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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 101 - Nr. 110 (2. Mai - 13. Mai)
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psülzer Sole

Donnerstag, 2. Ml 1935

70. Jahrgang / Ar. 101

Oer nationale Feiertag des deutschen Volkes

Oer Staatsakt auf dem Tempelhofer Feld


Die Rede des Führers

kes Volk steht. Es ist das Unglück der Mensch-
heit. daß ihre Führungen nur zu oft vergessen,
daß die letzte Stärke überhaupt nicht in Divi-
sionen und Regimentern, nicht in Kanonen und
Tanks begründet ist, sondern daß die größte
Stärke für jede Führung im Volke selbst
liegt, in seiner Einmütigkeit, in seiner inneren
Geschlossenheit und in seinem idealistischen Glau-
ben. Das ist die Kraft, die am Ende Berge des
Widerstandes vorfetzen kann! Dazu ist aller.

DRV. Berlin, 1. Mai.
Bei dem Staatsakt auf dem Tempelhofer Feld
hielt der Führer und Reichskanzler folgende
Rede:
Deutsche Volksgenossen und -genossinnen!
Der 1. Mai — einst der deutsche Festtag des
Frühlings.
Und wieder ein 1. Mai — Tag des Streites
und des Haders, Tag der Klassenzerreißung unse-
res Volkes.
Und wieder ein 1. Mai — TagdesFrüh-
lings der Nation! Tag der Soli-
darität eines Volkes in der Arbeit!
Eine große Zeit ist damit wieder für Deutsch-
land angebrochen. Wenn wir dies aussprechen,
dann wissen wir, daß die Größe der Zeit in der
Größe der Aufgaben liegt, die ihr und damit
uns gestellt sind. Große Aufgaben, wie sie ge-
schichtlich nur ganz wenigen Generationen über-
geben werden.
Gestern noch waren wir ein Volk, ohnmächtig,
weil zerrissen, in inneren Hader sich auflösend,
in Streit, zerfallen in hundert Parteien und

Gruppen, in Verbändchen, in Vereinigungen, in j Führung muß versagen, wenn hinter ihr nicht
Weltanschauungen und Konfessionen — ein Reich, ' ein gläubiges, in sich gefestigtes, wahrhaft star-
auf diesem zerfallenen Volk bauend, ebenso I - - - - .-
schwach und ohnmächtig, ein Spielball fremder
Willkür! Kleinstaaten verhöhnen es, Kleinstaa¬
ten entrechten und knebeln Menschen dieses Vol¬
kes! (Stürmische Entrüstungsrufe.) Die Wirt¬
schaft lag im Sterben. Ueberall Verfall und
Ruin. Alle Prinzipien waren umgestoßen. Was
früher gut schien, wurde schlecht; was verächtlich
war. pLHlich verehrungswürdig. Wae früher
dem Leben einen höheren Sin« geben fdlkte und

schreitet der Führer zur Tribüne hinauf. Inzwi-
schen hat der Himmel sich fest zugezogen, und es
hebt ein Schneegestöber an, das in weni-
gen Minuten das weite Feld in eine dichte
Schneewolke hüllt, sodaß die Sicht kaum auf 50 !
Meter frei bleibt. Auf den Fahnenmasten muß s
die Flugzeugwarnbeleuchtung eingeschaltet
werden.
Mitten im Schneegestöber eröffnet der Reichs-
organisationsleiter der NSDAP, Dr. Ley
die Kundgebung mit der feierlichen Ver-
pflichtung der Bertrauensräte.
Satz für Satz spricht er vor und Satz für Satz
sprechen im Chor 50000 Vertrauensmänner nach,
einen Eid auf den Führer und das Volk.
Dr. Ley führte bei der Verpflichtung aus:
Männer und Frauen, die Ihr durch die er-
hebende Wahl vom 12. und 13. April Euch das
Vertrauen der schaffenden Deutschen errungen
habt und die Ehr heute auf diesem Felde vor
dem Führer und Reichskanzler und im ganzen
Reich in allen Städten, Orten und Dörfern an-
getreten seid, sprecht mir nach:
»Ich gelobe Adolf Hitler die Treue, ich gelobe,
die Gemeinschaft zu üben und zu fördern. Ich
gelobe, meinen Arbeitskameraden ein ehrlicher
Helfer in allen ihren Sorgen zu sein. Ich ge-
lobe, immerdar die Interessen der Nation vor
allen anderen zu setzen."
Dr. Ley schloß mit den Worten: „Adolf Hit-
ler ist Deutschland, und Deutschland ist Adolf
Hitler: Es lebe der Führer!"

Gelöbnis unwandelbarer Treue mitgesungen
wird.
Der Führer begibt sich dann mit seiner Be-
gleitung und Reichsminister Dr. Göbbels zum
Wagen und fährt unter dem Jubel der Massen
durch das dichte Spalier auf dem gleichen Wegs
in die Reichskanzlei zurück.
Die Schlutzansprache
Während der Abfahrt des Führers nimmt der
Dezirkswalter der Deutschen Arbeitsfront Ber-
lin-Brandenburg, Johannes Engel, das Wort
zu der Schlußansprache, in der er dem Führer
den Dank aller schaffenden deutschen Menschen
für die Wendung, die sich seit zwei Jahren voll-
zogen hat, ausspricht. Er schließt mit den Wor-
ten:
„Für uns alle ist es Ehrensache, die Treuesten
des Führers zu sein und zu bleiben. Froh und
frei rufen wir: Es lebe der Führer, es lebe
Deutschland! Siegheil! Siegheil! Siegheil!
Die Kundgebung der Reichsregierung zum
nationalen Feiertag des deutschen Volkes für
das Jahr 1935 ist hiermit geschlossen (stürmische
Leilrufe)."
Der Abmarsch der Massen
In der gleichen mustergültigen Disziplin, in
der sich der Aufmarsch der 1,7 Millionen voll-
zogen hatte, ging auch der Abmarsch vor sich.
Knapp eine halbe Stunde nach Schluß der ge-
waltigen Kundgebung war das riesige Auf-
marschgelände, das noch soeben der Schauplatz
eines großen unvergeßlichen Erlebnisses gewesen

konnte, wurde nun als Belastung der Menschen
ausgegeben und empfunden. Ein Schriftsteller
faßte die Eindrücke dieser Zeit zusammen in
einem Buch, das er betitelte: „Untergang
des Abendlandes".
Soll also das wirklich das Ende unserer Ge-
schichte und damit unserer Völker sein? Nein!
wir können daran nicht glauben! Nicht Unter-
gang des Abendlandes muß es heißen, sondern
Wiederauferstehung der Völker dieses Abendlan-
des! (Ungeheurer Beifall.) Nur was alt, morsch
und schlecht war, stirbt. Und es möge sterben!
Aber neues Leben wird entstehen.
Der Wille findet den Glauben.
Dieser Wille aber liegt in der Führung,
und der Glaube liegt im Volke!
Eine Erkenntnis allerdings ist dann notwen-
dig für alle. Wer diese große Neugestaltung in
Angriff nehmen will, muß im Volke selbst begin-
nen. Erst ein neues Volk und damit die neue
Zeit! Große Aufgaben sind stets nur von starken
Führungen geleistet worden, allein die stärkste

Dr. Göbbels an den Führer
Der Dank der Nation
Reichsminister Dr. Göbbels tritt nun an
das Mikrophon, um die Führerrede anzukündi-
gen. Er führte aus:
„Mein Führer!
Nicht nur auf dem Tempelhofer Feld, sondern
im ganzen Reich steht zu dieser Stunde Ihr Volk
vor Ihnen versammelt. Es hat Schnee und Wet-
ter nicht gescheut. Es ist gekommen, um Ihnen
am Ende eines an Mühen und Sorgen reichen
Arbeitsjahres den Dank der Nation abzustatten.
Denn dieses Volk weiß, mein Führer, daß Sie
nicht nur der erste in der Führung, sondern auch
der erste in der Arbeit und der erste in der
Sorge um die Nation sind. Es weiß, daß Sie
im vergangenen Jahre manche schweren uyd ver-
antwortungsschweren Entschlüsse auf Ihre Schul-
tern nehmen mußten. Dieses Volk ist gekommen,
mein Führer, um Ihnen dafür zu danken. Denn
wir haben dem deutschen Arbeiter nicht nur Ar-
beit, sondern wir haben dem deutschen Volke
auch seine Ehre zurückgegeben (Heilrufe). Wir
haben dieses Volk befreit aus der Schmach und
Demütigung und haben dafür gesorgt, daß das
große nationale Aufbauwerk, das wir unter
Ihrer Führung schufen, nun nicht mehr der
Willkür der Welt preisgegeben ist (Heilrufe),
sondern daß dieses nationale Aufbauwerk nun
wieder überschattet wird vom Schwert einer
neuerstandenen deutschen Armee (erneuter
Beifall), daß Sie diese Armee nicht aufbauten,
umKrieg zu führen, sondern um unsere Ar-
beit zu beschützen und um ein Garant zu
sein eines besseren Friedens als der, den der
Versailler Vertrag uns gebracht hat (Heilrufe).
In diesem Sinne, mein Führer, grüßt Sie die
Ration. Sie weiß, dah wie zu dieser Stunde, wo
Regen, Schnee und Wetter auf »ms hernieder-

Trotz starken Schneetreibens ungeheure Anteilnahme und Segeisterung des Volkes - Der Dank der Ration an den Führer
Appell des Führers zur Einigkeit und Geschlossenheit

DNB. Berlin, 1. Mai.
Wie schon immer bei nationalen Kundgebun-
gen hat die Berliner Bevölkerung wieder ge-
wetteifert, um die Straßen in festlichen Schmuck
zu kleiden. Unzählige Fahnen flattern wieder!
im Winde, die Fassaden und Eingänge der Häu-
ser sind mit frischem Grün geschmückt woröen
Am frühen Morgen um -46 Uhr setzte in der
Reichshauptstadt ein Schneetreiben ein, das bis
in die achte Stunde anhielt. Ein kalter Wind
fegte durch die Straßen. Aber überall, besonders
an den Sammelplätzen der Kundgebungsteilneh-
mer der SA und der SS herrschte reges Leben.
30 000 Berliner SA-Männer und starke SS-Ver-
bände wurden zusammengezogen und bildeten
auf dem Wege vom Lustgarten über die Linden,
Wilhelmstraße bis zum Tempelhofer Feld
Spalier.
Gegen -412 Uhr schien das gigantische Tem -
pelhoser Feld von den Massen bereits über- >
füllt zu sein. Von der Ehrentribüne aus bot sich
ringsum ein überwältigender Ausblick auf die-
ses wogende Meer von Menschen. Festliche
Stimmung herrschte auf dem unermeßlichen Ge-
lände. In den Massen tauchte plötzlich auch der
preußische Ministerpräsident Hermann Göring
auf. Er hatte sich, von der Staatsoper kom-
mend, in die Kolonnen begeben und unterhielt
sich lebhaft mit den Arbeitern, bis er seinen
Platz auf der Tribüne einnehmen mußte- Plötz-
lich einsetzendes leichtes Schneegestöber
konnte der Begeisterung durchaus keinen Ab-
bruch tun. Auf dem gewaltigen Podium vor den
grohen Fahnenmasten hatten inzwischen die Fah-
nenabordnungen der NSBO, der SA, SS, des
NSKK, des Arbeitsdienstes usw. mit ihren tau-
senden festlich mit frischem Maiengrün geschmück-
te« Fahnen Aufstellung genommen. Die Arbei-
tervertreter sowie die Sieger des Reichsberufs-
wettkampfes und die Vertreter des diplomati-
schen Korps hatten besonders bevorzugte Plätze
unmittelbar hinter den Reihen der Mitglieder
der Reichsregierung, der Reichs- und Gauleiter,
eingenommen. Vor der Rednerkanzel, auf deren
Vorpodium die Männer der Leibstandarte des
Führers Wacht halten, sind die 50 000 Ver-
trauensleute aufmarschiert. Dann hielten,
stürmisch begrüßt, die Ehrenformationen der
Reichswehr, der Flieger, des Arbeitsdienstes,
der SA und SS und der anderen Parteigliede-
rungen ihren Einzug.
Als gegen -412 Uhr die Spitzen der Partei
und die Mitglieder des Reichskabinetts eintra-
fen, wurden sie mit lauten stürmischen Heilrufen
der Massen begrüßt und zu der Ehrentribüne
geleitet.
Der Führer trifft ein
Um 11.45 Uhr verließ die Wagenkolonne des
Führers die Reichskanzlei. Durch ein enges Spa-
lier der Berliner SA ging die Fahrt über die >
Mohren-, Friedrich- und Belle Alliance-Straße >
zum Tempelhofer Feld. Hinter dem Spalier
stauten sich überall Zehntausende. Nun ist der
Wagen an der Ecke der Flughafenstraße ange-
langt. Aus den Lautsprechern hört man, wie
dar Eintreffen des Führers verkündet wird.
Reichswehrminister, Generaloberst von Blom-
berg, Reichsminister Dr. Göbbels und Reichs-
führer der SS, Himmler, begleiten den Führer,
der die Front der Ehrenformation ab-
schvortet. die vom Reichsheer, der SA, der Leib-
standart« Adolf Hitlers, dem NSKK, dem Ar-
beitsdienst und dem Reichsluftschutzbund gestellt
wird. Der Präsentiermarsck» erklingt. Dann

gehen, auch in den kommenden Wochen und geheuren Ausmaßen ein, der sich am Schlüsse der
Monaten die Winde uns um die Ohren pfeiffen Rede wiederholt, bis die Musik das Horst Wes-
werden. Sie weiß aber auch, daß, wenn Sie an! sellied anstimmt, das von den Millionen als
unserer Spitze stehen, die Nation jeden Sturm -
und jedes Ungewitter überstehen wird (erneute
lebhafte Heilrufe). Dieses Volk, mein Führer,
wartet nun auf Ihr Wort und weiß, daß Ihr
Wort der Nation Vertrauen und Zuversicht
geben wird.
Der Führer spricht zum deutschen Volke (stür¬
mische Heilrufe).
Der Führer spricht
Noch während Dr. Göbbels spricht, zerfetzt mit
einem Mal ein Windstoß die dichten Schnee¬
wolken, und in wenigen Minuten sind weite
Teile des Himmels blau und klar, und in dem
Augenblick, als der Führer seine Füße auf die
Stufen setzt, die zur Rednertribüne hinauffüh¬
ren, bricht die Sonne durch. Nicht einer hat
während des Schneegestöbers das weite Feld
verlassen. Sie harren genau so aus. wie jene
300 000 am 6. Januar auf dem Wackenberg in
Saarbrücken, die ebenfalls in dichtestem Schnee¬
gestöber ein Bekenntnis ablegten zum einigen
deutschen Volk und sich durch Wind und Wetter
nicht abhalten ließen, ihren Willen zu Deutsch¬
land zu demonstrieren.
In atemloser Stille hören die Millionen ihren
Führer. Immer und immer wieder werden
seine Worte von jubelnden Heilrufen, die sich
wellenartig über das gewaltige Feld fortpflan¬
zen, unterbrochen. Als er am Schlüsse seiner
Ausführungen bekennt: „Das höchste aber, was
mir Gott auf dieser Welt gegeben hat, ist mein
Volk," da setzt ein Jubelsturm von wahrhaft un- war, fast vollständig geleert.
 
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