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wieder für die Ausfuhr zu interessieren ver-
suchen müssen, die in den letzten Jahren viel-
fach, gerade in Anbetracht der mit dem Aus-
landsgeschäft verbundenen Schwierigkeiten die
Ausfuhrgeschäfte gemieden haben. Hierbei ist
vor allem an das
deutsche Handwerk
zu denken, dessen Ausfuhr für die deutsche Volks-
wirtschaft weit bedeutender ist, als man im all-
gemeinen anzunehmen pflegt. In den Jahren
vor der großen Wirtschaftskrise führte das Hand-
werk alljährlich für etwa 50 Millionen Mark
Erzeugnisse ins Ausland aus. Um diese Aus-
fuhrtätigkeit wieder anzuregen, ist der Plan
entstanden, für das Hanowerk eine Zentral-
stelle zu schaffen, die den an der Ausfuhr in-
teressierten Handwerksbetrieben die kaufmänni-
schen Arbeiten erleichtert, die interessierten
Handwerker über die Wirtschaftslage und Preis-
verhältnisse an den Auslandsmärkten unterrich-
stelle wird es auch sein, der immer noch weitver-
breiteten Auffassung entgegenzutreten, daß das
Handwerk lediglich für den lokalen Markt
arbeitet. Selbst in der Zeit der Vorherrschaft
des Ausfuhrindustrialismus sind nach den Aus-
führungen des Generalsekretärs im ReichsstanL
des deutschen Handwerks, Dr. Schüler, die
Erzeugnisse deutschen Handwerkfleißes in star-
kem Maße in fast allen Ländern der Welt abge-
fetzt worden. In manchen Gebieten Deutschlands
arbeitet Las Handwerk fast ausschließlich für das
Ausfuhrgeschäft. So in Thüringen, Sachsen-
Bayern, Schlesien und Württemberg. Dabei be-
schränkt sich die Ausfuhr keineswegs nur auf die
Erzeugnisse des Kunsthandwerks, sondern um-
faßt auch eine Reihe anderer Erzeugnisse. Am
stärksten an der Ausfuhr beteiligt sind Tischler,
Drechsler, Holzbildhauer, Holz- und Elfenbein-
schnitzer, Sattler, Bürsten- und Pinselmacher,
Schmiede, Schlosser, Juweliere, Töpfer, Kürsch-
ner, Buchbinder, Glasbläser und Glasschleifer
sowie Seiler. Die Erzeugnisse ihrer Werkstätten
sanden in guten Jahren hauptsächlich in Eng-
land, Holland, Belgien, Frankreich und den nor-
dischen Staaten Absatz. Aber auch selbst die Ver-
einigten Staaten, China und Japan waren be-
reits willige Käufer deutscher Handwerkserzeug-
nisse. Wie stark aussuhrorientiert einzelne Hand-
werkskreise waren, mag allein das Beispiel der
Edelsteinschleifereien von Jdar/Oberstein
beweisen, deren Erzeugnisse zu 80—90 Proz. ins
Ausland gingen.
Die deutsche Arbeitsschlacht 1935 kann nur ge-
wonnen werden, wenn Landwirtschaft und In-
dustrie, Handel und Handwerk sich mit allen
Kräften der ihnen gestellten Aufgaben anneh-
men und ihre Arbeit mit tiefem Ernst als
Dienst an der Nation, als Dienst am Volks-
ganzen verrichten.
DNB- Paris, 1. April.
Staatsminister Herriot hielt am Sonntag als
Vorsitzender der Radikalsozialistischen Partei
eine innen- und außenpolitische Rede, die in
einer Vertrauenskundgebung für Ministerpräsi-
dent Flandin ausklang.
Die außenpolitische Lage sei besorgniserregen-
der als die innere Lage. Frankreich habe auf
gewisse Hoffnung verzichten müssen, die es
Deutschland gegenüber gehegt habe. Herriot ver-
flieg sich sogar zu der Behauptung, daß das repu-
blikanische Frankreich Gegenstand eines zuneh-
menden „Hetzfeldzuges" (?) sei, der gestern den
Versuch unternommen hätte, die Alliierten des
großen Krieges, die die „Freunde des Friedens"
geblieben seien, zu trennen (?). Nach einem
Hinweis aus die Einführung der -allgemeinen
Wehrpflicht in Deutschland fuhr Herriot
fort: Trotz unserer Enttäuschung werden wir
keine aggressiven Worte gegen Deutschland rich-
ten, gegen ein großes arbeitsames Volk, das
entschieden das Recht aus die Würde und Sicher-
heit hat, gegen eine Nation, der wir im Jahre
1932 ein „völlig befriedigendes" Regime ange-
boten haben, gegen ein Land, mit dem wir
gern freundschaftlich im Rahmen des Völkerbun-
des zusammenarbeiten würden. Aber entgegen
der Ansicht mancher Leute haben wir kein Mit-
tel, diesem Volke den Beitritt zu einer inter-
nationalen Organisation aufzuzwingen. Es ist
Herr seines Geschickes. Wenn es, wie es scheint, j
nicht bereit ist, in eine Zusammenarbeit (?) ein-
zutreten, kann es uns nicht daran hindern, daß
wir uns von uns ays daran beteiligen. Seine
Entschließungen und seine Kommentckre haben
den Vorteil, die Lage zu klären und Ent-
scheidungen herbeizuführen. Glücklicherweise ken-
nen wir eine neue Freundschaft, die der Sow-
jetunion, verzeichnen, eine sehr wichtige!
Tatsache. Die Sowjetunion ist in den Völker- !
bund «ingetreten, um in der Verteidigung des
Friedens Westeuropa zu beruhigen.
Wenn Deutschland es annimmt, sich an der
internationalen Zusammenarbeit zu beteiligen,
so ist das die beste Lösung. Wenn Deutschland
es ablehnt, wird uns nichts das Recht nehmen,
Pakte der gegenseitigen Unter-
stützung zu unterzeichnen, nicht etwa reine
WorHpiele, die keinen Wert hätten, sondern
Die Schlußkundgebung der Arbeiksfrontlagung
Dr.Ley über die Gemeinschaft
im Wirtschaftsleben
DNB Leipzig, 3O.März.
Die Reichstagung der Deutschen Arbeitsfront
fand am Samstag nachmittag mit einer großen
Kundgebung ihren feierlichen Abschluß. Reichs-
organisationsleiter Dr. Ley führte u. a. aus:
Wir haben vor einigen Tagen dokumentiert,
daß die beste Sozialpolitik auch die beste Wirt-
schaftspolitik ist. Nicht im Erheben der Sache
über die Person, nicht im Kämpfen des Men-
schen mit der Sache, sondern im Erheben des
Menschen zum Herrn über alle Dinge sehen wir
die soziale Erfüllung unseres Wollens. Die
Uebereinkunft von Männern hat nun innerhalb
Deutschlands und noch viel mehr außerhalb
Deutschlands zu einem Rätselraten geführt. Es
gibt heute noch viele Kreise, die das einfach
nicht fassen können, daß sich vernünftige Men-
schen zusammentun und in aller Offenheit und
Klarheit ein Abkommen treffen. Ich habe mit
dem Präsidenten Dr. Schacht das Abkommen
nach langer Prüfung getroffen. Fast ein halbes
Jahr ist darüber vergangen. Wir haben nicht,
> um einen Augenblickserfolg zu erhaschen, dieses
Abkommen gemacht. Wenn man mir sagt: Sie
werden viele Hindernisse haben, so weiß ich das.
Ich weiß, daß dieser Plan mindestens zwei
Jahre zur Erfüllung braucht. Es handelt sich
nicht darum, Funktionäre der Arbeitsfront und
Funktionäre der gewerblichen Wirtschaft zusam-
menzuführuen, sondern darum, die verantwort-
lichen Menschen, die an der Drehbank stehen,
die in der Praxis tätig sind, zusammenzubrin-
gen. Dafür sind Sie und ich, sind wir alle die
ehrlichen Makler. Mancher Unternehmer wird
heute freilich denken: Herrgott, gib uns die
alten, stillen Zeiten der Syndici und Eewerk-
schaftssekretär wieder. Das war so schön- Er
brauchte sich um nichts zu kümmern. Wenn es
schief ging, versteckte er sich hinter den Vertrag.
Man war nicht mehr gewillt, ins Wasser zu
geyen. Wir alle, die wir verantwortlich mir-
arbeiten und Schicksal gestalten wollen, müssen
das wieder lernen. Wir müssen ins Wasser
und schwimmen lernen. Wir müssen die Ver-
antwortung wieder selber tragen.
Wir sind uns darüber klar, daß es eine Ausgabe
von ungeheuerer Größe ist, die vor uns liegt.
Sie ist der Schlußstein. Von ihr hängt es ab,
ob die soziale Ordnung in Deutschland so sein
wird, wie wir wollen. Wir haben bisher nur
den Dreck und Schmutz hinweggeräumt. Wir
haben ein äußerliches Gebilde geformt, wir
haben die Gemeinschaft gepredigt und exerziert,
aber das genügt nicht, wenn wir nicht praktisch
nun das Schicksal des einzelnen deutschen Men-
schen formen, d. h. praktisch in die Sozialpolitik
und damit auch in die Wirtschaftspolitik ein-
greifen können, denn sonst hat unser großes
Werk keinen Sinn.
Was ist nun unser Wollen und unsere
nächste Aufgabe?
Ueber die Gemeinschaft brauch ich in diesem
Kreise nichts mehr zu reden. Im übrigen steht
vor uns die große Aufgabe: Wie bauen wir die
Selbstverwaltung und wie ordnen wir
das Verhältnis der Arbeitsfront und der ge-
werblichen Wirtschaft zu einer Selbstverwal-
tung? Wenn wir Unternehmer und Arbeitneh-
mer zu diesem Zweck zusammenbringen, so darf
daraus nicht ein demokratisches Institut, ein
neues Parlament werden. Nein, das wäre nur
das alte System in einer anderen Form. Der
Vertrauensrat, die Arbeitsausschüsse, die Gau-
Arbeits- und Wirtschaftskammern, die Reichs-
arbeits- und Wirtschaftskammern sind die Kör-
perschaften der Selbstverwaltung, die die Ar-
beitsfront. führt. Ueber diesem Aparat steh/
der Staat- Die Körperschaften der Selbstver-
waltung beraten und empfehlen und vor allem
einigen sie, das ist ihre große Aufgabe. Das
bedeutet nicht, daß Arbeitnehmer und Unter-
nehmer überstimmt werden. Nein, sie müssen
sich einigen aus Erkenntnis- aus Vernunfts-
gründen. Der Staat als oberster Richter über
allen schreitet nur dann ein, wenn wirklich ein-
mal eine Einigung in einer Frage nicht möglich
ist, oder wenn eine Einigung auf Kosten der
Al'gemeinheit kommt. Die Zeiten sind vorbei,
wo man fragen konnte: Wer hat wen übers
Ohr gehauen? Wo es hieß: Wir Unternehmer.
Wir Arbeiter. Du, Amtswalter der Arbeits-
front, mußt als ehrlicher Makler helfen, beide
zusammenzubringen, damit sie ihr Schicksal sel-
ber ordnen können.
Meine Kameraden von der Arbeitsfront! Sie
werden über diese Dinge in der nächsten Zeit
immer wieder gefragt werden. Ich habe ver-
sucht, Ihnen einen Ausschnitt aus meinem Den-
ken zu geben. Ich weiß, daß diese Dinge den
Präsidenten Dr. Schacht ebenso bewegen. Der
Führer hat mir bei meiner Meldung vorgestern
erklärt: „Ley! Ich freue mich darüber, daß die-
ses Abkommen getroffen wurde. Es ist richtig,
und es wird groß sein, wenn Sie beide es
verstehen, das daraus zu machen, was ich mir
darunter vorstelle." Das ist es. Es wird das
aus dem Abkommen, was wir daraus machen.
Ich kann sagen, daß beide Teile verantwortlich,
ehrlich, ohne Hinterhalt und ohne Rücksicht auf
ihre persönliche Stellung nur im Interesse
Deutschlands, der deutschen Wirtschaft und der
deutschen Sozialordnung das Werk geschaffen
haben. Ich fordere Sie auf zur Mitarbeit an
alle dem. Ich kann Ihnen nur in großen Zü-
gen den Weg zeigen, und ich bin glücklich, daß
der Führer diesen Weg billigt und ihm zu-
stimmt.
Pakte, die gegenseitige Garantien sicherstellen.
Diese Abkommen werden allen offenbleiben, die
sich an ihnen beteiligen wollen. Warum sollte
das Regimen onLocarno, das im Westen
gut ist, nicht ebensogut im Osten sein? Natür-
lich will ich, daß diese Pakte nicht nur Deutsch-
land offenstehen, sondern auch jenem Polen,
für das Frankreich sein Blut hergegeben hat.
General von Lochow 80 Zahre
Berlin, 30. März.
Am 1. April begeht General der Infanterie
vonLochow seinen 80. Geburtstag.
Ewald von Lochow trat nach dem Kriege von
1870/71 in das 2. Earderegiment zu Fuß in Ber-
lin ein und wurde dort 1873 Offizier. Nach den
üblichen Frontkommandos wurde er dem Eene-
ralstab zugeteilt, bis er 1903 Oberst und Kom-
mandeur des 4. Garderegiments zu Fuß wurde.
Als Generalmajor führte er die 19. Infanterie-
brigade in Posen, war dann Direktor des Ar-
meeverwaltungs-Departements im alten Preu-
ßischen Kriegsministerium und seit 1909 General-
leutnant und Kommandeur der II. Gardedivision.
Im Jahre 1912 wurde von Lochow zum kom-
mandierenden General des III. Armeekorps er-
nannt, das er auch bis zum Jahre 1916 befeh-
ligte. Dieses Armeekorps führte er im Verband
der I. Armee (von Kluck) bis vor die Mauern
von Paris und später in die Marne-Schlacht. Er
behauptete den Aisne-Abschnitt Soissons—Vailly
gegen die nachdrängenden Engländer und erfocht
im Januar 1915 den Sieg bei Soissons. Darauf
trat er noch als Kommandeur der Gruppe Arras
im Sommer 1915, im serbischen Feldzug Herbst
1915 und bei dem Kampf um Verdun im Jahre
1916 hervor. Hier führte er die Angriffstruppe
Ost und wurde anstelle des deutschen Kronprin-
zen, der den Befehl einer Heeresgruppe über-
nahm, Oberbefehlshaber der V. Armee. Neben
vielen Auszeichnungen erhielt er den höchsten
preußischen Kriegsorden, den Pour le mörite
mit Eichenlaub.
Hamburg, 30. März. Die Devisenabteilung der
Hamburger Zollfahndungsstelle kam in den letz-
ten Tagen einem weitverzweigten Devisenschie-
berunternehmen auf die Spur, dessen Hauptstelle
sich im Hamburger Freihafen befand. Bei den
verschobenen Geldern handelt es sich um etwa
700 000 Reichsmark, die von einer Hamburger
Firma untergebracht worden waren. Die beiden
Inhaber der Firma und der Prokurist sind in-
zwischen verhaftet worden. Der erste Zugriff
brachte bei den Schiebern 15 verschiedene aus-
ländische Briefbogen und außerdem eine recht
eigenartige Buchführung zutage. Für die red-
lichen Geschäfte war eine ehrliche Buchführung
vorhanden, während die ganze Devisenschieberei
in einem kleinen Notizbuch ausgezeichnet war.
Die Schieber gingen so vor, daß sie Scheinauf-
träge von ausländischen Firmen, die z. T. zu
den Hamburger Inhabern in einem Derwandt-
schaftsverhältnis stehen, der Devisenstelle vor-
legten. So ^wurden ihnen auch Devisen zuge-
wiesen. Unabhängig von dieser schmutzigen Art
des Geschäftsganges Hatten die Schieber vor dem
Stichtag der neuen Devisenordnung, dem 24.
September 1934, über 700 000 Reichsmark nach
dem Auslände gelegt und mit diesem Gelde, des-
sen Vorhandensein der Devisenüberwachüngs-
stelle unbekannt war, den deutschen Markt be-
liefert.
Zur neuen Gemeindeordnung
Wozu der Beauftragte der NSDAP
einzuladen ist
NdZ. Berlin, 28. März Zur Klarstellung
von Zweifeln wird in der organisationsamt-
lichen „Landgemeinde" festgestellt, daß der Be-
auftragte der NSDAP nur berechtigt sei, an
den Beratungen der Gemeindevertretung teilzu-
nehmen, soweit ihm ausdrücklich durch die Be-
stimmungen der deutschen Gemeindeordnung
eine Mitwirkung eingeräumt ist. Zu anderen
Beratungen brauche er daher auch nicht geladen
zu werden. Nach dem Gesetz habe der Beauf-
tragte mitzuwirken bei der Berufung und Ab-
berufung des Bürgermeisters, der Beigeordneten
und der Beiräte, wo er ein Vorschlagsrecht habe.
Beim Erlaß der Hauptsatzung sowie bei der Ver-
leihung und Aberkennung des bürgerlichen
Ehrenrechts und von Ehrenbezeichnungen sei die
Zustimmung des Beauftragten der NSDAP er-
forderlich. Wenn er sie versagt, dann treten die
übrigen Bestimmungen der Gemeindeordnung
in Wirksamkeit. Daß der Beauftragte der
NSDAP sich nicht etwa selbst zum Eemeinderat
berufen könne, sei selbstverständlich.
Billigere Reichsbahntanse
für Kinderreiche, Sportzwecke und zum Besuch
von Kriegergräbern
Die ständige Tarifkommission der
Reichsbahn hat, wie die „Wandelhalle" mel-
det, in ihrer letzten Sitzung wichtige Beschlüsse
Neups i
Der Reichs- und preußische Minister des In-
nern hat dem Generalvikar, Domkapitular Prä-
lat Dr. Mayer in Mainz anläßlich des Ablebens
des Bischofs Dr. Hugo ein Beileidstelegramm
übersandt.
*
Reichsverkehrs Minister v. Eltz-Rübe nach und
Staatssekretär Generalleutnant Milch eröffneten
am Samstag den beschleunigter: Luftpostdienst
Deutschland-Südamerika.
Der Danziger Polizeipräsident hat die „Ga-
zeta" Danska" für das Gebiet der Freistadt
Danzig verboten, weil das Blatt grobe Unrich-
tigkeiten über eine Unterredung des Danziger
Senatspräsidenten mit dem Bölkerbundskommis-
sar Lester gebracht hat.
In der litauischen Hauptstadt Kowno fanden
am Sonntag verschiedene wohlorganisierte deutsch-
feindliche Kundgelbungen statt.
*
Das italienische Gesetzblatt veröf-
fentlicht in Uebereinsttrnmung mit einer bereits
vor acht Tagen in der Kammer von der Regie-
rung abgegebenen Erklärung ein Kgl. Dekret,
wonach alle zur Zeit unter den Waffen stehenden
gefaßt, die Fahrpreisermäßigungen für Sport-
zwecke und zum Besuch von Kriegergräbern so-
wie einen Ausbau der verbilligten Tarife für
Kinderreiche vorsehen. Die Beschlüsse unterlie-
gen jedoch noch der Zustimmung der in Frage
kommenden Verwaltungen. Daher kann ein
Zeitpunkt für ihr Wirksamwerden bisher nicht
angegeben werden. Die Fahrpreisermäßigung
für kinderreiche Familien mit wenig-
stens vier unverheirateten Kindern soll dahin
erweitert werden, daß die oberste Altersgrenze
vom 18. auf das 21. Jahr heraufgesetzt wirb.
Auch sollen zu dem Kreis der Berechtigten die
Kinder gehören, die vorübergehend, zum Bei-
spiel zur weiteren Ausbildung, vom Elternhaus
abwesend sind, aber von den Eltern noch unter-
halten werden. Auch die Ausländsdeut-
schen sollen in den Genuß dieser Vorrechte der
Kinderreichen kommen, sobald sie eine entspre-
chende Bescheinigung des zuständigen deutschen
Konsulats oder der Gemeindebehörde beibrin-
gen. Zur Förderung des Sports ist eine
Fahrpreisermäßigung von 50 v. H. des Perso-
nenzugfahrpreises 2. oder 3. Klasse vorgesehen
bei gemeinschaftlichen Fahrten von mindestens
sechs Erwachsenen, die Mitglieder von den dem
Deutschen Reichsbund für Leibesübungen an-
geschlossenen Vereinen sind. Es mutz sich beiden
Fahrten um die Teilnahme als Wettkämpfer
oder Zuschauer an einer sportlichen Veranstal-
tung oder als Wettkämpfer an Trainings-
kämpfen handeln. Bei Bezahlung für zwölf und
mehr Teilnehmer ist, je nach der Gesamtzahl, die
völlig freie Mitbeförderung eines bzw. mehre-
rer Teilnehmer vorgesehen. Schließlich wird eine
Fahrpreisermäßigung von 50 v. H. des Per-
sonenzugfahrpreises 2. oder 3. Klasse für Ange-
hörige von gefallenen Kriegsteilnehmern ge-
plant, die die Kriegergräber besuchen
wollen.
In Zusammenhang mit dem Anwachfen des
Bandenunwesens und ds Terrorismus in
der Sowjetunion hat das Präsidium des
Vollzugsausschusses der Sowjetunion eine Ver-
ordnung erlassen, in der das Tragen von Dolchen,
langen Messern und anderen Hieb- und Stich-
waffen streng verboten wird.
n Kürze
Unteroffiziere und Mannschaften weiterhin unter
den Fahnen bleiben. Ter Zeitpunkt ihrer Ent-
lassung ist vom Kriegsministerium zu bestimmen.
Das Dekret hat bereits feit dem 4. März Rechts-
kraft.
*
Der im Februar 1933 durch Kommunisten ver-
wundete SA-Sturmführer D e m m i g-BreAau
ist im Alter von 22 Jahren an den Folgen der
damaligen Verletzungen nach langer Krankheit
gestorben.
*
Auf dem Kokereihlatz der Zeche „Friedrich Er-
nestine" in Essen-Stoppenberg fand am
Sonntag eine große Jungarbeiterkundgebung
statt, an der etwa 50 000 Jungen und Mädels
aus den Gebieten Ruhr, Niederrhein und West-
falen teilnahmen, um aus dem Munde des
Reichsjugendführers das Bekenntnis der deut-
schen Jugend zu Sozialismus und Volk, zu Füh-
rer und Vaterland zu hören.
Am Dienstag läuft der Hapagdampfec
„Oceana" zu seiner zweiten Atlantiksahrt für
sie NSG. „Kraft durch Freude" aus dem Ham-
burger Hafen aus. Die Fahrt, die wieder drei
Wochen, dauern wird, geht durch den englischen
Kanal Lu «den A ro » -
UbNVMSULL!»
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wieder für die Ausfuhr zu interessieren ver-
suchen müssen, die in den letzten Jahren viel-
fach, gerade in Anbetracht der mit dem Aus-
landsgeschäft verbundenen Schwierigkeiten die
Ausfuhrgeschäfte gemieden haben. Hierbei ist
vor allem an das
deutsche Handwerk
zu denken, dessen Ausfuhr für die deutsche Volks-
wirtschaft weit bedeutender ist, als man im all-
gemeinen anzunehmen pflegt. In den Jahren
vor der großen Wirtschaftskrise führte das Hand-
werk alljährlich für etwa 50 Millionen Mark
Erzeugnisse ins Ausland aus. Um diese Aus-
fuhrtätigkeit wieder anzuregen, ist der Plan
entstanden, für das Hanowerk eine Zentral-
stelle zu schaffen, die den an der Ausfuhr in-
teressierten Handwerksbetrieben die kaufmänni-
schen Arbeiten erleichtert, die interessierten
Handwerker über die Wirtschaftslage und Preis-
verhältnisse an den Auslandsmärkten unterrich-
stelle wird es auch sein, der immer noch weitver-
breiteten Auffassung entgegenzutreten, daß das
Handwerk lediglich für den lokalen Markt
arbeitet. Selbst in der Zeit der Vorherrschaft
des Ausfuhrindustrialismus sind nach den Aus-
führungen des Generalsekretärs im ReichsstanL
des deutschen Handwerks, Dr. Schüler, die
Erzeugnisse deutschen Handwerkfleißes in star-
kem Maße in fast allen Ländern der Welt abge-
fetzt worden. In manchen Gebieten Deutschlands
arbeitet Las Handwerk fast ausschließlich für das
Ausfuhrgeschäft. So in Thüringen, Sachsen-
Bayern, Schlesien und Württemberg. Dabei be-
schränkt sich die Ausfuhr keineswegs nur auf die
Erzeugnisse des Kunsthandwerks, sondern um-
faßt auch eine Reihe anderer Erzeugnisse. Am
stärksten an der Ausfuhr beteiligt sind Tischler,
Drechsler, Holzbildhauer, Holz- und Elfenbein-
schnitzer, Sattler, Bürsten- und Pinselmacher,
Schmiede, Schlosser, Juweliere, Töpfer, Kürsch-
ner, Buchbinder, Glasbläser und Glasschleifer
sowie Seiler. Die Erzeugnisse ihrer Werkstätten
sanden in guten Jahren hauptsächlich in Eng-
land, Holland, Belgien, Frankreich und den nor-
dischen Staaten Absatz. Aber auch selbst die Ver-
einigten Staaten, China und Japan waren be-
reits willige Käufer deutscher Handwerkserzeug-
nisse. Wie stark aussuhrorientiert einzelne Hand-
werkskreise waren, mag allein das Beispiel der
Edelsteinschleifereien von Jdar/Oberstein
beweisen, deren Erzeugnisse zu 80—90 Proz. ins
Ausland gingen.
Die deutsche Arbeitsschlacht 1935 kann nur ge-
wonnen werden, wenn Landwirtschaft und In-
dustrie, Handel und Handwerk sich mit allen
Kräften der ihnen gestellten Aufgaben anneh-
men und ihre Arbeit mit tiefem Ernst als
Dienst an der Nation, als Dienst am Volks-
ganzen verrichten.
DNB- Paris, 1. April.
Staatsminister Herriot hielt am Sonntag als
Vorsitzender der Radikalsozialistischen Partei
eine innen- und außenpolitische Rede, die in
einer Vertrauenskundgebung für Ministerpräsi-
dent Flandin ausklang.
Die außenpolitische Lage sei besorgniserregen-
der als die innere Lage. Frankreich habe auf
gewisse Hoffnung verzichten müssen, die es
Deutschland gegenüber gehegt habe. Herriot ver-
flieg sich sogar zu der Behauptung, daß das repu-
blikanische Frankreich Gegenstand eines zuneh-
menden „Hetzfeldzuges" (?) sei, der gestern den
Versuch unternommen hätte, die Alliierten des
großen Krieges, die die „Freunde des Friedens"
geblieben seien, zu trennen (?). Nach einem
Hinweis aus die Einführung der -allgemeinen
Wehrpflicht in Deutschland fuhr Herriot
fort: Trotz unserer Enttäuschung werden wir
keine aggressiven Worte gegen Deutschland rich-
ten, gegen ein großes arbeitsames Volk, das
entschieden das Recht aus die Würde und Sicher-
heit hat, gegen eine Nation, der wir im Jahre
1932 ein „völlig befriedigendes" Regime ange-
boten haben, gegen ein Land, mit dem wir
gern freundschaftlich im Rahmen des Völkerbun-
des zusammenarbeiten würden. Aber entgegen
der Ansicht mancher Leute haben wir kein Mit-
tel, diesem Volke den Beitritt zu einer inter-
nationalen Organisation aufzuzwingen. Es ist
Herr seines Geschickes. Wenn es, wie es scheint, j
nicht bereit ist, in eine Zusammenarbeit (?) ein-
zutreten, kann es uns nicht daran hindern, daß
wir uns von uns ays daran beteiligen. Seine
Entschließungen und seine Kommentckre haben
den Vorteil, die Lage zu klären und Ent-
scheidungen herbeizuführen. Glücklicherweise ken-
nen wir eine neue Freundschaft, die der Sow-
jetunion, verzeichnen, eine sehr wichtige!
Tatsache. Die Sowjetunion ist in den Völker- !
bund «ingetreten, um in der Verteidigung des
Friedens Westeuropa zu beruhigen.
Wenn Deutschland es annimmt, sich an der
internationalen Zusammenarbeit zu beteiligen,
so ist das die beste Lösung. Wenn Deutschland
es ablehnt, wird uns nichts das Recht nehmen,
Pakte der gegenseitigen Unter-
stützung zu unterzeichnen, nicht etwa reine
WorHpiele, die keinen Wert hätten, sondern
Die Schlußkundgebung der Arbeiksfrontlagung
Dr.Ley über die Gemeinschaft
im Wirtschaftsleben
DNB Leipzig, 3O.März.
Die Reichstagung der Deutschen Arbeitsfront
fand am Samstag nachmittag mit einer großen
Kundgebung ihren feierlichen Abschluß. Reichs-
organisationsleiter Dr. Ley führte u. a. aus:
Wir haben vor einigen Tagen dokumentiert,
daß die beste Sozialpolitik auch die beste Wirt-
schaftspolitik ist. Nicht im Erheben der Sache
über die Person, nicht im Kämpfen des Men-
schen mit der Sache, sondern im Erheben des
Menschen zum Herrn über alle Dinge sehen wir
die soziale Erfüllung unseres Wollens. Die
Uebereinkunft von Männern hat nun innerhalb
Deutschlands und noch viel mehr außerhalb
Deutschlands zu einem Rätselraten geführt. Es
gibt heute noch viele Kreise, die das einfach
nicht fassen können, daß sich vernünftige Men-
schen zusammentun und in aller Offenheit und
Klarheit ein Abkommen treffen. Ich habe mit
dem Präsidenten Dr. Schacht das Abkommen
nach langer Prüfung getroffen. Fast ein halbes
Jahr ist darüber vergangen. Wir haben nicht,
> um einen Augenblickserfolg zu erhaschen, dieses
Abkommen gemacht. Wenn man mir sagt: Sie
werden viele Hindernisse haben, so weiß ich das.
Ich weiß, daß dieser Plan mindestens zwei
Jahre zur Erfüllung braucht. Es handelt sich
nicht darum, Funktionäre der Arbeitsfront und
Funktionäre der gewerblichen Wirtschaft zusam-
menzuführuen, sondern darum, die verantwort-
lichen Menschen, die an der Drehbank stehen,
die in der Praxis tätig sind, zusammenzubrin-
gen. Dafür sind Sie und ich, sind wir alle die
ehrlichen Makler. Mancher Unternehmer wird
heute freilich denken: Herrgott, gib uns die
alten, stillen Zeiten der Syndici und Eewerk-
schaftssekretär wieder. Das war so schön- Er
brauchte sich um nichts zu kümmern. Wenn es
schief ging, versteckte er sich hinter den Vertrag.
Man war nicht mehr gewillt, ins Wasser zu
geyen. Wir alle, die wir verantwortlich mir-
arbeiten und Schicksal gestalten wollen, müssen
das wieder lernen. Wir müssen ins Wasser
und schwimmen lernen. Wir müssen die Ver-
antwortung wieder selber tragen.
Wir sind uns darüber klar, daß es eine Ausgabe
von ungeheuerer Größe ist, die vor uns liegt.
Sie ist der Schlußstein. Von ihr hängt es ab,
ob die soziale Ordnung in Deutschland so sein
wird, wie wir wollen. Wir haben bisher nur
den Dreck und Schmutz hinweggeräumt. Wir
haben ein äußerliches Gebilde geformt, wir
haben die Gemeinschaft gepredigt und exerziert,
aber das genügt nicht, wenn wir nicht praktisch
nun das Schicksal des einzelnen deutschen Men-
schen formen, d. h. praktisch in die Sozialpolitik
und damit auch in die Wirtschaftspolitik ein-
greifen können, denn sonst hat unser großes
Werk keinen Sinn.
Was ist nun unser Wollen und unsere
nächste Aufgabe?
Ueber die Gemeinschaft brauch ich in diesem
Kreise nichts mehr zu reden. Im übrigen steht
vor uns die große Aufgabe: Wie bauen wir die
Selbstverwaltung und wie ordnen wir
das Verhältnis der Arbeitsfront und der ge-
werblichen Wirtschaft zu einer Selbstverwal-
tung? Wenn wir Unternehmer und Arbeitneh-
mer zu diesem Zweck zusammenbringen, so darf
daraus nicht ein demokratisches Institut, ein
neues Parlament werden. Nein, das wäre nur
das alte System in einer anderen Form. Der
Vertrauensrat, die Arbeitsausschüsse, die Gau-
Arbeits- und Wirtschaftskammern, die Reichs-
arbeits- und Wirtschaftskammern sind die Kör-
perschaften der Selbstverwaltung, die die Ar-
beitsfront. führt. Ueber diesem Aparat steh/
der Staat- Die Körperschaften der Selbstver-
waltung beraten und empfehlen und vor allem
einigen sie, das ist ihre große Aufgabe. Das
bedeutet nicht, daß Arbeitnehmer und Unter-
nehmer überstimmt werden. Nein, sie müssen
sich einigen aus Erkenntnis- aus Vernunfts-
gründen. Der Staat als oberster Richter über
allen schreitet nur dann ein, wenn wirklich ein-
mal eine Einigung in einer Frage nicht möglich
ist, oder wenn eine Einigung auf Kosten der
Al'gemeinheit kommt. Die Zeiten sind vorbei,
wo man fragen konnte: Wer hat wen übers
Ohr gehauen? Wo es hieß: Wir Unternehmer.
Wir Arbeiter. Du, Amtswalter der Arbeits-
front, mußt als ehrlicher Makler helfen, beide
zusammenzubringen, damit sie ihr Schicksal sel-
ber ordnen können.
Meine Kameraden von der Arbeitsfront! Sie
werden über diese Dinge in der nächsten Zeit
immer wieder gefragt werden. Ich habe ver-
sucht, Ihnen einen Ausschnitt aus meinem Den-
ken zu geben. Ich weiß, daß diese Dinge den
Präsidenten Dr. Schacht ebenso bewegen. Der
Führer hat mir bei meiner Meldung vorgestern
erklärt: „Ley! Ich freue mich darüber, daß die-
ses Abkommen getroffen wurde. Es ist richtig,
und es wird groß sein, wenn Sie beide es
verstehen, das daraus zu machen, was ich mir
darunter vorstelle." Das ist es. Es wird das
aus dem Abkommen, was wir daraus machen.
Ich kann sagen, daß beide Teile verantwortlich,
ehrlich, ohne Hinterhalt und ohne Rücksicht auf
ihre persönliche Stellung nur im Interesse
Deutschlands, der deutschen Wirtschaft und der
deutschen Sozialordnung das Werk geschaffen
haben. Ich fordere Sie auf zur Mitarbeit an
alle dem. Ich kann Ihnen nur in großen Zü-
gen den Weg zeigen, und ich bin glücklich, daß
der Führer diesen Weg billigt und ihm zu-
stimmt.
Pakte, die gegenseitige Garantien sicherstellen.
Diese Abkommen werden allen offenbleiben, die
sich an ihnen beteiligen wollen. Warum sollte
das Regimen onLocarno, das im Westen
gut ist, nicht ebensogut im Osten sein? Natür-
lich will ich, daß diese Pakte nicht nur Deutsch-
land offenstehen, sondern auch jenem Polen,
für das Frankreich sein Blut hergegeben hat.
General von Lochow 80 Zahre
Berlin, 30. März.
Am 1. April begeht General der Infanterie
vonLochow seinen 80. Geburtstag.
Ewald von Lochow trat nach dem Kriege von
1870/71 in das 2. Earderegiment zu Fuß in Ber-
lin ein und wurde dort 1873 Offizier. Nach den
üblichen Frontkommandos wurde er dem Eene-
ralstab zugeteilt, bis er 1903 Oberst und Kom-
mandeur des 4. Garderegiments zu Fuß wurde.
Als Generalmajor führte er die 19. Infanterie-
brigade in Posen, war dann Direktor des Ar-
meeverwaltungs-Departements im alten Preu-
ßischen Kriegsministerium und seit 1909 General-
leutnant und Kommandeur der II. Gardedivision.
Im Jahre 1912 wurde von Lochow zum kom-
mandierenden General des III. Armeekorps er-
nannt, das er auch bis zum Jahre 1916 befeh-
ligte. Dieses Armeekorps führte er im Verband
der I. Armee (von Kluck) bis vor die Mauern
von Paris und später in die Marne-Schlacht. Er
behauptete den Aisne-Abschnitt Soissons—Vailly
gegen die nachdrängenden Engländer und erfocht
im Januar 1915 den Sieg bei Soissons. Darauf
trat er noch als Kommandeur der Gruppe Arras
im Sommer 1915, im serbischen Feldzug Herbst
1915 und bei dem Kampf um Verdun im Jahre
1916 hervor. Hier führte er die Angriffstruppe
Ost und wurde anstelle des deutschen Kronprin-
zen, der den Befehl einer Heeresgruppe über-
nahm, Oberbefehlshaber der V. Armee. Neben
vielen Auszeichnungen erhielt er den höchsten
preußischen Kriegsorden, den Pour le mörite
mit Eichenlaub.
Hamburg, 30. März. Die Devisenabteilung der
Hamburger Zollfahndungsstelle kam in den letz-
ten Tagen einem weitverzweigten Devisenschie-
berunternehmen auf die Spur, dessen Hauptstelle
sich im Hamburger Freihafen befand. Bei den
verschobenen Geldern handelt es sich um etwa
700 000 Reichsmark, die von einer Hamburger
Firma untergebracht worden waren. Die beiden
Inhaber der Firma und der Prokurist sind in-
zwischen verhaftet worden. Der erste Zugriff
brachte bei den Schiebern 15 verschiedene aus-
ländische Briefbogen und außerdem eine recht
eigenartige Buchführung zutage. Für die red-
lichen Geschäfte war eine ehrliche Buchführung
vorhanden, während die ganze Devisenschieberei
in einem kleinen Notizbuch ausgezeichnet war.
Die Schieber gingen so vor, daß sie Scheinauf-
träge von ausländischen Firmen, die z. T. zu
den Hamburger Inhabern in einem Derwandt-
schaftsverhältnis stehen, der Devisenstelle vor-
legten. So ^wurden ihnen auch Devisen zuge-
wiesen. Unabhängig von dieser schmutzigen Art
des Geschäftsganges Hatten die Schieber vor dem
Stichtag der neuen Devisenordnung, dem 24.
September 1934, über 700 000 Reichsmark nach
dem Auslände gelegt und mit diesem Gelde, des-
sen Vorhandensein der Devisenüberwachüngs-
stelle unbekannt war, den deutschen Markt be-
liefert.
Zur neuen Gemeindeordnung
Wozu der Beauftragte der NSDAP
einzuladen ist
NdZ. Berlin, 28. März Zur Klarstellung
von Zweifeln wird in der organisationsamt-
lichen „Landgemeinde" festgestellt, daß der Be-
auftragte der NSDAP nur berechtigt sei, an
den Beratungen der Gemeindevertretung teilzu-
nehmen, soweit ihm ausdrücklich durch die Be-
stimmungen der deutschen Gemeindeordnung
eine Mitwirkung eingeräumt ist. Zu anderen
Beratungen brauche er daher auch nicht geladen
zu werden. Nach dem Gesetz habe der Beauf-
tragte mitzuwirken bei der Berufung und Ab-
berufung des Bürgermeisters, der Beigeordneten
und der Beiräte, wo er ein Vorschlagsrecht habe.
Beim Erlaß der Hauptsatzung sowie bei der Ver-
leihung und Aberkennung des bürgerlichen
Ehrenrechts und von Ehrenbezeichnungen sei die
Zustimmung des Beauftragten der NSDAP er-
forderlich. Wenn er sie versagt, dann treten die
übrigen Bestimmungen der Gemeindeordnung
in Wirksamkeit. Daß der Beauftragte der
NSDAP sich nicht etwa selbst zum Eemeinderat
berufen könne, sei selbstverständlich.
Billigere Reichsbahntanse
für Kinderreiche, Sportzwecke und zum Besuch
von Kriegergräbern
Die ständige Tarifkommission der
Reichsbahn hat, wie die „Wandelhalle" mel-
det, in ihrer letzten Sitzung wichtige Beschlüsse
Neups i
Der Reichs- und preußische Minister des In-
nern hat dem Generalvikar, Domkapitular Prä-
lat Dr. Mayer in Mainz anläßlich des Ablebens
des Bischofs Dr. Hugo ein Beileidstelegramm
übersandt.
*
Reichsverkehrs Minister v. Eltz-Rübe nach und
Staatssekretär Generalleutnant Milch eröffneten
am Samstag den beschleunigter: Luftpostdienst
Deutschland-Südamerika.
Der Danziger Polizeipräsident hat die „Ga-
zeta" Danska" für das Gebiet der Freistadt
Danzig verboten, weil das Blatt grobe Unrich-
tigkeiten über eine Unterredung des Danziger
Senatspräsidenten mit dem Bölkerbundskommis-
sar Lester gebracht hat.
In der litauischen Hauptstadt Kowno fanden
am Sonntag verschiedene wohlorganisierte deutsch-
feindliche Kundgelbungen statt.
*
Das italienische Gesetzblatt veröf-
fentlicht in Uebereinsttrnmung mit einer bereits
vor acht Tagen in der Kammer von der Regie-
rung abgegebenen Erklärung ein Kgl. Dekret,
wonach alle zur Zeit unter den Waffen stehenden
gefaßt, die Fahrpreisermäßigungen für Sport-
zwecke und zum Besuch von Kriegergräbern so-
wie einen Ausbau der verbilligten Tarife für
Kinderreiche vorsehen. Die Beschlüsse unterlie-
gen jedoch noch der Zustimmung der in Frage
kommenden Verwaltungen. Daher kann ein
Zeitpunkt für ihr Wirksamwerden bisher nicht
angegeben werden. Die Fahrpreisermäßigung
für kinderreiche Familien mit wenig-
stens vier unverheirateten Kindern soll dahin
erweitert werden, daß die oberste Altersgrenze
vom 18. auf das 21. Jahr heraufgesetzt wirb.
Auch sollen zu dem Kreis der Berechtigten die
Kinder gehören, die vorübergehend, zum Bei-
spiel zur weiteren Ausbildung, vom Elternhaus
abwesend sind, aber von den Eltern noch unter-
halten werden. Auch die Ausländsdeut-
schen sollen in den Genuß dieser Vorrechte der
Kinderreichen kommen, sobald sie eine entspre-
chende Bescheinigung des zuständigen deutschen
Konsulats oder der Gemeindebehörde beibrin-
gen. Zur Förderung des Sports ist eine
Fahrpreisermäßigung von 50 v. H. des Perso-
nenzugfahrpreises 2. oder 3. Klasse vorgesehen
bei gemeinschaftlichen Fahrten von mindestens
sechs Erwachsenen, die Mitglieder von den dem
Deutschen Reichsbund für Leibesübungen an-
geschlossenen Vereinen sind. Es mutz sich beiden
Fahrten um die Teilnahme als Wettkämpfer
oder Zuschauer an einer sportlichen Veranstal-
tung oder als Wettkämpfer an Trainings-
kämpfen handeln. Bei Bezahlung für zwölf und
mehr Teilnehmer ist, je nach der Gesamtzahl, die
völlig freie Mitbeförderung eines bzw. mehre-
rer Teilnehmer vorgesehen. Schließlich wird eine
Fahrpreisermäßigung von 50 v. H. des Per-
sonenzugfahrpreises 2. oder 3. Klasse für Ange-
hörige von gefallenen Kriegsteilnehmern ge-
plant, die die Kriegergräber besuchen
wollen.
In Zusammenhang mit dem Anwachfen des
Bandenunwesens und ds Terrorismus in
der Sowjetunion hat das Präsidium des
Vollzugsausschusses der Sowjetunion eine Ver-
ordnung erlassen, in der das Tragen von Dolchen,
langen Messern und anderen Hieb- und Stich-
waffen streng verboten wird.
n Kürze
Unteroffiziere und Mannschaften weiterhin unter
den Fahnen bleiben. Ter Zeitpunkt ihrer Ent-
lassung ist vom Kriegsministerium zu bestimmen.
Das Dekret hat bereits feit dem 4. März Rechts-
kraft.
*
Der im Februar 1933 durch Kommunisten ver-
wundete SA-Sturmführer D e m m i g-BreAau
ist im Alter von 22 Jahren an den Folgen der
damaligen Verletzungen nach langer Krankheit
gestorben.
*
Auf dem Kokereihlatz der Zeche „Friedrich Er-
nestine" in Essen-Stoppenberg fand am
Sonntag eine große Jungarbeiterkundgebung
statt, an der etwa 50 000 Jungen und Mädels
aus den Gebieten Ruhr, Niederrhein und West-
falen teilnahmen, um aus dem Munde des
Reichsjugendführers das Bekenntnis der deut-
schen Jugend zu Sozialismus und Volk, zu Füh-
rer und Vaterland zu hören.
Am Dienstag läuft der Hapagdampfec
„Oceana" zu seiner zweiten Atlantiksahrt für
sie NSG. „Kraft durch Freude" aus dem Ham-
burger Hafen aus. Die Fahrt, die wieder drei
Wochen, dauern wird, geht durch den englischen
Kanal Lu «den A ro » -
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