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Die Gartenkunst — 5.1903

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104

DIE GARTENKUNST

V, 6

der Lehranstalt, der Ministerialdirektor Dr. Thiel, den Wunsch
hege, den Vortrag erst dann gehalten zu sehen, wenn Programm.
Stundenplan und Etat ganz festständen. Da nun in der letzten
Nummer der Gartenwelt ein diesbezügliches Programm ver-
öffentlicht worden sei, so regt Landschaftsgärtner Brodersen
an, dennoch der Frage näher zu treten, ob den berechtigten
Wünschen der Gartenkünstler bei der Einrichtung der Anstalt
in Dahlem Rechnung getragen sei. Wenn auch nicht der
äufseren Form, so doch dem Sinne nach, sollte die Lehranstalt
eine Hochschule werden; sie dürfe daher nicht in dem alten
Fahrwasser bleiben, sondern müsse einen höheren Standpunkt
einnehmen und weitgehenderen Zielen zustreben. Hierzu ge-
höre vor allen Dingen, dafs der Lehrkörper erweitert werde
und dafs dementsprechend auch der Direktor der Anstalt nicht
wie bisher die Stelle nebenamtlich bekleide, sondern in der
Lage sei, im Hauptamte seine Kräfte voll und ganz dem In-
stitute zu widmen. In dem Leiter der Anstalt möchte er auch
keinen Fachmann verkörpert sehen, durch welchen der eine
oder der andere Zweig des Gartenbaues bevorzugt werde.
Als einen grofsen Vorteil erachtete er es, wenn ferner zur
Leitung der Anstalt eine wissenschaftlich gebildete Kraft be-
rufen werde. Es stände ihm fern, Rechenschaft über das bis-
her Geleistete zu verlangen, hieran Kritik zu üben oder darüber
zu klagen; er halte vielmehr lediglich bei der bevorstehenden
Verlegung der Anstalt den Zeitpunkt für aufsero'rdentlich
günstig, um Vorteile für eine bessere Gestaltung derselben zu
erreichen. Der Redakteur Giemen gibt seinem Bedauern
Ausdruck, dafs dem Verein die Auskunft vorenthalten würde,
während in der Gartenwelt der mit dem Namen des Direktors
unterzeichnete Prospekt veröffentlicht wäre, und bespricht an
der Hand des Programms die von der bisherigen Einrichtung
der Gärtnerlehranstalt abweichenden Neuerungen. Der Schrift-
führer weist insbesondere darauf hin, dafs in dem Lehrplane
der Landschaftsgärtnerei — von dem viel zutreffenderen Aus-
druck „G artenkunst“ habe man Abstand genommen — die unbe-
dingt erforderlichen Vorlesungen über Pflanzengeographie, Deko-
rationen, sowie über Blumen und Stauden vermifst werden.
Mit zwei Drittel Stimmenmehrheit stimmt die Versammlung dem
Anträge Brodersen zu: der Vorstand möge in Anregung
bringen, dafs der Leiter der zukünftigen Lehranstalt zu Dahlem
eine akademisch gebildete Kraft und zwar nicht im Nebenamt,
sondern im Hauptamt sei. Der Vorstand erklärte, dafs er den
Antrag in seiner nächsten Sitzung in Erwägung ziehen werde.
Nunmehr gibt der Vorsitzende eine eingehende Schilderung
über die Lage und den Zustand der bei Berlin gelegenen
Schönholzer Heide, deren Verkauf bekanntlich vom Fiskus
beabsichtigt sei und an deren Erhaltung anderseits die Ge-
meinden Schönholz, Pankow und Niederschönhausen wegen
des regen Besuches der Heide seitens der Berliner Ausflügler
ein grofses Interesse hätten. Alle bisherigen Eingaben und
Vorstellungen dieser Gemeinden bei den zuständigen Behörden
zur Erhaltung bezw. zur Abtretung des Waldes seien ohne
Erfolg gewesen. Redner gibt zum Schlüsse noch der Er-'
wägung anheim, ob es empfehlenswert erachtet werde, wenn
von Seiten des Vereins Schritte in dieser Angelegenheit unter-
nommen würden. Die Versammlung verschliefst sich nicht der
Überzeugung, dafs der Verein es sich wohl angelegen lassen
sein müsse, dahin zu wirken, dafs behufs Förderung der Wohl-
fahrt und Hygiene die vorhandenen „Lungen“ einer Grofsstadt
von der Bebauung ausgeschlossen blieben, etwaige Schritte zu
unternehmen, dürfte jedoch nicht ratsam erscheinen, da hier
ein Spezialfall vorläge, der sich nicht nur im Umkreise von
Berlin, sondern an vielen anderen Orten oft genug wiederhole.
Hierauf wird beschlossen, den Ausflug nach Rheinsberg

im Anschlüsse an die vom botanischen Verein dei' Mark Branden-
burg am Sonntag den 7. Juni vorgesehene gleiche Partie zu
unternehmen;*) zum Schlüsse teilt dann noch der Schriftführer
mit, dafs von dem beabsichtigten Ausflug nach Beelitz Ab-
stand genommen werden müfste, da der Vorstand der Landes-
versicherungs-Anstalt mit Rücksicht auf die bereits bewilligte
grölsere Anzahl von Gruppenbesichtigungen einem weiteren
Besuch wegen der damit verbundenen Störungen für dieses
Jahr nicht mehr gestatten könne.
Der Vorsitzende: Der Schriftführer:
Fintelmann. Weifs.

Sitzungsbericht vom 17. Mai 1903 im Volksgarten
zu Cöln.
Die Sitzung war von 32 Mitgliedern und 5 Gästen besucht.
Tagesordn ung:
1. Eingänge.
2. Vortrag über Landes versehener ung.
3. Submissionswesen.
4. Gartenbau-Ausstellungen in Cöln und Düsseldorf.
5. Anträge für die Hauptversammlung.
Vor Eintritt in die Tagesordnung begrüfste der Vorsitzende
die zahlreiche Versammlung und widmete besonders herzliche
Begrüfsungsworte dem neuen Gruppenmitgliede Herrn kgl.
Gartenbaudirektor Encke, Gartendirektor der Stadt Cöln, an
dessen Eintritt in unsern Kreis frohe Hoffnungen knüpfend.
Herr Encke dankte mit freundlichen Worten.
Zu 1 begrüfst es die Gruppe, dafs der Hauptvorstand, vor-
behaltlich der Genehmigung der diesjährigen Hauptversamm-
lung, der Einladung des Komitees der internationalen Kunst-
und Gartenbauausstellung in Düsseldorf: die nächstjährige
Hauptversammlung daselbst abzuhalten, Folge zu leisten gedenkt.
Zu 2 hält Herr kgl. gepr. Obergärtner Glogau-Bonn einen
sehr interessanten Vortrag über Landesverschönerung, der leb-
haften Beifall findet und in unserer Zeitschrift veröffentlicht
werden soll.**) Im Anschlufs hieran entspinnt sich eine lebhafte
Debatte über die Aufgabe der Gartenkünstler, insbesondere in
den Verschönerungsvereinen geschmacksbildend zu wirken, an
der sich die Herren Hoemann, Encke, Jung, Beithner
und der Vorsitzende beteiligten. Die Aussprache zeitigte den
bei 5 zu nennenden Antrag für die Hauptversammlung.
Zu 3 spricht Herr Hoemann über die Submissionsfrage
in der Gartenkunst und hält die allgemeinen Submissionen für
absolut unzweckmäfsig, da hierdurch gewissenlosen Lieferanten
und Unternehmern Tür und Tor geöffnet werde. Bei Pflanzen-
submissionen müssen alle Arten einzeln genau bezeichnet und
umschrieben, sowie bemustert sein; ebenso sei bei auszuführen-
den Arbeiten eine genaue Angabe und scharfe Überwachung-
notwendig. Bei Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte könne
man dem vom Hauptvorstand vorgelegten Entwurf zu einer
Regelung des Submissionswesens seitens des Berliner Unter-
nehmerverbandes zustimmen. Die Versammlung erklärt sich
nach kurzer Debatte seitens der Herren Reinhardt, Hoemann
und des Vorsitzenden mit den Ausführungen des Referenten
einverstanden.
Zu 4 berichtet zunächst Herr Hillebrecht über den Stand
der Vorarbeiten für die Düsseldorfer Ausstellung und bemerkt
einer Anfrage des Herrn Nauen gegenüber, dafs man den
Ausstellern für ihre Mühen durch zahlreiche Geldpreise, sowie
möglichste Verringerung der Unkosten entgegenkommen wird.
*) Wir bitten, das diesbezügliche Inserat zu lesen, da um-
gehende Anmeldung nötig ist. Der Vorstand.
**) S. Seite 96 dieser No. D. Red.
 
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