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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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lich. Preis mitNnterhaltungsblatt viertel.
jährlich 36 kr.

M- 282.

Freitag, 2. Dezember


18LS.

Die Uebereinkunft mit dem päpst-
lichen Stuhlc

Vereinbarung zwischrn Sr. HciUgkeit Papst
Pius IX. und Srincr Königtichen Hoheit
Friedrich, Großherzog vo» Aadcn.

Zm Namen der allerheiligsten unv un-
theilbaren Dreifaltigkeit.

Scinc Hciligkctt Papst Pius IX. und Scine
Königlichc Hohcit Friedrich, Großherzog von Ba-
Lcn, haben, nm die Angclegcnhcitcn dcr rvmisch-katho-
lischeu Ktrchc im Großherzogthum Baden jn ordnen,
zu Jhren Bcvollmächttgtcn ernannt, nämlich Scine
Hciligkcit dcr Papst Seinc Emtnenz den Hcrrn Karl
August von Rei sach, Kardtnal-Pricster der heiligcn
rvmischen Kirche vom Titcl der h. Anastasia,

Seinc Königlichc Hobeit dcr Großherzog von
Baden dcn cdlen Herrn Ehristian Gustav Freiherrn
von B erckh eim, Allerhöchst Zhren außeiordentlichcn
Äesandten und bcvollmächtigten Minister beim heil.
Stuhle, und den Hrn. Franz Karl Roßhirt, bcidcr
Rcchte Doktor, Allerhöchst-Zhren Oberhofgerichtsrath.

Diese Bevollmächtigten sind, nachdem ste ihre
authentischen BevollmächtigungSurkunden ausgewcchselt
und richtig befunden hatten, üder nachstchende Altikel
übcreingckommen:

Erster Artikcl.

Zn Betreff der Besetzung dcs Erzbischösttchcn Stuh-
lcs von Freiburg, dcr Canonicatc und Präbenden
an der Dvmktrche bleibt es lcdiglich bei dcm mit dem
heiligen Stuhle vcreinbarten Berfahren.

Zweiter Artikel.

Der Erzbischof wird, bevor er die Leitung seiner
Ktrche übcrnimmt, vor Seincr Köntgltchcn Hohcit den
Etd der Treue in folgenden Worten ablegcn:

„Zch schwöre und gelobe auf Gottcs beiligeS Evan-
gelium, wie es einem Btschofe geziemt, Eurer König-
ltchen Hohcit und Allerhöchst-Zhren Nachfolgern Ec-
horsam und Treuc. Jngleichcn schwöre und gelobe
ich, an kcinem Werkehrc und Anschlage, wclcher die
öffentltchc Ruhe gefährdet, Thetl zu nehmen, und
weder inner- noch außerhalb der Grenzen de« Groß-
herzogthums irgend einc verdächtige Bcrbindung zu
unterhalten; solltc ich aber tn Erfahrung dringen,
daß dem Staate irgend eine Gefahr drohe, zur Ab-
weghung dcrselben Nichts zu untcrlaffen."

Drittcr Aitikel.

Die Großherzogliche Rcgtcrung wtrd, sobald es dic
Lerhältntsse gcstattcn, für dtc reale Dotation des
ErzbisthumS Sorgc tragen.

Vierter Articl.

Zur Lettung setncr Erzdiözese wtrd dcr ErzbtschE
die Freiheit haben, alles Dassenige zu übm, was
demselden in Kraft seineS kirchlichen Htrtenamtcs laut
Erklärung oder Versügung der betligcn Ktrchengesktze
nach der gegenwärtigcn vom beiligen Stublc gutge-
hcißenen DiSziplin der Kirche gcbührt, und tnsbc-
sondcrc:

t) allc Psründen^ mir Ausnahme jencr, welche
cinem rechtmäßig erworbenen Patronarrechtc
unterliegen, zu verlcihen;

2) seinen Generalvikar und dte außerordentlichen
Mttgliedcr dcs Ordinariais zu wählen und zu
crncnncn, sowie dte Landdckane zu bestätigen;

3) dte Prüfungcn sür dic Äufnahuie in das Se-
minar und für die Zulaffung zu Seelsorger-
strlleu anzuorduru, auszuschreibeu «nd zu leiieo;

4) den Klcrtkern die heiligcn Wcthen nicht nur auf
die bestehcnden kanonischcn, sondern auch auf dcn
Tischtitel zu ertheilen;

5) nach Vorschrist der Kircheugesetze allcs Das-
jenige anzuordncn und zu bcstimmeu, was dcn
Goitesdtenst, dte kirchlichen Fcierlichkeiten und
die hetligen Handlungen, sowte jcnc ReligionS-
übungcu betrifft, durch welchc der stomme Sinn
der Gläubigen gepflegt nnd.bestärkt werden soll;

8) in seinem Kirchsprengel »om heiligen Stuhlc
genehmigte religiösc Orden oder Congrcgationen
beiderlct Geschlcchtes cinzuführcn, jedoch tn jcdem
einzelncn Falle im gegenseitigen Einvernehmen
mit dcr Großhcrzoglichen Rcgicrung;

7) Diözesan, svwie Provinzial-Syuoden cinzubc-
rufcn und abzuhalten.

Fünstcr Artikcl.

Ueber allc kirchlichen Rcchtssällc, welche den Glau-
bcn, dic Sakramentc, die gcistlichen Verrichtungen
und die mit dem gcistlichen Amtc vcrbundencn Pflich-
ten und Rechte betrcffend, hat dcr Gerichtshof des
Erzbischofs nach Vorschrist der Kirchengesetze und
nach dcn Bestimmungen des Konzils von Tricnt zu
crkennen. Svmtt wird dcrselbe auch über Ehcsachen
entscheiben, jcdoch blcibt das Urtheil über dic bürger-
iichen Wirkungen der Ehe dem weltiichen Gcrichte
üderlaffen.

Dcr Erzbischof wikd unbehindert dcn Wandel ter
Gcistlichcu überwachen und gegcn diejenigen, wclchc
in Foige ihres Betragcns oder ans trgend eiucm an-
dcrn Grunde der Ahndung würdig bcfunden werden,
tn seinem Gcrichlc nach Vorschrtft der Kirchengesctze
Strafe vcrhäiigcn, wobei jedoch der kanonische Rekurs
gewahrt bleibi.

Es steht dcm Erzbischof zu, gegen Laien, welche
fich Ucbertretungen kirchlicher Satzungen zu Schulden
kommen laffen, die kirchlichen Ccnsuren tn Anweu-
dunq zu bringcn.

Weun glcich über das Patrouatsrkcht das kirchlichc
Gcricht zu entscheiden hat, so gibt doch der heiligc
Stuhl scinc Einwilligung, daß, wenn es stch um ein
Latenpatronat handelt, rie wcltlicheu Gerichtc über
dic damit iu Verbindung steheiideu zivilrcchtlichen An-
sxrüche und Lastcn spicchen können, so wic über die
Nachsoige indiesem Patronate, dcr Streit magzwischen
dcn wahren und angebiichcn Patronen, oder zwifchen
den Gcistlichcii, welche »vn drese» Patronen sür dte
Pfrünte bczeichnei wurden, geführt werden.

Mit Rückücht auf die Zkitvcrhältniffk gibt dcr hej-
lige Stuhl scine Zustimmung, daß die rein weltlichen
Rcchtssachen dcr Getstlichcn, wtc die Sacheu, wclche
Vcrträgc, Schulden, Erbschaften betrcffcn, von bcm
weltlichcn Gerichtc ocrhandelt uud cutschiedcn werdcn.

Ebensv willigt dcr heilige Stuhl dazu ein, daß
Streitigkeiten übcr zioilrechtliche Ansprüchc und Lasten
der Kirchen und Pfründen, über Zchnten »nd üder
Kirchenbaulast »on dem welUtchcn Gerichtk abgeur-
theilt werden.

Zn gleicher Rücksicht iss dcr hcilige Stuhl nicht
cntgcgcn, daß die Kleriter wegcn Verbrechen und Ver-
gehen, wclchc gcgen die Strafgesetze dcs Großhcrzog-
lhume verstoffen, vor das weltliche Gericht gcsteüt
werden; jedoch ltegt cs dicsem ob, bievon dcn Erz-
bischof vhnc Vcrzug in Kemitniß zn setzen. Wenn
das gegen eincn Getstlicheu gefäüte Uithkil auf Tod
oder aus FreihettSstrafe von mchr ais fünf Jahren
lautct, so wird man jedesmal dem Erzbischofe dic
Gertchtsverhandlnngen mitlhcilen nnd ihm möglich
machen, den EchuU-.cu bchufs drr Enrscheiduug über
ttc zu vcrhäugende Kircheustrafc z« hören. Daffelbe

wtrd auf Verlaugcn deS ErzdischofS auch danu gc-
schehen, wcnn auf cinc geringcrc Strafe crkannt wor-
bcu ist.

SechSter Artikel.

Zn kirchlichcn Angclegenhcitcn wird der wechscl-
scltigc Vcrkchr des Erzbischofs, des Klerus und de«
Volkes mit dcm helligen Stuhlc frci sei». Ebcnso
wird der Erzbtschof mit seinem Klcrus und dcm Volke
frei vcrkchrcn. Daher kinnen dic Bclehrunge» und
Verordnungcn des ErzbischofS, dic Aktcnstücke dcr
Diözesansynodc, deS ProoialkonzilS «nd des heiligeu
StuhleS sclbst, dic von kirchlichen Angelcgenbeitcn
handcln, ohne »orgängtgc Einficht nnd Genehmigung
der Großherzoglichen Regierung veröffcutiicht werden.

(Forts. folgt.)

Devtschland.

KarlSruke, 29. Nov. Das heute erschienenc
Regierungsblatt Nr. 57 cnthält ferner (Schluß):

3) Bekauiitmachungen tes großh. Ftnanzministe-
riums: r>) Vcrordnung, die Fcstsetzung der Mtethzinse
von Dienstwohiiuugen beircffeud. b) Das Ergebniß
ber im Okiober d. I. stattgchabten Prüfung der Ka-
meralkaudidaten betrcffcnd Darnach wurdcn von den
Kamcralkandidaten, welchk fich im Oktober d. Z. dcr
StaatSprüfung untcrzogen haben, nachstehende dret-
zehn «nter die Zahl der Kameralpraktikänten aufge-
nommen: A. Schoch von Wiesleth, K. Hcnrici von
Eberbach, Z. Widmcr oon Datsendorf L. Schmidt
von Maimheim, F. W. Schembcr von Gemmingen.
G. Kraus von Walldorf, Z. Bulster von Buchen,
A. Thoma von Mnnzingcn, I. Günther von Ger-
tachsdcim, Ph. Bauer von Eiscnthal, H. Hagmaier
von Waldangelloch, K. Kcrler von Karlsrnhe. K. Beck
vvn Hüfingcn. c) Die Tilgung des a«f 3-/,prozen-
tige Obligationen anfgenommenen Eisenbahn-AnlehenS
vom Jahr 1842 betreffcnd. 4) Bckamitmachung deS
großh. KriegsuiinisterimnS: Dte Bencunung deS großh.
4. Znfantericrrgiments un» 3. Dragvnerrcgiments be-
trcffeiid. Dicselbe lautet: „Nachdem Sc. Königl.
Hvheir der Großherzog nach allerhöchsten Bcfehlen
vom 19. d. M. geruhr babrn, rie Znhaberstclle des
4. Jnsanterieregiments Sr. Großh. Hoheit dem Prtn-
zen und Markgrafen Wilhelm von Badcn, und
jcnc des -3. Dragonerregiment« Sr. Großh. Hvheit
tem Prinzen nnd Märkgrafen Karl von Badcn
zu »crlcihen, haben Allerhöchstdieselben bcfohlen, baß
Las 4. Jnfantcricregimen! die Benennung 4. Znsan-
teriercgiment Prtnz Wilhelm, nnd das 3. Dragoner-
regtment dic Bcneminng 3. Dragoncrregimcnt Prinz
Karl zu führen hat."

III. Dienfferlcdigung. Dic evangclische Pfarrci
Brombach, Dekanats Lörrach, mit eincm Kompctcnz-
anschlag von 1683 fl. 38 kr.

Karlsrrihe, 28. Novbr. Die Sub»

! seripkton auk das neueste 4pCt. biestgc An-
leibcn von 7 Millioncn Gulden wurde
soeben qeschlossen. Dre Hcrren M. A. v.
Rothschild und Sohne und Moritz Wolfs-
kehl lii Frankfurt und Darmstatt haben
,n ven letzken Tagcn dedeutcnde Beiträge
hiervon üdernommen.

Heidelberg, 28. Nov. Kirchenrath
Plitt wird bekanntlrch dic hl'esige Stadt-
und Hochschule bis Frühjahr verlaffen,
 
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