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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0101

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18SS.

Tekegraphische Depesche

Frankfurt, Donnerstag 28. Iuli.
Jn der hcutigen Bundestagssitzung
stellten Ocsterreich, Preußcn und
Baden einen geweinschaftlichcn Antrag
in Betreff der Besatzung der Bun-
desfestnng Rastatt.

Dem Vernehmcn nach soll dcm Antrag
znfolge Baden den Gouverneur und Ar-
tillericdirektor, Preußen und Oestcrreich
alternirend den Festungskommandanten,
und Oestcrreich den Gcniedirektor ernen-
nen. Die Besatzung, im Krieg 12,000,
im Friedcn 6000 Mann, würde von
Oesterreich, Prcußen und Badcn gemein-
schaftlich gestellt. Oesterreich und Preußen
sollen zugleich angczeigt habcn, daß fie
fich wegen Besctzung der Kommandanten-
stelle zu einer fünfjährigen Alternirung
gceinigt hätten.

Preußifche Aktenstücke.

Die bciden vertraulichen Begleitschreiben
zu der (in Nr. 174, vom 28. Juli mit-
getheiltcn) an die k. Gesandten zu London
und zu Petersburg gcrich^eten Depesche
vom 24. Juni )auten :

»II.

A» Ke. Errellenz den Grasen v. Pernstorff
in Fondon.

Berlin, 27. Znnt 1858. Herr Graf. Lord
Bloomficld hat uns anf Befehl seiner Rcgierung einc
htcr tn Abschrift beigefügte Depesche vom 22. d. M.
mitgetheilt, in welcher dcr erKe Staatsftkretär Zhrcr
britischen Maj. dte Besorgniß aussprtcht, welche ihm
dir durch cinige deuksche Bundcsstaaten tm Hinblick
auf den zwischcn Oestcrreich einerseits und Fcankreich
und Sardtnten andererscits ausgebrochenen Krteg gc-
troffcnen Maßnahmcn erregen. Unscre stühercn Mit-
thctlungen haben Ew. Erc. bcreits !n Stand gcsetzt,
die Regicwng Jhrer brit. Maj. über die Natur un-
sercr Jnicnttoncn und übcr uuscrc Anflcht hinsichtlich
der gcgenwärtigen Verwickelung aufzuklären. Ohne
Angcfichts der gewichttgen Ereigntffe, die tn Jtalicn
vorgehen, dcr BcweiSführung Lord John Rnffcü's zu
Gunsten des Prinztps der Ncutralität, die cr Preußcn
anempßehlt, in allen ihren Details zu folgen, kon-
statiren wtr mit Vergnügen, daß Se. Herrlichkeit zu-
gtbt, dte eigenthümliche Lagc, in der sich Dentschland
befindet,'rechtfeitige und erkläre die Verschiedenhciten,
dte zwischen unserer Haltung und dexjenigen des brt-
ttschen Gouverncments bcstehen. Unsere Dcprsche »om
24. d. M., die bereitS geschrieben war, alS wir dte
Mitjhcilung dcs EabinetS oon St. James empfingrn,
bezeichnct gleichcrmaßcn unserc Würdtgung dcr ttalie-
nischen Krifis und dte Verpflichiungcn, welchc unS
dieselbe auftrlegt, «ie das Zicl, auf welches unserc
Bestrcbungen gcrschtet find. Wir find erfreut zu fthcn,
daß das Cabtnet von St. Äames unsere Hoffnmig

auf cine ftiedliche Lösung theilt, und daß eS an die
bald cintretcnde Zweckmäßtgkeit cincs Vcrsuchs zur
Conciliatio», sowic an den Erfvlg glaubt, den die
Rathschläge der bcstenndeten Mächte habcn werden,
wenn fie den Augenblick für gekommen eiachtcn, zwischen
dic kricgführcndcn Partcien zu treien. Die gewichtigen
militärischen Ercigniffp der letzte» Tagc scheincn unS
ein Grnnd mehr z« sein. cine Verständigung zwischen
denjenigen Mächten zu beschleunigen - welche bis jetzt
dtescm Constikt stcmd geblieben sind, und welchcn ihre
Unpartcilichkeit selbst dic Pflicht aufcrlegt nnd daS
Recht gibt, mt! allcn ihrcn Kräften daS Ende eineS
Kampfts rasch heibetzusühren, dcr jcden Tag neue
und betrübcnde Ereigniffe herbeiführt. Was Prcnßen
tnsbcsondcre anbetrifft, so geben scine Stellung in
Dcutschland, die Pfltchten gegen die dcutschen Bnndes-
stagten und dic «achftndcn Verlcgcnheiten nnd Gc-
fahren cincs brnachbarten und verbündeten StaatcS
auSrctchende Gründc ab, um in Ler driugendstm
Wctse einc derartige Vcrständignng zu sordern, die
gccignet wärc, Europa die Wohlthatcn eineS Friedens
zu sichern, dcr von Tag zu Tag schwieriger zu oer-
wirkitchen wäre, wenn der Krieg, indem cr sich über
dic Maßcn verlängme, zu gleicher Zcit Verhältntffc
annähmc, die unS vielleicht nicht gcstatten würden,
ihm siemd zu bleiben. Wtr danken u. s. w. (Dcr
Rcst dcr Dcpesche ist gleichlautend mit der nachfol-
gendcn an Hrn. v. Bismarck - Schvnhausen in St.
PetcrSbmg adresfirten vom 26. Juut.)

gcz. ». Schletnitz.
IV.

Fln Ke. Ere. den Hrir. o. Didmark-Schön-
hause» i» Petersdurg.

Bcrlin, 26. Junt 1858. Mein Hcrr! Da
das beifolgende Schriftftück durch Zhre Vermtttelung
im tiefsten Vcrtraucn zur Mittheilung an den Fürsten
Gortschakoff bcsttmmt tst, so füge ich heutc noch eintgc
Bemerkungen hinzu, welch'e zugleich dazu dicnen sollcn,
es zu »ervollständtgen, indem dieselben für Jhr Vcr-
halten dic Abflchien der k. Rcgierung noch besttmmtcr
an'S Licht stcllen. Scit der Redaktion dtescs Schrift»
stückcs haben sich wichtige militärischc Ereigniffe an
den Usern des Mincio zugetragcn. unb wcnn unserc
Würdigung der Situation und der dringcnden Pflichten,
welche diese uns auflegt, auch nicht wesentlich modi-
ficirt worden ist, so sehen wir darin doch neuc Be-
weggründe, ein Verständniß unier den Mächten zu
heschlcunigcn, dte bis zum gcgenwärtigcn Angenblick
dicscm Conflikt ftemd geblteben flnd, dencn jedvch
thrc unparteilichc Haltnng selbst die Pflicht aufcrlegt
und das Rccht gibt, mit allen Kräften das Ende
cines KampfcS zn bcschlcmiigen, dcm jeder Tag neue
und traurige Vvrkommniffe hinzugescllt. WaS Preußen
insbesonderc bctrifft, so gcben seinc Lage in Deutsch-
land, seine Pflichten gegen scine BundeSgenoffcn, unr
d)c wachsendcn Vcrwickclungcn und Gefahren cines
benachbarten und vcrbünteten StaateS mächtige Mo-
tivc ab, um auf's dringendste eine Verständigung der
Art zu verlangcn,, daß für Europa die Wohlthaten
einer fttedlicheir Beruhigung vorbcrcitet und gefichert
wetden, welchc ebcn so die Jntereffen der Rcgicrungen,
wie dte der Völkcr fordern. Wir dcnken, mcin Herr,
daß das Pekcrsburgcr Cabiuet, um aufts schleunigste
zu dieser vorgängigcn, in so vielcr Hivsicht sv «ün-
schensweithcn Verständigung zu gclangen, durch Jhre
Vermittlung, auf eine ganz confideniionelle Wetso,
veranlaßt wcrden könntc, ihrcn Vcrtretcr an unserem
crkauchien Hofe mlt Znstrukiionen zn ocrfthcn, die
ihncn gestättcten, mit uns die Gdundlagc» einer Ver»

mittlung aufzustcllen, dte wir mtt allen unseren Wün-
schcn anstrcbcn und dte wir, wäs nns bctrisst, nicht
länger mehr zu »erschieben im Standc ftin dürften,
ohne rinc schwcrc Verantworttichkett auf uns z« la-
den, und ohnc unserc Pfltchten gcgen uns ftlbst und
gegen den dcntschen Bllnd zu verlctzen. Wollten Sie
daher, mctn Herr, fich in dteftm Sinne gcgen den
Fürsten Gortschakvff aussprechcn, und uns ohne Vcr-
zug und bis in'S Kleinste vrn der Anfnahme in Kennt-
niß setzcn, wclche die Vorschläge, dic wir Ste in
dieftr Hinficht zu machen bcaustragen, findcn werden.
Zndcm wtr Jhncn diese allgemeinen Ftngerzcige er-
thcilen, wollen wir auf kcine Wctse den Weg vor-
schreibcn, noch auch dtc Haltung Im Voraus bestim-
men, wclchc das PeterSburger Eabinet znr Errctchung
diefts Ztcles anzunchmen genetgt scin dürste. Unser
Wvrschlag, i» Betrcff dcffen Sie da» Eabinet, bet
dem Sie accreditirt sind, zu crforschen haben, hat
kcincn andcren Zweck und scinen andercn Stnn, alS
die Wirkung der eben so cdlcn als vcrsöhnlichm Ab-
fichten, von denen wir auch Se. Majcstät den Kaiser
Alerandcr dmchdrungcn glauben, z« beschlcmiigen und
zngleich dem russischen Eabinet cin Untcrpfand der
Dringlichkcit zu geben, mit der wir jede Maßnahmc
vder jede Eröffnung beeilkn werdcn, wclche geeignet
scin dürfte, in Europa eincn Frteden herzustelle»,
zu deffen Abschluß mit all' «nseren Rathschlägen und
allen uns zu Gebote stehcnden Mitteln betzutragen
wir für unfere Pflicht halten. Empfangen Ste u. s.«.

(gez.) p. Schletnttz.

D e u t s ch l a n d.

-j- Heidelberg, 29. Juli. Heute früh
um 5 Uhr verließ uns das gestern hier
eingetroffene und bei den Bürgern ein-
quartirte 2. Jnfanterieregiment, Prinz
von Preußcn, um nach seiner neuen Gar-
nison Konstanz weiter z« marschiren. Das
Regiment wird den Weg zu Fuß zurück-
legen, und dazu 18 Tagmärsche haben,
wobei höchstens 5 Stunden auf den Marsch
kommen. Die erste Station von hier aus
ist Langenbriicken und Kronau.

Heidelberg. 26. Juli. Herr Stadt-
pfarrer und Pröfessor vr. Plitt hat,
wie von glaubwürdigcr Seite verfichcrt
wird, dcn von der Üiiiversität Bvnn an
ihn ergangenen Ruf als Professor und
Direktör des dortigen cvangelischen Pre-
digerseminars angenommen.

Vom Necknr, 25. Juli. Frankrcich
hat eher einen Feldzug vollendet, als es
Deutschkand gelungen ifi, für seinc müh-
sam mobilistrten Hccresmässcn auch nur
einen „Kriegshcrrn" zu finden. Diese einr
Thatsache rcicht hin, um uns das Grünv-
übel, an dcm die deutsche. Einhcit
leidet, klar vor Aügen zu führen. Die
deutsche Hecresvrrsassun.q hat sich als eine
ungenügcnde herausgesteüt, und unser wcst-
licher Nachbar, gestehen wir es uns vffen,
 
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