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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0341

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Die preußische Antwort auf die
Note des Grafen Rechberg

Dieselbe i'st an Hrn. v. Arnim, Ver-
tretcr des abwcsenvcn Gesandtcn, Hrn.
v. Werther, in Wicn gerichtct und
lautet, wie folgt:

Baden, rs. Sept. 1859.

Der k. österr. Minister der auswärti-
gen Angclegenheiten hat aus der Antwort,
welche Se. Hoh. der Herzog von Sachsen-
Coburg-Gotha auf eine Ihm von einer
Deputation dcr Stadt GoHa übergebene
Adresse ertheilt hat, Veranlassung genom-
mcn, an den Vertreter' der kaiserlichen
Regicrung in Dresden einen Erlaß zu
richtcn, von Welchem der Herr Graf von
Chotek auch in Berlin Abschrift vertrau-
lkch mitgetheilt hat. Ew. finden denselben
in der, nur zu Jhrer Jnformation be-
stimmten Anlage. In einer begleitenden
Depesche, welche der genannte kaiserl.
Herr Geschäftsträger meinem Vertreter,
dem Grafen v. Pcrponcher, nur vorge-
lesen hat, m'mmt der Herr Graf v. Rech-
berg zugleich allgemeinen Bezug auf dke
deutschen Rcform-Bewegungen und legt
Werth darauf, die Anficht des Berliner
Cabinets über den Gegenstand dieser Mit-
theilung zu kennen. Das Eingangs be-
zeichnete Schriftstück habe ich, dem von
dem Herrn Grafen v. Ehotek ausgedrück-
ten Wunsche gemäß, zur Kenntniß Sr.
königl. Hoheit des Pri'nz-Regenten zu
bringen nicht unterlaffen. Allerhöchstder-
selbe hat fich dahin zu änßern geruht, daß
das volle nnd gegründete Vertraueu, wel-
ches Er zu Seinem fürstlichen Better und
Freunde hege, der Vorausseßnng, daß zu
eiuer Verwahrimq der Rechte anderer
deutscher Fürsten, der einzelnen oder der
Gcsammtheit, Veranlaffung gcgcben sein
könne, nicht Raum lasse, und daß den
Worten des Herzvgs, welche ein von den
mcisten deutschen Regierungen zu verschke-
dencn Zeiten anerkanntes Bedürfniß auf
Verbefferungen der deutschen Bundcsver-
faffung auSsprächen, jede Ermnthigung
von Tcndenzen, welche ein ähnliches Ziel
aus ungesetzlichcn Wegen vcrfvlgten, fern
liege. Was dic in Deutschland jetzt lauter
hervorgetretenen Bestrebungen nach cinem
solchcn Ziele betrifft, so hat die königliche
Regierung kn der letzten Zcir sich in der
Lage gcfunden, in der Antwort, welche
der Ministcr des Jnnern auf Allerhöchsten

Befehl auf eine Adreffe aus Stettin er-
theilt hat, fich darüber in eincr Art und
Weise ausznsprechen, wclche ohne Zweifel
bereits durch die öffentlichen Blätter wie
zu Ihrer, so auch zu der Kenntniß des
Herrn Grafen v. Rechbcrg gekommen ist.
Eine aUthentische Mschrift dieser Antwort
füge ich indeß zu etwaigem Gebrauche bei.
Der Loyalität ihrer Gesinnnng sich bewußt,
känn die k. Regierung auch in dem von
ihrem Willen unabhängigen Umstande, daß
der Name Preußens bci den jetzigen Be-
wegnngcn von vielen Seitcn vorangestellt
wird, keine Veranlassung zu andercn Er-
klärungeu ihren Bundesgenöffen gegeNüher
finden, als diejenigen sind, welche fie so
eben dem eigcnen Lande gegeben hat.

Indem ich dahcr hierauf lediglich Be-
zug iiehuie, kann ich gleichwvhl eine Be-
uierkung über die nach Dresden gerichtete
Depesche des kaiscrlichen Hcrrn Ministers
nicht zurückhaltcn. Sie betrifft die Stelle
am Schluffe, in welcher der Herr Graf
v. Rechberg sagt, Laß in nicht ferner Ver-
gangenhkit die edle GefinnUng Sr. Mäj.
des Kaisers von Oestcrreich und die Frie-
densliebe der beiden deütschen Großmächte
Deutschland vor den Gefahren eines in-
Ueren Krieges bewahrt habe. Die hier
berührte Thatsache gehört der Geschichte
an. Jch muß aber darauf aufmerksam
machen, daß die damäls gefundene Aus-,
gleichüng größe schwebende Fragen nnge-
löst gelassen hat, welche es weder klug
noch gerecht sein würde, auf Jrrihümer
oder Bestrebungen von Preußen zurück-
führen zu wvllcn. Jch erinnere daran,
daß zü der LösUng dieser Fragen Oester-
reich selbst in unzweifelhaften und bestimm-
te» Erklärungen, vor wie nach dem an-
gedeüteten Zeitpunkte, fich beruftü gefühlt
hat, mitzuwirken. Und wenn die Lösung
dieser Fragen auch jeßt noch der Zukunft
vorbehalten bleiben muß, so wjrd es fich
dabei für die preußische Regierung jeder-
zeit nicht um selbstsüchtige Tendenzcn oder
einseitigc Ansichten, sondern um ihre Pflich-
ten gegen Preußen und Deutschland han-
deln. Ew. stnd ermächtigt, diese Depesche
dcm Herrn Grafen von Rechbcrg ihrcrn
ganzcn Jnhalte nach durch Vorlesen mit-
zutheilen, auch, falls er es wünschen sollte,
ihm Abschrift davon zu laffen. Schleknitz.
Sr. Hochw. Hrn. v. Arnim, Wicn."

D e « t s ch l a n d.

Karlsruhe, 6. Okt. Ueber das Be-
finden S. G. Hoheit des Markgrafen
Wilhelm lauten heute die Nachrichten
über den Vcrlauf der vergangenen Racht
leidcr wieder etwas ungünstiger.

Heidelberg, 6. Ot. Gestern wur-
dcn die Mauerwerke der Odenwälderbahn,
so weit fich dieselbe nm unsere Stadt
windet, an vier hiesigc Maurermeister in
Arbeit gegeben. Auch wurde vor dem
Karlsthore gewiffermaßen dadurch die neue
Eiscnbahn in Angriff genommen, indem
daselbst schon mit dem Ahriß der Häuser
bcgonnen wurde.

Aus Bnden Dic Eknschreibungen
der Studirenden zur polytechni'schen Schule
in Karlsruhe betragen bis jetzt 600,
— Jn Durlach wurde eine Vorschuß-
kaffe gegründet. — Die Einnahmen der
Sparkaffe zu Schopfheim betrugen im
letzten Jahre 33,834 fl. 46 kr., die Ans-
gaben zählten 29,250 fl. 31 kr. "

Rastatt, Z. Oct. Am 30. Sept.
Nachmittags traf die Bundes-Militär-
commission bestehend aus dem bayer.
Generalmajor v. Liel mit Adjutant, dem
bad. Generalmajor und Flügeladjutant
des Großherzogs, v. Seutter, Lem wür-
temb. Iufanterieoberst v. Bayer und dem
bayer. Artilleriehauptmann v. Büller hier
ein. Dieselbe inspictrtc einzelne Werke
der Festung und setzte ihre Znspection
am 1. Okt. fort. Heute früh ercreirte
das großherzogl. Festungsartillcrie-Ba-
taillon vor hen gcnannten Herren. Das
Zcrlegen dcr Geschütze, Abheben der La-
fetten, Ausheben dcr Räder (Batterie-
Untcrricht) wurde vorgenommen. Zum
Schlüffe manövrirte die gr. Ausfallbat-
tcrie, und zwar im cinzelnen Geschütz-
und Battcriefeuer. Dic Artillcrie-Exer-
citien fanden im Znnern der Ludwigsfeste
(Fort L) statt. Dem Vernehmen nach
sprach sich die Commission dahin aus, daß
die gcsammte bad. Artillerie in aüen
Theilen vortrefflich erercire.

Freiburg, 5. Okt. Die Studicn-
stiftungcn unserer Hochschule, welche dcr-
malen einen reinen Vermögensstand vo»
mehr als einer halben Million besitzen,
haben wiedcr ei'nen anschnlichcn Zuwachs
durch den dahier verstorbenen Ios. Vogt
von Fischbach bei Lenzkirch, ehevorigen
Kaufmanns zu Tawastähus in Finnland,
 
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