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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0461

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Deutfchland.

Karlsruhe, 9. Nov. Scine Königl.
Hohcrt dcr Großherzog habcn Sr'ch
unterm 3. d. M. gnädigst bewogen ge-
funden: den Amtsrichter Anton Basser-
mann von Philippsburg nach Rastatt und
den Amtsrcvisor Franz Joseph Buiffon
in Zestetten in den Ruhestand zu versetzen.

Karlsruhe, 9. Nov. Das hcute er-
schienene Regierungsblatt Nr. 51 enthält:

I. Unmittclbare allerhöchstc Entschließmigen Sr.
Königl. Hoheit des GroßhcrzogS. Dienstnachrich-
ten. Se. Königl. Hohcit dcr Großhcrzog habcn
Sich gnädigst bewogen gefnnden, die Hofjunker Zos.
». Mcrhardt, Franz Frhr. v. SenSburg, Friedrich
Lechtold v. Ehrenschwerdt, Fcrd. Frhr. v. Schweizer
nnd Leopold Frhr. v. Stette» zu Kammerjunker» zu
crnennen.

II. Verfügungen und Bekanntmachungen der Mi-
ntsterten. Rekanntmachung ded großh. MinisteriumS
-des Jnnern: Die Ueberstcht über den Znstand der
Generalwittwenkafse im RechnungSjahr 1858 betreffcnd.

tz Heidelberg, 11. Nov. Als wollc
der Himmel sagen: auch du bist mein
Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe —
so deutet's der fromme Glaube — war
gestcrn nach mehrercn trüben unbeständigen
Tagen wicder schönes Wctter eingetreten,
so daß die Fcier, welchc so zu sagen wic
ein elektrischer Draht fast dcn ganzen Erd-
ball umspannt, hier ohnc die geringste
Störung nach den getroffenen Anordnungen
vollzogen werden konnte. Wir ffnd daher
in der Lagc über die Ausführung des von
Jhnen, des Festzuges beziehentlich, früher
ausgegebenen Programms einiges mitzu-
theilen, müffen fedoch im Voraus gestehen,
daß dicser Zug hin und wieder nicht so
vollzählig ausfiel, als vielleicht zu erwar-
Len gewesen. So war der Beamtenstand^)
in der ersten Abtheilung nicht eben zahl-
rcich vertreten, dagcgen bildeten die darauf
folgenden.Lehrer ver hohen Schule cine
der größten Reihen des Zuges; von der
fich an dtese schlicßcnden Studentcnschaft
waren jcdoch nur die Verbindungen mit
thren vcrschiedenfarbigen Fahner,/Schlä-
gcrn und sonstigcn Abzeichen wahrzuneh-
men, alle andern, namcntlich die Gesell-
schaften, die fich ,'m Unterschiede vvn den
Ersteren Cvrps nenncn, fchlten. Nun, es
ist gerade kein Unglück, aber im Kleinen
doch ein Bild dcr, wir wollen nicht etwa
sagcn politischen Spaltungcn Deutschlands.

*) Dcrsklbe zählt überhauvt tn htefiger Stsbt ntcht
vtele Mitglteder.

Wir brauchen kaum zu erwähnen, daß
die Väter der Stadt, der Handelsstand,
der Licderkranz möglichst vollzählig waren.

Zn der zweiten Abtheilung, an deren
Spitze stch ebenfalls wie in der ersten, ein
Mustkchor bewegte, treffen wir zuerst, mit
rother Fahne, cine ncue Feuerspritze beglei-
tend, den Fabrikherrn voran, dcffen Arbciter
in blanken Helmen, blauem Gewande und
schwarz-rothem Gürtel, dann folgen mit
ihrcn Fahnen und sonstigen Abzeichcn die
Buchdrucker, Zimmerlcute, Schreiner, die
Lehrlinge mit Hobel, Säge u. s. w., die
Kieser mit einem großen von 4 Pferden
gczogcnen Faße, die Glascr, Schmiede und
Wagner, die Schiffer mit cincm Schiffe
zu Wagen, von Matroscn in rothen Jacken
bemannt, die Sattler, Schuhmachcr, Tün-
cher, Schloffer, — dcn Zug schließcn end-
lich M Bicrbrauer mit cinem Wagen mit
Fäßchen beladcn.

Zm Vordergrunde diescs ebenfalls von
4 Pferden gczogenen Wagens der von
ganz cigenthümlich bekleideten Rcitern ge-
leitet wordcn, bemcrkt man mit einem
Humpen in der Rechtcn den Schutzpatron
Gambrinus darstcllend, einen kräftigen
Mann in langcm Barte. Der Wagen
selbst ist von Gesellcn und Zungen mit
Geräthcn umgeben.

Folgen wir dem Zuge durch die mit
Fahnen gcschmückte Hauptstraße u. s. w.
auf den Museumsplatz. Nachdem fich hier
die einzelnen Abthcilungen des Zuges ge-
ordnet und dic Feierlichkeit durch den
„Priesterchvr", sowie dcn Festgesang ein-
gclcitet ist, crgrcift Herr Direktvr Dr.
Weber am Fuße der Büste dcs Dichtcrs
das Wort; in einer gehaltvollen mit be-
wegter aber gleichwohl klarcr Stimme
vorgetragenen, lcider aber wegcn unzei-
tigem Geräusche nicht immer verfiändlichcn
Ansprache hob dcr Redncr die Bcdeutung
dcs Festes als eincs nationalen, gegen-
über den Spaltungen, in die Deutschland
zerfallen, hervor, dann auf die Verdienstc
dcs Dichters um das deutsche Volk über-
gchend, wies er nach wie die Thätigkeit
desselben in eine Zcit gefallen, die mit
Lem Kastengeist und dcn Standesvorur-
theilen gebrochen nur das Verdicnst den
wahrcn Seelcnadel anzuerkennen gestrebt,
dagegen iu ciner zweifelhaften Ahiienrcihe
kcinc Vorrechte anzucrkcnnen vermocht
habe. — Man verkenne jedoch Schtüer,
wollte man ihn mit Danton und andern

verglcichen, er habc dke Freiheit, die Frank-
rekch auf dcr Spitze der Basonctte ge-
bracht nicht gewollt, dann sage er in der
Glockc:

Freihcit und Gleichhcit hört uian schallen,

Der ruhigc Burger gretst zur Wchr ic.

— Da wcrdcn Wctbcr zu Hyäncn.

Dagegen habc er in seinem Marqnis Posa
in Don Carlos das Maß der Frciheit be-
zcichnet, dem er gehuldigt. — Er habe
den Untcrgang dcs deutschcn Kar'serrcichs,
das ciner Ritterburg ähnlich gcwcscn —
nicht mehr crlebt — und sei kurz zuvor
1805 gestorben. — Schlreßlich brachte der
Redner dem Geiste des Dichtcrs ein drci-
faches Hoch, in welches die Umstehenden
mit Bcgeistcrung einfielen.

Hierauf folgte der wohlgelungene Vor-
trag ernes nr'cht minder gelungenen Fest-
gedichtes (von Vr. Otto) durch Hrn. Thca-
terregiffeur Richter.

Den Schluß der Fererlichkeit bildete die
Abfingung des ebenfalls von Hrn. Vr.Otto
gedichteten Festliedes. (Schluß f.)

Von der Elsenz, 6. Nov. Zm che-
maligen Amtsbezirk Neckargemünd hcrrscht,
wenn man einige Gemeinden r'n der Nähe
von Ebcrbach abrechnet, eine allgemeine
Unzufriedciiheit übcr die Zutheilung
zum Bezirksamt Eberbach. Gar mancher
Amtsuntergcbener hatsich nicht entschließen
können, setne Ansprüche r'n Eberbach zu
verfolgen, da er die Kostcn scheuen mußte,
die ihm cin solcher wciter Weg, zumal
im Wintcr, jenscits drs Neckars verur-
sachte. Zudcm bcsteht gar kcin Gcschäfts-
verkehr nach Eberbach. Will man das
Verwaltuugsamt in Neckargemünd nicht
mehr hcrstellen, was aber ÄnqefichtS des
Fortibestandes der Aemtcr Philippsburg
und Ladenburg recht wohl geschehen könnte,
so theilt dr'e dicffcitige Bevölkerung nur
cr'nen Wunsch, den nämlich, daß sie dem
Oberamt Heidclberg zugetheilt wird.

Aus Baden, 6. Novbr. Ein im
„Frankfurter Zournal" erschienencr und
in andcre Blätter übergegangener Artr'kel,
die badische Regr'erung habc die Acmter
angewicsen, ihre Amtsangehörigen vor dcm
Beitritt zum Eiscnacher Programm zu
verwarnen, wr'rd von wohlunterrichtcter
Seitc anf das Bestimmteste widerfprochen.

Aus Baden- Das Geschäft des
Herrn Glvck in Karlsruhe Wiro demsel-
ben crhalte« bleiben, da ein von r'hm
 
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