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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0365

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Bestellungen auf das „Seiäslderxsr
ISßdlLit" ncbstBeilage„Hesdelberaev
U»teichoLi»«gE»ir" für das mit dem
1. Oktober 1859 begonnene 4te Quartal
werden sortwährend angenommen und bittet
man, in Hcrdclberg bei dcr Unterzeichncten,
außerhalb bei der nächsten Postanstalt bal-
digst zu machen, um completer Eremplare
gewiß zu sein. vie Lxpeäitioo.

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 12. Okt. Der Tag dcs
Lkl'chenbkgängniffcs Sr. Großh. Hoheit
des Herrn Markgrafen Wilhelm ist aus
Samstag, den IS.Okt., Morgcns 11 Uhr,
angesetzt. Die Garnison bildet Spalier
vvm Markgräflichen Palais bis an die
Stadtkirche. Die Eskorte, das Infanterie-
rcgiment Markgraf Wrlhelm, ist dem
Trauerpakais gegenüber aufgestellt. Das
Ettlinger Thor wird geschlossen. Um
10!4 Uhr versammeln stch sämmtliche zu
dcr feierlichen Beisetzung beorderte Per-
sonen, sowie jene, welche dem Leichenzug
fvlgen, im Markgräflichen Palais. Zm
unteren Theüe der evangelischen Stadt-
kirche versammeln sich um 10 Uhr:
Die Standesherren, die Kammerherrcn rc.,
die Grundherrcn, der Prälat und die
Geistlichkeit beider Konfcssionen; die Di-
rektoren und die Räthe der Ministerien
und Mittelstellen, sowie alle übrigen Bc-
amten des Hofcs und des Staates rc.
Um 10^ Uhr begeben Sich die Aller-
höchstcn und hohen Herrschaften in den
Trauersaal, woselbst von dem Hofprediger
das Gebet verrichtet wird. Nach dessen
Beendigung wird die Ueberbringung der
hvhen Leiche ,'n den bereitstchendcn Lctchen-
wagcn statthaben. Vier Kammerherren
treten als Träger des Sargs heran und
12 Unteroffiziere zur Assistenz. Der Zug
bewegt fich in nachstehender Ordnung:
Eine Abtheilung Militär. Ein Hoffourier.
Die Dienerschaften sämmtlicher Hvchsten
und hohen Herrschaften. Der Leichenwagen
mit 6 Pferden bespannt. Vorn rechts
der Kammerherr Seiner Großherzoglichen
Hoheit des Herrn Markgrafen Marimi-
lian. Zu jeder Seite des Leichenwagens:
2 Kammerherren, als Träger des Sar-
ges, 6 Unteroffizicrc zur Asststenz. An
den Ecken desselben: 4 Gencrale, das Bahr-
tuch tragend, denselben zur Seite 4 Obcr-
wachmeistcr. Unmittelbar folgen: Scine

Köntgliche Hohöitder Großherzog, um-
geben von den Prinzen dcs Großher-
zoglichcn Hauses und dcn anwesenden fürst-
lichen Pcrsoncn. Die Gcncral- und die
Fliigel-Adjutanten des Großherzogs und
dcr anwcsenden Prinzen. Die zuw un-
mittclbären Dicnste der höchstcn Herrschaf-
ten gehörenden Obcrhof- und Hof-Char-
gen. Die Abgesandten sürstlicher Personen.
Das Staatsministerium und der Präsidcnt
der Oberrechnungskammer. Dcr I. und
II. Vicepräsident der I. Kammer und die
Präsidenten der II. Kammer des letzten
Landtags. Die Gcnerale und Offiziere,
welche bei dcr Truppcnausstcllung nicht
vcrwendet sind; die Offizicrc der Gen-
darmerie und des Armeekorps; an der
Spitze die Veteranen. Eine Abtheilung
Militär. Sobald dcr Leichenzng auf dem
Marktplatz ankommt, wird von der Musik
des Grenadierregiments der Choral: ,,Jc-
sus meine Zuversicht" gespielt. Der Gar-
nisonskommandant schlkeßt sich am Kirchen-
thor dem Gefolge Seincr Königl. Hoheit
des Grltßherzogs an. Die in der
Kirche versammelte Geistlichkeit cmpfängt
die Leiche unten vor den Stufen der
Kirche und geleitet sie zum Katafalk. Die
Ger'stllchkeit nimmt auf der Efiradr, und
zwar auf dcr Seite dcr Kanzcl, ihren
Platz. Der Ordcnsträger und der Träger
des Herzens stellen sich auf die vordcre
zweite Stuse des Katafalks, ihnen zur
Seite rechts der Kammerherrdes hohen Ver-
ewigten, links dcr Kammerherr Sr. Groß-
hcrzoglichen Hoheit des Hcrrn Markgra-
fen Marimilian. Der Sarg wird sodann
auf den Katafalk gehoben. Die Oberwach-
meister und die Unteroffiziere stellen sich
rechts und links auf die untere Stufe;
die als Träger fuugirenden 4 Kammcr-
herren schließen stch den übrigen Hof-
chargen an, und die 4 Generale nehmen
an den vier Ecken des Katafalks ihrcn
Platz ein. Dcr Oberccremonicnmeister vor
dem Katafalk. Seine Kvnigliche Hohcit
dcr Großherzog, die Großherzoglichcn
Prinzen und die anwesenden fürstlichen
Personen nehmen die für Höchstdieselben
bestimmtcn Plätzc ein« Die General- und
die Flügeladjutanten, sowie die zum'un-
mittelbaren Dicnst der höchstcn Herrfchaf-
ten gehörenden Oberhof- und Hofchargen
hi'nter Höchstdenselben.

Di'e Standesherren und die Abgesandten
fremder Fürsten erhalten ihre Plätze in

erster Rheihe rechts; das Staatsministe-
rium in erster Rcihe links dem Katafalk
gegenüber. Die im Kondukt gcfolgten
Gcnerale und Offiziere schlicßen sich hin-
ter den Abgesandtcn der fürstlichen Per-
sonen an. Die weiteren Abtheilungen des
Kondukts füllen den übrigen Theil der
Kirche aus. Bei dem Eintritt des Kon-
dukts in die Kirche beginnt das Orgel-
spiel und währt bis zur Niederlegung deS
Sarges auf den Katafalk, wo svdann ein
Choralgesang einfällt. Nach desscn Bc-
cndigung hält dcr Hofprediger die Traucr-
rcde. Alsdann wird der Sarg in die
Gruft versenkt. Nach der Vcrsenkung dcs
Sarges wird ein zweiter Choral 'gesungen
und die Trauerversammlung durch den
Geistlichen entlaffen. Hierauf begeben Sich
Se. Konigl. Hoh. dcr Großherzog, um-
geben von den Großh. Prinzen und den
anwcsendcn fürstlichen Personen, unter
Vortritt res Oberceremonienmeisters und
der Geistlichkeit iu die Gruft, woselbst die
hohe Leiche eingesegnet wird. Dcn höchsten
Herrschaften folgen in die Gruft: Dir
Mitglieder des Großh. Staatsmi'nistkriums.
Der I. und II. Vizepräsident der Erstcn
Kammer und die Präsidenten der Zweiten
Kammer des letzten Landtags. Die Ab-
gesandten fürstlichcr Personen. Die Hof-
nnd Militärchargen vvm DLenst und der
Garnisonskommandant. Vom Beginn des
Znges bis zur Ankunft in dcr Kirchc wird
die Glocke der evangelischen Stadtkirche
gcläutet; deßgleichen werden während die-
ser Zcit und bei Versenkung des Sarges
die Kanonen gclöst.

88 Heidelberg, 13. Okt. Wie die
Griechen und Römer des Alterthums, wie
die Engländer und Franzosen der Reuzeit,
fo darf auch der Deutsche stolz auf seine
Dichtcr und Schriftsteller sein; denn sie
werdcn am Horizonte der Literatur als
Sterne erster Größe durch die stürme
aücr Zeiten glänzcn; doch von allen un-
sern deutschen Vängcrn leuchtct das Zwi»
gestirn „Schillcr und Göthe" am hell-
stcn! Den 10. dcs nächsten Monats sind
nun hundcrt Zahre am nimmer rastendm
Rade der Zeit abgelaufcn, seitdem Fried-
rich Schillcr in Marbach im Württem-
bergische» geborcn wurdc, es werdcn aber
noch Zahrtauscnde ablaufen und man wird
stets noch skincn Namen mit Bewunderung
und Ehrfurcht nennen; keinc Stürmc der
Zeit werden ihn vcrwischen können und so
 
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