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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0623

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Heidelbkrger Tagblatt.

M 308.

Trscheint, Montags ausgenvuimen, täg-
lrch. Preis rnit Nnterhaltungsblatt viertel-
jährlich 36 kr.

Freitag, 3«. Tezember

Insertisnsgebühren für die Zspaltige Pe- -M ^ dS AK
titzeile oder deren ^um werderr wrt 2 kr.

Telegraphische Depesche

Wien, 28. Dcz. Die „Wiencr Zei-
tung" enthält cin kaiserlichcs Handschrei-
ben, wcichcs sagt, da durch zahlreichc Frci-
wiüiae die Aruicc vollzählig sci, so habc
dic nächste Rekrutirung zu unterbleibcn.

Was haben Nrqierung und Land-
Hände in Beziehung auf das Kon-
kordat zu thun?

(Fortsetzimg.)

Wir wollcn dcßhalb die Frage: ob nicht
das ganze Konkordat den Landständcn
zur Zustimmung vorgelegt werden mußte,
auch noch unter Vergleichung seiner cin-
zelncn Bcstimmungcn mit «iiscrcr zu Recht
bestchcndcn Gesctzgcbung bcsprcchen.

Karl Friedrich — der Gründcr un-
seres engcrn Vaterlandes, dcffcn Nawcn
jeder Badcner mit Stolz nennt, hat un-
tcrm 14. Mai 1807 cin Gcsetz über
die kirchlichc Staatsverfassung
gegcben. Für wie hochwichtig er das
trrnc Fcsthaltcn an dcm Geiste und dcm
Znhalte dicses GcskHes erkannt hatte, dic-
scs sprach er in der Bezeichnnng diescs
Gesetzes als eincs „ewigen Grund-
ge sctzcs", als eincr „pragmatischcn
Sanktion", nawentlich abcr in der Schlnß-
sanktion aus, indcm cr ncbcn Bedrohcn
jeder Entgegcnhandlung mit dcr Strafe
cwiger und unvcrjährbarcr Nlchtigkeit
grbot:

„Ministcr, Räthc und Dicncr sollcn fich bci sSwc-
rer pcrsönlichcr Dcraniwortlichkcit gcnau danach ochtcn
nnd bcnchmcn, anch von Uns sclbst dagegen mtt Ralh
«nd That EtwaS anSzuwirkcn fich nicht «ntcrfangcn:
DaS mcincn Wir crnstiich."

So dachte und in diescm Gcistc han-
delte Karl Friedrich, cr wahrte daS
Aufsichtsrccht dcs Staatcs übcr die kaih.
Kirche als ein wirksames Hoheitsrecht,
denn nach K 11 jcnes ^csetzcs kanu die
Kirchcngcwalt nicht:

.irgcnd eine ihrcr Handlnngen dcr EtaatSkinficht
»nd Aufsicht entztchcn."

Dcr § 21 sagt:

^Unserc Liichcnherrlichlcit umfaßt dic Dorsorgc,
daß Nichts gkfchche, waS übcrhaupt odcr dcch untcr
Leit und Umstäntcn tem Eiaat Nachthcil bringtz
das Rccht zu aücn öffcntichcn Dcilüntungrn, wclchc
dte Lirchengrwalt bcschlicßt, inglcichcn zu allcn Ticnst-
ernennungen, di- «hr nberlassen find, d°S EiaatSgut-
hcißcn zu eithcilcn odcr nach Bcfindcn zu vcrsagrn
und damit dis aus wcitcie Bercinbaiung dcn Vorgang
ruckstelllg zu machcn ,c. ,c.; das Rccht, au« tcn ron
der Kicchc fähig eikiäitcn Elictcrn zu bestimmtcn

einzelncn Kirchcnticnstcn Dcnjcnigcn zu bcncnnen, dcr
flt crhaltcn soll, sowcit dtcfts Rccht nicht durch dic
dcrmaligc neuc Vcrfassung unscrcs GroßherzogthumS,
dcr Kirchcngcwalt odcr andern Piivat-Kirchcn-Lehn-
hcrrcn gcgebcn odcr bestätigt ist :c.; daS Rccht, an
allcn entstehcndcn Klagcn, Bcschwcrdcn oder Anstvßtg-
ketten, dic auS etncm Mtßbianchc der Kirchcngcwalt
odcr au« eincm rcchtswidrigen Derfahrcn dcrselbcn
cntstchcn, Etnsicht zu nchmen und daS zu tcffen Vcr-
hinderung nach Bcfindcn dcr Umstände Gecignete »or-
zukchren."

Drr Erzbi'schof selbst, wi'e jeder Geist-
lt'chc, ist nach § 23 als Staatsbürger allen
Pfli'chten und Lasten ei'nes solchcn, somit
der „Verfaffung und dem Gesetze" unter-
worfen.

Angesicht dicscs Grundgesetzes über die
kl'rchli'che StaatSverfassunq können dic Ar-
ti'kel 2, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 11, 14, 15,
17 «nd 19 des Konkordats vhne Ei'nwi'l-
li'gung bei'der Kammern nicht i'ndas Lcben
treten, denn gerade das bcstrhendk Gesetz
und di'ese Artikcl des Konkordats stchen
i'n eincm grundsätzli'che« Eegensatze und
Verfoffungsgewäß kann ri'ne grsctzli'che Be-
fiimmnng nur im Dcge der Gesctzgcbung
unter Zustimmung beidcr Kammern abge-
ändert werden.

Wir wollcn dl'esc rcchtli'chc Wahrheit
i'm Ei'nzclnen darthun.

Der Arti'kel 2 des Konkordats räumt
dcm Erzbi'schl'fe brzügli'ch dcs Gehorsams
gcgcn „Vcrfassung und Gesetz" eine pri-
vilegirtc Stcllung ein, welche mit dcm
K. 23 der ki'rchlichcn Etaatsverfaffung un-
vcrcl'nbar ist, dcnn nach dicscm Gesctze
hört kein Kirchcndicner „hoch und nicder"
auf Staätsbürgcr zu scin, muß jcdcr die
Pflichten und Lastcn der Etaatsvcrbindung
auf sich nchmcn; und scit Badcn eine
konstilntirnclle Verfaffung hat, kann kcin
Staatsbürger andcrs als im Wege dcr
Gcsctzgcbung dcr Vcrpflict knng aus
Verfaffung und Gesctz durch cin Privile-
gium cntbundcn wcrdrn.

Jn Artikel 3 sagt dic Negierung zu:
sie wcrde für den erzbischöfiichcn Tisch
und die Kapitularcn Li'kgcnschaften wid-
men. Wir wollcn nnr ncbciibei dicscs
Artikcls erwähnen, da die Regicrnng nn-
möglich bcabsichtigcn kann, ohne Milwir-
kung der Kammcrn über das Staats- und
Domäncngnt cine solche Totaiionevcr-
fügung zu trcffcn; aber auch schon cinc
Zusage dicscr Art bcstchct ohne EinwiÜi-
gung dcr Kammcrn nicht zu Rccht.

Zn dcm vierten und scchsten Ar-
tikel ist dcm Erzbischos srrigegcbcn, Vcr-

ordnungcn und Bclehrungen, Aktenstücke
der Diözesanspnode, dcs Provinzialkon-
zils und des heil. Stuhls ohnc vor-
gängige Einsicht dcr Regicrung zu
veröffcntlichcn, Alles zu üben, was ihm
nach den Kirchcngesctzen gebührt.

Darnach sind also K 11 und 21 der
kirchlichen Staatsvcrfaffung durch ein Ge-
setz abzuändcrn; dieser schrcibt nämlich
vor, die Regierung habe das Recht zu
allcn öffentlichen Vcrkündungcn, welche
die Kirchengewalt beschließt, das Staats-
guthei'ßen zu erthcilen vder zu vcrsagen;
dcr § 12 jcnes Gcsctzes verlangt, daß
Kirchengesctzc mit dcm Staatsgutheißen
versehcn wcrden.

Mit eincm Worte, das Placet der
Rcgicrung bcsteht in Baden krast pcr gel-
tcnden kirchlichen Staatsverfassung und
kann daher nur im gesktzlichen Wege auf-
gchobcn werdcn.

Es gcnügt auch der Jnhalt der papst»
lichen Wkisung an den Erzbischof zu Ar-
tikcl IV. nicht: „daß der Rcgicrung bei
allgcmeinen Vcrordnungcn vdcr Anord-
nungen von Bedeutung glcichzeitig
Kcnntniß gcgcbcn wcrde", dcnn das be-
stchende Eesctz vcrlangt viclmchr cine vor-
hergchendc Mittheilung, damit das
Staatsguthkißcn gegebcn vder versagt wer-
dcn kann.

Nach K 13 der kirchlichrn Staatsver-
fassung bcnennt die Kirche nur die wan-
delbaren Gchülfcn, und stchct die Ernrn-
nung dcr ständigcn Kirchendi'cner dcm
Staate zu.

Zm Widerspruche hicimi't erthcilt der
Art. 5, Satz 1 und 2 des Konkordats dem
Erzbischvf das Rccht: alle Pfründen zu
vcrlcihcn, dcn Gcncralvikar und dic außrr-
ordcntli'chen Mitglirdcr dcs Ordinariats
zu erncnncn. Dicsc Acndcrungcn dcs Ec-
sctzcs, selbst die brsondcre Ucbcreinkunft
übcr Theilimg dcr Pfründcvcrlcihung zwi-
schcn Rcgicrung und Erzbischof bedürfen
daher dcr ständischcn Mitwirkung.

(Schluß fvtgt.j

Devtschland.

Karlsruhe, 28. Dcz. Seinc Königk.
Hohcit der Grvßherzvg haben mittclst
höchstcr Entschlicßungcn vom 22. d. M.
gnädi'gst geruhii dcn Domäncnvcrwalter
und Öbcrcinnchmcr v. Stettcn in Müll-
hcim zum Oberzvlli'nspektvr zn Kvnstanz zu
 
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