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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0077

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Erscheint, Mvntags anSgenomrnen, tag-
ttch. Preis mitNnterhaltungsblatt viertel-
jahrlich 36 kr.

Telegratnme

Krankfurt, Donnerstaq 2l. Juli. Zn
der hcutigen Bundestaqs-Sitzung wurden
die Anträgc Oestcrreichs, sowie Preußens
vom 16. d. M., betreffend die Versetzung
derBundeskontingcnteundBundesfestungen
auf den Fricdknsfuß, einstimmig zum Bc-
schluß crhoben.

Frankfurt, 21. Juli. Das „Main-
zer Journal" gibt das Nachfolgende als
ven Originaltcrt der Vermittlungs-
vorschläge von Preußen, England,
Rußland (wofür wir dic Garantke der
aügeführten Qüekle übkrlasscn müffen):
1) Ztaliek wird seincr eigenen Sörgc
übtrlaffen; 2) Büüd dcr italienischeu
Staaten ohnc Ausnahmc; Z)Vergrößcrung
Sardiniens (genannl wcrden die Lombar-
dki, die Herzogthümer); 4) Gründung
tittes unäbhängigen Staates, wclcher
Veneticn und Modena umfaßt, unter cinem
Erzhcrzög; 5) Toskana soli an die Her-
zögin von Parma fallen; 6) cine Laien-
statthaltcrschaft in den Legationen; 7) Kon-
gteß für die Rcorganisation Italicns auf
Grund der angcgebcncn Basen und mit
Berücksichtignng wöhlertvorbcner Rechte
uüd dcr Völkswünsche. Aüch der Work-
laut der Präliminarien wird mitgctheilt.

Ber«, 21. Juli. Der Bundesrath
«rhält von Paris und Wien offiziclle
Anzcige von bevorstehendcn Konferen-
zkü über die italienische Frage in Zürich.

Ueber den Frieden

fchreibt der besonnene „Economist", kön-
nen wir uns unmöglich frcuen und ebcn
so Wenig können wir zugeben, daß Kai-
ser Näpölcon fur sich selbst dabei Ehre
emgelegt haben soll. ErHät mit cpnischem
L'eichtsinn' seine Prökläwatlöneü Lugyt ge-
firast unv iüvem cr Ocstcrrkich iti deü
neuen Staatenbund öknfLhLt, der unter
des Papstes Aegide organisirt wcrden soll,
hat er- das SysteM ewiger Einmischung-
frcmder Mächte in die- Angelegcnheitcn
Jtaliens befestigt, statt cs niederzuwerfen:
Der Kaiser von Desterreich hat nichts als
Militarisches Pvest-ige eingebüßt. Seine
Trifppkn fvchten täpfer, seint- FestünM
flößten den Gegnern Ächtuüg ein, und
zuletzt hat er rin offeNks, nicht zu ver-
thcidigendes Gebiet abgetreten, um dafiir
als mächtigster Bundesstaat in Ztalieü

des Letztercn Herr und Mcister zu wer--
dcn. Sardiniens Grwinn ist unter dieseN
Umständen weniger als Null. DcüN in-
dem es die Lombardei von Fraiikrcich an-
nahm, ohne daß cs Festungen sie zu be-
hanpten besitzt, ist es ein Vasall FraNk-
rcichs geworden. Sardinien hat ein theueres
und vergiftetes Geschenk crhalten. Was
Ztalien von diescr Löfung denkcn wird,
kann sich Jedcr selbst ausmalen. Aber
noch ist die Ftage zu beanlwortcn, waö
dic ührigen Mächte zu dieser italienischen
Schöpfung sagen werden. Sie werdeü
sich eingestehen mäffen, daß der Krieg den
angckündigten Zwrck m'cht angcstrcbt hat,
über das Schicksal Jtaliens ohne ihren
Rath und Willen verfügt wurde, daß cine
philantropische ZntcrveN'tion in einc bloße
Frcibeuterci ausartcte, daß die Schöpfung
von 1814, d. h. die Gründnng eincr
starkcn norditalienischen Schranke gegen
Frankreich, zerstört ist, daß die italicnische
Frage fortan wie bishcr dcn europäischen
Frieden bedrohen wird; und cndlich —
daß dic französifche Armee für anderö
viclleicht großartigere Unternehmungen —
aufgespart worden ist.

Deutschlanv.

KarlSruhe, 21. Zitlk. Scine Könl'gllche Hohclt
Ler Groß hcrzog haben'mtt höchstcr Entfchlicßung
Ms großherzoglichem Staiüsmtnisterium »om 1k. d. M.
geruht: den Oberamtmann Meßmcr in Eppingen
seinem unterthänigjicn Ansuchen gemäß wegen lcidcn-
der Gcsundheit und vorgcrückten LebenSältcrS in Gna-
den i» den Ruhestand zu versctzen; die hterdurch in
Erledigung kommcndc AmtSvorstandSstellc in Eppingcn
dcm UnivcrfitätSamtmann Ludwig Stösscr in Het-
d;lberg zu übertragcn, und den Referendär Httö
Eourtin von Mannheim zum UniversitätSämtmann
in Hcidelberg zu ernennen; ferner dic Affcsioren
Rtchard bct dem Stadtamt KarlSruhe und Hcb-
ting bci dem Beztrksam! Konstanz zu Amtmännern
zü befördern. ,

Karlsruhe. 21. Zult. Durch Allerhöchste Ordre,
<t. 6. Baden, 18. d. M., werdeu für nachstehendc
Kommandostellen und TruppenabthetluNgkN dtc bei-
gesetztcn Garntsonen.bcstimmt: ,,

Komyiando dcr Felddtvifion mit ^täb imd Zwci-
grstä KadlSruhe; Kommando' dcr Znfänkerte' deir FeL-
dibtfivn: KarlSruhe; Kommando dcr i: Znfanilric-
brigode: KarlSruhc; Kommand» der 2. Znfäntcrie-
hrigade: Konstanz; Kommavdo der 3.,Znfa8tertebrig. i
Männhcim; 2. Jnfäntcrtcregiment Priqz v. Prenßcn;
Koiistaüz; 4. Znfaniebieieglment Märtgraf'Wllhktnr!
Matinhetm; 3. Fnfiliirbalailldn : Rastakt; 4.(Refcrvt-)
Füfilierbataillvn: Karlsrvhe; Jnfantcrtestädskompag-
nie: Brnchsal. Sämmtliche Abthcilungeg haben fich
vom 1. August d.,J. an, beztebungSwcjse drei'Tagc
naitz dim Einriäen !n tic ncuen' BefllnimuiigS-rke,
aks i» Earnifon zu betrachten. Da« grvßh: KricgS-

mtnistcrimn tst mit dcn weitern Andrdnungen beanf»
tragt.

Ans Baden. Vorige Wochc wurde
die Haltstatiön St. Georgen an der
badischcn Eiseübahn eröffnet, wobci von
den Bcwohnern St. Georgen's dic Eisen-
bahnbedienstkten nnd auch die Reisenden
gastlich bewißthet wurdtn.

Württemberg. DasDorf Trcffel--
hauscn bei Geißlingcn ist äm 15. Zult
buchstäblich abgebrannl; 112 Häüser nebst
Kirche und Schule liegen ,'n Asche.

Der „Frankf. Hdlsztg." geht „von
höchst achtbarer Scite" ein Programm zu,
wclchcs nach der Bersicherung ihrcs Ge-
Währsmanncs vor weniqen Tagen bei einer
BesprechungnamhastcrPatriotrn ausNord
und Süd dcs Gesämmt-Vaterlandes aufge«
stcllt wurdc, und von dem die gcnannte
Zeitung dnrch den Friedensabschlnß „als
einen weitcren Beweis von dem stch allent«
halben kundgcbendcü Drange nach deutscher
Einignng und Kräftigung" Akt nimmt. Die
politischen Forderungcn, dcren Erfiillunff
die erwähnte, abcr nicht näher bezcichnett
Versammlung für die Erhaltung einrs
selbstständigen DeutschlaudS nöthwcüdig er«
achtct sind: „1).Deim Eintritte Dcutsch--
lands in den Krieg — deffen pokittfche
und militärische Führung nach außen durchl
Preußen. 2) Einigung der dcutschen Gr-
samm^-Nation durch eine aügrmerne Volks--
vertretüng. 3) Stärkung der Wchrkrast
durch ein, das Volk und die einzelnrn
Dienstpflichtigen erleichtcrndes Landwehr-
System und durch Auffiellung einer gerech-
ten Entschädigungsweise für dic Kämpstr
im Fall eincs Krieges; sodann Hersteüung
einer deutschcn Kriegsflotte. 4) .Trknuung
der dentschcn Länder in Vcrfaffung und
Vcrwaltung vvn außerdeutschcn Gebieten."

MnNcheN', 20. Zuli. Heute Nach-
mittäg sand dir Erösfnung der Kam,
mern stattl Der König sägke in dcr
Thßonrede: Zn crnster Zet't habe er' die'
Kannnern versalnmeit, üni die Mkttel znr
Erfüllüüg der Bundespflicht zu beratheü.
Die' politische Lagt häbe außergewöhtt-
liche Anstrcngungkn erfordert, abcr däs
Volk häbe für die Ehre ünd die Ztttc-
reffen des Daterlaüd'es ktine Opfer gt-
scheuü Uebrig'ens habe dcr gkschloffene
Frtede dctt GelKedarf vermindert. Trötz
der Ungüüst der' Zeitcn wcrd'e Vvrsotge
für andcre Alsgklegenheitcn getroffrn wet-
dktt; dit Eniwütfe zum Vollzüge des
 
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