Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Dezember
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0615

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
M 303


jährlich 36 kr^

Mittlvoch, 28. Dezember

titzeile oder deren Raum werden mtt Lkr.
berechnet.

18SS.

EinlaÄung zum Rbonnement.

Auf ras im Verlage dcr untcrzeichneten Buchh andlung täglich — MontagS ausgenommen — erschcinendc

Heidelberger Tagblatt nebst wöchentlich dreimaligem Untcrhaltungsblatt,

Abonneinentspreis vdertcljährlich 36 kr. mit Postaufschlag 54 kr., Inftrtlvnsgebühren siir dr'e Zspaltigc Petitzei'le 2 kr,
laden pir zur Bestcllung für das 1. Ouartal 1860 ein.

Das Hcidclbergcr Tagblatt wird ncbcn der schleunigsten Mittheilung aller dtc hiesige Stadt und Eegcud berühreuden Ereigniffc einc gedräugter
jedoch vollständigc Ueherstcht aller wichtigen Tagesbegcdenheiten cnthalien, jeder würdigen Besprcchung lokalcr und Gemeindcverhältuiffc
gerue einen Platz einräumcn, in Verbindung urit tüchtigen Mitarbcitern fortfahren uusere Lcscr in zeitweise lciicnden Attikcln und überflchtlichcn Rückbliiken mit
dem Gange der politischen Entwicklung bekannt zu erhaltcn, sowtc dic Verhandlnngm der badischen Kammern schncllstenS vcröffcytlichm. Dte allerhöchsten OrdreS;
AuSzuge auS dem Regierungsblatt und dem Eentral-'Verordnnngsblatt; alle Anordnungcn und Verfügungen der Behörden von aLgemcinem Znkcrcffe; alle auf
ims öffentiiche, commerciclle und sociale Lebcn sich bezichcnden Anzeigen jeder Art rverden in unsercm Tagblatte eine Stelle finden.

Ein dreimal wöchentlich erschcinendes NnterhaltuiislSblatt wird anzichmde Erzähinngen, Novellen und Skizzcn, bclehrcndc und gemeiimützige Auf-
Ltze, Literaturberichte nnd Kritikcn, sowic Räthsel, Charaden, Anekdotcn u. s. w. in sorgfältiger Auswahl nnscrn Lesern mitthciien.

Mit dem 1. Jan«ar beginnt etn neucs Abonncmcni, die Bestellungen dittet man möglichft bald aufgcben zn wollcn. Auswäriigc beliebe» sich bei dem
zunächst gelegenen Postamte oder den bctrcffenden Postboten zu abonniren.

Heidelbcrg im Dezcmbcr 185S.

Adolph Emmerling,

Verlags-Buchhandlung und Bnchdruckerei.

Der Papst und der Kongreß

Die „Köln. Zei'tung" bringt dle voll-
ständlge Ueberfttzung der unter dem obi'gen
TLtel m Parls bekanntli'ch angekündigten
Broschüre, eine Schrist, die man derselben
Quelle zuschreibt, aus der die ihrcr Zelt
viclbefprochelie Broschüre „Napoleon ltt.
iind, Jtalien" stammte, d. h. der kai'ftr-
Uche Staatsrakh kagucronni'ere soll ste,
riuv zwar unter unmittelbarer Einwirkung
dxs Kaiftrs, verfaßt haben. Frcilich wr'rd
diese Angabe von anderer Scitc bestritten;
aber wie es mit der Autorschaft der Bro-
schiire auch bestellt sein mag: die Art, wie
Man schon vor dcm Erscheinei! dersclben
von offiziöser Sci'te dle öffentli'chc Auf-
merksamkeit auf flc als auf cin bcdeutungs-
vollcs Ereignl'ß hinzulenkeii gcsucht hat,
zcigk jedenfalls, daß die Schriftden Zweckcn
der Rcgierung diciicn soll, und das aüem
würde genügen, ihr die allgcmcine Be-
achtung zu sichcrn, wenn auch ihr Znhali
nicht so ti'efgrei'ftnd wäre, wie er ln der
That ist. Ganz abgcschen davon, vb etwas
und wie vicl Vvn dcn Ansichtcii, die hi'er
in Betrcff der weltlichcn Herrschaft dcs
Papstes entwlckelt sind, ausgesiihrt werden
soll: schvn daß dicftlbcn übeihaupt von
solcher Seite uud aus solche Weise vor-
getrage« werden könncn, ift siir den Zu-
stand der Poliiischcn Dinge in Eurvpa im
höchsten Grade bcd'eutunqSvvll. Wir wol-
lcn im Folgenden unscrcn Lcscrn dcn Haupt-
gedankengang der Schrift in alier Kürze
Wl'cdcrgcbc»:

Der Vcrsaffcr wi'rft zunüchst dle Frage
aus: „Jst vvr Allcm die weltll'che Macht

dem Papste zur Ausübung seiner geist-
lichen Macht nothwendig?" Und er be-
antworket dieselbe bcjahend von dcm Stand-
punkte des doppelten Jntereffes der Re-
llgion und der poliklschen Ordnung Eu-
ropas. Wäre dcr Papst, sagt er, das
Oberhaupr von 200 Mi'llr'onen Katholikcn,
kei'n unabhänglger Souverän, so wäre er
Franzose, Ocsterreicher, Spanier oder
Jtaliener, und der Charaktcr seiner Na-
ii'onalität würdc ihm dcn Charakter seiner
universellen geistlichen Oberhcrrschafk cnt-
ziehen. Aber nicht allei'n die Kirche würde
hierunter leiden. Die geistliche Macht,
deren Si'tz in Rom fti, könue nicht ver-
schoben werden, ohne dic politischc Macht
nicht allein in dcn katholischcii, sondern
auch übcrhaupt in dcn christlichen Staaten
zu erschüttcrn. Auf ker andern Scitc
aber, entwickelt die Broschüre nun weitcr,
muß der Papst als wcltll'chcr Hcrrscher
stets in Konflikt mlt ftlneu El'genschaftcn
als Oberhaupk der Ki'rche gerathcn. Wic
kaun die auf dem Togma begründete ka-
tholische Autorität mit der auf dcn vffenk-
lichcn Sitten (mveurs puftlicjries), dcn
menschlichcn Ziitcreffcn und dcn soeialen
Bediirsnissen begründetcn conventlonellen
Alltori'tät i'n Einklang gcbracht werden?
Wie soll der Papst glcichzeiti'g Obcrpricster
(pvntiftz) und König sein? Wie kann der
Mann des Cvangkliums, das Vcrzeiht, der
Mann dcs Gcfttzes ftin, das bcstraft?
Wie kann das Lbcrhanpt der Kirche, das
die Ketzer ereominunicirt, das Staats-
Obcrhaupt. sei'ii, das die Gcwi'ffensfreihn't
beschützt? Für die Lösung dl'eser Aufgabe,
meint die Broschüre, würde keine Ver-

faffung in dcr ganzcn Welt genügend sein.
Dle Natur der Di'iige bringt es eben mit
stch, daß di'e Gewalt des Papstes nur ei'ne
väierliche Gewalt ftm könne, daß sie mehr
der der Famille, als der des Staates
glelchen müffe. Abcr geradc weil dcm so
sei, fti es nöthig, daß das päpstliche Ge-
bict beschränkt (restreint) fti. Ze kleiner
das Gcbiet, desto größer werde ber Sou--
verän sein. Ein großer Staat wolle ein
pvlitisches Lcben führen, seine Jnsti'tutt'o-
nen verpoükoinmiicii u. s. w., aber vie
Gefttze des päpstlichen Staates lägen i»
den Fesseln des Dogmas, seiu Parriotis-
mus werde durch den Glanben verdammt.
Nur dcn herrschenden Zustanb im Kirchen-
staate zeichnct dcmn der kaiftrliche Publi-
cist, und mit erschreckend wahrcn Farben,
indem er sagt: „Die weltliche Macht dcs
Papstes ist uur möglich, wenn sic aller
gewöhnlichen Bediiiguugeii bcr Staatsge-
walt, d. h. alles desseu enikleidct lst, was
ihre Thätigkcit, ihre Entwicklung und ihren
Fortschritt ausmacht. Sic muß vhnc Hcer,
ohne gesktzgcbeude Vertretung und ss zu
sagen ohne Gefttzbuch und vhne Justiz
bestehen." Solchcn Bcdingnngcn gegcn-
übcr sichk dann der Verfasser mit Recht
nur noch die Alternakive, daß allcs beffere
Lkben im Volke erstarrcii müsse, oder daß
die cdlcn Nalionalltäts-Bcstrebungen über-
schäumtcii und der Papst sich nur nvch
durch cine österrcichische odcr französische
Okkupation schützcn könne.

Rach allcn di'escn Erwägnngen kommt
dcr Verfaffer über die Fragc von der
wclilichcn Herrschaft des Papstcs zudcm
Schlusse, daß er davon so viel besitzea
 
Annotationen