Heidelberger Tagblatt (1859 (Juli bis Dezember))

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lich. Preis mitUnterhaltungsblatt viertel-
jährlich 36 kr.

Dienstag, L. November


18SS.

Telegraphische Depeschen

Paris, 30. Okt. Der „Moniteur"
bringt hcute eine Darlegung der Motive
der französischen Erpedition gegen
die Marokkaner. Er berichtet sodann,
daß das französische Erpeditionskorps
nunmehr seine Operationen gegen die
feindlichcn Stämme begonnen. Nach einem
drcistündigen Kampfe pflanzte das zweite
Zouavenrcgiment seinen Adler in dem Eng-
passe von Ain Facuvalt auf, wo das
Erpeditionskorps hierauf sein i?agcr auf-
schlug. Die Vcrluste der Franzoscn waren
nicht bedeutdnd.

Turin, 29. Okt. Berichte aus Si-
cilien theilcn mit, daß aufständische Be-
wegungcn, welche daselbst ausgebrochen,
noch nicht unterdrückt sind. Die Aufstän-
dischen, an dcren Spitzc die Brüder Ma-
strichi sich bcfinden, habcn sich in die
Gebirge zurückgezvgen. Die Regierung
sendet von Neapel fortwährend Vxr-
stärkungcn nach Sicilien ab. Zahlreichc
Vcrhaftungen haben stattgefu nden in Pa-
lermo, Messina und Catania.

Deutschland.

Karlsruhe, 28. Okt. Hcute sind 8 allcrhöchste
Ordres vom 25. d. erschienen. Dadurch wird ciner
Anzahl Unteroffizieren nnd Soldatcn des großh. Ar-
meekorps die Dienstauszeichnung verlichen. Dcr auf
Kriegsdauer angesteüte Obcrarzt Wölfl wird zum ctat-
mäßigcn Oberarzt betm 2. Znfanteriereg. crnannt.
Nachstehende auf Kricgsdauer angestelltc Oberärzte
wcrdcn mit dem ihncn beim Eintritt zugcsichcrten
Wartgeld auf 1. Rov. aus dcm Armeekorps entlassen:
l>r. H. Vögelc betm Divifionsstab; l)r. L. Arns-
bcrger, vr. F. v. Würthenau, A. Scligmann vom
L.G.Rcg.; C. Waidele, H. Kreuzer, L. Enz, G.
Wagner, L. Schelldorf bcim 2. Jnfanterier.; G.
Fähndrich, Lang, F. Werncr beim 3. Jnfantericr.;
A. Rheiner, B. Tritschlcr, L. Weng, K. v. Langs-
dorff, W. Bähr beim 4. Znfantericr.; 0r. Rehbock
vom 2. und K. Spuler »om 3. Füs.-B.; O. Schrickcl
vom Jäg.-B.; A. Wirth vom 2. und E. Erkcnbrecht
vom 3. Drag.-R.; H. Wolf von ler frühern Drag.-
Div. der Bes.- Brig.; K. Flaig, H. Marti, Theod.
Dreßler vom Feldart.-R.; R. Thicry vom Art.-B.
der Bcs.-Brig.; U. Zipf von der Sanit.-K.; E.
Kcller, A. Ambros, I. Schulcr, H. Wtllmann, Z.
Kiefcr, H. Glänz, F. Knauf, Z. Döxfner, E. Rees,
vr. A. Wctsmann, vr. I. Kahn, E. Dambachcr
bei den Feldhospitälern.

Die allgemeine Kriegsbibliothek, daS topographische
Bnreau und Kartendepot werden dcm Kommando deS
GencralstabS wicdcr unterstellt. Hauptm. Schneider
vom Gencralstab wird zum Vorstand der topograph.
Abtheilung im Gencralstab ernannt. Laut weiterer
allerh. Ordre haben Sich Se. K. H. allergnädigst
bewogen gefuuden, folgendc Vestimmnngen über dic

Mtlitärbildungöanstalten ergehen zu laffen. Dieselben
sollcn bestchen: 1) aus dem KadettenkorpS; 2) aus
einer höhern Offiztersschulc, mit etnem zwcijährtgen
Kurs zur weitcrn wiffenschaftlichen AuSbildung von
Offizieren; sodann vorübcrgehend, den dermaligen
Vcrhältniffen Rechnung tragend; 3) aus ciner Elc-
mcntarschule für RcgimentStadettcn zur Erlangung dcr
Bcfähtgung zur Ablegung dcr PortepcefähnrichS-Prü-
fung mit einem einmaligen cinjährigcn Kurs; cndlich
4) aus cincr Elcmcntarschulc für Licutenante und
Portepcefähnrtchc mit etncm etnmaltgen viermonat-
lichcn KurS sür Diejenigcn, dcren militärwissenschaft-
i ltche AuSbildung durch dte Zeitvcrhältniffc unterbrochen
wurde, oder welche einc Militärbildungsanstalt vorher
nicht besucht haben. — Oberstl. v. Beck vom Armee-
korps wird zum Kommantanten dcs KadettcnkorpS
crnannt. (Schluß folgt.)

Karisrube, 29. Okt. Laut allcrhöchster Ordrc
vom 2tz. d. M. wird die 8. Batterie des Fcld-Arttl-
lcrieregiments (3. K-Pfünder-Battcric) aufgelöst; die
Mannschaft tst in dic Fuß-Batterten des RegimentS
einzutheilen.

Karlsrriiie, 29. Okt. Seine Königliche Hoheit
dcr Großherzog baben Sich untcrm 2t. d. M.
gnädigst bewogen gefundcn, dcn Amtsrevtsor und Rech-
nungSrath Christian Eccard in Durlach aus scin
unterthänigstes Aiisuchen und unter Ancrkennung seiner
treu geleistctcn vierzigjährigen Dienste in den Ruhe-
stand zu »ersetzen.

Heidelberg, 27. Okt. Die Lehrcr
des hiesigen Lpceums haben (wie schon
erwähnt) l'n ihrer Berathung über dr'e
Schrllcrfcier, welche innerhalb der Anstalt
begangen werdcn soll, zugleich den Ge-
danken gefaßt, er'ne Anordnung zu trcffen,
wodurch das Andcnken di'eser Feier oder
vt'elmehr des nnsterbli'chkn Dichters auch
für die Zukunft alljährlich crneuert uud
der Anstalt erhalten bleiben soll. Durch
sreiwillige Beiträge der Lehrer undSchüler
wird nämlich ein kleines Kapital gesam-
melt werden, deffen Zinsen dazu bestimmt
sind, die Mittel zu bieten zu cinem soge-
nannten Schillerpreis, .welcher einem wür-
digen Schüler jährlich zucrkannt wird,
und wenr'gstens aus einem Werke des
unsterblichen Dichters bestehen soll. Fällt
die Sammlung recht günstig aus, so kön-
nen sämmtliche Werke aus den Zinsen
angeschafft wcrden. Uns schcint dieser
Plan der Nachahmuiig anderer Gelehrten-
schulcn werth zu sein.

Heibelberg, 28. Oct. Seitdem die
Bevollmächtigten von Baden und Bapern
in München Unterhandlungen wegen des
Banes einer Heidelberg-Würzbulger und
Heidclberg-Nürnberger Eisenbahn pflegen,
tauchen mchrerc Corrcspondenzen aus
Bayern in der Augsburger Allgcmcinen
i und in der Frankfurter Postzeitung auf,

! welcke einem günstigen Fortgang der Un-

terhandlungen widersprechen. Sie fiützen
sich dabei auf die Fordcrungen Bayerns
wegen der Zugslinie (indem auf der Main-
linie bestanden wcrden soll), sodann we-
gen andercr von Baden zu übernehmenden
Leisiungcn, als'Bau cincr Eisenbahnbrücke
bei Mannheim und Herstellung einer Ver-
bindungsbahn von Bruchsal nach Germers-
heim. Sind dics Schreckschüsse für Baden?
oder sind fle vielleicht gar zur einstweiligen
Bcruhigung der Mainbewohner losgelas-
scn? oder stnd ste Nothschüsse aus der
Maingegcnd und von Bahnverwaltunge»,
die das Zuftandekommen des für Bayern
wie Baden gleich wichk'gen Projcktes ver-
eiteln möchten? Wir wiffen es nicht.
Aber das können wir von unserer Re-
gicrung voraussetzen, daß sie keine in's
Dctail gehenden Unterhandlungen in Mün-
chen angeknüpft hat, wenn nicht eine
Wahrscheinlichkeit der Vcrständigung vor-
her vorhanden war. Und da wir als
die Basis aller und jcder Unterhandlung
die Zugsrichtung über Mvsbach und den
Schüpfergrund nach dem Tauberthal an-
sehen, über welche die großh. Regierung
und beide Kammern sich verständigt haben,
so kanii es kaum zwcifelhaft sein, daß
vor Beschickung des Münchener Con-
greffcs beide Theile hierüber im Reinen
waren. (B. Cbl.)

Aus Baden. Jn Karlsruhe wurde
in der Sitzung des großen Bürgeraus-
schusses beschlossen, die Statuten der frei-
willigen Feuerwehr abzuändern und die
zu bcrusende Bürgerschaft bis zum ck5.
Lebcnsjahr zum Eiutritt änzuhalten. Fer-
ner wurde angenommen, daß nnnmehr
die Leihhaus- ünd Ersparnißbank jährlich
2000 fl. zu Gunsten dcr Armen abgebcn
solle und schli'cßli'ch wurde der städtische
Zuschuß zur polytechnischen Schule mit
jährlich 700 fl. wiedcr bewilligt.

Durlach, 26. Okt. Heute wurde in
der hiesigen evangelischen Stadtkirche das
Jahresfest für innere Mission ge-
feiert. Zn dem abgelaufenen Zahr hatte
der Vercin eine Einnahme von 3800 fl.
und eine Ausgabe vvn circa 4560 fl.
An Volksschriften, worunter auch mehrere
1000 Bibeln, welche die in den Krieg
ziehen sollcnden Svldaten erhielten, kamen
74,600 Eremplare zur Vertheilung.

Augsburg. Aus Anlaß des Schil-
lerfestes wird die Z. G. Cotta'sche Ver-
lagshandlung die sämmtlichen Schulen