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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0541

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Die Uebereinkunft mit dem päpst-
richeu Stuhle

Vercinb»ru»g zwischen Kr. Hritigkeit Papst
Piu» iX. und Seinrr Kiinigtichen Hoheit
Friebrich, Großhcrzog oon Aaden.

(Schluß.)

Zwanzigster Arttkel.

Dem Erzbischofc wtrd cs freistehen. von dem Stanbe,
ber Vcrwaltung, der Natnr und den Lasten einer jeden
kirchlichen Stiftung Kenntniß zu nehmen, auch die
Lrtundeu, welche fich auf cine solche Stiftung be-
ziehen, cinzusehen, damit nach sorgsamer Erwägung
aller cinschlägigcn Vcrhältniffe tm gegcnseitigen Eiu-
»crständniffe der Großherzoglichen Regierung und deS
Erzbischofcs eine gcnauc Norm festgestellt werden könne,
nach welchcr dic Verwaltung einer jedcn kirchlichen
Stiftung zu fnhren ist und dic Einkünfte dcrsclben
jährlich zu verwcnden find. Diese Norm muß die
gemischte Kommission bei Führuug ihrcs Amtes über-
haupt, und insbesondere bei Prüfung der Rechnungen
stets vor Augcn haben und befolgen. Bei Feststel-
kung der in dcn cinzelnen Kirchen für den Kultus
zu verwendenden Summen soll auf dte Forderungcn
und Wünsche dcs Erzbischofes bcsondcre Rücksicht ge-
»ommcn wcrdcn, und es soll dann dcmsclbcn allcin
zustehcn, zu bestimmen, wte die fcstgesehten Snmnien
zu «crwcnden seien, dsmit der KultuS der Ordnnug
gemäß cingerichtet und befördert wcidc. Will der
Erzbischof Rentenüberschüffc für außcrordentltche Kul-
tuLbedürfniffe verwendet wiffen, so wird cr flch mit
der Großhcrzoglichcn Regierung tn'S Benehmen sctzen.

Einundzwanzigster Artikel.

Die Pfründcn werdcn nnter Aufflcht der gedachten
gemisckten Konrmisston von ihren Znhabcrn nach Vor-
schrist der Kirchcngcsetze verwaltet werden. Sind
Pstünden erlediget, so wird deren Vcrmögen von den
Kammcrern der Landkapttel, oder sofcrn dcr Erzii-
schof mit der Großherzoglichen Regicrung fich über
«ndere Personen cintgcn solltc, von dicsen rcrwaltct,
und eS werdcn dic Einkünstc einer jetcn nnbcsetzlcn
Pftündc, wclche nach Erfüllung dcr der lctzicren «b-
liegcnden Vcrbindlichkcitkn übrig bleiben, dcmJntcr-
kalarfond einverlcibt wcrden, wenn fie nicht wegcn
der an cinzelnen Orten bestchendcn bcsondercn Vcr-
hältniffe zur Vermchrung tcS Pfründevermögcns selbst,
oder zu uützlichen und nothwendtgcn Verwentungen
für die Kirche dcs betreffenden Ortcs z» bestimmen
-nd.

Zweiundzwanzigster Artikel.

Der Erzbischos wird mit -ücn Großhcrzoglichen
Behörden unmittklbar »crkchren.

Dreimidzwauzigster Ariikcl.

Werordnungen und Vcrfügungen, »elchc mit der
gegenwartigen Vcrcinbarnng im Widcrsxruch stchcn,
trcten anßrr Kraft; gesctzlichc Bcstimmnngcn, «clchc
der Vcrcinbarung entxegenstehen, wcrden gcändcrt
«crden.

Viemndzwanzigster Ariikel.

Sollte fich in Zukuiift Lber den Jnhalt gegenwär-
ttger Vereinbarung iigend eine Schwierigkclt crgrben,
s» werden Setne H etligkett und Seinc K°-
nigltche Hoheit Sich zu stcundschaftlicher Beile-
guu g der Sache in's Einvmiehmcu fttzc».

Die Auswechslung der Ratifikationen gegenwäritger
Vereinbarung wird zu Rom btnnen zwei Monatcn,
odet, wcnn kS möglich ist, auch frühcr statifinden.

Zn dcffen Beglaubignng haben die vorgenannten
Vevollmächtigten diese Uebcreinknnst unterzeichnct «nd
Zcder sein Siegcl betgedrückt.

Gegeben zu Rom am achiundzwanzigsten Zuni im
Zahre des HeilS eintanscnd achthuridert neunundfünszig.

Karl Angust Kardina! «. Retsach.

(I- 80

Ebrtstian Gustav Freiherr v. Berckheiin.

(I.. 8.)

Franz Karl Roßhirt.

(I.. 8.

Devtschland.

Karlsruhe, 2. Dczember. Die »on der hohen
Erstcn Kammer gestern Sr. Königl. Hoheit dem
Großherzvgin feierlicher Andienz überrcichtc Adreffc
lautet:

^Dnrchlauchtigster Großherzog,
Gnädigster Fürst und Hcrr!

Der laridesväterliche Gruß, womit Eurc Köntg-
liche Hoheit die neu vcrsammcltcn Stände zu be-
glücken geruhren, lrägt die Wcihc eincS Andcnkens,
das jcdem Vadener hcilig ist.

Gehoben durch dic Erinncrung an den ericuchtetcn
Gcist Karl Friedrich's, naht die untcrthänigste,
trcu gchorsawste Erste Kammcr dem durchlanchiigsten
Enkcl nnd würdigen Erben seincr Kronc, um Aller-
Höchst-Dcmselbcn für den huldrclchen Empfang thrcu
wärmsten Dank ehrfurchtsaoll darzubringcn.

Den gciechten und tiefen Schmerz, den Enre Kö-
nigliche Hoheit übcr daS Htnschclden des in Got!
ruhenden Hrn. Markgraftn Wilhelm Großhcrzog-
liche Hoheit empfinden, kann außer dcm Großherzog-
ltchen Hausc Ntcmand inniger theilcn, als die gctreuc
Erste Kanimer.

AlS etn Held »on' blutigen Schlachtfeldern zmück-
gekehrt, «idmete dcr hohe Vcrewigte Seine rastlosc
Lhätigkeit neben Scincm wichiigen milttärischen Bc-
ruf den Arbeitcn deS FricdenS. Znsbcsondere ver-
ehrie und liebte Jhn die Erste Kammer seit dcm Be-
stchen der Vcrfaffnng als ihren dnrchlauchtigsten Prä-
fidcnten.

Was der Hochselige tn sv vielcn Gebieten Gutes
und EdlcS gewirkt, «trd die Gcschichte zu Seinem
blcibcndcn Ruhm aufzeichnen.

Unbesorgicn BlickeS in die Zukunft haben wir die
Gcschäfte- des letzten Landtags crledigt. Schwere Er-
cigniffc haben diesen Blick geirübt und harte Prü-
fungen gebracht.

Einc dcutsche Macht wurdc uncrwartct in die Noth-
wcndigkeit gesetz!, nach langjährtgem Fricdcn zu dm
Waffen zu greiftn. DcutfcheS Rccht und deutsche
Ehrc standcn in Gefahr, ohne daß man überall in
Deutschland vorbercitet, einig und cnischloffen war,
derselbcn cntgegen zu ircten.

Die Lichtseite jener pcinlichen Tage ist die ftrudige
Opfcrberctlschast und das Hochgesühl deutscher Krast,
daS in richttger Erkcnnlniß dcr nativnalen Lage alle
Hezgen durchdrang, und zum Weltcifcr in Erfüllnng
dcr verschicdensten Pfiichten begeisterte.

Wie Eurc Köuigliche H'ohctt.dtesen krhcbenden Ge-
meingeist rühmend anerkcnnen, sv hat andcrer Scits
daS badische Volk nngetheilier Freude nnd Dank-

barkeit auf's neue fich überzcugt, daß scin erhabcner
und gckiebter Fürst ihm in allen großcn und edlen
Gefinnungen vorangcht.

Ohne dcutsche Hilfc wurdc der Krieg bcendigt und
die Gräuel deffclben blieben rms fern, abcr dic Be-
sorgnisse für die Zukunst find leider nich! verschwundcn.

Nnr dic Befricdigmig und Pflcge des erwachten
Nattonalgefühls durch größere Einigung und Krästi-
gung dcs Bundes vrrmag uns gegen jeden Eingriff
gcnügcnd zn schützen und dcm deuischcn Volke dtc-
jentge Steliung nach außen zu crrtngern wclche seiner
Macht «nd Größe gebührt.

Daß Eure Köxiglichc Hoheit kcin Opfer schcnen,
nm die Erreichnng dicse« hohen Zwcckc« nach Kräfte»
zu fördern, ist ein freudtgcs Bcwnßtsein, daS im»
Alle durchdrtngt.

Einen wiederholten Bcweis dafür gibt der Antrag
anf Hcrstellung eines Bnndesgertchts.

Möge es gelingen, dicse Einrtchtung !n ihrer wah-
rcn Bedeutung in'« Lebcn zu führcn, damtt etn Schutz
gegen Verletzungen dc« öffentlichcn Rechts bcstchc und
beklagenswcrihe Wirren permiedcn werden, wie svlche
da und dort den Frieden nnd das Vcrtrauen zwischen
Fürst und Volk untergrabcn.

Znm Fortschreitcn dcs WohlstandcS, dcr im Vcrein
mil gcschlicher Freihcit nnd geisttgcr Entwicklung dop-
pelten-Segcn bringt, trägt utcht wenig die unabläs-
fige Fürsorge bei, wclchc Enre Königlichc Hvheit dcr
Erweiterung der Schtencnwegc gnädigst zuwenden. Mit
Zuverficht hoffen wir, daß es der großh. Regterimg
wie bci Waldshut, so auch an andern Grenzcn glücken
werde, die nvch fchlendcn Verbindnngen mit Nachbar-
staaten der Natur der Verhältniffc und dem gcgcn-
settigcn Vorthcil entsprechend zu bewtrken.

Der Abschluß der Vcrhandlungcn mit dcm päpstlt-
chcn Stuhle tst eincr der folgcnretchsten StaatSaktc.

Durch dic gnältgst verhctßene Vorlage dcr Schrist-
stückc hoffcn wir unS zu übcrzeugen, daß diesc Ueber-
ctnkunft für das Wohl von Staat und Kirche und
dcren fteic gcistige Entwtcklung heilsam sei.

Dem Scharfbliü Eurcr Königlichen Hohcit.
ist nichi entgangen, daß der Friede zwtschen Siaat
und Kirche, sowic dte Eintracht untcr dcn Einzelncn
nicht von dem Vertragc aücin abhängt, sondcrn durch
dcn Stnn und Geist, der beim Vollzugc waltrt, we-
sentlich bedingi ist.

Gerechtigkeit ist daS Fundament dcr Siaatcn. Mit
Bcobachinng dcr Gesctze soll Zedem daS Seine zu-
gelheilt werden Eingcdcnk diescS hohcn Grundsatzes
sehen wir Deui entgegen, was bezüglich dcr Wicder-
einsetzung des »ormals retchsunmtttclbarcn Adels in
frübcre Rrchte und znr Beseitigung der Unglcichhett
zwischen dcn grundherrlichen und dcn übrigen Gr-
meindcn unscrer Prüfung unterstellt «crden «ird.

Der befriedigendc Zustand dce Finanzen ist eine
höchst erfrcnltche Thatsache.

Erhöhte Ausgaben waren eine natürliche Fokge dcr
Vorbercltungcn zum Kricge, und fie müffcn nnter
genaucr Beachtung allcr damaltgcn, für die großh.
Regierung so schwierigcn Vcrhältniffe beurtheilt wcrdeu.

Dcr Äehrkraft DeutschiandS dic vollste Aufmerk-
samkeit zu schcnke«, ist eine dringende Fordcrung der
politischcn Wcltlage. D!c VatcilandSliebc der Erstc«
Kammer wird sclbst vvr elncm Mehraufwand ntcht
zurücksckrecken, dcr zu diescm Zwecke a!s nothweudtg
und nützlich crkannt «ird.

Unser Vestreben wiid rS anch anf dtesem Landtage
sein, alle Vorlagcn mtt jcncr Gewiffcnhafttgkcit zn
berathcn, wclchc die Wichiigkctt unserer Aufgabe und
dir Pstichtireuc gegeo Fürst «nd Vatcrland gcbietcn.
 
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