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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0401

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Heidelberger Tagdlatt.




M 2SO. Dienstag, 23. Oktober

Jnsertionsqebühren. für die Zspaltige Pe- -W ^

ntzeile oder derenRaum werden mit2kr! I

b-rechnkt.

Telegraphische Depeschen

Madrid, Freitag2l. Okt. Der Mar-
schall O'D on nel l kündi'gte den Cortes
an, daß die spanische Rcgierung ihren
Konsul in Tanger angewiesen habe,
sich zurückzuziehen. Man erwartet,
daß die Regierung den Cortes morgen
die Kriegserklärung anzeigen werde.

Wien, 22. Okt. General-Adjutant
Graf v. Grünne ist entlassen.

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 20. Oct. Mehrere öffent-
liche Blätter haben die Nachricht gebracht,
daß die großh. Regierung dem bevorstehen-
den Landtag ein Gewerbegesetz vor-
legen werde. Dem Vernchmen nach ist
diese Nachricht nicht begründet. Allerdings
stnd schon bedeutcndeVorarbeiten über frag-
lichen Gegenstand gemacht, allein der Zeit-
punkt ist noch nkcht gekommen, um die
äußerst wichtige und schwierige Materie
durch einen Gesetzesentwurf fest zu regeln.
Einstweilen wird die großh. Regierung
die gleichen Grundsätze noch Ln Anwen-
dung bringen, von dencu sie bishcr aus-
ging. Dicselben vermitteln einen allmä-
ligen Uebergang zu einer freiern Gewerbe-
ordnung. " (B. Cbl.)

ss Heidelberg, 22. Okr. Dcr aus
den Vertrctern der Unipersttät, der hic-
stgen StaatsbkLmten, der Mittelschulen
und der Gemcindebehörde zusammenge-
setzte Ausschuß hat in dcr vorleßten
Nunimer dieses Blattes in Bezichung
fcierlichen Begehung des Schiller-
festeö ein provisorischcs Programm ver-
öffentlicht, in wclchem cs heißt: „Dic
Bcschränkthelt des Raums wacht es noth-
wcndig, daß der Zutritt nur gegen Ein-
trittskarten gcstattet werden kann, sür
deren gcrechte und rückstchtsvolle Austhei-
lung gesorgt worden ist", wodurch in
manchcm Leser Zweifel erwacht sind, daß
diese Ansthcilung nur zu rückflchtsvoll
ausfallen möchte, Schreiber dkeses hörte
hierübcr im Publikum mannigfaltige Kla-
gen, die sagten: so in Nr. 5 dieses Pro-
gramms hcißt es: „Zur Besteitung der
Ausgabcn, welche etne würdige Ausstat-
tung des Festes verursacht, wird ei'ne
Sammlung von freiwilligen Beiträgeu bei
den Bewohnern der Stadt veranftaltet
werden," und doch will man die Festrede
im Museumssaale nur für Aiiserwählte
abhalten, ist dieses auch ein Volksfest,

dcm Andenken unseres großen dcutschcn
Dichtcrs würdig? rc. — Dieses sind
Mißverständnisse, wclche zu erörtcrn stch
Achrei'ber dieses zur Aufgabe macht. Wir
hatten Gelcgenhcit, mit Mehreren der
Ausschußmitglieder hicrüber mündlich zu
sprechen und erhielten die Äuskunft, daß,
da es unbestimmt, welches Wettcr der
Himmel diesem Feste bereiten würde, man
beschlossen habe, die eigentliche Festrcde in
dem größten hiestgen Lokale (dem großen
Museumssaale) abzuhalten. Da es nun
vorausflchtlich, daß dieses Lokal überfüllt
und der Redner in seiner Funktion sogar
gestört werden könnte, wenn fich Unbe-
rufcne eindränglen, so habe der Ausschuß
beschloffeu, nur so viel Karten verabfol-
gen zu laffcn, als das Lokal Zuhörer
auffaffkn könne. Die Bertheilung wird
die Univerfltät für ihre Angehörigcn und
das Bürgermeisterawt für die übrigen
Einwohner, bei welchem letztcren jedcr
unbescholtcne Bewvhncr Hcidelbergs seine
Karte ohne Unterschied des Standcs ab-
holen kann, besorgen. Wkr stndcn diesc
Vorsorqe eher dankenswerth, als daß wir
wei'tere Besorgniffe daran knüpfen möchten.

Doch sei uns vergönnt, den Herren
Festvrdnern den unlängst ausgesprochcnen
Gedanken zu wiederholen, daß es gewiß
dieses schönen Tages würdig wäre, wenn
aus unsern Bergeshöhen Nachts am 10.
November Freudenfeuer flammten, die die
hohe Bedcutung des Tages bis weit hin-
über zum welschen Nachbar verkiindeten
und ihm mit flammender Schrift zeigten,
wie der Deutsche die Geburt sel'nes großcn
Dichters ehrt.

Auch machen wir aufmerksam, daß in
allen deutschen Atädtcn, wo stch Bühnen
beflnden, dieselben mit in das eigentlichc
Festprogramm ausgenommen werden; denn
ste waren es, wie wir uns schon frühcr
äußertcn, durch wclche Schillers Gc-
nius in die Hcrzen des Volks drang; da
Heidelberg stch einer guten Bühne erfrcut,
so wgre es würdig, um ein zusammen-
hängendes Ganze zu bilden, wenn der
Verehrliche Ausschuß sich wit dcm Comite
und der Direktion in Benehmen sctzte. —
Jm Uebrigen erwarten wir von jedem
wackern Einwohner Heidelbergs, däß er
zur Verherrlichnng dieses Volksfestcs sein
Schärflein beitrage.

Aus Baden Nachdem bereits dcn
Einwohnern Kehl's fürdie bcrvieseueTheil-

nahme bei dem Durchzug der östcrreichi-
schen KriegsgefangenenDank ausgesprochen
wurde, erhielt nun der Garnisonskomman-
dant von Kchl, Major v. Wciler, von
der k. k. österr. Regierung das eiscrne
Kreuz mit Krone 3. Klaffe, und Bier-
brauer Schaaf daselbst das goldene Kreuz
mit der Krone, als höchste Auszeichnung
für Civildienste. Der kath. Pfarrer und
dcr Bürgermeister erhieltcn bcsondcre Be-
lobungsschreiben.

Binqen, 16. Okt. Nach den gestern
und vorgestern zur Zufricdenheit ausge-
fallcnen Probefahrten ist heute die Mainz-
Binger Eisenbahn für den Verkehr eröffnet
worden.

Wiesbaden, 23. Okt. Die hier er»
schcincndc „Rh.-L.-Ztg." macht den Vor-
schlag, daß die.deutsche Nativn auch den
in der nächsten Woche zum hundcrt und
dritten Male wiederkehrenden Geburtstag
des Frhrn. v. Steiu begehen möge, „des
Mannes, dcr, als flch Alles erniedrigte,
dieKönige wiedie Völker, sich nichtbückte
und nicht beugte, der nicht ruhte und
nicht rastete, bis der Zwingherr gestürzt
und dem deutschen Vvlke wieder das Recht
gcgeben war, stch als Nation zu fühlcn."

München, 21. Okt. Die gestern der
Bundesvers ammlung vorgelegte, ans
den hieflgen Mittelstaaten-Konfercnzen hcr-
vorgcgangene Erklärung mehrerer Regie-
rungen spricht ihr Bedauern über dic aus
irre gelcitetcn Anstchten über dic Bundes-
verfassung entstandene Agitation aus und
konstatirt pflichtgemaß, daß die Bunds-
verfaffung ausreiche, wenn alle Bundes-
regicrungcn ihre Pflichten unverkürzt er-
füllen. Allerdings lasse die Bundesver-
fassung eine Forteiitwicklung zu und wür-
den die erklärendcn Regierungen besonders
Vorschläge begünstigen, welchc den Voll-
zug der Bundes-Verträge fordern und Ein-
wendungcn gegen etwaige Bundesbcschlüsse
unmöglich machen. Aber die Reformen
müßten auf verfassungsmäßigem Wegc er-
folgen. Bestrebungen, welche auf dcn Um-
sturz dcs Bcstehenden gerichtet seien, sei
mit gcsctzlichen Maßregeln entgegenzutre-
tcn. Bcdanerlicher Weise scien sclbst über
die Bundeskriegsverfaffung irre geleüete
Ansichten verbreitet, und da die öffent-
liche Meinung daraus Bcsorgniffe geschvpst
habe, so werdc eine Prüfung darübcr he-
antragt, ob die Bundeskriegsverfaffuug
eioer ^Rcviflon' bedürstig sei. Prestßen
 
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