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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0265

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Deutfchland.

Karlsruhe, 14. Sept. Nachrichten
aus Baden zufolge sind JI. KK. HH. der
Großh crzog, die Großherzogin und
der Erbgroßherzog gestern Abend im
besten Wohlsein dort cingetrvffen/ nachdcm
Höchstdieselben die vorhergehende Nacht in
Waldshut zugebracht.

Heidelberg, 14. Sept. Die Aus-
führung der höchsten Staatsministerial-
Entschließung bezüglich des Baues der
Heidelberg-Mosbacher Eisenbahn
jst bcreits im Gange; Hr. Geh. Regie-
rungsrath Cron beschäftigt sich mit den
Erpropriatiottsarbeitcn, die hier theils
wegen des kostspieligen Terrains, theils
wegen der Tunnclrichtung besonders schwie-
rig sind. Jn letztcrer Beziehung hat man
keine Anhaltspunkte durch frühere Erpro-
priationsverfahren, wie ein Garten- und
Ackergelände, untcr dem in einer so be-
dcutenden Tiese die Eiscnbahn geführt
wird, daß ein Schaden dem Eigenthümer
nicht erwächst, obgcschätzt werden soll.
Man ist ferner gespannt darauf, in welcher
Weise die hiestge Stadtgemeinde ihr Ge-
meindeeigenthum, das in die Bahnlinie
fallcn ssll, abtreten wird. Dic übrigen
Gcmcinden, welche von der Bahn bcrührt
werden, dürften sich hiernach richtcn.

p Heidelberg, 15. Scpt. Endlich
ist der Angriff der Odenwälder Eisenbahn,
in so weit dieselbe um unsere Stadt läuft,
ins steben gctreten, daß gestern der defi-
nitive nöthige Häuscrkauf bcgann, indem
das erste Haus am Karlsthore, dem Hrn.
Nikolaus Schmidt gehörig, angekaust
wurde, dcm nun schnell — wcnn die Vcr-
käufer selbst nicht Schwierigkeitcn, welche
doch zn keinem Ziele führen werden, in den
Weg legen—-der weitere Ankauf der benö-
thigtcn Liegenschaften folgen wird. Jst
dieses Geschäft beendigt, so soll diese
Bahn in nächster Nähe dcr Stadt auf
drei Punkten aus einmal in Angriff ge-
nommen werden.

Mannheim, 9. Sept. Die hiefigen
Mitglieder der Konkordatsgcsandt-
schaft in Rom, Oberhofgerichtsrath Roß-
hirt und Referendär Brunner, sind wic-
der in ihren hiestgen Wirkungskreis ein-
gctreten; Frhr. v. Berckheim wird bis
znr Auswechslu'ng dcr Ratificationen in
Rom vcrweilen. Bei den Anständrn, dic
fich immerhin in der Ausführung sylcher!

Verträge ergeben können, ist es wahr-
scheinlich, daß, wenigstcns für die nächsten
Iahre, Badcn einc ständige Vertretung
am päpstlichen Stuhle erhalte. Es wird
für diese Stclle in unterrichteten Kreisen
bercits eine an eincm süddeutschen Hofe
thätige diplvmatische Persönlichkeit bezeich-
net. (Schw. M.)

Aus Baden, 9. Scpt. (S.M.) Wcnn
ich nicht irve, liegt das Hauptmotiv der
badischen Regierung bei Verkündung des
provisorischen Geseßes bczüglich derAdels-
rcchte von einigen Grundherren darin, daß
eine selbstständige Vorlage an die Stände-
versammlung umgangen wcrden sollte. Da
abcr das Drängen der Adeligen an die
Rcgierung groß war, und ihre Drohung
mit Rekursergreisung an dcn Bundcstag
in Vollzug gesctzt werden' sollte, so wollte
die Regierung diescn letztcren unangeneh-
men Weg vorerst abschneiden. Wird das
einstweilige Gesetz vvn der zweiten Kam-
mer verworfen, dann hat die Regierung
sich nicht die Schuld beizumessen, wenn
die Jntervention der Bundesversammlung
angerufen wird.

Mosbach, 10. Sept. Gegenwärtig
wird cin längst unbenütztes Gebüude, un-
weit der Stadt an dem Elzbach gelegen,
zu einer Zwirnfabrik eingerichtet. Da
der Unternchmer übcr ausreichende Mittel
zu verfügen hat, läßt sich ein günstigcs
Ergebniß erwarten, was wir im Jntereffe
der Zndustrie von Herzcn wünschcn, nach-
dem Unternehmungen der Art früher in
unserer Gegend wenig gedeihen konnten.

Vom Rheine, 12. Sept. Jn dcr
literarischen Anstalt zu Freiburg erscheint
(bei jeder Buchhandlung beziehbar) das
badische Landrecht mit Einschluß des
Handelsrechtes und die Prozeßordnung,
nach den Entscheidungen der badischen Gc-
richtshöfe und der badischen Doktrin, unter
Hinweisung auf die bezüglichen Gesetze
und Verordnungen annotirt und von dem
großh. Oberamtsrichter Herrn K. Kah
bearbeitet. Ueber diescs Handbuch, von
welchem die 6. Lieferung bald zu erwar-
ten ist, baben das Magazin sür badische
Rechtspflege und Verwaltung, die Anna-
len der gr. bad. Gerichte, das Nötariats-
blatt und das für Gemeindeintereffen,
namentlich für das Grund- und Pfand-
buchwesen geschriede'ie, und gern gclesene
Blatt der Bürgermeister schon wicderholt
! sehr vorthkilhaftc Beurtheilungen gebracht.

Da sedoch dadurch das genannte Hand-
buch dem größern Publikum immer noch
nicht hinlänglich und nach Verdienst be-
kannt gcworden sein dürfte, ss haben wir
uns vorgenommen, hier auf dasselbe öffcnt-
lich aukmcrksam zu machen. Unscr Land-
rccht, Handelsrecht und unserc Prozeßord-
nung stnd anßer bei den Staatsbcamtcn,
Anwälten, Notaren u. s. f., auch bei den
Gcmeindebeamten und allenthalben bei
vielen Bürgcrn verbreitet. Rechnet man
Diejenigen ab, welche schon durch ihren
Beruf zum eingehenden Studiüm der Ge-
seße angcwicscn sind, und welche die Ge-
sctze von ihrer wissenschaftlichen Scite
gründlich kcnnen gelernt haben, so bleibt
für alle Andern die richtige Anwendung
der Gesctze und das richtige Verständniß
derselben eine schwere Aufgabe. Wir hal-
ten daher auch für alle jene Persvnen,
welche tas Recht nicht wissenschaftlich er-
lernt haben, abcr vermöge ihrer Verhält-
nisse und ihrer Stellung stch gleichwohl
in der Lage befinden, wenn auch nicht
das ganze Landrecht, das ganze Handels-
recht und die ganze Prozeßordnung, so
doch einzelne Theile davon kennen sollen,
— den Befitz eines solchen Werkcs für
einen großen Gewinn. (B. Lztg.)

Vom Bodenfee, 12. Sept. Damit
Sic sich einen Begriff mache» können von
dem Weinverkehr in dem so zu sagcn
auf Wein schwimmenden Meersburg, so
diene'zur Notiz, daß im verflossenen Mo-
nat und bis hcute ungefähr 1300—1400
Ohm Wein daselbst ausgeführt wurden,
wovon ungefähr ^ ins Jnland und ^
ins Ausland, beinahe nach allcn Gegen-
dcn Dcutschkvnds, gingen. Es gebricht
für den Erport ins ferne Ausland an
Transportfässern und können deshalb die
meisten Bestellungen dahin nicht mehr ef-
fektuirt wcrden.

Stuttgart, 10- Sept. Politisch
herrscht fast gänzliche Ruhe im Land. Daß
die Eisenacher Erklärung wenigstens so
wie sie ist, keinen Anklang gefunden hat,
ist bekannt. Der allgemeine Wunsch ist,
daß alle deutschcn Regierungen sich auf-
richtig und ohne Hintergedanken mit ein-
ander vcrständigen möchten. Wir wollm
Preußen so gut wie Oesterrcich und Oe-
sterreich so gut wie Preußen bei Deutsch-
land haben, aber weder in dcm einen
noch in dem andern aufgchcn. Zu die-
sem Wunsche paßt das Gezänke gegen
 
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