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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0537

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Heidelberger Tagblatl.

M 28«.

Trscheint, Montags ausgenommen, täg-
lich. Preis mitUnterhalümgsblatt viertel-
jährlich 36 kr.

Sonntag, L. Dezember

- Jnsertionsgebühren für die Zspaltige Pe-
ntzeile oder deren Raum werden mit Lkr.
berechnet.

L8S».

Die Uebereinkunft mit dcm päpst-
lichen Stuhle.

Vereindarung zwischen Sr. Seiligkeit Papft
Pius lX. und Seiner Königiichen Hoheit
Friedrich, Großherzog von Daden.

(Fortsetzmig.)

Drcizehnter Artikel.

Dtc Güter kirchlicher Stiftungen können ohne Zu-
stimmung dcr Kirchcngewalt weder verkauft odcr vcr-
tauscht. noch tn Emphytcuse gegebcn, odcr mit Pfand-
und anderen Lastcn beschwert, noch tm Vergleichswege
vcräußcrt, noch endlich über ncun Jahre verpachtet
wcrden; auch können ohne dic gleichc Zustimmung dte
Erträgnijse auS solchen Gütern niemalS etne den
Stiftungszwcckcn fremdc Bestimmung crhalten.

Dcr heilige Stuhl williget dazu ein, daß, weun!
Kirchengüter vcräußert oder mit ncuen Lastcn belcgt,
oder «enu thrc Erträgniste i» ciner dcn StiftungS-
zwccken ntcht entsprechcnden Weise verwendet werden
sollen, htezu stetS die Zustimmung dcr Großbcrzog-
lichen Regierung eingeholt wcrden müsse.

Vierzchntcr Artikel.

Das Vermögen dcS Erzbischofltchen TischeS, dafl
dcs Domkapitels, Las der Mctropolitankirche, sowic
daS dcS Scminars «ird vom Erzbischofe beztehungS-
weise dcm Domkapitcl ftct nach Maßgabc der kano»
ntschcn Satzungen verwaltct wcrden; in glcicher Wcise
«ird auch alles DaSjcnigc vcrwaltet werdcn, was an
solchem Vermögen crspart und in Folge dcr Erledi-
gung deS Erzbischöflichen Siuhlcs, sowtc andcrer
Pftündcn der Metropolitankirchc erübrtgt wird, oder
was dem bctreffenden Vermögen durch neue Stiftun-
gcn von Privatpersvncn bereitS zugefallen ist und
künftighin zufallen wird.

Die Grundstücke und ständigen Fonds, rvelchc von
der Großherzogltchen Regterung ' zur AuSstattung der
Mctropolitanktrche bereits hingegcben wurden oder in
Zukunft werdcn htngcgeben werden, können ohneZustim-
mung dcr Großherzoglichcn Rcgicrung wcder veräußcrt,
noch irgendwte belastet werden. NichtS stcht cntgcgcn,
daß dte Großherzogliche Rcgierung von Zeit zu Zeit
davon Kenntniß nehmcn könnc, ob dte sraglichcn Vcr-
mögensthcile in ihrem Bestand crhalten scien.
Fünfzchntc: Arttkel.

DaS Vcrmögen dcr sogcnanntc» Landkapttcl wtrd
»on diescn selbst untcr alleinigcr Aufflcht dcs Erz-
bischofS verwaltct.

Sechszehnter Artikcl.

SämmtltcheS Vcrmögcn dcr Kirchenfabriken und
anderer kirchlichcn Ortsstiftungcn kann auch fcrnerhtn
durch die hiezu geordneten Kommisflonen in dcn cin-
zelnen katholischcn Gcmcindcn auf die im Landc cin-
gcführte bisherlge Wcise verwaltct werdcn, wofem
nur dte Vcrwaltung im Namcn dcr Kirchc geschieht
und die Pfarrer, sowie dic übrigcn Geistlichen daS
Amt, welches sie in jcnen Kommisflonc» z« führen
haben, krast der dem Erzbtschofc zustehenden AmtS- ,
gcwalt und in seinem Aujtrage übcu.

Außcrdem müssen Diejcnigcn, wclche von dcn Ka- -
tholiken eines jcden einzclnen Ortes in die gedachte
Kommisflon gewäblt wcrden, und auch tcr von dicser
Kommission selbst zu crwählende Rcchncr sowohl von
der Großherzogltchcn Rcgierung, als vom Erzbtschofe,
beztehungcwcise von den Bevollmächtigtcn Bcidcr bc- ^
ßätigt sein. Dte von ihncn gcführte Vcrwaltung
«ird von den vom Erzbischofe htczu aufgcstelltcn De- .
kanen, sowtc »ou dcn StaatS-Vcrwaltnngsbchördcn
gkmeinschaitiich beanfflchtigt werden.

Siebcnzchnter Artikel.

Das Vermögcn dcr ktrchltchcn Distriktsstiftungcn
wird von Kommissionen verwaltct. Dtesclben müjsen
aus Katholtken bestchcn, dic zur Hälfte »on der Groß-
herzogltchen Regtcrung, zur Hälftc vom Erzbischofe
'gewählt wcrden, und die sämmtlich betden Thetlen
genchm sein müffen. Der Vorsteher, den eine jcde
diescr Kommisfionen haben wtrd, soll »on der bctres-
fcndcn Kommission selbst gewählt werden; der der
letztern unterstchcnde Rechner muß sowohl »on der
Großhcrzogltchen Rcgtcrung, als von dem Erzbtschofe
bestätigt scin.

Achtz'ehnter Artikel.

Außerdcm wird etnc gemischtc Kommission gebtldet
wcrden, welchc tm Namen der Kirche dte Vcrwallung
dcr ZntcrkalarfondS, sowic dcr übrtgen allgeuieincn
Fonos zu überwachen, und welchc zugleich die Obcr-
! aufflcht üder dte Verwaltung sämmtlichcr kirchlichcn
Fonds des GroßhcrzogthumS zu führcn hat. Diese
Kommisston wtrd sowohl im Namen des Erzbischoss,
als dcr Großhcrzoglichcn Regicrung von allcn cinzel-
ncn Verwaltern stch Rcchnung stcllen laffcn und über
einc jcdc etnzclnc VerwaltRig dcn geetgnetcn Beschetd
ertheilcn. Welchc FvndS als allgemcinc kirchliche FondS
zu bctrachten seien, wtrd im gcgenseitigcn Etnver-
ständnissc der Großherzaglichcn Regterung und deS
Erzbtschoss sestgcsctzt wcrden.

Ncunzehnter Artikel.

Zcdc gcmischte Kommission wird auS Katholtken
bcstehcn, dte zur Hälfte von dcr Großherzoglichen Re-
gicrung, zur Hälftc von drm Erzbtschofc gcwählt
werden und sämmtlich betdcn Theilcn gcnchm sein
müjscn. Dic Kommisflon soll eincn Vorsteher katho-
lischcr Rcligion habcn, und es «ird cinerscits der
Großherzoglichen Regierung, andcrersettS dem Erz-
bischofe dic Bczugniß zustehcn, solchc Männer in Vor-
schlag zu bringen, «elche von dem cincn oder andcrn
Thcil zur Führung deS ftaglichcn Amtcs für gcctgnet
erachtct werden. Derjentgc «ird diescs Amt sührcn,
dcr sowohl vvn dcr Großhcrzvglichcn Rcgicrung, als
»om Erzbischofe im gegcnseitigcn Einvernchmcn ge-
wählt und ernannt wcrdcn wird. Von Seiten des
StaatcS wird derselbc Mann zum Vorstehcr dcsjcnt-
gen andcrn KollcgimnS bcstellt «crden, welchcm dic
Lcttung der katholischcn Schulen dcS Großhcrzogthums
üdcrtragcn ist, und wclchcm zuglcich dte Aufsicht übcr
die Vcrwaltung deö tm Großherzogthumc vorhandencn,
dcm katholischen RcligionSthcile zukommcnden Vermö-
gcns oblicgt.

Die Art und Wcise, in welcher dic gcmischte Kom-
misflon thr Amt zu sührcn hat, wtrd von der Groß-
herzoglichen Rcgicrung und dcm Erzbischofe tm gcgen-
scitigen Einvernehmen ftstgcfttzt wcrden.

Ebcnso wcrden tie Vcrwaltcr dcr Znterkalarsonds
und der andcrcn allgcmcincn kirchlichcn FondS, von
wclchen tm Artikcl XVIll. die Rede tst, auS Katho-
likcn ini gegcnsettigcn Einverständntß dcr Großhcr-
zogltchen Regierung und des Erzkischofs gcwählt
wcrden. (Schluß f.)

Deutschland.

Karlsruhe, 1. Dez. Soebcn Mit-
tags 12 Uhr, wurde nachstchendc Adreffc
der 2. Kaminer an Sc. Königl. Hoheit
dcn Großherzog durch dcn Präsidcnten!
und eincr Kammcrdcputativn übergeben:!

Durchlauchtigster Großherzog, gnädigster
Fürst und Herr!

Nach einer für unscr deutsches Vater-
land ereignißreichcn, verhängnißvollen Zeit
habcn Eure Köm'gl. Hoheit Jhre getreuen
«stände wieder versammelt. Die Abge-
ordnetcu der 2. Kammer nahcn sich ,'n
tiefster Ehrfurcht den Stufen des Thrones,
um im Namen dcs Volkcs, wclches sich
in diescn Zeiten dcr Gefahr mit festem
Vcrtraucn um scinen angestammtcn, wahr-
haft dkutschgesinntcn Fürsten schaarte, die
Huldigungen der Liebe und die heiligen
Versicherungcn unwandelbarer Treue dank«
bar niederzulegen. Wenn wir auch die
Wohlthaten des Friedens nicht verkcnncn,
so blicken wir mit bcgründetem Stolze
zurück auf die glühende Vaterlandsliebe,
die auf dem Throne, wie in dcr Hiitte,
als begeistcrte Opfcrbereitschaft zu Lage
trat, und wahrlich eincs dem Hochgcfühle
deutscher Kraft besser entsprechenden Er-
folges würdig gewescn wäre. Dic Nach-
weisungen über die durch die Kriegsgefahr
herbeigeführten Ausgaben werden wir mit
der erforderlichcn Rückstchtsnahme auf die
außerordentliche Veranlaffung aufmerksam
prüfcn. Eure Königl. Hohcit haben bci
der Buridesversammlung zur Erhöhung
des Nechtsschutzcs in Deutschland die Hcr-
stellung eines ständigcn Bnndesgcrichtes
in Antrag gebracht. Wir begrüßen mit
dankbarster Frcude dieses, so wie jcdes
andere Streben nach dem hcißersehnten
Zielc festcrer Einigung. Gernc geben wir
uns der Hofsnung hin, daß cs dem ge-
meinsamcn guten Wiüen und der richtigen
Erkenntniß unläugdarer Bedürfnisse ge-
lingen wcrde, einen sclbstständigen, nnab-
hängigen und nach allen Sciten hin Ver-
trauen crwcckenden Gerichtshof zu griinden.
Wcrden Einrichtungkn bestehen, wclche
unverkümmertes Recht und kräftigen Voll-
zug verbürgen, so werden dauernde Stö-
rungcn dcs öffentlichen Rcchtszustandes,
wie wir sie noch immer in einigcn Bun-
desstaaten, namentlich in Kurheffen und
Holstxin tief zu bcklaqen hqben, nicht mehr
möglich scin. Das Gefüh! fcster Rechts-
sicherhcit und neu erwachtes Vertrauen
wird die Hcrzen aller dcutschen Stämme
wärmcnd durchziehen, und wohlthätig die
wei'tcren Schrittc anbahnen zu größerer
Einigung uud damit zu jener Machtsteüung,
wclchc Dcutschland gebührt, und schon'
aüzulange schmerzlich vermißt wird. Mit
 
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