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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Juli
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M'1«8. Dormerstag, 21.Zrrtt

Jnsertionsgebührett sür die Zspalttge Pe-
titzeile oder deren Raum werden mit.Lkr.

»»M-M»-»»WWM»^W»^»MM^

18SS.

Telegramme

Berlin, 19. Juli'. Ein Leitartikel der
officiellcn „Preußisch en Zeitung" ver-
theidigt die Haltnng Preußcns während
der lctzten Monate, und sucht zu' bewcisen,
daß dieselbc den Weltkrieg verhütet habe.
Dcr Artikel lcgt den Häuptaccent darauf,
daß für einc Kriegsgemcinschaft die wahre,
wesentliche Grundlage gefehlt habe. Für
deutsche und prenßische Zntercssen konnte
Pkeußen das Sckwert ziehen, nicht abcr
für die Aufrechthaltung oder Wiedcrher-
stellung des früheren Zustandes von Jta-
lien, den Ocsterreich sclbst dnrch den Frie-
dknsschluß als unhaltbar anerkannt habc,
und auch nicht für die Feststellung ein-
zelncr Bestimmungcn der Verträge von
1815. Ferner sagt der Artikel,, Preu-
ß c n s V e r m i t t l u n g s v o r sch l ä g c seien
bei weitcm günstiger gewescn, als die
jcht festgesrtzten Friedensprälimi-
narien. Am Schluß hesßt es, Preußen
habe keinc Vcranlassung mit dcr uner-.
wartetcn Wendung unzufricden zu sein,
indem es seine militärischen Maßregeln
einstclle, sehe es der wcitern Entwickelung
mit Ruhe eiitgegcn.

Wien, 18. Iuli. Die Reduktion ber
Armee auf den Friedpilsfuß ist eingeleitet.
Der Bezug der Kriegsgebühren wird mit
1. Aug. eingestellt. — Wichtlge Berathun-
gen über Reformen sollen beginnen.

London, 18. Juli. Gladstone legte
im Unterhause das Budget vor: Ein-
nahmen 64,310,000 Pfb. St., Ausqabcn
69,207,000, Defizit 4,867,000; dessen
Deckung soll im Wege (crhvhter?) Ein-
kommensteuer geschehcn.

Manifest dcs Kaifers Franz
Joseph.

Wien, 16. Juli. Das im tekegraphi-
schen Auszuge schon mitgctheilte Manifcst
des Kaiscrs vdn Oesterreich lautet nach
der „Wien. Ztg." wie solgt:

„An meine Völker! Wenn das Maß
ziMsfiger, mit der Würde der Krone, wie
^iit dcr Ehre und dem Wohle des Landes
verträglicher Zugeständniffe erschöpft wor-
den und akle Versuche einer fricdlichen
Verständigung gescheitcrt find, gibt es
keine Wahl mehr, und das Unvermeid-
liche wird zur Psiicht.

Diese Pflicht hat Mich in die Noth-
wcndi'qkcit versetzt, Mcine Völkcr zu neucn
und schweren Opfcrn aufzurufen, um zum
Schutze ihrer heiligsten .Güter in die
Schranken treten zu können.

Mcinc treucn Völker find Mcincr Auf-
fordcrung entgegengckommeil, habcn sich
cinmüthig um den Thron geschaart und
die durch dic Umstände gebotcnen Opfer
aller Art mit eincr Bereitwilligkcit dar-
gebracht, welche meiire dankbare Anerken-
nung verdient, Meine innige Zuncigung
zu densesben wo möglich noch eryöht, und
Mir die Zuvcrficht einflößen mußte, daß
die gerechke Sache, für deren Verthcidigung
Mcine tapfereit Heere mit Begeisterung
i» dcn Kampf gezogen, auch siqgreich sciii
werde.

Leider hat dcr Erfolg den allgemein
gehegten Erwartungen nicht cnksprochen
und ist das Glück der Waffen uns nicht
günstig gewcsen.

Oesterreichs tapfcre Armce hat ihrcn
erprobtcn Heldenmnth und ihre unver-
gleichliche Ansdauer auch-dicsrnal so glän-
zcnd bewährt, daß fle die allgcmeine Be-
wundcrung, selbst die dcs Geguers, er-
rungcn hat, — es Mir znm gercchten
Stolze gcrcicht, der Kriegsherr eines sol-
chcn Heeres zu sein, und das Vaterland
es ihm Dank wissen rnuß, die Ehre dcr
Banner Oesterrcichs so kräftig gewahrt,
so rein erhaltcn zu haben.

Ebenso unbczweifelt steht die Thatsache
fest, daß unsere Gegncr, trotz der äußer-
stcn Anstrengungcn und dcs Aufgcbotcs
ihrer übcrriichen, zu dem bcabflchtigtcn
Schlage schon sei't lange vorberei'tctenHülfs-
quellen, selbst um den Preis ungeheurer
Opfer nur Vortheile, aber keiuen ent-
schcidenden Sicg zu erringcn vermochten,
während Oestcrreichs Hecr noch uncr-
schüttert an Kraft und Mlith eine Stel-
lung behauptetc, dercn Besitz ihm die Mög-
lichkeit offen ließ, dem Feinde die cr-
rungcnen Vortheile viellcicht wieder ent-
windeü zu können,

Dies anzustreben, würde-aber neue und
gewiß nkcht minder blntige Opfer crfor-
dert habcn, als jcne es waren, welche
bereits gebracht worden find unv Mein
Herz mit tiefer Trauer erfüllten.

Unttr diesen UmständeN war cs gleich-
falls ein Gebot Meincr Regentenpflicht,
die Mir gemachten Fri'edcnsanerbi'ctungen
in gewiffcnhafte Erwägung zu ziehen.

Der Einsatz, welcheN die Fortsetzung des
Kampfcs erfordert haben Würde, hätte ein
' so hoher scin müffen, daß Jch die trepen
Kronlande der Monarchie zu weitern und
die bishcrigen noch bedeutend überwiegkn-
dcn Lcistungcn an Gut und Blut in An-
spruch zu nchmcn gcnvthigt gewescn wäre.
Der Erfolg würde aber dcnnoch zweifel-
haft geblkcben sein, nachdem Jch in Mcinen
gcgründeten Hoffnungcn, daß Jch in diesem
nicht bloß für Oesterreichs gUtes Recht-
unternommcncn Kampfe auch nicht allcin
stehen würde, so bitter cnttäuscht
worden bin.

Der warmen und dankbaran-
zuerkcnnenden Theilnahme ungc-
achtct, wclchc Unsere gerechte Sache
in d em gr ö ß t e n Theilc v.on Deutsch-
land bei dcn Regierungen, wie
bei den Völkern gefunden hat,
haben sich Unsereältesten und
uatürlichenBundesgeuossenhart-
näckig der Erkenntniß berschlos-
sen, welchc hohe Bedeutung dir
großeFragedcsTages in sich trug.

Oesterrcich hätte sonach den kommenden
Ereignissen, deren Ernst jeder Tag noch
stcigern konnte, vercinzelt entgegengehen
müssen.

Jch habe Mich daher, nachdem Oester-
reichs Ehre durch die heldcnmüthigcn An-
strengungcn seiner tapfern Armee unver-
sehrt aus den Kämpfcn dieses Kriegs her-
vorgegangcn ist, entschlossen, politischen
Rücksichten weichend, dcr Wiederherstcllung
des Fri'cdcns ein Opfer zu briiigcn, und
die zur Vorbercitung srines Abschluffes
vereinbartcn Präliminaricn zu ßenehinkgcn,
nachdcm Zch die Ucbcrzeugung gcwonnen,
daß durch dirckte, jede Einmlschung
Dritter beseitigende Verständi-
gung m it dem Kaiser der Frauzo-
sen jedenfalls mindcr ungünstige
Bedi'ngungen zu erlangen waren,
alsbeidcm Eintrcten der drei am
Kampfe nich t betheiligt g ewesenen
Großmächte in die Verhandlnng
mit deir unter ihnen vcreinbar-
tcn und vvn dem moralischen
Drucke ihres Einverständnisses
unterstüßten Vermittlungsvor-
schlägen zü erwarten gewesen
wäre.

Lcider ist es uNVermcidlich gewescn, deN
größtcn Theil der Lömbardei von dcr Ge-
sammtheit des Kaiserstäats auszuscheiden.
 
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