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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0071

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zwei auf Vorposten befindlichcn Bataillons
Erzherzog Franz Karl vertheidigte Me-
dole. Jm Verlanfe dcs ganzen sechszchn-
stündigen Kampfes gelang es ihm nur
mehr, die bcidcn auf Kanonenschuß davon
befindlichen Gehöfte Rebecco und Canova
nach mehrmaliger Zurückeroberung zu be-
haupten. Die auf weitere 2000 Schritte
vor dicsen Gchöftcn gelegene Ortschaft
Guidizzolo wurde von demsclbcn jedsch
gar nicht mehr angegriffen und blicb bis
10 Uhr Nachts.von uns besetzt. DerRück-
zug hinter den Mincio wurde unter dcm
Schutze der Zis in die Nacht von uns
bcsetzten Orte Pozzolengo, Volta und
Guidizzolo ganz unbelästigt bewerkstelligt.
Dic Stärke der am Kampfe beiderseits
betheiligt gewesenen Truppen stcllt fich
rndlich, wie folgt, heraüs: Die franzö-
sische Armec 120,000 Mann, die sardi-
nische Armee -60,000 Mann, zusammen

180.000 Mann. Von österreichischer Sxite
betrug der Stand der in's Gcfccht ge-
brachten Truppen nach amtlichen Belegen

140.000 Mann. Hiernach erschcint die
Angabe des „Moniteur", daß die k. k.
Armse mit 250—270,000 Mann auf dem

, Kampfplatz erschienen sei, äls zu sehr aus
die Phantasie der Leser berechnet. Mögep
diese auf amtliche Belege gegründeten
wahrheitsgetreuen Daten zur Berichtigung
irriger Angaben dienen und hindern, daß
übertriebene Darstellungen, wie dies nur
zu oft geschieht, äuch in die Kriegsge-
schichte Eingaug finden.

Wien, 10. Juli. Es ist eine sichcre
Thatsache, daß Napoleen durch die
Vorlage diplomatischer Korre-
spondenzcn dcn Kaiser Franz Jo-
seph so rasch zur Versöhnung mit
^rankreich vcranlaßte. Ein Punkt
der geheimen Artikel soll auch der sein,
daß die Lombardci 800 Millionen Lire
von der österreichischen Staatsschüld über-
nimmt. — Louie Napoleon hat dcn Bc-
fehl zur sofortigen unbedingten Freigebung
sämmtlicher seit Beginn des Krieges ge-
kaperten österAeichischen Schiffe ge-
gcben.

Wien, 14. Juli. Die prophetischen
Worte, welche der preußische Abgcordncte
V. Blankenbnrg am 12. Mai der Kammer,
dcm Ministcrium, dem Volk — allen gleich
vergeblich — zurief, sind also schon jetzt
in Erfüllung gegangen: Frankreich und
Oesterrcich reichen stch die Hände, ohne
daß die Zertrümmerung Mantua's vor-
hcrgegangen wärc. Fehlern auf ällen
Seiten verdänkcn wir es, daß der deutsche
Bünd in diescm Augenblick wieder das
Bild der Zerrissenhektstnd Ohnmacht bietet.
Zehlern auf allen Seiten haben üvir cs
zu verdanken, daß Oesterreich geschwächt
und Deutschland entfremdct, Preußen isv-
lirt ist, wie Oesterrcich nach dem orien-
talischen Krieg, daß die kleineren Staaten
wieder die Objekte gehässtgcr Intrkguen

werden. Möchte doch wenigstens jetzt
cndlich in allen Deutschen das Bewußt-
sein der Gefahr erwachen! Um Deutsch-
lands willen jetzt kein Schmollen und
Grollen, kein Hetzen und Verfeinden! Was
wir unablässtg vorausgesagt'haben, ist
gckommen, aber wir würdcn uns selbst
ekn Armuthszeugniß ausstcllen, wenn wir,
auf unserc Prophezeihung pochend, nun
dic Gemeinschaft mkt denen ablehnen woll-
ten, die uns nkcht geglaubt haben. So
wcnig es sich vom 1. Januar bis zum
8. Juli um eine 'specifisch österreichische
Fragc handelte, so wenkg kommt jetzt etwa
die speckfisch preußische auf die Tagesord-
nung, es ist und bleibt bie deutsche Frage.

Wien, 15. Juli. Wie schnell die
Verständigung zwtschen dcn beiden Kai-
sern erfolgt, ist zum Theil auch aus dem
bisher nicht bekannt gewsrdcncn Umstande
zu entnehmen, daß ngch der Zusammen-
kunft in Villafranca Prinz Napoleon und
Prinz Murat nach Verona kamen, um sich
dem Kaiser vorzustellen, von dem'sie huld-
reich aufgenommen und zur,Tafel eingela-
den wurden.

Der „Tcmesv. Ztg." schreibt man aus
Belgrad, 12. Aulk: Die Verhaftung
von fünf Scnatoren am 10. d. M., der
am gestrigen Tage dte gefängliche Ein-
ziehung von zahlreichen anderen Personen
folgte, fesselt hicr die gesammte Aufmerk-
famkeit. Als Ursachc hört man allgemein
bezeichnen, daß cine Verschwörung
gegen den Fürsten Milosch entdcckt wor-
den sek.

Krankreich.

Paris, 16. Juli. Verschiedenc Theater
haben nach dem Fricdcnsschluffe auf höhere
Weisung dr'e Aufführung der Militär-
Spektakelstücke cinstellen müffen, in denen
die Oesterreicher mitgenommen wurden.
Sie vcrlangen jetzt von der Administration
eine Entschädigung für ihnen daraus er-
wachscnden Verlust.

Paris, 16. Juli. Jn Turin war die
Bestürzung bei dcr Nachricht vvn dem
Frieven ernc nnbeschreibliche. Nach einem
heute hier' eingctroffenen Privatbriefe sind
die Bildniffe des Kaisers Napoleon in
cinem Nu vus allen Bilderläden ver-
schwunden.

Paris, 17. Iuli. Die Kriegsaus-
gaben haben, wie vcrsichert wird, die
Summe von 500 Millioncn überschritten,
so daß man eincm neuen Anlehen ent-
gegensicht, mit welchem das Deficit gedeckt.
wcrden soll. , -

Paris, 18. Juli. Die Mitglieder der
provisorischen Regierung von Toskana,
den sardinischen Kommissär an der Spitze,
protestirten wte folgt gegen dcn Frieden
von Villafranca. „Toskaner. Die Kunde
von Ereigniffen, wclche die schönsten Hoff-
nungen zu nichte machrn, erfüllen alle
Seelen mit Schmerz, die Regierung thcilt

Eure Bestürzung, aber wir dürfen unS
ihr nicht hingeben; wir müsscn dcn Her-
gang der Dinge abwarten, dercn DctailS
noch unbekannt sind. Wir müffen uns
an cinandcr schaaren, um durch unsere
Festigkeit 'zu beweisen, daß wir würdig
sind, Bürger cines unabhängigen und
srcien Vaterlandcs zu sein. So lange
wir fest blciben, ist nicht alle Hoffnung
verloren. Unsere Abgesandten werden nach
Turin abgehen, um dkc wahre Sachlage
zu erfahren. Heute den Schmerz bckunden,
hieße das Uebel nur verschlimmern. Ord-
nung ist «öthiger als je für das Wohl
des Vaterlands. Morgen wird die Con-
sulta sich versammeln; mit ihr wird die
Regierung die Stimme Toskana's erheben;
Viktor Emanuel wird sie hören, in ihm
beruht unser ganzes Vcrtrauen. Toskana
wird nicht gegen scinen Willen und sei»
Recht wieder unter Ocsterrcichs Joch
und Einfluß gestellt werden. Alorenz,
13. Juli. Dcr außerordentliche Kommiffär
des Königs Viktor Emanuel, während deS
italiknischei! Kriegs, C. Buoncompagnk."

Paris, 18. Iuli. Man meldet, daß-
die ganze kaiserliche Garde und eine
Jnfanteriedivision, bestehend aus 4 Regi-
mentcrn und 1 Iägerbataillon, aus den
verschiedcnen Körps des itälienischen Hee-
res gewählt, Befchl erhalten, sofort den
Rückmarsch nach Paris anzutreten.

Ztalien

Die Handelskammern in der Lombardei
wurden aufgelöst, und die sardinischen
Handels- und Gewcrbgesctze cingeführt.
Eine provisorische Verbindung der sar-
dinisch.en mit den lombardischen Eisen-
bahncn ist berekts hergestellt.

Wrrmischtr Nachrichten.

Karlsruhe, 18. Iuli. GesternAbend
verlor ein Fremder eine Briestasche mit
dcr bedeutcnden Summe von vorgeblich
2000 Thlrn. in Werthpapieren und setzte
dcm Wiederbringer eine Belohnung von
200 si. aus. Diesen Prcis erhiekt ein
Musiker des Jägerbataillons, dcr die frag-
liche Brieftasche in der Nähe des gothischen
Thurmes fand.

Würzburg. Am 16. d. M. wurden
in den herrschastlichen Weinbergen Lciste
ünd Stein die erstcn weichen Trauben
gcfunden. (Jm von'gen Jahr war dies
am 10. Zuli der Fall.

Für die Abgebrannten in Sandhausen
ging bki der Erpedition d. Bl. eln: ans dem Hotel
Schrteder Nr. 74 cin rnss. Jmpcrial 9 fl. 36.

Local - Correspondenz.

Heidelberg, 18. Zult. Bei der heuie dahicr
vorgenommencn AuSspielung einer gehäkclteu Tisch»
deckc hat daS LooS Nr. 125 gewonncn.

-j- Phitippsburg, 14. Zu!t. Maria ZsseM
Gutting oon Wiescnthal wurdc wegcn GetsteSschwache
cntmündtgt.
 
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