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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0449

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Heideltrerger Tagblatt.

2«S

Trschemt, Montags auSgenommen, täg-
lich» Preis mitUnterhaltungsblattviertel-
jährlich 36 kr.

Dienstag, 8. November

Znsernonsgebühren für die 3spaltige Pe-
tttzeile oder deren R^um werdeu mtt Lkr.

18«!».

Telegraphische Depefche

Paris, 5. Nov. An der Börse wurde
bekannt, daß der Friedcnsvcrtrag heute tn
Zürich unterzei'chnet wurde.

Deutschland.

Karlsruhe, 4. N°v. DaS heute erschieneiie
Regicrungsblatt Nr 48 enthält ftrner (Schluß):

ll. Verfügungcn und Bckanntmachungen der Mi-
nistcricn. l) Bckanntmachungen des großh. Ministe-
riums deS großhcrzogl. Haufts nnd dcr auswärtigen
Angclegenhkiten. ->) Die Errichtung von Telegraxhen-
stalionen betrcffend. b) Die Organtsätton der Be-
zirksoerwaltung des Etsenbahnbaucs betreffcnd. (An-
ordnung der Erttchtung cincr Eiscnbabn-Baukaffe zn'
Radokphzcll.) 2) Bekanntmachung deS großh. Justiz-
ministcriums. Den Familienvertrag dcr Grafen »on
Lciningen-Billigheim nnd Lciningcn-Ncudenau betref-
fend. 3) Bekanntmachung des großh. Ministeriums
des Jnnern. Die Wtcderaustösung der Kricgskom-
misfion betrcffend. 4) BekanNtmachung deS großh.
Finanzministerillms: Die Erhebung der Rübenzuckcr-
Steuer und der Zollsätzc von frcmdem Zuckcr und
Syrup betreffcnd. (Die tm §. 1 der Bekanntmachung
rtcscs Ministeriums 'vom 9. Juni v. A bezeichnetcn
Sätze der Stcuer vom inländischen Nübenzucker und
«nd'der Eingangszölle vom ausländkschen Zucker und
Syrup blciben btS auf WcitcreS fortan !n Giltigkeit.)

!!!. Dicnsterledigung. Die crstc Lehr- und Vor-
ßandsstclle an dcr höhcren Bürgerschnie in Mosbach
mii einer Besoldung von 8VÜ—lvvv fl.

IV. Todesfälle. Gcstorbcn sind: am 29. Zuni d. Z.
Domänenrath Eberlcin in KarlSruhe; am 5. v. M.
Revtsor Brenzinger in Karlsruhe.

KarlSruhe. 5. Nov. Durch allerhöchstc OrtreS
vom 4. d. M. wird Oberlieutcnant v. Hvrnstein vom
(1>) Lcib - Grenadftrrcgiment zum 2. Jnsanteriereai-
ment Pttnz von Prcußen vcrsetzt; der dem (i.) Lcib-
Grenadierrcgiment aggregitteHanptmann HieronimuS,
Platzmajor dcr BundeSftstung Rastatt,, wird letztcr
Funktion cnthoben nnd tritt zur Dienstleistmig in daS
(1.) Lcib-Grenadierregiment zurück.

Karlsruhe, S. Nov. Das heute erschtencne
RegierungSblatt Nr. 49 enthäit:

I. ProvisorischcS Gosctz, dic Hbäiiderung »erschie-
dcncr Bcstimmnngen im VercinS-Zolltarif bctreffend.

II. Vcrfügnngcn und Bekanntmachuiigcn der Mi-
»istcrien. I) Bckanntmachmig des großh. Finanz-
mtnisteriums. Vollzugsverordnung, dcn Vercins-Zoll-
tarif betrcffcnd. 2) Bekanntmachung dcs großh. Mi-
nistcriums des Jnnern, Die StaatSgenchmkgung von
Sttftungen tm Seckreisc betreffcnd.

Karlsruhe, 5. Nov. Auf die Nach-

richt über das große Brondunglück, wel-
chcs die Stadt Neckarbischofsheim betroffen,
haben Se. Königl. Hoh. der Großherzög
die Summe von Dreihundert und Jhre
Königl, Hoheit die Eroßherzogin Luise
dic Smmne von Einhundert Gulden aus
Höchstlhren Handkassen für die dürfilgstcn
Brandbeschädigtcn in Neckarbischofsheim
allergnädigst absendcn lsffen.

Eine weitere Summe von Einhundert
Guldcn habcn Zhre Königl. Hoheit dic
Großherzogin Luise aus Höchstihrer Hand-
kaffe dem badschcn Fräuenverein zu Neckar-
bischofsheim allergnädigst zugewendet, um
damit die durch den Brand zu Grunde
gegangene Einrichtnng cines kleincn Dienst-
boten-Hospitals wieder hcrzustellen.

* Heidelberg, 4. Nov. Der heftige
Sturm, welchcr in dcn letzten Tagen
wüthete, hat anch eine große Zcrstörungs-
wuth in unserem Schloßgarten angerich-
tct, denn eiiie Masse dcr schönsten Bäume
fielcn demselben als Opfer, was uns anfs
Neue den Beweis gibt, daß di'e Art nicht
so häufig zur Lichtung nnserer Schloßhaine
anzuwenden nöthitz wäre, indem solche
Naturcreigiiisse, wie wir ste in den Or-
kanen erlcben, schon hiureichende Lichtung
in nnserem Schlvßgartcn bereiten.

tz Heidelberg, 7. Novbr. Wie ge-
wöhnlich, so war'auch gestern wieder die
deutsch - katholische Kirche stark besucht,
jeder Stand, wie es in der Kirche sein
soll, vom Profcffor bis zum Tagarbeiter
vertreten, obwohl mancher mehr aus Ncn-
gierde als aus rell'giösem Bedürfmß der
Predigt anwohnte, welche dem großen
Verstorbencn galt, dcffen Andcnkkn wir
alle i'n den nächsten Tagen feiern
werden.

Der von Hrn. Tr. Brugger gehal-
tcnen Rcde entnehmen wi'r Folgendes:

Zuvörderst verbpcitete sich derselbc über
Schillcrs Jugendjahre und wies i'n kurzen
aber schars gczcichneten Abriffeii nach, wie
ci'n so rei'chbcgabter Geist sich habe un-
möglich lange in dem Zwanqe bcwegcn
können, den man ihm in der Karlsschule,
wo so zu sagen jede Acußerung des Lebens
(dicser freundli'chen Gcwohnhcit des Da-
seins und Wirkens, wie es Göthe nennt)
gleichsam abgemeffcn, zugcwogen gewcsen
sei. Neben dem eigencn Leidcn habe das
Leiden des Volkes, das Schiller mit ange-
jehen, auf sein Gemiith einen tiefcn Ein-
druck gemachk, in jener Aeit, wo die deut-
schen Höfe das üppige Treiben des fran-
zöflschen nachahm-iid dcm Volke unerhörte
Lasten ausgelkgt hätten, wie z. B. gerade
in Württemberg, wo die Bauern genöthigt
worden seien 6000 Hirsche aus cinen
Punkt ziisaliimenzutrcibcn, welche dann in
eineii Sce gesprenqt worden seicn und
dort vvn den vornehmen Jägern um so
lcichter crlcgt werden zu könüen. Unter

solchen Eindrücken sei dann der Gedanke
zur Flncht in Schiller rei'f geworden (vor
dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,
vor dem sreien Manne erzittere nicht)
und so habc er Heimaih, Eltern und Ge-
schwister verlaffen und sich als Flüchtling
längcre Zeit in ekiiem ärmlichen Wirths-
hause in Oggersheim vcrborgen gehalten,
imd cs sei bemerkcüswerth, daß ciner dcr
größten Geister Deutschlands im Viehhof,
hinter schlechten mit Papicr verklcbten
Fenstern, in ver tranrigen Zahi eszeit nicht
einmal gegen Kälte gcschützt, habe hungern
müsscn und obgleich man ob den groß-
artlgen Gedankcn, die man in dcm ersten
Stücke Schillers gefunden und die cr glcich-
sam wie Felsblöcke in die Ebene herab-
geschleudert erstaunt gcwesen, so habe man
ihm doch erst lange nachher den geringen
Jahrgehalt vvn 300 fl. zuerkannt, wor-
übcr der Dichter Hvcherfrcut, da ihm da-
durch die Möglichkeit geboten grwesen,
Schulden für unumgängliche Lcbcnsbedürf-
niffe zu zahlen.

Die Vcrdienste Schillers um das deutsche
Volk, sowie um die Mcnschheit übcrhaupt,
hob ber Redner hierauf, flch auf Stellen
aus den Werkeii des Dichters beziehend,
nach drei Nichtungen hervor.

Zunächst rühmte er sein ächt deutsches
Gemüth, daiiu seine allnmfassendc Mcn-
schcnlicbc und endlich sciiie Licbe zum
Fortschrikt zur Freiheit. Alle die, schloß
der Redner, welche heute dkese Feier be-
gingeii, würdcn ihr nicht znm zweüen
Male anwohiicn, ein andercs Gcschlecht
würde da sein, abcr, wie man an der
Wiege Schillers nicht habe sagen können,
was aus dem Kinde einst würdc, so könne
inan auch jetzt nicht sagen, wie cs nach
uns wcrde. Wohl könncn ganze Stämme
eincs Vvlkes untcrgehcn, aber die Gesctze
der Bewcgung, der Mamiigsaltigkeit, des
Fortschrittcs würden sich trotz aller Hemm-
niffe, die man ihncn in den Weg lege,
geltend machen.

Mannheim, 5. Nov. Die Frncht-
preise habcn unbedeutend angezogen. Die
diesjährigen Tabake sind m'cht sehr ge-
sucht iind es dürfte sich dcr Bau im näch-
sten Zahrc noch mehr vcrringern und da»
für Futtcrkräuter zur endlichen Förderung
der Viehzucht angelcgt werden. Hopfen
stnd gesncht, noch mehr gutes Bier.

Mannheim, 6. Nov. Während die
frciwilligen Zeichnungen zu cincm Schiller-
 
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