fintelmann.

Verschiedene Mitteilungen.
Das altberühmte Palmenhaus der Flora zu Charlotten-
burg wird nunmehr, nachdem der Garten bereits vor Jahres-
frist durch Anlage von Strafsen der Bebauung aufgeschlossen
worden ist, auch abgerissen und dem Erdboden gleich gemacht.
Eine Hauptzierde des einst so prächtigen Etablissements ist
damit dem Untergange geweiht. Ein wechselvolles, aber wenig-
erfreuliches Schicksal hat die Flora hinter sich. Ende der
siebenziger und Anfang der achtziger Jahre war ihre Blütezeit,
als dort die höchsten Gesellschaftskreise sich das Stelldichein
gaben, bald aber verschwand der Ruhm und trotz aller Ver-
suche gelang es nicht, den herrlichen Garten und das grofs-
artige Glashaus mit seinen prächtigen Palmenriesen zum
dauernden Lieblingsaufenthalt zu gestalten. A.
Der Mainzer Verschönerungsverein blickte am 11. Mai
auf eine 50 jährige Tätigkeit zurück, die er zur Verschönerung
der Stadt Mainz, besonders zur Herstellung öffentlicher Garten-
anlagen verwandte, die aus städtischen Mitteln nicht gemacht
werden konnten. Nach dem vom Vorstande des Vereins
herausgegebenen Bericht sind in der Zeit von 1853 bis Ende
1874 120644 Gulden 19 Kr. und von Anfang 1875 bis jetzt
171947,06 Mark verausgabt worden, die lediglich zur Ver-
schönerung der Stadt und deren Umgebung verwendet wurden.
Zur Feier des Tages stiftete der Vorstand der Stadt Mainz und
ihren Bewohnern eine Wettersäule, ausgerüstet mit den
neuesten Instrumenten und automatischen Registrierapparaten,
die er auf dem Gutenbergplatz errichten liels. G.
Wandsbek gewinnt durch seine gärtnerischen Anlagen
immer mehr anheimelnden Schmuck und idyllische Strafsen-
bilder. In freundlichem Grün prangt das Wandsbeker Gehölz,
einst ein gröfserer Forst, jetzt eine sich lang hinstreckende
von Villenkolonien umgebene Waldung, welche durch geschickt
angelegte Wege dem Besucher angenehme Spaziergänge bietet.
An Stelle der vor einigen Jahren abgebrannten Kirche erhebt
sich ein neues schönes Gotteshaus, in dessen Umgebung-
freundliche Garten anlagen geschaffen sind. Besonders schön
waren die Frühjahrsbeete in den älteren Anlagen an der
Schlolsstrafse:'rosa Tulpen (Rose grisdelin) als Mittelpflanzung;
gefüllte weisse (La candeur) zur Einfassung. Auch ein grofses
Tulpenbeet am Eingang in die Anlage von der Hamburger
Seite war sehr schön in Farbenzusammenstellung und Wirkung.
Die vor zwei Jahren begonnene Neuanlage an der neuen
Königstralse und der Wandse ist jetzt vollendet und mit viel
 
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