Deutschland.
Karlsruhe, 5. Nov. Von Frciburg
sind die Herren Domdekan vr. Hirscher
und Priester Krauth, Affessvr der Kurie,
hier eingetroffcn. Wie man vernimmt,
sollen sie im Auftrag des Hrn. Erzbischofs
Verhandlungcn mkt dcr Regierung Pflegen,
unter Andern über die Ausfolgung des
Bencfizialeinkommens an die während des
Konflikts vom Hrn. Erzbischos eruannten
Pfarrer, sowie wegcn Ausglcichuug an-
dcrer Konfliktspnnkte, um dcn Vollzug
dcr abgeschloffenen Konvention einzuleiten.
(F. Pz-)
Karlsruhe, 6. Novbr. Außer bem
Fackelzug dcr Polptechniker am Abend
dcs 10. November wirv auch noch ein
zweiter Fackelzug'am Abend dcs 11. Nov.
von den Angehörigen der hiesigen Gc-
sangvcreine und dcm Feuerwehrkorps statt-
finden.
Karlsruhe, 7. Nop. Das heutige
Regierungsbl. Nr. 50enthältrl) Cine aller-
höchste landesherrliche Verordnung, wo-
durch die Mitgliedcr des Landtags auf
Len 21. Nov. cinberufen werdcn. 2) Die
Ernennung von acht Mitgliedern in die
1. Kammer (Geh. Rath Obcrhvfrichter
I)r. Stabel; Staatsraih Frhr. Rüdt von
Collenberg-Eberstadt; Staatsrath Trefurt,
Präsident der Oberrechnungskammer; Ge-
neralmasor Kuntz, Kommandant der Ju-
fanterie; Regierungsdirektor Fromhcrz;
Kammerherr und Stadtdircktor Graf von
Hennin; Friedr. Lauer, Vorstand der Han-
delskammer in Mannheim; Karl v. Chris-
mar m Konstanz) der Ständeversammlung
betreffend.
tz Heidetberg, 7. Nov. Die Gegen-
sätze berührcn sich allenthalben und so hät
denn auch das von Millionen sreudig be-
grüßte Schillcrfest seine Widersacher. Man
Ihue Unrecht, hören wir sagen, einem
Menschen göttliche Ehre zu erzeigen. Of-
fcnbar ein Mißvcrständniß, nicht göttliche
Ehre soll dem Andenken Schillers gewid-
met, sondern es soll nur cbcn das gött-
liche odcr dic vernünftig sittliche Voll-
kommenheit, die wir an ihm wahrnehmen
gebührcnd anerkannt werdr» und wenn
es uns erlaubt ist den Fürstcn der Erde
unsere Huldigung darzubringen, warum
solltcn wir sie einem Fürsten im Gebietc
des Geistes verwcigern, ihm, an dessen
Name sich das Gute, Schönc, Grvße, Edle,
Erhabcne knüpft, der die von Christus
zuerst verkündete allgemeine Nächstcnliebe
der Menschhcit in einer scitdem nie da-
gewesenen Weise ins Gedächtniß zurück-
rief, ihm vesscn Werke von eines Men-
schen Geist wcder übertroffen wurden,
noch zu übertreffen sind.
Aber sagt man, ist es denn ein so
großes Vervienst um die Verse. Je nach-
dcm, jedenfalls wiegt ein Vers von Schillcr
vft mehr als das ganze Leben dieses oder
jenes, vas sich nie zusammenreimen läßt,
odcr am Ende höchstens einem schlechten
Rcime gleicht. Schiüer hat frcilich keine
Goldminen entdeckt, kcinc Land und Leutc
beglückenden Fabrikcn angelegt, vcrstand
es auch nicht, sich auf Kosten anverer
Schätze zu sammeln, in der Kunst schnell
reich zu werven, wäre er der größte
Stümpcr gewcsen, den je die Wclt ge-
schen, er gründete keine Suppenanstalt,
kein Krankenhaus, nicht sclten ein Ergeb-
niß eines zur Beruhigung des Gewiffens
gestifteten Vcrmächtniffes, er bautc keine
Lokomotive — aber seinc längst vermo-
derke Hand half freilich auf unstchtbare
Weise dcn ersten Grundstcin zu unscrn
Bürgerschulcn legen, das Bedürfniß zu
höhcrer Br'ldung, da wo es sich imme.r
vorfindct, ohne Unterschied des StandeS
anregen, erwecken, bcfriedigen. „Aber
wozu diese Massenbildung, diese Bürger-
schulen, diese Neuerungen dicnen ja nur
dazu, uns in die Karte zu schen, uns das
Spiel zu verderben, von dcm man am
Ende doch nichts verstcht, laffe man'S
wie es war, wir wcrden uns schon die
guten Köpfe heravszufangen wissen, hat
man ja einer Schaafheerde zugemuthet
vernünftig zu sein, genug, wenn sie Wolle
gibt." So vielc im Ordensgewande, wie
in jenem des Bürgers.
Zum Glück für die Mcnschheit ist ihre
Zeit vorüber — vergebliches Zucken im
Todeskampfc. — Folgen wir der Leuchte,
die uns Schiller angezündet, den Jdealen,
die er uns vorträgt, und feiern wir un-
beirrt vor den im Finstern arbeitenden
Mächten, in seinem Wiegenfestc, so weit
die dcutsche Zungc und wo sic klingt,
man kann wohl sagen, auf dem ganzen
Erdball, dic Wiedergeburt Deutschlands,
denn er befreite es vollends von dem
französischen Götzendienstc, an ihm und
durch ihn erstarkte es, wie ein Wetter-
firahl zündete die Macht seincs Wortes,
dcn Anfang einer neuen Zeit vcrkündend.
Und wcnn auch übcr Deutschkand später
Schmach und Erniedrigung kam, so konntc
ihm der Freund Schillers, der zu früh
heimgegangene Körner, wohl prophetischen
Geistes zurufen:
„Dcutsches Vvlk du kvnntcst fallen,
„Abcr finken kannst du nicht."
^ Heidelberg, 8. Nov. Gcstern
Abcnd fand eine Generalversommlung des
Gewerbevkicins im Gasthause zum Prinz
Mar statt, in welcher berathcn wurde,
wie die hkesigen Gewerbetrcibenden an
dem Zuge, dcr am 10. Nov. zur Schil-
lerfeier stattsindct, sich bethciligen werden.
Hier wurde nun beschlossen, daß stch jcdes
Gewerbe als geschloffene Korporation mit
seiner Fahne dem Zuge anschließe. Der
Zunftmeister mit weißer Schärpe voraus,
dann folgen dic übrigen Meister und diesen
die Gesellen und Lehrlinge, jede Jnnung
schaart sich unter ihrer Zunftfahne. —
Ein Festordner wird am Rathhause die
Zünfte ordnen, und cs läßt sich erwartcn,
daß keinc kleinliche Eifersucht, daß eine
Zunft vor der andern den Vortritt haben
will, das schöne Fest stören wirv. Zn
der bürgerlichen Gesellschaft bedarf ein
Stand des andern; denn nicht der Stand
adelt den Menschen, sondern der Mensch
muß seinen Stand adeln. Die Gewcrb-
treibenden Heidelbergs werden zeigen, daß
auch ihnen Lcr Tag, welcher der Wclt
den großen Dichter Schiller gab, ein Hei-
ligcr ist, sie werdcn zcigen, baß der Ge-
nius Schillers auch sie begeistert und zum
Schönen und Edlen entflaiiimte; dcnn jedcr
Gewerbtreibende, sei er Meister, Geselle
oder Lchrljng, wird sich am 10. Nov.
unter seiner Zunftfahne schaaren und sein
Schärflein zur Verhcrrlichung des Festcs
beitragen, welches zur Ehre eines der
größten Meister gefeiert werden wird.
Der alte deutsche Gewerbespruch sagt:
Wer soll Meister scin? Wer «as ersann.
Wer svll Geselle scin? Wer was kann.
Wcr soll Lehrling scin? Jcdcrmann!
Unscr unsterblicher Meister Schiller hat
viel ersonnen, was noch nach Zahrtau-
senben die Herzen der Menschheit vcredeln
wird, und wir Alle wollen uns bestrebcn,
seine würdigen Lehrlinge zu sein. Also
Glück auf! Zhr Meister und Gesellen des
Heidclberger Gewcrbestanves, der 10. No-
vember soü euch einmal als einen vcr-
einten festcn Körper, jcdes Gewerbe unter
seiner Fahnc, sehen! Glück aufü!
Karlsruhe, 5. Nov. Von Frciburg
sind die Herren Domdekan vr. Hirscher
und Priester Krauth, Affessvr der Kurie,
hier eingetroffcn. Wie man vernimmt,
sollen sie im Auftrag des Hrn. Erzbischofs
Verhandlungcn mkt dcr Regierung Pflegen,
unter Andern über die Ausfolgung des
Bencfizialeinkommens an die während des
Konflikts vom Hrn. Erzbischos eruannten
Pfarrer, sowie wegcn Ausglcichuug an-
dcrer Konfliktspnnkte, um dcn Vollzug
dcr abgeschloffenen Konvention einzuleiten.
(F. Pz-)
Karlsruhe, 6. Novbr. Außer bem
Fackelzug dcr Polptechniker am Abend
dcs 10. November wirv auch noch ein
zweiter Fackelzug'am Abend dcs 11. Nov.
von den Angehörigen der hiesigen Gc-
sangvcreine und dcm Feuerwehrkorps statt-
finden.
Karlsruhe, 7. Nop. Das heutige
Regierungsbl. Nr. 50enthältrl) Cine aller-
höchste landesherrliche Verordnung, wo-
durch die Mitgliedcr des Landtags auf
Len 21. Nov. cinberufen werdcn. 2) Die
Ernennung von acht Mitgliedern in die
1. Kammer (Geh. Rath Obcrhvfrichter
I)r. Stabel; Staatsraih Frhr. Rüdt von
Collenberg-Eberstadt; Staatsrath Trefurt,
Präsident der Oberrechnungskammer; Ge-
neralmasor Kuntz, Kommandant der Ju-
fanterie; Regierungsdirektor Fromhcrz;
Kammerherr und Stadtdircktor Graf von
Hennin; Friedr. Lauer, Vorstand der Han-
delskammer in Mannheim; Karl v. Chris-
mar m Konstanz) der Ständeversammlung
betreffend.
tz Heidetberg, 7. Nov. Die Gegen-
sätze berührcn sich allenthalben und so hät
denn auch das von Millionen sreudig be-
grüßte Schillcrfest seine Widersacher. Man
Ihue Unrecht, hören wir sagen, einem
Menschen göttliche Ehre zu erzeigen. Of-
fcnbar ein Mißvcrständniß, nicht göttliche
Ehre soll dem Andenken Schillers gewid-
met, sondern es soll nur cbcn das gött-
liche odcr dic vernünftig sittliche Voll-
kommenheit, die wir an ihm wahrnehmen
gebührcnd anerkannt werdr» und wenn
es uns erlaubt ist den Fürstcn der Erde
unsere Huldigung darzubringen, warum
solltcn wir sie einem Fürsten im Gebietc
des Geistes verwcigern, ihm, an dessen
Name sich das Gute, Schönc, Grvße, Edle,
Erhabcne knüpft, der die von Christus
zuerst verkündete allgemeine Nächstcnliebe
der Menschhcit in einer scitdem nie da-
gewesenen Weise ins Gedächtniß zurück-
rief, ihm vesscn Werke von eines Men-
schen Geist wcder übertroffen wurden,
noch zu übertreffen sind.
Aber sagt man, ist es denn ein so
großes Vervienst um die Verse. Je nach-
dcm, jedenfalls wiegt ein Vers von Schillcr
vft mehr als das ganze Leben dieses oder
jenes, vas sich nie zusammenreimen läßt,
odcr am Ende höchstens einem schlechten
Rcime gleicht. Schiüer hat frcilich keine
Goldminen entdeckt, kcinc Land und Leutc
beglückenden Fabrikcn angelegt, vcrstand
es auch nicht, sich auf Kosten anverer
Schätze zu sammeln, in der Kunst schnell
reich zu werven, wäre er der größte
Stümpcr gewcsen, den je die Wclt ge-
schen, er gründete keine Suppenanstalt,
kein Krankenhaus, nicht sclten ein Ergeb-
niß eines zur Beruhigung des Gewiffens
gestifteten Vcrmächtniffes, er bautc keine
Lokomotive — aber seinc längst vermo-
derke Hand half freilich auf unstchtbare
Weise dcn ersten Grundstcin zu unscrn
Bürgerschulcn legen, das Bedürfniß zu
höhcrer Br'ldung, da wo es sich imme.r
vorfindct, ohne Unterschied des StandeS
anregen, erwecken, bcfriedigen. „Aber
wozu diese Massenbildung, diese Bürger-
schulen, diese Neuerungen dicnen ja nur
dazu, uns in die Karte zu schen, uns das
Spiel zu verderben, von dcm man am
Ende doch nichts verstcht, laffe man'S
wie es war, wir wcrden uns schon die
guten Köpfe heravszufangen wissen, hat
man ja einer Schaafheerde zugemuthet
vernünftig zu sein, genug, wenn sie Wolle
gibt." So vielc im Ordensgewande, wie
in jenem des Bürgers.
Zum Glück für die Mcnschheit ist ihre
Zeit vorüber — vergebliches Zucken im
Todeskampfc. — Folgen wir der Leuchte,
die uns Schiller angezündet, den Jdealen,
die er uns vorträgt, und feiern wir un-
beirrt vor den im Finstern arbeitenden
Mächten, in seinem Wiegenfestc, so weit
die dcutsche Zungc und wo sic klingt,
man kann wohl sagen, auf dem ganzen
Erdball, dic Wiedergeburt Deutschlands,
denn er befreite es vollends von dem
französischen Götzendienstc, an ihm und
durch ihn erstarkte es, wie ein Wetter-
firahl zündete die Macht seincs Wortes,
dcn Anfang einer neuen Zeit vcrkündend.
Und wcnn auch übcr Deutschkand später
Schmach und Erniedrigung kam, so konntc
ihm der Freund Schillers, der zu früh
heimgegangene Körner, wohl prophetischen
Geistes zurufen:
„Dcutsches Vvlk du kvnntcst fallen,
„Abcr finken kannst du nicht."
^ Heidelberg, 8. Nov. Gcstern
Abcnd fand eine Generalversommlung des
Gewerbevkicins im Gasthause zum Prinz
Mar statt, in welcher berathcn wurde,
wie die hkesigen Gewerbetrcibenden an
dem Zuge, dcr am 10. Nov. zur Schil-
lerfeier stattsindct, sich bethciligen werden.
Hier wurde nun beschlossen, daß stch jcdes
Gewerbe als geschloffene Korporation mit
seiner Fahne dem Zuge anschließe. Der
Zunftmeister mit weißer Schärpe voraus,
dann folgen dic übrigen Meister und diesen
die Gesellen und Lehrlinge, jede Jnnung
schaart sich unter ihrer Zunftfahne. —
Ein Festordner wird am Rathhause die
Zünfte ordnen, und cs läßt sich erwartcn,
daß keinc kleinliche Eifersucht, daß eine
Zunft vor der andern den Vortritt haben
will, das schöne Fest stören wirv. Zn
der bürgerlichen Gesellschaft bedarf ein
Stand des andern; denn nicht der Stand
adelt den Menschen, sondern der Mensch
muß seinen Stand adeln. Die Gewcrb-
treibenden Heidelbergs werden zeigen, daß
auch ihnen Lcr Tag, welcher der Wclt
den großen Dichter Schiller gab, ein Hei-
ligcr ist, sie werdcn zcigen, baß der Ge-
nius Schillers auch sie begeistert und zum
Schönen und Edlen entflaiiimte; dcnn jedcr
Gewerbtreibende, sei er Meister, Geselle
oder Lchrljng, wird sich am 10. Nov.
unter seiner Zunftfahne schaaren und sein
Schärflein zur Verhcrrlichung des Festcs
beitragen, welches zur Ehre eines der
größten Meister gefeiert werden wird.
Der alte deutsche Gewerbespruch sagt:
Wer soll Meister scin? Wer «as ersann.
Wer svll Geselle scin? Wer was kann.
Wcr soll Lehrling scin? Jcdcrmann!
Unscr unsterblicher Meister Schiller hat
viel ersonnen, was noch nach Zahrtau-
senben die Herzen der Menschheit vcredeln
wird, und wir Alle wollen uns bestrebcn,
seine würdigen Lehrlinge zu sein. Also
Glück auf! Zhr Meister und Gesellen des
Heidclberger Gewcrbestanves, der 10. No-
vember soü euch einmal als einen vcr-
einten festcn Körper, jcdes Gewerbe unter
seiner Fahnc, sehen! Glück aufü!