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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0533

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Heidelbtrger Tagdlatt.

sr: 28«.

Erscheint, Momags ausgenvmmen, räg-
lich, PreiS mitUnterhaltungsblattviertel-
iährlich 36 kr.

Samstag, 3. Dezember


18LS.

Die Uebereinkunft unt dem päpst-
lichen Stuhle

Vereinbarung zwischr» Sr. Heiiigkeit Papft
Pius IX. und Seiner Königtichcn Hoheit
Friedrich, Großherzog oon Kaden.

(Forisetzung.)

Stcbcnter Arttkcl.

Die rcligtöft Unterwcisung und Erztehung dcr ka-
tholtschcn Zugend in allen öffcntlichen und Privat-
schulcn wird der Erzbtschof, gemäß der ihm eigenen
Htrtenpflicht, leiten und überwachcn. Er wird dcß»
halb auch die Katechismen und Religtonslehrbücher
bestimmen, nach denen der Unterricht zu ertheilen ist.

Jn den Elemeutarschulen wird der Rcligionsunter-
richt von dcn Ortsgeistltchen, in andcrn Lehranstalten
»ur von Svlchen ertheilt, denen dcr Erzdischof Er-
mächttgung und Scndung dazu vcrlichen und nicht
wieder cntzogen hat.

Achtcr Ärtikcl.

Es wird dem Erzbischof freistehe», cin Seminar
nach der Vorschrift des Konzils von Trienr zu er-
richten und in daffelbe Jünglingc und Knabcn. wie
es das Bcdürfniß und der Nutzen der Diözeft er-
heischt, zur AuSbildung aufzunehmen. Der Erz-
btschof wird hinsichtlich der Einrichtung, Leitung und
Berwaltung dtcses SemtnarS, sowie. hinsichtlich dcs
in demftlben zu ertheilenden UnterrichtS seine AmtS-
gewalt mit vollem und freiem Rechte üben. Er wird
daher auch die Vorsteher und Lchrer crnennen und so
oft er es nothwendig oder.zweckdieniich findet, wieder
entlaffen.

Neunter Artikel.

So lange aber ein Seminar nach erwähntcr Vor-
schrift nicht errichtct ist, willigt der heilige Stuhl der
besondern Umständc wegen ein, daß die Kaudidaten
dcr Thcologie inzwischen an der Universität Freiburg
studiren, ünd ein theologisches Kollegiüm odcr Konvikt,
wie es schvn frühcr bcstant, wieder errichtet werde.

Dte Leitung und Beausflchtigung dieseS Konviktes
steh! dem Erzbischofc zu. Dcrselde wird daher dte
HauSordnung vorschreiben, die Mitgtieder dcr der öko-
nomischen Verwaltung des Kollegiums vorgesetzten
Kommtssion, sowte dcn Vorsteher, die Repetenten und
den Oekonomen ernennen, deren Amtsführung leiten,
und kann. wenn er eS für nothwendig erachtet, sie
threS Ämtes entlassen. Ohne ftine Einwilligung soll
kein Alumne aufgcnommen werden; bercttö aufgenom-
mene Alumnen kann er, wcnn eS nothwendig ist, jeder
Zett entlaffen. Zn dicscs Konvikt kann dcr Erzbischof
auch Solche ausnehmen, die cr im Hinblick darauf,
daß fie fich der geisttichcn Laufbahn widmen, än der
Univerfität in dcn philosophischeu Wiffenschaften weitcr
ausgcbildct wiffen möchtc.

Dcr hcilige. Stuhl gibt seine Zusttmmung, daß der
Erzbischos auf die Unterhaltung dicses Konvikts jene
Summe zu verwenden fortfahre. welche dersclbe biö-
hcr hierauf aus für das Scminar bestimmtcn Mitteln
zu vcrwenden pflegte, wofern nur auS dcn allgemeinen
ktrchltchcn. sowie aus andern für dcn katholischen Re-
ligionsihcil bestimmten Fonds dte dtöhcrigcn Bekrägc
fortan geleistet werden, und wcnn fic nicht ausreichen,
der nach Verftändigung mit dcm Erzbischoft sür nöthig
erachtete Zuschuß gewährt wird.

Dte Alnmncn dicseS Konvtkrc« werven, nachdem sie
thre Studten auf der Univerfikät voLendet haben, in
das sogenanntc Priesteiseminar zu St. Peter dei
Kreiburg aufgenommcn werdcn nnd daftlbS »erbleiber,

'bis fie dic Priesterweihc crlangt haben. Dcr Erz-
bischof wird dicfts Seminar mit vollem und freiem
Rechte letten, wie das dem vorigen Artikel gcmäß
nach Vorschrift dcs KonzilS von Trient zu errichtcndc
Scminar.

Zehnter Artikel.

Da dtc Großherzvgliche Regierung bchuss etner
guten Erzichung der katholischcn Zugend einigc Kon-
viktc an solchcn Orten zu errichien beabfichtiget, an
welchen bcreits für Katholikcn besttmmte öffentliche
Lyzcen odcr Gymnasicn bcstchen, ft könncn inzwischen
und so lange Knabensemtnare nicht errtchtet find, in
jenen Konviktcn untcr andcren Zöglingcn auch die-
jenigen Knaben und Züngltnge anfgenommen werden,
welchc sich dem geistlichen Stand wtdmen wollen.

Dte Statutcn und Vorschristen für dicse Konvikte
solicn im Einvcrnehmcu zwischen dcr Großhcrzoglichen
Regierung und dcm Erzbischof festgcstellt, und wenn
Dics nöthig sällt, auf gleiche Wcise gcändert wcrden.

Die Vorsteher und Repetenten «erdcn, und zwar
cbenfallS nur tm Etnverständniffe mtt dem Erzbischofc,
aus dem Stande der Geistlichen gewählt werden. Ake
Uebrigcn, welche bet dtesen Konvikten einen Dienst
beglcitcn, müffen Katholikcn ftin.

Unter die Zöglinge können nur kathotischc Knabcn
und Jünglingc aufgcnommen werden. Sie haben eine
Prüfung zu bestehen, dcr ein Abgeordneter des Erz-
bischofs beiwohnen wird. Es wird ferner Ntemand
ohnc des Erzbtschofs Einwilligung tn das Konvtkt
aufgenommen werdcn, und ebenso kann Niemand in
demsclben bleiben, deffen Entfernung der Eezbischof
für nöthig erachtet.

Alle Lehrerstellen an den bctreffenden Gymnafien
und Lyzeen werden mit Katholiken befttzt werden.

Sollte dcr Erzbischof dafür halten, daß hinfichtlich
der Lehrer und der an den Konviktell angestellten Per-
sonen oder hinfichtlich des Lehrganges oder der Dis?
ziplin Grund zu Ausstcllungen »orliege, so wtrd die
Großherzoglichc Rcgierung Ihunlichst dafür Sorgc
tragen, daß dcn Ausstcllungcn und Wünschrn deS
ErzbischofS Genüge geschehc.

Ferner wird dcm Erzbischoft ftetstehen, alles DaS-
jenige zu ordnen und zu bcstimmen , was auf die
religiöse Erziehnng und Unlerweisung der Alumnen
im Konvikte Bezng hat, und darüber zu wachen, daß
in keinem UnteirichtSzweigc EtwaS vorkomme, was
dem katholischcn Glaubcn und der fitilichcn Reinheil
zuwidertäuft. Ferncr wird es ihm zustehen, dtesc
Konvikte zu visitircn, zu deren Prüfnng Bevollmäch-
tigtc zu schicken, und von den Vorgesetzten periodische
Berichte etnzufordern.

Eitfter Artikel.

Die katholische theologische Fakultät an der Unt-
versiiät Fretburg stebt, in Brzug auf das ktrchiichc
Lehramt, unter Leitung und Aufsicht des Erzbischofs.
Demnach kann dcrselbe dcn Proftfforen und anderen
Lehrcrn die Ermächtigung und Sendung zu theolo-
gtschcn Lchrvorträgen ertheilen und nach scinem Er-
meffen wicdcr entzichen, ihncn das Glaubcnsbekennt-
nlß abnehmen, auch ihrc Hcfte und Lebrbücher seiner
Prüfung unterwerfcn.

Zwölfler Arrtkel.

Dae Vermögen, welches dic Kirche als thr Eigen-
thnm befitzt oder tn Zuknnfi erwerben wird, soll stcts
unverlctzt erhaltcn «erdcn; es unterlicgt daffelbe in-
deffen den öffcntlichen Lasten snd Abgaben, ftwie den
ällgcmcinen Ecsetzen des Großherzogthums gleich jedem
andercn Eigcnihume.

DaS Kirchenoerm' 'n. «ird iw Ramen der Kirche I
unter Aufficht de» Erzbischofe« vsu denjentgcn ser-!

waltet, wclche nach Vorschrtst der Kirchcngesctze, odcr
nach dcm Hcrkommcn, vdcr in Folge eines Privilc-
ginms, oder endlich dnrch eine besondcrc Bestimmung
des SitsterS zn solcher Vcrwaltung berafcn find.
Alle Vcrwalter aber sind gehalten, jährlich dem tÄiz«
bischof odcr dcffen Bcvollmächttgten Rcchenschast über
thre Vcrwaltung abzulegen, mögen fic anch auf Grund
der oben angeführtcn Titel Anderen gegenüber dte
gleiche Vcrpflichtung haben.

Unter den obwaltcnden besondcrcn Rmständen u«d
'iu der Voraussctzung, daß dte StaatSkaffe, wenn es
nvthwcndig ist, zu den allgcmeincn und örtltchen Kir-
chenbcdürfniffen Bciträge letstct, soll bci Fortdauer
dcr dermaligen Vcrhältniffe behufs dcr Erhaltung deS '
Ktrchenvermögcn«, sowic hinflchtlich der Vcrwaltmig
deffelbcn alles DaSjenige beobachtet wcrdcn, waS in
den folgcnden Artikcln ststgesctzt ist. (Forts. f.)

D e u t s <H l a n d.

Karlsruhe» 1. Dcz. Laut allekhöchster Ordrcs
vom 30. o. M. «trd Oberst Weber, Kommandant
des 3. Jnfanterieregimenis, auf ftin unterthäntgftes
Ansnchcn und auf Grund dcs AnSspruches der Su-
perarbitrirungskvmmission für Osfiziere und Kricgs-
deamte tn den Ruhestand versetzt. Ziigleich wtrd dcm-
sclben in Ancrkcnnnng setner trcuen nnd guten Dtenste
die Erlaubniß erthcilt, dte Uniftrm dcS 3. Jnfan«
terieregiments fortzuiragen. Oberstlieutenant v. Vtl-
liez, Kommandant des frühern (4.) Rcserve-Füfilier-
bataillons, wird zum Kommandanien des 3. Anfan-
terieregiments ernannt; Oberlicntenant Krauth vom
4. Znfanterieregiment, Prinz Wilhelm, wtrd zum
2. Znfanterieregtment, Prtnz von Pieußcn, »ersttzt;
Obcrst v. Freystedt, Kommandant des 2. Dragoner-
regiulents, Markgraf Marimilian, rückt tn die erste
Ktaffe seiner Charge vvr; Oberstlicutenant Zeroni,
Kommandani deS Fcld-ArtillerieregimentS, wird zum
Obersten befördert; Obcrstlieut. v. Beck, Komniandant
deS KadcttcnkorpS, erhält den Eharakter als Oberst;
Oberst v. Rtnck, Kvmmandant dcr 2, Anfantcricbri-
gade, wird zum Garnisonskommandantcn in Freiburg
ernannt.

Karlsrntie, 1. Dez. Das heutc erschtenenc Re-
gierungSblatt Nr. 58 cnthält:

I. Gesetz, dte Stcuererhebung für die Monate Dc-
zember 1858, Zanuar, Februar und März 1860 be-
treffend.

II. Unmittelbare allcrhöchfte Entschließungen Sr.
Königi. Hoheit dcS GroßherzogS. Dienstnach-
richtcn. Se. Königl. Hohett dcr Großherzog haben
Sich gnädigst bewogcn gefundcn , den Frhrn. Karl
Roth v. Schreckenstcin, Grundherrn zu Billafingen,
znm Kämmerherrn, und den ftither in provtsorischer
Weift bei der großh. Knnsthälle angeftellten Gallcrtc-
inspektor Ernst Richard dcfiniti» zuw Gallerteinspcktpr
zu ernennen.

il!. Verfügungen und Bekanntmachungcn dcr Mi-
nisterien. Bekanntmächnng deS großh. Ministerinms
des Znnern: Die Trennung der OrtSgemeinde Schig-
gendorf von der Gemetndr Unteruhldingen ünd deren
Zulhcilung zu Baitciihauscn betrcffcnd.

IV. Dicnstcrtedtgung. Die evangclischc Pfarrei
Tntschfelden, Diözese Mahlbcrg, mit dcm Ftlial Wa-
genstadt »ud cincm Komxctenzanschlag von 1343 fl.
8 kr.

V. Todesfall. Gestorben Ist: Am 2 Sept. d. 3.
der penfionirte Regternngskanzlist Fischer t« Freiburg.
 
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