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PMzer Note
Samstag, 13. April 1935
70. Zahrgang / Ar. 88
Line Erklärung Lavals
DNB Stresa, 12. April.
Wie der französische Außenminister nach Rück-
kehr von der Jsola Bella, wo die Verhandlungen
um 7 Uhr abgeschlossen wurden, soeben erklärte,
ist zwischen d«n drei Mächten Einigkeit hinsicht-
lich ihrer Haltung in Gens erzielt worden.
Eine Havasdarstellung
DRV Paris. 12- April.
Der Sonderberichterstatter der Agentur Havas
in Stresa will ankündigen können, daß die Kon«
seren- von Stresa ihr Ziel bereits so gut wie er»
reicht habe und offiziell am Samstag zum Ab-
schluß kommen werde.
Der seit Donnerstag vormittag zwischen den
englischen, französischen und italienischen Ver-
tretern gepflogene Meinungsaustausch habe eine
gründliche Prüfung des französischen Antrages
an den Dölkerbundsrat bezüglich der deutscher
Aufrüstung ermöglicht.
Die drei Regierungen seien übereingekommen,
DNV. Stresa, 12. April.
Die Staatsmännerbesprechung des heutigen
Vormittags auf der Jsola Bella wurde nach fast
vierstündiger Dauer mittags nach 1 Uhr unter-
brochen. Die italienische Delegation kehrte in
ihr Hotel zurück, während Flandin und Laval
mit ihrer Begleitung auf der unmittelbar neben
der Jsola Bella gelegenen Jsola dei Pescatori
das Frühstück nahmen. Die Fortsetzung der heute
früh unterbrochenen Besprechungen ist für heute
Nachmittag ^4 Uhr vorgesehen.
Von englischer Seite wird folgendes über
die heutigen Verhandlungen mitgeteilt:
Es fand eine ins Einzelne gehende Erörte-
rung der Frage der einseitigen Aufkündigung
von Verträgen statt. Hieran schloß sich eine Be-
sprechung der Maßnahmen, die im Falle einer
etwaigen zukünftigen Aufkündigung derartiger
Verträge ergriffen werden könnten, wobei als
wichtigster Punkt die Aufrechterhaltung des
Friedens volle Berücksichtigung fand. Es soll sich
weiter gewissermaßen um eine zweite Lesung der
gestern nur flüchtig behandelten Hauptprobleme
gehandelt haben, wobei die Londoner Erklärung
vom 3. Februar im Mittelpunkt stehen soll.
Außerdem soll heute nochmals die allgemeine
Lage geprüft werden, die durch die deutsche Er-
klärung vom 16. März entstanden ist. Schließlich
wird auch die französische Note an den Völker-
bund von neuem besprochen werden. Es wird
von englischer Seite versichert, daß man heute
Nachmittag diese Frage Punkt für Punkt in
ihren Einzelheiten erörtern werde. Die Reihen-
folge der einzelnen zu behandelnden Fragen
steht jedoch noch nicht fest. Entgegen den vorher
umlaufenden Gerüchten ist die österreichische
Frage bisher noch nicht behandelt worden. Da-
durch hat auch Mussolini, wie es scheint, noch
wenig Anlaß gehabt, selbst einzugreifen. Von
englischer Seite wird heute bestätigt, daß man
die Konferenz aufhört und die Werbearbeit für
spezifische französische Gedanken beginnt. Er
fährt fort: Frankreich habe bereits praktische
Schritt« zur Stärkung der Sicherheit unternom-
men, die es auf jeden Fall in kürzester Frist
zu einem günstigen Abschluß führen wolle. Ita-
lien sei bereit, den gleichen Weg einzuschlagen.
England allerdings lege eine größere Zurück-
haltung an den Tag. Es glaube, daß substan»
zielle Fortschritte in der praktischen Organisa-
tion der Sicherheit schwer zu erzielen seien, so-
lange eine neue Befragung Deutschlands nicht
endgültig die Reichsregierung vor ihre Verant-
wortlichkeit gestellt habe. Eine solche Befragung
begreife nicht unbedingt di« Einberufung einer
Konferenz ein, zu der Deutschland eingeladen
werden würde. Die englische Regierung könnte
diese Befragung übernehmen. Das würde übri-
gens die anderen Mächte nicht daran hindern,
das ergänzende Sicherheitssystem, über das man
jetzt verhandele, weiter auszubauen, sodaß ihre
Position durch den neuen Aufschub nicht ge-
schwächt werden würde. Unter diesen Umstan-
den werde sich an dem diplomatischen Programm
der kommenden Woche nichts ändern.
die Konferenz — wenn irgend möglich — Sams-
tag abend zu Ende führt, doch können hier selbst-
verständlich noch unerwartete Ereignisse ein-
treten.
*
DNV. Stresa, 12. April.
Von zuständiger englischer Seite wurde am
Freitagabend über den Verlauf und das Ergeb-
nis der heutigen Verhandlungen folgendes
mitgeteilt:
Wie schon bekannt, hat heute vormittag ein
eingehender Gedankenaustausch über alle Fra-
gen stattgefunden, die mit dem französischen
Schritt an den Völkerbund Zusammenhängen.
Man hat sich vor allem darüber unterhalten,
was in dieser Hinsicht getan werden könne.
Dabei hat sich eine weitgehend« Uebereinstim-
mung der Ansichten darüber gezeigt, wie diese
besondere Frage in Genf behandelt werden
solle.
Man müsse hierbei unterscheiden zwischen: 1.
dem französischen Appell an den Völkerbund; 2.
dem Memorandum, in dem die Gründe für die-
sen Appell festgelegt werden und 3. der Ent-
schließung, die der Völkerbundsrat in Genf
fassen soll.
Selbstverständlich könnten hier in Stresa keine
Entscheidungen über diese Entschließung gefaßt
werden. Man hat sich aber dennoch in Stresa
schon darüber unterhalten, wer als Bericht-
erstatter geeignet sein könnte. Dabei tauchte
der Name des Spaniers Madariaga auf. Sir
John Simon machte dagegen keine Einwendun-
gen. Aber natürlich konnte auch hierüber kein«
Entscheidung gefällt werden, da diese nur dem
Völkerbundsrat zusteht.
lieber die Frage der Angelegenheit Deutsch-
lands hinaus wurde vollkommen davon getrennt
die Frage behandelt, was getan werden müßte,
wenn in der Zukunft wieder ein Vertrag ein-
seitig aufgekündigt werden sollte. Auch diese
Frage wurde sehr eingehend erörtert. Hier
wurde ebenfalls in den allgemeinen Richtlinien
eine Uebereinstimmung erzielt. Aber auch hier
können Entscheidungen immer nur in Genf er-
zielt werden, denn auch hierfür ist nach Ansicht
MacDonalds der Völkerbund das geeignete In-
strument.
Ueber den Ostpakt wurde weiter von zu-
ständiger englischer Seite gesagt, Sir John Si-
mon habe Deutschlands Haltung hierzu gestern
den Konferenzmitgliedern dargelegt. Er sei
dann gefragt worden, welches die Haltung
Deutschlands sein werde, wenn andere Mächte
als Deutschland als Teilnehmer dieser Pakte
unter sich noch besondere Beistandsabkommen
schließen sollten.
Aus diesem Grunde wurde in Berlin eine
telegraphische Erkundigung eingezogen. Als ihr
Ergebnis habe der deutsche Außenminister dem
britischen Botschafter mitgeteilt, daß Deutsch-
land eine derartige Möglichkeit immer noch als
gefährlich ansehe, daß es aber gleichwohl bereit
sei, an einem Vertrag teilzunehmen, auch wenn
andere Staaten unter sich darüber hinaus-
gehende Abkommen schließen sollten. Deutsch-
land würde aber Wert darauf legen, daß seine
eigene Mitteilung und die dieser anderen Staa-
ten in zwei verschiedenen Schriftstücken nieder-
gelegt würden.
Auch über die österreichische Frage
wurde wie von englischer Seite weiter mitge-
teilr wurde, am Freitag gesprochen. England
habe dabei seine bisherige Haltung, wie sie im
Februar 1933, im Dezember 1933 und im Ja-
nuar 1934 festgelegt wurde, bestätigt. Reichs-
kanzler Hitler habe betont, daß es schwer sei,
den Begriff der Nichteinmischung festzulegen. Er
sei aber dennoch bereit, diesen Pakt ernsthaft
zu prüfen, wenn diese Frage befriedigend gelöst
werde. Die Frage wurde daraufhin von der
Tagesordnung der Konferenz zunächst abgesetzt.
Schließlich wurde die Frage des Luft-
Locarnos bzw. des Luftpaktes besprochen.
Es habe sich gezeigt, daß es sehr schwierig ist,
diesen Pakt schon tatsächlich auszuarbeiten. Es
bestehen Schwierigkeiten praktischer Art, die
zum Teil auch von Sachverständigen geprüft
werden müssen. Der Punkt wurde daher heute
nur ganz allgemein durchgesprochen. Zum Schluß
wurde von englischer Seite nochmals betont und
klargestellt, daß man den „Fall Deutschland",
wie er aufgrund des französischen Schrittes in
Genf nunmehr behandelt werde, völlig ausein-
anderhalten müsse von der allgemeinen Frage,
was in Zukunft im Falle einer Vertragsver-
letzung geschehen solle. Diese Fragen seien völ-
lig getrennt behandelt worden.
Memsches Kommunique
DNB. Stresa, 12. April
Ueber den Verlauf des heutigen zweiten Vec-
haMungstages von Stresa wird von italie-
nischer Seite folgendes Kommunique ausge-
geben:
Unter dem Vorsitz des italienischen Regierungs-
chefs haben sich heute morgen um 9.30 Uhr die
Vertreter Frankreichs, Englands und Italiens
versammelt. Die Besprechung, die bis 13 Uhr
dauerte, war der Fortsetzung der Aussprache über
den Schritt Frankreichs an den Völkerbund ge-
widmet. Die Delegationen versammelten sich er-
neut um 13.30 Uhr und schlossen die Besprechung
über den französischen Schritt an den Völkerbund
ab. Die Verhandlungen befaßten sich sodann mit
der Lage Oesterreichs. Hierüber machte der
italienische Regierungschef längere Ausführun-
gen. Anschließend behandelte man die Frage des
Ost Paktes. Schließlich wurden die Verhand-
lungen über den Luftpäkt eingeleitet.
Um 19 Uhr wurden die Verhandlungen unter-
brochen und auf morgen früh 9.30 Uhr vertagt.
Im Lauf« des Nachmittags hat Sir John Si-
mon ergänzende Einzelheiten seines gestrigen
Berichts Über die Haltung Deutschlands,
so wie er sie bei seinem Besuch kennengelernt
habe, gegeben. Er hat hinzugefügt, daß chm
heute nex« Informationen zugegangen
seien. Freiherr von Neurath habe den eng-
lischen Botschafter in Berkin unterrichtet, daß
Deutschland bereit sei, einem Ni ch t a « g ri f f s-
Dis Männer von Stresa
Die Männer, die in diesen Tagen im Blick-
feuer der Weltöffentlichkeit stehen, sind nur zum
Teil auf dem Boden internationaler Konferen-
zen bekannt. Der italienische Ministerprä-
sident hat nur an wenigen der größeren und
entscheidenden Konferenzen der Nachkriegszeit
teilgenommen. Mussolinis kurzes Gastspiel bei
der Locarno-Konferenz im Jahre 1925 ist noch
in Erinnerung. Er setzte aber nur seine Paraphe
unter den abgeschlossenen Vertrag. Eine wirk-
liche Beteiligung Mussolinis an den Verhand-
lungen ist damals nicht zu verzeichnen gewesen.
Als „Neuling" ist vor allem der franzö-
sische Ministerpräsident Flandin anzusehen.
Seit seinem Amtsantritt im November vorigen
Jahres hat er sich außenpolitisch nicht sehr ex-
poniert. Flandin gilt in Frankreich al» Ver-
treter der jungen Generation, obwohl der heute
45jährige bereits seit 20 Jahren Parlamentarier
ist. Flandin ist ein moderner Mensch, der Spra-
chen beherrscht, Sport treibt, der das Flugzeug
lenkt und am Steuer des Autos sitzt. Den Krieg
hat der französische Ministerpräsident als Flie-
geroffizier mitgemacht. Die Grundlage seiner
politischen Laufbahn ist die Wirtschaftspolitik.
Flandin ist trotz seiner juristischen Vorbildung
in erster Linie Wirtschaftspolitiker gewesen.
Außenpolitisch gilt der französische Ministerprä-
sident als realpolitisch eingestellt. Aber Flandin
ist Ministerpräsident eines parlamentarisch
regierten Landes. Entsprechend sind seine ge-
legentlichen „wilden" Reden zu bewerten. Man
darf annehmen, daß in dem jetzt beginnenden
Endkampf um die Gestaltung der europäischen
Politik der französische Ministerpräsident stärker
in die Erscheinung treten wird, weil die Not-
wendigkeit einer strafferen Zügelführung ange-
sichts der sozialistisch-kommunistischen Agitation
gegen die Heeresverstärkung auf der einen Seite
und die chauvinistisch kriegerische Stimmungs-
mache gewisser Rechtskreise auf der andern Seite
eine feste Hand erfordern.
Von mancherlei Konferenzen her bekannt ist
dagegen die Persönlichkeit des englischen
Ministerpräsidenten. MacDonald ist heute
68 Jahre alt. Selbst in Anbetracht der Tatsache,
daß in England die „Verjüngung" der Kabin«tte
nicht in dem Ausmaße Fortschritte macht wie in
anderen europäischen Ländern, gilt der gegen-
wärtige erste Minister Großbritanniens als Ver,
treter der ältesten Politikergeneration. Es M
kaum ein Zweifel darüber möglich, daß sein
neues Eingreifen in die außenpolitische Entwick-
lung notwendig ist. Weil das Kabinett vor
allem für die künftige Wahlkampagne eine Ent-
lastung durch die Persönlichkeit des Minister-
präsidenten benötigt. Gerade der außenpoliti-
schen Konzeption des gegenwärtigen Kabinetts
hat die Opposition manche Erfolge bei Nach-
wahlen zu verdanken. MacDonald hat im Jahre
1924 die Londoner Konferenz über die Repara-
tionsleistungen stark beeinflußt; das gleiche gilt
von der Haager Konferenz im Jahre 1929. In
Stresa erscheint die Lage für ihn auf den ersten
Blick einfach, da England keine neuen Bindun-
gen einzugehen beabsichtigt. Trotzdem kann Mac-
Donald dort vor überraschende Erklärungen und
vor Tatsachen gestellt werden, di« eine schnelle
Stellungnahme nötig machen.
Pakt des Ostens beizutreten, selbst wenn
einige ander« Unterzeichner dieses Paktes unter
sich Sonderabmachungen über Abkom-
men zur gegenseitigen Beistandsleistung treffe«
sollten.
Dieser offiziellen Verlautbarung wurde von
italienischer Seite hinzugefügt, daß man, ohne
Wunder Vorauszusehen und Hoffnungen «rwecken
zu wollen, die Lage mit größerem Optimismus
betrachten könne.
Französische Auszeichnung
sür Mffollnl?
DNB. Paris, 12. April.
Wie „Jour" erfährt, soll Marschall P 5 tain
nächste Woche gelegentlich des Besuches von 1700
ehemaligen französischen Frontkämpfern in Rom
Mussolini mit der französischen Militärmedaille
auszeichnen. Mussolini habe, als man ihm die-
sen Vorschlag unterbreitete, in Paris wißen
lassen, daß er diese französische Ehrung mit leb-
haftester Genugtuung annehme.
gemernsam diesen vor dem Völker-
bundsrat zu vertreten, doch werde es
Sache des Völkerbundsrates sein, von sich aus
den Wortlaut der Entschließung festzulegen, in
der die Verletzung der internationalen Ver-
pflichtungen durch Deutschland verurteilt wer-
den solle. Ferner sind die Vertreter der drei
Mächte übereinstimmend der Ansicht, daß, um
den Folgen der deutschen Aufrüstung vorzubeu-
gen, die Organisation der Sicherheit in Europa
verstärkt werden müsse. — Die weiteren Aus-
führungen des Havas-Vertreters lassen nicht
recht erkennen, wo die Berichterstattung über
Nachdem der Völkerbundsrat sich, über Frank-
reichs Verwahrung gegen die deutsche Auf-
rüstung ausgesprochen haben werde, werde Laval
nach Warschau und anschließend nach Moskau
fahren (Anmerkung: Bisher lautet« die Reise-
route Moskau—Warschau), wo er den franzö-
sisch-sowjetrussischen Abkommensentwurf unter-
zeichnen werde. Die englischen Minister ihrer-
seits würden die Erkundigung bei der Reichs-
regierung vornehmen, von der die endgültige
Entwicklung der diplomatischen Lage in Europa
abhängen werd«.
Oie englischen Mitteilungen