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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0349

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Dienstag, U. Oktober

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18SS

-b

Die Protestation des Bischofs
von Qrteans.

Scit dem so rvkiscn Friedcn vonVilla-
franca, scit 3 Monaten, was schcn wir
andcrcs in Jtalicn, als Kcckheit der Bö-
scn, Nicderqcschlagenhcit der Guten, Sieg,
des revolutionären Geistes. Empörung,
Jnsurrektion! Und was das Schlimmste
ist, das ist, daß Allcs bci legitimen Sou-
Veränen vorbereitet und organiflrt wurde,
zum Trotze dcs europäi'schen Völkcrrechts
und die bis in die Staaten des Kirchen-
oberhaüptes, durch die Agenten und Kom-
missäre cines Fürsten, der der Sohn einer
der edetstcn königl. Racen Europas ist —
durch einen Fürsten, der sich katholisch
nennt! Zst es nicht augenschci'nlich, daß
dies das Werk der Revolution ist! . . .
Hat man nicht, ohne irgcnd eine begrün-
dete Beschwerde, den sanftesten, fried-
fertigsten aüer Fürsten, die edelste der
Frauen, eine hcldenmüthige Mutter, dcn
besten und hvchhcrzigste» der Päpste be-
lcidigt? Nach was schreit man? Nach
Reförmen? Aber wo ist denn die Nation,
Wo es kckne zu machen gibt? Wo sind
die Souveräne, welchen das neue Recht
gefielc, ans desscn Grund die ihrer Prä-
rögative beraubte Souveränetät sich den
Gcsetzen und Reformeu rebellischer Untcr-
thanen oder den Lehren eines auswärti'gen
Monarchcn fügen müßte? .... Jhr sagt:
Man wird dem heiligen Vatcr nur dic
Romagna und die Legationen nehmen.
Aber mit welchem Nechtc? Warum nicht
auch das Uebrkge? Warum dcm Papste
nicht Rom aüein mit dcn Gärten kcs
Vatikan, warum ihm überhaupt Rom
laffcn? Zu was braucht dcr Nachfolgcr
desscn, der kcincn Stein hatte, um scin
Haupt auszuruhen, einen Stein in Eu-
ropa, um das Seinige darauf zn legen?
Aber da man eiiimäl so viel von Los-
trennung und Einperleibung spricht, was
würde Europa, was würden wir sagen,
Wenn Tprol nnd die Franchc Comte (wie
1830 mchrerc es wolltcn) Schweizcr Kan-
tone werden und der schweizerischen Kon-
föderation eknvcrleibt sein möchten? Und
wenn es Lothringen und dem Elsaß ein-
fiele, i'hre Bli'cke dcm deutschen Buude zu-
zuwendcn? .... Warum also, wenn
Zhr Rcbellcn und antikatholisch ftid, wa-
rum bleibt Jhr zitternd stehen, vor Eurem
Prinzkp dcr Beraubung? Und wcnn Zhr

kathvlisch seid, warum stellt Jhr es aus?..
Müssen wir mit d«m beglaubigsten Organe
der englischen „Presse" sagen, daß „in
der gegcnwärtigen Angelegenheit, Frank-
reich agressiv und aufrührerisch sei?" Nein,
ncin, solche Bercchnungen stehcn der fran-
zösischen Grofimuth schlecht an und ich
für mei'nen Theil prptestire mit voller
Energie gegcn die illopalen Absichten, welche
man uns zuschrci'bt. Als kathol. Bischof
protestire ich gege» die Demüthigung,
welche man dem crstcn Bischof der Wclt

— Jenem, der das Gesammt-Episcopat
repräscntirt — auferlegen möchte. Zch
protcstire im Namen des Katholicismus,
deffen Glanz, Würde, Uvabhäiigi'gkeit man
vermindern möchte, indem man den Stell-
vcrtreter Christi angreift? Zch protestire
als Franzose, wer fühlt sich als Franzose
nicht gedemüthigt, diesc erbärmlichen Fol-
gen unserer Siege (!) und des kostbaren
Bluts unserer Soldaten zu schen? Jch
protestire im NamenderDankbarkeit, welche
mir in der Geschichte die Päpste als lcuch-
tendc Spmbole der europäischcn Civili-
sation, als die Wohlthäter Ztaliens und

— in den größten Gefahren als Retter
der Freiheit zeigt. — Jch protcstire i'm Na-
men der gesunden Vernunft und der Ehre,
die entrüstet sind über die Mitschuldigkeit
eincs italicnischen Souveräns mit den Jn-
surrektionen und Rcvolntionen und über
diese Vcxschwörung niedrigcr Lekdenschaf-
ten gegen die anerkannten Prinzipien der
christlichen Welt ! Zch protestire im Narnen
dcr Schamhaftigkeit und dcs europäischen
Rechts gegen die Gewaltthaten der Maje-
stäten, gegen dic brutalen Leidenschaften,
welche so ost die feigcsten Attentate ein-
fiößte. Und wenn ich Alles sagen muß:
Jch protestire im Namcn des guten Glau-
bens gegen diesen schlecht zurückgehaltenen,
schlecht verkleideten Ehrgeiz, gegen diese
ausrveichciiden Antworten, gegen diese ille-
gale Politik, deren traurigcs Schauspiel
wir erlcben! Jch protestire im Namen dcs
Rechts gegen den Raub mit bewaffneter
Hand, im Namen der Wahrheit gegen dte
Lüge, im Namen der Ordnung gegen
Anarchic, irn Namen des schuldigcn Re-
spekts gegen Mißachtung aller Rechte. Jch
protestire nach meinem Gewisscn und vor
Gott, Angcsichts mei'nes Landes, Angesichts
dcr Welt: mcinc Protestation finde Wi-
derhall oder nicht — ich erfüüe meine
Pflicht!

Deutschland.

Karlsruhe, 8. Okt. Gestern Abend
Uhr schon ist Sc. Königl. Hoheit dcr
Großherzog wieder hicrher aus Baden
zurrickgekehrt.

Karlsruhe, 8. Oktober. Die Re-
spirationsbeschwerden und das Fieber
daucrn lcidcr bei Seiner Großherzoglichen
Hoheit dem Herrn Markgrafen Wihlelm
in gleicher Wcise fort, bei zunehmender
Schwäche des Hohen Kranken. Bils.
Bn chegger.

Mannheim- Während nnter dcm
vorigen bayerischcn Ministerium dte öf-
fcntlichen Heirathsgesuche als religivse
und soziäle Jnstitntionen hcrabwürdigend
verboten warcn, hak das jetzige Mini-
sterium dieselben wieder erlaubt, söweit
ein Hei'rathsgesuch nicht durch Form imd
Jnhalt dem Preßgcsetze verfällt.

Aus Baden. Se. Erc. dcr Geh.
Rath unv Präfident des Ministeriums
des Jnnern, Frhr. v. Stengel, und der
Oberhofgerichtsrath Dr. Roßhirt, häben
nach Mittheilungkn aus Karlsruhe eben-
falls päpstliche Orden crhalten; außcrdem
erhielt Geh. Rath v. Stcngcl ein pracht-
volles Gemälde in kunstvoller Mosaik-
arbeit. — Zm Amte Lörrach wird der
1859er Neue als vorzüglich bezeichnct
und mit 26 fl. pcr Ohm bezahlt.

Kehl, 7. Okt. Jm vorigen Monat
sind 23 Personen, worunter 32 Kinder
über hier nach Amerika ausgewandert.

Bom Main, 6. Okt. Sobald die
erfordcrlichen Einrichtungcn bcendigt sivd,
wird das für Rastatt bestimmte preußische
Trnppenkorps söfort dahin abgchen; es
zählt 2000 Mann.

Von -er Kinzia, 7. Okt. Jn
Erzbach, Gcmeinde Biberach, war ein
lediger Bursche von 23 Zahreu in ein
4 Fuß 8 Zoll tiefcs Faß gestikgen, um
dort dr'e Traubentrester, welche zum
Branntwcinbrennen benützt werden sollten
nnd sich schon in starker Gährunq be-
fandcn, fefizutreten. Nachdem er kaum
ci'ngestiegen wär, beüierkte sein Vatkr,
daß er keine Bewcgung mache. Er eilte
hi'nzu und fand seinen Sohü — todt.

Darmstadt, 4. Okt. Nach einer Mrt-
theilung der „Volkszeitung" ist auch eine
Disziplinar-Untcrsuchung wcgcn Theil-
nahme an dem Eisenacher Programw ge-
 
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