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Die Gartenkunst — 5.1903

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V, 12

DIE GARTENKUNST

221

zwar nicht möglich gewesen, allen Herren Teilnehmern persönlich
näher zu treten; zu um so gröfserer Freude habe es ihm aber
gereicht, die Vorstandschaft in seinem Landhause willkommen
heifsen und ihnen sein Besitztum, insbesondere seine gärtnerischen
Anlagen zeigen zu dürfen. Die Stunden, die die Herren bei
ihm verbracht, werden ihm stets unvergefslich sein.
Die Ehrenmitgliedsurkunde werde er als ein liebes An-
denken an jene Tage betrachten und hoch in Ehren halten.
Sie bilde für ihn zugleich auch ein sichtbares Unterpfand der
engeren Beziehungen, die ihn mit den Gartenkünstlern und
ihren idealen Bestrebungen verbinden.
Als Gartenfreund habe er bei der Ausgestaltung seines Be-
sitztums selbst, wenn auch nur in bescheidenem Mafse, mit-
gewirkt und in der Pflege der Pflanzen sowie in dem dadurch
bedingten Verkehr mit der Natur eine Fülle ehedem ihm un-
bekannter idealer Genüsse kennen gelernt. Er fühle sich der
Vereinigung der Gartenkünstler innerlich nahestehend und
gebe mit Freuden die Versicherung, dafs er die Vereinigung
stets in ihren Bestrebungen unterstützen werde, beseelt von
dem Wunsche, dals dieselben immer mehr Anerkennung finden,
dafs ihre hohe Bedeutung von den Stadtverwaltungen immer
mehr gewürdigt werden und der Sinn für eine gedeihliche
Gartenpflege in die weitesten Kreise dringen möchte.
Er spreche für die auch künstlerisch sehr wertvolle Ehren-
mitgliedsurkunde den herzlichsten Dank aus und bitte die
Herren der Deputation, diesen seinen Dank auch der Vorstand-
schaft übermitteln zu wollen.
Zur besonderen Ehre gereiche es ihm, dafs in der Zeit-
schrift des Vereins eine Beschreibung seiner gärtnerischen An-
lagen, sowie photographische Darstellungen derselben aufge-
nommen werden sollen. Selbstverständlich gebe er hierzu gern
die Ermächtigung und stehe den Herren mit etwaigen Notizen
bereit willigst zur Verfügung. J. Heiler.

Zur Festrede des Herrn Ministerialdirektors Dr. Thiel
bei Eröffnung der Gärtner-Lehranstalt in Dahlem.
Gelegentlich der bei der Einweihung der neuen Lehranstalt
zu Dahlem von dem Ministerialdirektor Dr. Thiel gehaltenen
Bede sagte dieser, dafs das Verlangen nach Gleichstellung der
gärtnerischen Lehranstalten mit anderen Hochschulen, speziell
auch in bezug auf die Vorbildung, viel weniger aus den Kreisen
der selbständigen Kunst- und Handelsgärtner, als aus den
Kreisen der beamteten Gärtner entsprungen sein und seinen
Grund nicht in der dadurch garantierten besseren Fachbildung,
als wie in sogenannten Dignitäts- und Gehaltsfragen finden
dürfte. — Der Verein deutscher Gartenkünstler darf es sich als
sein Verdienst anrechnen, dafs er es gewesen ist, dessen Be-
strebungen darauf gerichtet waren, die vorzugsweise Aus-
gestaltung der Wildparker Lehranstalt in eine Hochschule für
die Gartenkunst — und nicht die aller gärtnerischen Lehr-
anstalten — ins Leben gerufen zu sehen. Nicht das Studium
des Gartenbaues, worauf auch hier hingewiesen sein mag,
sondern das der Gartenkunst und die praktische Ausübung
derselben bedarf —darin sind sich wohl alle gartenkünstlerisch ge-
bildeten Praktiker einig — eines gröfseren Mafses von Vorbildung,
als es bisher der Fall gewesen und leider auch heute noch ist.
Diesem ernsten, rein sachlichen Streben der Beteiligten nach
besserer Vor- und Ausbildung die durch nichts begründete Be-
hauptung gegenüberzustellen, dafs diese Bestrebungen nicht
ihren Grund in der dadurch garantierten besseren Fachbildung,
sondern in sogenannten Dignitäts- und Gehaltsfragen haben
dürften, will uns etwas gewagt und ungerechtfertigt erscheinen.
Unser Ringen war — wie aus allen diesbezüglichen Denk-

schriften zu ersehen ist — einzig und allein nach höherer Vor-
bildung und infolgedessen zu erzielender eingehenderer Fach-
bildung gerichtet: nicht zur Erreichung persönlichen, besseren
Wohlbefindens, sondern zur Hebung der Gartenkunst im all-
gemeinen, zur angemessenen Anerkennung des Wertes der
Gartenkunst in dem Haushalte der Natur bei der Ausgestaltung
von Wohlfahrtseinrichtungen grofser und kleiner Gemeinwesen.
Hierbei sind aber vielmehr und in bedeutend hervorragenderer
Weise die geschäftstreibenden als die beamteten Gartenkünstler
beteiligt. Der gleichfalls nicht der Wirklichkeit entsprechenden
Anschauung, dafs das Verlangen nach Gleichstellung mit anderen
Hochschulen aus den Kreisen der beamteten Gärtner ent-
sprungen sei, kann überdies die Tatsache gegenüber gestellt
werden, dafs von allen denen, welche die bekannte Eingabe
an das Abgeordnetenhaus unterschrieben haben, nur ein Dritteil
der Beamtenschaft angehörte.
Es unterliegt ferner gewifs keinem Zweifel, dafs in erster Linie
die persönliche Leistung für die gesellschaftliche und Fach-
stellung ausschlaggebend ist; so ist es schon von jeher gewesen
und wird es auch noch ferner bleiben, trotz der bestehenden
und etwa neu einzurichtenden Examina. Aber mehr noch als
in jedem anderen Berufe, ganz besonders aber mehr als in dem
des Landwirtes, den man immer und immer wieder in ganz
unberechtigter Weise mit dem des Gärtners in Parallele stellt,
werden in Zukunft die Prüfungen eine hervorragende Rolle
in dem Vorwärtskommen des einzelnen wie in der Erlangung-
selbständiger Stellungen spielen. Denn weit zahlreicher als
früher wird bereits jetzt die Erledigung bestimmtei’ Examina
bei der Besetzung führender Stellungen — sei es in öffent-
lichen oder in privaten Verwaltungen — als Bedingung gestellt.
Den hierdurch begründeten Bestrebungen mit dem Vorwurfe
zu begegnen, dafs die gegenwärtige Generation lediglich eine
Besserung ihrer eigenen Lebenslage bezwecken wolle, dürfte
sich somit als durchaus hinfällig erweisen. Es ist den lebenden
Fachgenossen jederzeit klar gewesen, dafs sie auf einen Vorteil
nicht zu rechnen haben, dafs vielmehr ein Nutzen dereinst erst
ihren Nachkommen erwachsen werde.
Über das Hineinziehen der Titelfrage in die Festrede
können wir füglich hinweggehen, sie hat bei allen Kollegen
nur Bedauern hervorgerufen und der Vermutung Raum ge-
geben, dafs derartige Anregungen den mafsgebenden Stellen
nur aus Kreisen zugeführt sein können, die dem Streben der
Gartenkünstler ohne Kenntnis der wirklichen Sachlage mit
einem unerklärlichen Vorurteil gegenüberstehen.
Für den Verein deutscher Gartenkünstler ist die Frage der
fachlichen Ausbildung der Jünger der Gartenkunst viel zu
ernst, als dafs er Zeit und Mufse finden könnte, sich ein
Eingehen auf derartige Anspielungen zu gestatten; er wird
aber von dem dringenden Wunsche und der zuversicht-
lichen Hoffnung getragen, dafs die zuständigen Behörden sich
bereit finden lassen möchten, nach dem Grundsätze audiatur et
altera pars nicht blofs diejenigen zu hören, welche gegen die
Einrichtung einer Hochschule sind, sondern auch diejen •gen,
welche die Zweckmäfsigkeit derselben nachweisen können.
Hätte man seinerzeit sich dazu entschliefsen können, nur in
den Kreisen der die Gartenkunst praktisch Ausübenden eine
Umfrage zu halten, wäre die Entscheidung sicher zugunsten
der Einrichtung der Hochschule ausgefallen. Wie dem nun
heute auch sei: der bisherige Fortschritt auf dem Gebiete der
Gartenkunst ist ein gewaltiger und liefert in beredterer Sprache,
als Worte es vermögen, den Beweis, dafs eine bessere und
gediegenere Vor- und Ausbildung für sie eine Notwendigkeit ist.
Der Vorstand des Vereins deutscher Gartenkünstler.
 
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