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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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M 287.

^ jährlich 36 kr^

Drenstag, 28. Dezember


18LN.

Deutfchland

Karlsruhe, 16. Dcz. Die päpstliche
Bulle (Forts. u. Schluß):

Dcmzufolge haben wi'r, den Wünschen
Sekner Königlichen Hsheit, dic schon lange
auch Unsere innigsten Wünschc warcn, be-
reitwilligst nachkommeiid, ohne jcglichcn
Bcrzug mit dicsem erhabensten Fürstcp
eine Ucöcreinkunft schlicßen zu sollen ge-
Zkaubt. Und an dieses hochwichtige Werk
aksbald Hand anlegend, habcn Wir An-
seren gekicbten Sohn Johann Kardr'nal-
Pricstcr Brunclli, ausgczeichnct durch Fröm-
migkeit, Gclehrsamkcit und Klnaheit, aus-
gewählt und mit dcn nöthi'gcn Vollmachtcn
verschcn, um mit dcm gclicbten Sohne
Karl Brunner, Großherzoglichcm Staats-
rath, dcr zu diescm Zwcck von seinem er-
habensten Fürsten abgcsandt worden war,
die ganze Sache sorgsältig zn verhandcln.
Nachdem aber der genannte Kardinal von
Uns zum Bischof von Osimo und Cin-
goli ernannt wordcn war, haben Wir an
srincr Statt Unsern gcliebtcn Sohn Karl
Augnst Kardinal-Priester von Rcisach, her-
vorragend durch Frömmigkcit, Eclchrsam-
ckcit und Klugheit, mit den gcci.qneteii Jn-
struktionen und Vollmachten verschcn, da-
anit cr die begonnene Vcrhandlung diescr
hvchwl'chtigen Angclcgenheit mkt vcm ge-
nannten Karl Brunncr eifrig fortsetzc nnd
abschließe. Da aber dicser starb, wurdcn
an seine Stclle von dcm erhabensten Groß-
herzög von Badcn dcr cdle Hcrr Frciherr
Christian Gustav von Berckhci'm, bevoll-
mächtigter Ministcr und außerordentlicher
Gesandter bei dicsem hcill'gen Stnhl, und
der geliebte Sohn Franz Karl Noßhirt,
Leider 3lechte Doktor nnd Raih am obcr-
stcn Eerichtshofe dcs Großherzogthums
Badcn, als Bevollmächtigte crnannt, um
Mit unserem gelicbtcn Sohne dem Kardi-
nal von Rcisach das unternomiilcne so
wichtigc Wcrk zum Ende zu führcn. Und
da Wir die ailsgezeichlicte Gerechtigkeit,
Billlgkeit und Hochhcrzigkcit des crhabcn-
stcn Fürstcn, dcs Großhcrzogs von Badcn,
mnd seinc wohlwollendcn GcsinnungeN gcgcn
scine katholischen Unterthancn wohl kann-
icn, so hofftcn Wir mit ftstcr Zuverstcht,
daß mit Gottes Hilfe dicsc wichtigc An-
Zclegenhcit den gcwünschtcn Ausgang nch-
mcn wcrdc. Und Wir srenen Uns lcbhaft,
daß diesc Unscrc Hoffnung nkcht vergcb-
li'H war. Nach ciner langcn und sorg-

fäktigen Bcrathung nämlich, wie dic Wich-
tigkcit der Sache sic erforderte, wnrde dic
Bercinbarmig in mchrcren Artikelii abge-
faßt llnd von Unsern chrwürdigcn Brüdcrn
den Kardinälett der für alißcrordcntliche
kirchlichc Angclcgcnhciten cingcsetzten Kon-
gregation grprüft, mit dcm durchlauchtig-
sten und rrhabenstcn Königll'chcn Fürsten
Fricdrich Großherzog von Badcn ciiigc-
gangcn und zum gewünschten Ausgange
geführt. Nachdem die Artikel dicser Ver-
ciilbarung sowohl von Unscrcin als von
den Großherzoglichcn Bevoümächiigten am
28. Juni d. I. untcrzcichnct und von Uns
svrgfältigst crwogen warcn, glaubten Wi'r
cbcn diesc Vereiubarung mit Unsercr höch-
sten Auktorität bestätigcn zu svllen, und
Wir habcn das Vxrtraucn, daß sie mit
Gottes Segen. zur größten Wohlfahrt der
Seelen und zum Besten dcr katholischen
Kirchc gcreichen werde."

Folgt nun «) die Vcreinbarung sclbst,
die wir in Nr. 282 re. bereits mitgethcilt
habcn. Darauf heißt cs wciter:

,,Da nun die Gedinge und Vcrabre-
diuigen di'eser Ucbereinkunft in allcn ein-
zelnen Punkten, Klauseln, Nrtikcln und
Bedingungen sowohl von Uns, als von
dem durchlauchtigstcn Fürsten Fricdrich
Großhcrzog von Baden gebilligt, bcstä-
tigt und ratifizirt worden-sind uiid dieser
crhabeiiste Fürst dringcnd vcrlangt hat,
daß Wir zn ihrcm fcstcren Bestande das
Gcwicht dcr apostolischcn Bckräftigung bci-
fügen und niit fcicrlichercr Auktorität und
Entschließung dafür cintreten möchtcn, so
wvllen Wi'r im vollen Vertraucn auf den
Herrn, daß er nach seinerBarmherzigkeit
diese Unsere Sorgcn und Bcmühungen für
die Vereinigung dcr kirchlichen Angclcgcn-
hn'tcn iin Großhcrzogthum Baden mit dem
reichsteli Segcn seiner Gnade begleiten wolle,
nach Unstrer sichcrn Kcnntniß und rcif-
lichen Erwägung, kraft Unsercr .vollen
apostolischen Gcwalt oblge Vereiiibarmi-
gcn, Kapitcl, Gedinge, Verabredungcn und
Einräuiiiiingcn niit Gegenwärtkgem billi-
gcn, raiifiziren und annchmen und ihnen
die Kraft uud Wirksamkeit dcr aposto-
lischen Beftstigung.und Bekrästigung bei-
lcgcn, und Wir vcrsprcchcn und gclobcn
sowvhl in Unftrcm, als in Unserer Nach-
folgcr Namen, daß Alles, was darin cnt-
halken und versprvchcn ist, aufrichtig und
unverbrüchlich von Unscrer und dcs hcil.
Sluhlcs Scitc erfüllt und gchaltcn werdcn

wird. Unsercn ehrwürdigen Brudcr aber,
den Erzbischof in jenem Großhcrzogthum,
sowie allc anderen Katholikcn, Geistlrchc
sowohl, als Laien, die in jenem Groß-
herzogthum lebcn, crinnern und crmahnen
Wir angelcgentlich und mit allem Nach-
druck, daß sie, Zeder für scinen Theil,
allcvorcrwähntcnBcstimiiiungciizumgröße-
ren Ruhme Gottcs und zur Zierde des christ-
lichen Namens gcnau bcvbachten und mit
allcm Eiftr alle ihre Sorgen und Gedan-
kcn stets darauf vcrwendcn, daß di'e Rcin-
her't der kathvlischen Lehre, der Glanz des
Gottesdicnstes, dieVortrefflichkeit der kirch-
lichcn Drsziplin, die Bcobachtung der Kir-
chcngefttze, die Rcchtschaffcnhcit und Ehr-
barkeit dcr Sitten, die Liebe zur christlichcn
Frömmigkeit und Tugend nnd ihre Werke
täglich besscr strahlcn. Zugleich verordnen
Wir, daß diefts gcgenwärti'ge Schrciben
niemals als durch Täuschung oder Ver-
schweigen erschlichcn odcr als nichtig vder
wcien Mangels Unserer Abstcht odcr we-
gen irgend elnes andercn, wenn anch noch
so großen, linvermuthctcn Fehlers bean-
standct oder angefochten werden könne,
daß viclmchr dasselbc stets fest, giltig und
wirksam ftin und blciben und ftinc voll-
ständigen und ungcschmälcrtcn Wirkungen
erlangcn und behaltcn und unverbrüchlich
beobachtct werdcn solle, so lange die m
dcm Vertrage ausgedrückten Bcdingungen
und Verabredungen gehaltcn wcrden. Es
sollen nicht cntgcgenstehen die apostolkschcn
nnd die von synodalcn, provinzialen und
allgcmeinen Kirchenversamuilungen crlas-
scncn allgcmelnen Verfügimgen und Ber-
ordnimgen, noch Unsere nnd der aposto-
lischcn Kanzlei Ncgcln, insbesottdcre vvn
Aufrechkhaltung crworbener Rechte, noch
auch die Stistungen von irgend welchen
Kirchcn, Kapiteln und andern frommen
Stätten, auch wcnn ste durch apostoli'sche
Bestätigung odcr irgcnd cine andere Be-
krästkgmig verstärkt sind, noch die Privi-
legicn, Zndulten und apostolischcn Schrci-
bcn, die cntgegcngcsctzten Jnhalts gewährt,
bestätigt odcr eriieuert worden sind, noch
was irgend sonst dagegen ftin mag. Dies
Allcs und jcdes Einzelne, desscn Wortlaut
wir als ausgcdrückt und wörtlich einge-
rückt ansehen, sctzen Wir, während es sonst
in seincr Krast blciben soll, lediglich Be-
hllss der Wirksamkeit des Boranstehen-
den bcsonderö und ausdrücklich außer
Kraft.
 
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