Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Oktober
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0395

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deutschland.

Karlsruhe, 21. Okt. Gestern wur-
den bei sämmtlichen großh. Jnfantcricre-
gimcntern und selbstständigen Batailloncn
die lctzten Beurlaubungcn vorgenommen.
Sse betreffm einen großen Theil der
Mannschastcn aus dem Konskriptionsjahre
1858 und vcrbleibt nunmchr der Winter-
dicnststand der Jnfanterie, ausschließlich
dcr Unteroffizicrc aus 50 Mann von je-
der Kompagnie bestchen.

Aus Baden, 19. Okt., wird dem
„Schw. Merk." geschrieben: „Es mag
wohl als cin bedeutsames Zeichen der Ge-
sinnung unserer Bevölkerung gelten, daß
unter den nenen bis setzt bekannten Er-
saßwahlen znm Landtag auch nicht eine
einzige vorgekommen ist, welche einen der
ultramontanen Partei angehörigen Mann
in die zweite Kammer gebracht hat.

Freiburg, 20. Okt. Die hiesige Kon-
viktskommission Hat diesks Jahr von den
Kandidaten, welche stch zur Aufnahme in
das theologische Kollegium gemeldet hatten,
nicht weniger als 18 wcgen ungenügender
Fleiß- oder Sittenzeugniffe abgewiesen.

Wus Baden. Am 12. Okt. wurde
zu Emmendingen die Diözesansynode ab-
gehalten; ste zähltc 22 Mitglieder, worun-
trr 8 weltliche. Der Antreg, dem Katc-
chismus einen Abriß der Kirchengeschichte,
mit besondcrer Berücksichtigung dcr ba-
dischen Rcformati'onsgeschichte beizufügcn,
wurde einstimmig angenvmmcn. Sodann
wurde angenommen, es möge mit Beibe-
haltung der schrift- und bekeniitnißmäßigen
Formulare des Kirchcnbuchcs, untcr Aus-
scheidung dxs Marimums und dcr Re-
sponsorien, eine einfache Gottesdienstord-
uung mit Zwischenvers und Schristlesung
der nächstcn Gcneralspnode vorgelegt wer-
den. Die Verbefferung des Gesangbuches
wurde mit 13 gegen 9 Stimmen bejaht,
jedoch die Vorlage eines solchen auf näch-
ster Gcneralsynode verworfen. Die An-
trägc auf Erwciterung des Unterrichts im
Scminar mit Gesang und Orgelspicl und
auf Herstellung der frühercn Schulkon-
vente wurden einstimmi'g angenommen.
Sodann wurde die Herstellung des alten
Wahlmodus zur Wahl der Kirchenge-
mcinderäthe abgclehnt, es sci die jetzige
Einrichtung bcizubehalten, br's man durch
Erfahrurig ein Urtheil gebildet habe.

Pforzheim, 19. Okt. Heute ist der
hiksigen Eisenbahnbau-Znspekll'on die Wei-
sung zugegangcn, die Arbeiten an der
Eis->nbahnstrecke Durlach-Wilferdingen
auf allen Punkten wieder aufzunehmcn.

Stuttqart, 20. Okt. Das Organ
unserer Äegierung, der Staatsanzeiger,
enthält in seiner gestrigen Nummer cinen
bemerkenswerthen Artikcl über die neuesten
politischen B estrebüngenin Deutsch-
land. Es bezeichnet dieselben einmal als
.unpraktisch, da sic unter Viel günstigeren
Zeitumständen vor 10 Jahrcn vöüig ge-.
scheitert seien und dann als gcgen die Ge-
sinnung des württ. Volkes gehend, da sie
unter volksthümlicher Maske sich ver-
hüllend, nur dem Partikularismus dicnen
und iin Falle der Ansführung die Jnteressen
Württcmbergs nnd diejcnigen unseres Ge-
sammtvaterlandes schwer beeinträchtigen
würden. Das württ. Volk wisse, daß seiner
Regierung weder früher, noch ueuestens ein
Opfer zu groß war, wv es sich um Ehre
und Wvhlfahrt des großen Gesammtvater-
landes handelte; es werde aber m'emals
das Jdeal deütscher Reform in einem
Projekte erblickcn, welches, vollends unter
den jetzigen schwierigen Umständcn der
europäischen Politik, mit bürgcrlichen Wir-
ren anfangen werde, um mit el'ncr Selbst-
verstiiinmeluiig Deutschlands zu endcn.

München, 13.Okt. Professvr Berg-
haus aus Bcrlin will ein Zentral-
organ für dentsche Militärange-
legenheiien gründeN, das mit dem
Anfang des Jahrcs 1860 begtnnen soll.
An alle Offizierc des österreichischcn und
preußischen Heercs und sämmtlichcr deut-
scher Bundcsheerkörper, mithin an jeden
deutschen Mann, dem die Regr'erung seines
Hcimathlandes das Schwert anvertraut
hat zur Abwehr des äüßern Feindes, wen-
det sich Professor Bcrghaus als Vcteran
üus dcn Befreiungskriegen in scinem be-
rcits ausgegebenen Programm. Dem Vcr-
nehmen nach hat das Kriegsmr'nisterium
stch entschloffen, daffelbe allen Regiments-
kommandoS des baperischen Heeres mit
eindringlichcr Empfchlung zukommen zu
lassen.

Leipzig, 15. Okt. Heute ist ietzter Meßtag;
das Gesammtnrtheil übcr die MichacltSmeffe ist cin
günstigcS, zumal,tm Vcrgleich mit dcr lctzten Oster-
meffc, dcr traurigstc» scit langer Zett. Schon dic
Vorwoche begann dicSmal mit günstigem Umsatz tn
Lcdcr und Tuchwaaren. Namcntlich «urdc schwercs
Sohlleder für xreußtschc Militärverwaltungcn und für

Oesterreich gekauft; fcincrc Sortcn wurdcn mit 67
Rthkn. bezahlt. Dic wenig vorhandenen Wildhäute
«urden schncll verkauft. Die Tuchmeffe bcgann und
endcte lcbhaft. Dtcktuchc, BukSkins wurden 8 bt-
10 Gr. dic Ellc theurcr bezahlt, als im Borjahr;
glattc Tuche gcwannen eine Prciscrhöhung von 3 bis
4 Gr. Rheinländer, Schweizer, Bayern, abcr auch
Amerikancr und Griechcn haben »iel gckauft; von
120,060 Stückcn, die eingeführt waren, wurden über
90,000 verkauft. Auch iui Manufaktur- und Sei-
dcngeschäft war dtc Mcffc gut.

Aus Thüringen, 19. Okt. Auf un-
seren Bergen loderten gestern Abend überall
zum Andenken Ler Befreiung Deutschlands
durch die Lcipziger Völkerschlacht Frcuden-
fcucr, besonders strahltcn di'e Wartburg
und der Jnselberg, diese Zi'erden dcs Thü-
ringer Waldes, in hellem Feuerglanz.

Glücksburg, 16. Okt. Zur gcstri-
gen allgcmeinen Audienz hatten sich, der
„Flensburger Zeitung" zufolge, viele Per-
sonen aus allcn Ständen eingefunden. Man
bemerkte darunter auch eine Menge von
circa 200 Landleuten, welche einen ge-
wiffen Otzkii aus Löstrup in Angeln zum
Sprecher crwählt hatten, um die bekannte
Sprachpetition vorzubringen. Der König
antwortete:

„Zch bin stets gern bereit, die Bittcn und Anträgc
mcincr Untcrthanen entgcgcnzunehmen, vorauSgcsctzt,
daß dicsclben mir in paffcnder Wetse vorgebracht
werden. Heute seid Jhr aber tn Maffc gekommcn,
und tie Bitte wird dadurch zur Demonstration, wo-
»vn ich ntchts wiffen will. Du bist htcr als Wort-
führcr ter Mcngc dort unten crschtcnen, und ich mache
Dich daher verantwortltch dafür, daß AllcS vrdcntlich
und ruhig hergehe, und daß tie Lcute flch baldthun-
lichst wiedcrum nach Hause begcbcn. WaS die Sachc
selbst betrifft, so ist dieselbc ja Gegenstand cincr Pc-
iition der letzten Ständevcrsammlung und wird durch
dic dcr nächstens zusammentretendcn Vcrsammlung zu
Thcil wcrdendc Antwort ihre Erlediguug findcn."

Wien. Nach der „Times" hat die
letzte Finaiizmaßregel Brucks, eine hcim-
liche Ausgabc von National, dem öster-
reichischen Staate mehr geschadrt, als der
schwere Verlust der Lombardei. Für Oe-
stcrreich sei kein Heil als in einer Ver-
faffung, in ciner Nationalrcpräsentation.
Es werde und müffe dahin kommen. Die
Slavcn ahmcn nun den Ungarn im pas-
siven Wiederstande gegen- die Rcgierung
nach. Die Regierung durfte kein beson-
dcrcs Statut für die Protcstanten Un-
garns hcrausgeben; sic mußte alle Pro-
testanten des Reichs gleich bedenken. Die
zur Prüfung der Gemeindevrrhältniffe
versammelten Vertraucnsmänner flößen
kcin Vertraucn eiu, da sie nur aus An-
hängern dcr Rcgierung bestehen und mei-
stens dcm Stande der Bürgermeister an-
 
Annotationen