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Heidelberger Tagblatt — 1859 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2788#0170

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ihr Ziel verfehlte; die preußische Union,
die auf dem Papiere stchen gebliebe» und
zu den Taqen von Okmüß und Bronzrll
geführt. Der Abg. Dr. Bölk habe Vater-
stelle an einem Kinde des Freiherrn von
der Pfordten vertreten wollen, aber das
Kind sci schon todt geboren worden. (Hci-
tcrkeit.) Die Einigung Deutschlands kann
nnr durch große Thaten zu Stande ge-
bracht wcrden. Komme dic Zeit, wo
Oesterrcich und Preußen genöthigt seien,
sich in die Arme zu werfen und sich in
dem übrigen Deutschland zu ergänzen,
dann werdc ein großer Schritt vorwärts
geschchen und Deutschland vielleicht eine
Centralgewalt erhalten. Redner will nicht
än der Zukunst des deutschen Volkes vcr-
zagen und xben so wenig Verzweiflungs-
politik predigen. So wenig der deutsche
Bund die gerechten Erwartungen der
Ration erfüllt habe, sci er doch ein
Fortschritt gegen den Zustand, den der
westphälische Friede angesangen und bie
Lüneviller, Baseler und Rheinbundsakte
voüendet! Nicht die Form, der Gcist gebe
dkn Ausschlag! Hätte stait eincs Metter-
nich ein Freiherr v. Stein gewirkt, hätte
Dcutschlanv auch unter dieser Versaffung
Großes geleistet. Hättc Preußen sich dcr
nationalen Begeisterung angeschloffen, es
hätte Großes vollführen könncn. Äenn
man aber wahrnehme, daß Nord- und Süd-
Leutschland nicht bcisammenstchew könnten,
ohnc in «otreit zu gerathen, daß sie selbst
bci industricllen Fragen des Zollvereins
uneius seien und die Preffe den Haß dcr
Stämme fast offen predige, so seien das
Erscheinungen, die auf keine starke Na-
tionaleinigung hoffcn lassen. (Bravo!) Er,
Redner, habe dem Volke nie seine An-
schauung vorenthalten, und wew diese nicht'
tauge, der wähle einen andern Vertreter.
(Wiedk'choltes Bravo!) Währcnd andere
Staaten in den Freuden der Demobilisi-
rung schwelgten, bleibc Bapern in den
Waffen, überzeugt, daß es kein unbedeu-
tendcS Gewicht in die Wagschale der Ent-
scheidung werfen könne, was mehr Werth
habe, als alle Pronunciation. Redner
spricht sich schließlich sür motivirte Tages-
vrdnung aus. (Schluß folgt.)

D e « t f l a n d.

Mannheim, 16. Aug. Die sehr ge-
fährtichc Verwundung eines hiesigen
Bürgers und Großschiffers, eines der
ruhigsten Leute unscrcr Stadt, macht viel
von sich reden, weil bis jetzt über das
Wie und von Wem noch gar m'chts Ge-
wiffes bckannt geword/n ist. Er feierte
mit eini'ge» Bekannten sein Namens- oder
Geburtsfest und kehrtc nach 12 Uhr nach
seinem Hause ünweit der Rheinstraße zu-
rück. Jn dicser letzteren wurde er derart
verwundct, daß mehrere Rippen zerbrochen

ffnd und er Verwundungen am Kopfe hat.
Dic Ablösung der Wache,. welche khn aaf
die Wache unv von da ins Spital gebracht,
soll ausgesagt haöen, daß fle ihn in der
Rheinstraße auf dem Boden und i'n seinem
Blute liegcnd gefunden habe. Da er selbst
noch meistens bcwußtlos ist, konnte man
von ihm nichts Genaues erfahren; jeden-
falls wird abcr die Untersuchung nach
seincr Wicderherstellung Licht über dicse
auffallende Begebenheit verbreiten.

Waldshut, 17. August, Morgens.
Gestern fand ^die seierlichc Eröff-
nung der Waldshut-Thurgi-Bahn
statt. Es nahmen daran Theil von ba-
discher Seite: Sc. Ercell. der Staats-
uünister des großh. Hauses und der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Freiherr von
Mepsenbug, Se. Ercell. der Staats-
minister der Finanzcn, Geh. Rath Re-
genauer, Se. Ercellenz der Staats-
rath und Präsident dcr Ministerien des
Jnnern und der Justiz, Geh, Rath Frhr.
v. Stengel, der MinisterialdirektorWei-
zel, die Regierungsdirektoren des Ober-
rhein- und Seekrcises, Geh. Rath Schaaff
und Fromh crz, sowie technische und an-
dere Behvrden; von schweizcri'scher
Scite: die Präsidenten ver Nordastbahn-
Gesellschaft und Vertreter der Bundes-
regierung, sowic der Züricher Regiernng.
Der Empfang der bavischen Gäste in
Zürich war hcrzlich.

Darmstadt, 16. Ang. Der fran-
zösifchc Gesandte wollte, wie in führcren
Jahren, den Napokeonstag gestern durch
Gottesdienst in der katholischen Kirche,
und zwar durch eine stillc Meffe, fciern
lasscn; die Feicr unterblieb aber. Dcr
Oberpfarrer entschuldigte sich mit einer
entgegenstehenden Wcisung der oberen
kirchlichen Behörde, und so konnte auch
der Recurs an dcn Minister der aus-
wärtigen Angelegenheiten keincn günstigen
Erfolg haben.

Frankfurt. Die „Dorfzlg." bringt
eincn Artikel über B undesreform. Sie
sagt darin am Schlusse: „Eine durch-
greifende Bundesrcform gilt für un-
abweislich; wie äber dic Sache gcmacht,
in welcher Wcise reformirt werden soü?
das scheinl in sehr vielen Köpfen noch
sehr unklar oder eigentlich gar nicht zn
fein. Die Söuveränetät der deutschen
Fürsten besteht zu Rccht ; wer will ihnen
zumuthen, sie aufzugeben? Mit ber Sou-
veränetät der Bundesglieder ist abcr eine
einheitliche Erecutivgewalt unvereinbar
und ein deutschcs Parlament daher vor-
erst cinc zicmlich übcrflüssige Sache. Was
dem augenblicklichen Bedürfnkß einer ach-
tunggebictcnden Machtstellung nach Außen
hin zunächst genügt und auch geschaffen
wcrden kann, ist eine Militärdiktatur
für den Kricgsfall, die nicht einzelne
Kontingente, sondern die ganze deutsche
Heeresmacht umfaßt.

Mainz, 14. Aug. Heute strahlt ein
großer Theil unserer Stadt, sämmtliche
Straßen und Häuser der Pfarrci St.
Stephan Lm fcstlichen Schmucke. Zwi-
schen unzähkigen großen und kleineren
Fahnen, zwischen cinem Heere prachtvol-
lcr Teppiche imd Bilder, von Grün und
Blumcn umgebcn, wallfahrten fprtwäh-
rend Processionen von Schaulustigen;
denn hcutc wird bie durch die Pulver-
erploffon zur Ruine gcwordene und fetzt
so herrlich restaurirte St. Stephanskirche
feierlich eingewciht.

.München, 17. Aug., 2-/z Uhr Mor-
gens. Scit einer Stunde brennt der
Gasthof „zu den vier Jahreszeiten"
an der neuen Marimiliansstraße.
Das Feuer brach in dem rückwärts an
der Wurzerstraße liegenden Tuchfabrikge-
bäude von Röckenschuß ans und verbrei-
tetc sich mit rasender Schnelligkeit. Der
Gasthof war bis in das vierte Stockwerk
von Fremden besetzt, die nun, größtenthci'ls
mit Hinterlassung ihrer Habseli'gkeiten,
nothdürftig gekleidet, auf die Straße eilen;
doch glaubt man nicht, daß Jemand ver-
unglückt sein könnte, da, als noch blos
das Rebenhäus brannte, schon Lärm ge-
macht war. — 4 Uhr. Man ist des
Fcuers so weit Meister, daß es auf den
Gasthof bcschränkt blefbt, dicser aber brennt
vollständig aus.

Jena, 13. Aug. Gestern Abend brachte
die Studentenschaft dem Prof. Droysen,
der am Nachmittage vor Hnnderten von
Zuhörern seine letzte Vorlesung an hiesiger
Universttät gehalteu hatte, in einein glän-
zcnben Fackelzuge ihren Scheidegimß.

Berlin- Das „Preuß. Wochenblatt"
vcrlangt, daß vie Protokolle der.Bundes-
vcrsammlung sofort wredcr vervffentlicht
werden sollen, damit das deutsche Volk
wenigstens lesen könne, wie seine heilig-
sten Angelegenheiten besorgt würden,

F r a n k r e i

. PariS. Der Pariser „Presse" wird
aus Neapel folgendcs „fehr geheimes
Rundschrciben an die Intendanten und
andcrc Beamte der Provinzsn vom 24.
Juni" mittgethcilt: Mern Herr! Wenu
es der Gnade dcs Herrschers bcliebt hat,
durch kön. Decret vom 16. die Ueber-
füllung der allzu zahlreichcn Listen von
Verdächtigen aufzuhebcn und seinc wohl-
thuende Hand übcr eine große Zahl sciner
Unterthancn auszustrecken, so hindert das
nicht, daß man nicht beständig aufmerk-
samc Wachsamkeit üben muß, um die
Umtriebc der Bösen zu verhkndern. Es
ist also riothwendig, die gefährlichen Mcn-
schen beständig zu übcrwächen, mögen sie
auf der Liste der Verdächtigten gestanden
haben oder nicht. Und ste sind unter der
strengsten Verantwortlichkeit gehalten, dr'r
Jntrndanz sofort von der Reiseroutc die-
ser Leute und r'hrer Ankunft in ihrer Hei-
 
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