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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0413

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Heidelberger Tagdlatl.

sr 233.

Erscheint, Montags ausgenommen , täg-
lich. Preis mitNnterhaltungsblattviertel-
jahrlich 36 kr.

Freitag, 28. Oktober

Jnsertionsgebühren für die Zspaltige Pe-
titzeile oder deren Rmrm werden mit Lkr.

18SS.

DerrtschlanK.

Karlsruhe, 24. Okt. Nach eincr
telegr. Mittheilung der Fr. Bl. vom hie-
sigen Orte aus, ist ein Ausschreiben der
Regierung erlaffcn worden, welches vor
dcm Beitritt zum Eiscnacher Programm
warnt.

Aus Baben. Zu der gegenwärtigen
zweiten (praktischen) Juristenprüfung
habcn sich 18 Rechtspraktikanten einge-
funden. Diese Ziffer ist im Verhältniß
zn der vorhandencn Zahl von Refcren-
därcn (ctwa 110 —112) immer noch zu
groß.

Aus Baden. Jn der Klvsterkirche
zu Baden wnrden wieder zwei Fresko-
bilder beendigt. Sie sind von Hr. Prof.
Schraudolph in München entworfcn und
von Hrn. Bäntele ausgeführt. — Znm
Ausbau der ev. Kirche zu Offenbnrg sind
noch 2800 fl. erforderlich, welchc mittelst
Schuldschcinen zu 10 fl. mit 3 pCt. Ver-
zinsung aufgeb'racht werden sollen.

Speher. Dcr erwähnte Hirtenbrief
des Bischofs von Speyer ist zicmlich um-
fängreich, und mit den HirteNbriefen der
französischen Bischöfe nicht nur vollkommen
nbereinstimmend, sondern steht ihnen, wie
unter anderm auch folgcnde Stelle bcweist,
an Energie keineswegs nach. „Und was
berechtigt die Menschen," heißt es in die-
sem Hirtcnbrief, „der Kirchc und ihrcm
Oberhaupt zu cntrcißcn, was diesen seit
so vielen Jahrhunderten burch göttliche
Fügung zugewiesen wordcn? Möchten doch
die Stkrbllchen, welchc nach Gottes Zu-
laffung mit der Gewalk ausgcrüstct stnd,
nicht vcrgessen, daß die Gebote Gottes:
Du sollst nicht stehlen, bu sollst nicht bc-
gehren dcines Nächsten Gut, für die Rei-
chen wie für die Armen, für die Mäch-
tigen wie für die Schwachen bestehen!" rc.

Aus Bayern, 24. Okt. Die Er-
klärung, welche dcr Bischof von Regens-
burg wegen der Schillerfeier hat er-
gehen laffen, gab dem gesammten katho-
lischen Klerus die Richtschnur für sein
Verhalten in dieser nationalen Sache. Wir
bezwcifeln, daß an solchen Studienanstal-
ten, deren Vorstand ein Geistlicher ist,
irgend eine Schillerfeier stattfindet. Offen
ist man der Schillcrfeier von klerikaler
Seite nur in disponibeln Blättern cnt-
gcgcngetreten. Dagegen arbeiret man im

Stillen desto mchr, und dcr Erfolg bleibt
nicht aus. Zn Regensburg, dessen
Einwohncr zur Hälfte protcstantisch stnd,
hat man sich einschüchtern lassen und fin-
det keine öffcntliche Feier stakt; in Lands-
hut hat sich das Komite ans Mangel an
Unterstützung aufgelöst. Jn andercn Städ-
ten hat man die Sache so zu drchcn ge-
wußt, daß Jeder, der sich an die Spitze
für cine Schillerfeier stellen wollte, für
einen Frcigcist und verkappten Freimau-
rcr gilt.

Regensburg, 24. Oktbr. Gestern
wurde'von der Kanzel in der Kirche zu
St. Emmeran dahier gegcn einen hiesigen
katholischen Justizbeamtcn, der eine abge-
schicdene protestantische Frau ehelichte und
sich evangelisch tranen ließ, die Ercom-
mum'cation ausgesprochen.

Wiesbaden, 24. Okt. Die hiesigcn
Lehrer an den Stadtschulen haben von
Scite der Regierung eine weitere Gehalts-
aufbefferung, resp. Wohnungsvergütung,
erhalten, so daß jctzt ein Oberlehrer auf
900 fl. zu stehen kommt.

Aus Kurheffcn, 25. Okt. Nach
der neuestcn Volkszählung hat das Kur-
fürstenthum Heffen eine Gcsammtbcvöl-
kerung von726,739Köpfen, wovon 718,517
Köpfe auf den Civilstand und 8222 aüf
dcn'Militärstand kommen. Die Civilbe-
völkcrung hat sich in der letzten dreijäh-
rigen Periode um 9946 Köpfe vermindert,
die Militärbevölkcrung dagegen um 293
Köpfe vcrmchrt.

Berlin Mit Genehmigung des Herrn
Kultusministers wird am Reformations-
fest in allcn cvangclischen Kirchen des
Landes zum Bcstcn dcs Gustav-Adolphs-
Vereins eine Kollekte stattsinden.

Berlin, 24. Okt. Die Ausweisung
des vr. Benfey aus Prenßen ist durch
ein Reskript des Ministers Grafen Lichwe-
rin aufgehoben.

Breslau, 23. Okt. Gestern Nach-
mittag 4 Uhr kam unser Prinzregent hier
an und wurde vom Volke mit unendlichem
Jubel empfangen. Des Abends war die
Stadt glänzend crleuchtet. Heute früh
halb 10 Uhr traf auch dcr Kaiser von
Rußland ein, welchem der Prinzregent
bis nach Ohlau entgegcn gefahren war.
Gleicher Jubel wie gestern ertönte über-
all. Heute Abcnd Festvorstellung im Thea-
ter und allgemeine Jllumination, die wohl j

allcs übertreffen dürfte, was Breslau je-
mals von der Art gesehen. Der Empfang
des Kajsers von Rußland auf dem
hiesigen Centralbahnhof war höchst glän-
zcnd, aüch begünstigtc ein klarer Himmel
und heller Sonnenschein das Fest. Das
Gcfolge dcs Czaren ist übcraus zahlrcich
so daß gegen 40 Equipagen daffelbe in
die Stadt brachten.

Breslau, 25. Okt. Der Kaiser von
Rußland ist gestern Abend wieder nach
Warschau abgereist.

Hildesheim, 22. Okt. Anch der
Bischof von Hildesheim hat in einem
Hirtenbriefe „die hochwürdige Geist-
lichkeit und die Glänbigen" zum inbrün-
stigsten Gebete für den Papst aufgefordert
und demgemäß die bezüglichen Anord-
nnngen getroffen. Dcr Hirtcnbrief meint
im Eingange, daß der jüngste Friede als
eine Folge der vom Papste angeordnet
gewesenen Gebcte anznsehen sei. Jetzt
fordere nicht ein Befchl, sondern die Be-
drängniß des Papstes zum Gebetc auf."

Hamburq, 22. Okt. Am Spätabend
dcs 20. d. M. kam mitten im Herzen der
Neustadt ein Feuer znm Ausbruch, das
furchtbare Verheerungen angerichtet haben
würde, Hätte nicht zum Glück Windstiüe
geherrscht. Binnen wenigen Minuten stand
cine mit den feucrgefährlichsten Stoffcn
angcfüllte chemische Fabrik von bcdcuten-
dem Umfang in vollen Flammen, ent-
zündete sofort die gegcnüberliegenden Häu-
ser, und erschwerte durch den Schreckcn,
in welchen die Umwohnenden, großcntheils
unbemittelte Leute, versetzt wurden, das
Einschreiten der herbeieilenden Löschmann-
schaften. Dennoch gclang es der gewal-
tigen Glnth, die weithin die Nacht cr-
leuchtete, nach andcrthalb Stunden Herr
zu werden.

Wien, 23. Okt. Die Ministerwech-
sel stnd bei uns endemisch geworden.
Kaum hat sich Herr v. Hübner bei dcr
öffentlichen Meinung durch seine liberale
Amtsführung insinuirt, muß er fort. Uc-
ber die Entfernung Grünnc's wird sich
die Bevölkerung leichter und raschcr trö-
sten. Einiges Anfsehen macht die gleich-
zeitige Entfernung eines andern kaiser-
li'chen Generaladjutanten, des Barons
Keller, welcher allenthalben beliebt war.
Zwei Beliebte auf eincn ünbeliebten. Am
mcisten bcdauert den Abgang Hübners
die Tagespreffe, welchc unter seinem Re-
 
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