Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Dezember
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0599

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ÄAk. Erschemt, MontagS auSgnummen, täg- ^ Ii>sertim«gebghre° sür die SspaMae

lich. PrerS milNiiterhalwngSbl-tt mertci. L)EkP11kkf»ÜA, 22» L)<!)kWvkk titzeile »dcr derenRaum werdcn

jährlich 36 kr.

berechoel.

mitSkr.

18ÄS.

«? Die politischen Parteien der
Jetztzeit.

Vom Reckar, Mi'tte Dezrmber. Man
mag über das polikische Parteiwksen der
Neuzeit in Deutschland im Uebrigen de»-
keu, wie man will, so ist dock so viel
sichcr und steht uuwiderlxgbar fcsi, daß
sämmtliche Parteien, im Vcrgleiche zu
früher» Jahren, eini'ge wem'ge Ünver--'
befferliche ausgenommen, stch bcstrcbt haben,
allc ertremen Ansichtcn so vi'cl als mög-
lich schwinden zu laffen, die Parteimei-
nustgen thunlichst abzurunden, und von
allzu schroffkn Ecken zu bcfreien. Es ist
unverkennbar kinc erfreuli'che Erscheinung
der Zkit, daß anstatt eincs Kompleres von '
Verschicdeiiarti'gkn Parteicn, bie sich gegcn-
seitig abstoßen^ cilie gewiffe Mischung der-
selben aus eincr nationqleii Gesammtbasts
«m deren Stelle getrcten ist. Das, Stre-
öeff nach größerer E i n h e i t dxs deutschen
Daterlandrs, nnd nscht mehr dcr ost ;u
weit gehende Wunsch einer viclmals miß-
verstandcnen Frkl'heit ist in dcn verschie-
deiicn, sich näher gerücktcn Lagern, allent-
hajben das Losungswort. Dieses charak-
tcristische Merkmal fiuden wir selbst bei
dcr demokratischen Partei, wo cine solchc
in Dcutschland (z. B. in Preußen) üher-
haupt noch besteht. Anstats kl'nes frühern,
zwar dcr Geschichte der Vergangenhcit
angehörigen, abcr immer noch in frischem
Gcdqchtnisse der Zeitgenoffen befiildll'chen
utopischen Standpunktes außcrhalb der
Grenzen dcs konsti'tutioiiellen Rechtsstaates,
Hai diese Partei in ncucren Jahrcn ihre
politischen Bestrebungen den bestehendcn
öffentlichcii Vkrhälkuiffen angepaßt, ledig-
lich eine erweiterte politische und natronale
Grundiagc für dieselbc anstrebend, und
ohnes flch, wie früher, iu einem, absolMen!
feindlichen, jede Annäherung und Ver-
sckwclzung ausschlikßendcn, diametralen
Gegensgtzc zu dcn öffentlicheii Rrchtsvcr-
hältiiiffeu zu bewkgen. Solche Erschei-
nungen der Zcit wird Icdermann, rr, mag
nun ciner polltischen Richtiing angehörcn,
wcjcher cr will, gewiß mst aufrichtiger
Freude begrüßen. Es ist noch in frischer
Erinnerung Allen, wst vor einer Rcihe
von Jahren unsere nationale Entwicklung
in Deuischland thcilS durch ercentrische
Machinationen dcrsclben Parsti, von wel-
cher wir jetzt sprcchen, thcils durch andere,
fich kindrängkndk unlautrre Elemente, in

störender Wcisc gehemmt, und auf lange
hiuaus untergraben worden ist. Abermals
hat uun in neucrer Zcit, besvnders seit
dcm Ende drs letzten Krieges m Jtalicn,
der innere Drang jencr vcrnunftgemäß-n
Entwicklung stch Bahn gebrochen, diesmal
ohne die bekanntcn frühern Auswüchfe und
deßhalb auch mit größercr Bercchtigung,
und hoffentlich größercm Flciße und red-
lichcm Erfolge. Wir dürfcn darauf um
so eher hoffcn, als ja die Gebrechen unscrer
staatlichen Zustände in Deutschland thcik-
weise von dcffcn Regicrungcn selbst ancr-
kannt worden find, nnd manche hicvon
mit ihren Bölkern gewiß gernc Hand in
Hand gchcn wcrden. — Mögen Fürsten
und Völkcr, mögen allc politischrn Par-
tcien, diesclbe» haben nun eincn Namen,
wclchen sie wollcn, erkennen, daß stch ihre
Bestrebungen schlicßlich in einem Ziele zu
vereinigen haben, in der fsrkdauerndcw
Anstrebung cines einigcn glücklichcn veut-
schen Gesammtvaterlandes, und daß diesem
Ziele alle anvern Parteirichtungen- unter-
zuordnen sind. Wir find zwar fernc von
aüzu chi'mürischen Erwartungen, wir wollcn
uns dcn Himmel der Zukunst nicht allzu
roscnroth ausmalen; alln'n eine gewiffe
Wendung zum Befferen ist, wie stch aus
dem obeii Gcsagtcn ergibt, nnd nnn ein-
mal nicht hinwegläugnen läßt, — momen-
tan wenigstens, — eingctretcn. Wir
schließcn mit dem Wunsche, daß dieselbe
von Dauer sein und ihrc Früchtc einer
schöncn gcdcihlichen Reife entgegengehen
mögen!

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 19. Dez. Die Kommis-
sion der zweiten Kammer, welche bezüq-
lich der Vereinbarnng mit dem päpstlichen
Siuhle nicderqesetzk ist, ist mit ihren Ar-
bciten sehr stark beschäftigt. Sic söll dcm
Veruehmen nach in sehr vielen Pünkten
die Zustimmung dcr Stände bei dem Kon-
kordat vorbehalten und hi'erin ganz cinig
sein. Dies ist besonderS behcrzigenswerth)
wcil die beiden Vertreter der Stadt Frei-
burg Mitglieder der Kommission sind. —
Nachschrift. Der Abgi Hi'ldcbranvt wnrde
zum Berichterstatter über das Konkordat
crwählt. Derselbe i'st Hofgcrichtsrath in
Brnchsal, ein sehr tiichtiger Iurist und
liberaler Abgeordneter, dcr bereits im
Iahre (847 und in den fvlgrnden Jahrrn

in der Ständcversammlung sich befiindr»
hat. (Hiernach wäre nicht, wie cs.in un<
tknstehendkm Artikel von Mannhcim 17.
Dezember hrißt, Herr Professor Lame-
Bkrichterstatter.) (S. M.)

Karlsruhe, 20. Dcz. Nach ciner
neuerkichen Verfügung haben die dmch
lanveshcrrliches Patent angcstelltcn Diencr
der Ziistiz und knncrn Vcrwaltung knufiig--
hin ihre Gesüche um Hklrathserlaüdniß
bei ihrcr zuilächst vorgcsetzten Mittelstelle,
die cvang. Kirchcndiener bei d'em Evang.
Oberkirchenrathe einzugcben, und dkese
Stcllen darauf zu verbescheidcn und dem
bctreffendcn Ministerium Unzeige zu rr-
statten.

Mannheim. Die von h'ker avge-
sandte Pctition hicsiger Katholkken an
die zwcite Känimer in Sachen dcs K o n-
kordats stellr dst Bitke: Hschdicselbe
wvllt d mit alldü ihd zü' G'kbot stehendcn
gesetzlichcn Mkttekn die EinführuNg dek
Uebercinkunft mit dem päpstlichen Stnhlr
zu verhiiidern suchen; jedenfalls abcr
2) allen Abänderungen unscrer Lankes-
gesetzgcbung, wclche den Vollzug di'cser
Uebeirinkunst bezwccken, ihre Znstimmiing
versagen.

Mannheim. Am 15. Dezbr. wurde
dic Anklage gegcn Jak. Müüer von Obrig-
heim wegen dreker gefährlichen DlebstäM
verhandelt: Derselbe ist Sohn cincs Skra-
ßcnwarths zu Obrigheim, 28 Jahre alt,
ledig, schlecht beleumundet, wurde schon
früher drcimal wegcn Diebstahls bistraft.
Müller stahl bereitS am 4. Ang. d. I.
kl'ncn Ballcn Tuch von 40 Ellcn. Ferner
aus dem Hüuse dcs Advm Schindler zn
Obrigheim mittelst Einsteigens Kleidungs-
stücke und Geld; es wurde in demselbeN
Mönat dreimal in die Werkstatt der GipS-
grnbe des Fr. Hubcr zu Obkighcim eia-
gcbrochen und eingcstiegen, bis diese zn-
ke^t bewacht und der Angeklagte in dek
Nacht vom 2. auf den 3. Scpt. d. I. m
dcm Momcnte ergriffen wnrde, als er dea
vierkeii Cinbruch vcrsuchte. Wegen diestr
Diebstählc wurde I. Müllcr durch Er»
kenntniß großh. Hofgerichts vom 20. Okt»
d. I. zu eincr einjährigcn Zuchthausstrafe
verurthcilt, wclche derselbe gegenwärkig.z»
Bruchsal ersteht. Die durch Einsteigen in
das Wvhnhaus dks Adäii! Schindler z»
Obrighcim verübten Dicbstähle wurdrn
als gesährliche vor das Schwurgericht
verwikst». Der AnMlägtc gcstand diefs
 
Annotationen