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Die Gartenkunst — 5.1903

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DIE GARTENKÜNSl'

V, 12

‘222

Die Gruppe Hamburg hielt am 23. Oktober abends in
Kothes Wintergarten ihre Monatsversammlung ab, in der,
nach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten, der
Vorsitzende, Friedhofsinspektor Chr. Koopmann, einen Vor-
trag hielt über: „Anwendung des Kontrastes in der Land-
schaftsgärtnerei. “
Referent stellte die Harmonie- und Kontrastwirkung als
reiche Quellen dar, aus denen der Landschaftsgärtner die
Schönheit seiner Bilder zu schöpfen in der glücklichen Lage
sei, und dals besonders der Kontrast noch manche nicht allge-
mein bekannte Reize aufzuweisen habe. Es seien zweierlei
Arten Kontraste zu unterscheiden und zwar solche, die er-
zeugt würden durch Gegenüberstellen von Gegenständen, die
ihrem Wesen nach verschieden und solche, die wohl gleich-
artig aber entgegengesetzte Eigenschaften besäfsen. Dieses
wurde durch viele interessante Beispiele erläutert, und nicht
nur Bäume, Sträucher, Blumen, sondern auch das Wasser, die
Felsen, Berge, Täler und vor allen Dingen auch die Beleuch-
tung in ihren mannigfaltigen Wirkungen in einem Landschafts-
bild besprochen. Längere Zeit weilte Redner bei dem Kontrast,
den das Wasser mit seinen verschiedenen Formen hervorzu-
bringen so wunderbar fähig sei: so als offenes Meer, als
lieblicher See oder Teich, als gewaltiger Strom, als lebhaft
fliefsender Bach, als murmelnde Quelle oder als künstlich ge-
schaffene Fontäne. Bei letzterer sei es wirkungsvoller, wenn sie
ihren Strahl in die Höhe sende, der Hintergrund nicht aus
grau- oder helllaubigen Pyramiden, sondern aus Gegenständen
mit mehr dunklem Ton und aus Gehölzen mit kräftig grünen,
in die Breite gehenden Kronen gebildet würde. Aber auch
vor stark wirkenden Horizontallinien, wie vor Terrassenbauten,
bringe die Fontäne einen grossartigen Kontrast hervor, sowie
auch, wenn der Fontänenstrahl nicht durch ein Bassin einge-
engt sei, sondern frei aus einem gröfseren Gewässer, wie bei
Babelsberg, hervorspringe, eine wunderbare Kontrastwirkung
hervorgebracht würde. Nächst dem Kontrast zwischen Wasser
und seiner Umgebung sei der bedeutenste zwischen Gebäuden
und den sie umgebenden Anpflanzungen zu suchen, hervor-
gebracht durch die so verschiedenartige Richtung der Linien,
wobei die Linien der Erdoberfläche die Wirkung noch bedeutend
zu vergröfsern vermöchten. Das Überraschende und Schlagende
der ersten Kontrastgruppe falle in der zweiten allerdings fort.
Es gehöre hierher besonders der Gegensatz zwischen Laub-
und Nadelhölzern.
Jene versetzten das Gemüt in eine heitere, diese in eine mehr
ernste, feierliche Stimmung. Deshalb sei die Vereinigung beider
Arten in derselben Gruppierung zu vermeiden oder mindestens
mit grofser Vorsicht anzuwenden. Aber auch die Laubhölzer
unter sich könnten recht gute Kontrastwirkungen hervorbringen.
Eine nicht unbedeutende Rolle spielten die Licht- und Schatten-
kontraste in der Landschaftsgärtnerei, auf die der Gärtner aller-
dings am wenigsten Einflufs habe, weil diese hauptsächlich
von dem günstigen Einfallen der Beleuchtung, also vom Stand
der Sonne und von der Richtung der einfallenden Strahlen
abhingen, die sich fortwährend änderte. In der Parklandschaft
würde das Licht besonders durch den hellen Himmel als unbe-
malter Teil des Horizonts, durch Wasserflächen, Rasenbahnen,
durch Kiesflächen der Wege und Plätze sowie durch Gebäude
mit hellem Anstrich gebildet, während Gehölzgruppen sowie
einzelne Bäume und Sträucher, etwaige Felsen und Gebäude
mit dunklem Ton den Schatten bildeten. Als ein gutes Verhältnis
zwischen Licht und Schatten könne man es betrachten, wenn
jenes weniger, dieser mehr als die Hälfte des Raumes einnähme.
Die sich oft so reizvoll zeigenden Kontraste in der Herbst-
färbung der Gehölze durch berechnende Zusammenpflanzung

bestimmter Arten stets hervorbringen zu wollen, sei jedoch
vergebliche Mühe, weil die Witterungsverhältnisse, die Feuchtig-
keit im Boden und manche andere Einflüsse hierbei in Betracht
kämen, deren Regelung nicht in der Macht des Gartenkünstlers
läge. Es gehöre aber einige Übung und ein gewisser Schön-
heitssinn dazu, nicht nur den richtigen Standpunkt, sondern
auch die richtige Zeit zu wählen, solche Kontrastreize in ihrem
ganzen Umfang auf sich einwirken zu lassen.
Nachdem die Anwesenden dem Referenten für seinen inter-
essanten Vortrag gedankt und einige Punkte desselben in der
darauf folgenden Diskussion noch weiter besprochen hatten,
schlofs der Vorsitzende die Versammlung.
Der Schriftführer.
_W. Holtz.
Niederschrift der Sitzungen vom 18. Oktober und
8. November in Bonn und Köln.
In Bonn hielt zunächst Herr Garteninspektor Bouche
einen sehr interessanten Vortrag über „Abschätzung des
idealen Wertes von Gartenlagen“. Redner weist darauf
hin, wie schwierig es ist, bei unseren Werken, die, im Gegen-
satz zu anderen Kunstwerken, eigentlich nie fertig sind, den
idealen Wert als Kunstobjekt festzustellen, und erläutert dann
an praktischen Beispielen sein Abschätzungsverfahren. Da
Herr Bonche allseitigen Wünschen entsprechend seinen Vortrag
demnächst in unserer Zeitschrift zu veröffentlichen gedenkt,
erübrigt es, hier näher darauf einzugehen. An der anschliefsen-
den Debatte beteiligten sich die Herren Direktor Encke,
Direktor Wefsberge, Töpler, Beithner, Dafs und der
Schriftführer.
Hierauf berichtet dei’ Vorsitzende über den derzeitigen
Stand der Düsseldorfer Ausstellungsfrage. Bei der darauf
folgenden Aussprache war man der Ansicht, dafs der uns zu-
gedachte Raum zu klein sei, dafs es dringend notwendig sei,
uns statt der einen Hälfte des fraglichen Ausstellungsraumes
die ganze Halle zu überweisen und zur Verteilung von Preisen,
sowie zur würdigen Ausstattung und Dekoration der Aus-
stellungshalle einen angemessenen Geldbetrag zur Verfügung
zu stellen.
Die Diskussion, an der sich die Herren Bouehe, Encke
Röthe und der Vorsitzende beteiligten, war sehr lebhaft
und andauernd, und wurde allgemein die Ansicht vertreten,
entweder ordentlich oder gar nicht auszustellen, bezw. bei zu
geringem Entgegenkommen seitens der Ausstellungsleitung
das uns angebotene Mandat der Ausstellungsorganisation ab-
zulehnen.
Der Programmentwurf für den gartenkünstlerischen Teil
der Ausstellung wurde nach Besprechung seitens dei' Herren
Encke, Wefsberge, Bouche und Beitz angenommen.
Mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeit wurde das
Thema „Landesverschönerungsfrag e“ vertagt, behufs
baldiger Erledigung jedoch auf den 9. November eine aufser-
ordentliche Sitzung in Köln anberaumt.
In dieser Sitzung, die aus Anlais der Chrysanthemum-Aus-
stellung in der „Flora“ in Köln stattfand, wurde zunächst
nochmals eingehend die Düsseldorfer Ausstellung be-
handelt.
Hinsichlich der Frage, ob und wie prämiiert werden soll,
fand ein lebhafter Meinungsaustausch zwischen den Herren
Hoemann, Encke, Wefsberge, Reinhardt, Stefens,
Jung, Meindörfner und dem Vorsitzenden statt. Das
Resultat war, dafs es unmöglich sei, Entwürfe etc., die ungleiche
Verhältnisse behandeln und nicht wie bei einem bestimmten
Preisausschreiben von den gleichen Bedingungen ausgehen,
 
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