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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 81 - Nr. 90 (5. April - 16. April)
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ZD W. WM MW

Der Merschuß
-es englischen Saushalts
7 Millionen Pfund
DNB London, 14. April.
Das englische Kabinett hat am Freitag unter
dem Vorsitz des stellvertretenden Ministerpräsi-
denten Baldwin den Bericht des Schatzkanzlers
Neville Chamberlain über die Haushaltsvor-
schläge entgegengenommen, die am kommenden
Montag dem Unterhaus und damit der Öffent-
lichkeit bekanntgegeben werden. Allgemein wird
erwartet, daß der Haushaltsüberschuß etwa 7
Millionen Pfund Sterling zu einer teilweisen
Rückzahlung der Abzüge genutzt werden wird,
die im Krisenjahr 1931 an den Gehältern der
Beamten vorgenommen wurden. — Am Haus-
haltstag des Unterhauses wird auch der dann
wieder aus Stresa zurückgekehrte Ministerpräsi-
dent MacDonald anwesend sein.
Kein gemeinsames Vertragsinstrument
Die englischen Erklärungen in Stresa
DNB. London, 12. April
lieber die englischen Erklärungen nach Abschluß
der heutigen Beratungen in Stresa berichtet der
„Official British Wireleß: Sir John Simon
teilte mit, daß nach der gestrigen Zusammen-
kunft er sich mit Berlin in Verbindung gesetzt!
habe. Er habe die Zusicherung erhalten, daß die
deutsche Regierung bereit sei, an einem Nichtan-
griffspakt für den Osten teilzunehmen, auch
wenn andere Vertragspartner unter sich geson-
derte und einen Ergänzungscharakter tragende
Pakte gegenseitigen Beistands schließen sollten.
Die Bedingung, die Deutschland stellt, ist, daß
die beiden Pakte vollständig getrennte Schrift-
stücke darstellen sollen und daß sie nicht in ein
einziges Dokument mit eingeschlossen werden
dürfen.

Görings Dank
DNB. Berlin, 12. April.
Ministerpräsident, General der Flieger,
Göring, teilt mit:
Anläßlich unserer Vermählung sind meiner
Frau und mir so zahlreiche Beweise herzlicher
Freundschaft und getreuer Gesinnung zugegan-
gen, daß es uns vorerst nur möglich ist, auf die
Tausende von Briefen und Telegrammen allen,
die unser in nationalsozialistischer Verbunden-
heit gedachten, aus diesem Wege unseren auf-
richtigen Dank zu sagen. Die uns aus allen
Volkskreisen des Reichs und insbesondere von
den Berliner Volksgenossen entgegengebrachte
liebevolle Anteilnahme, die uns mit stolzer
Freude erfüllt hat, haben wir als die Krönung
aller Freundschaftsbeweise empfunden, die uns
an unserem Hochzeitstag widerfahren sind.
-Allen Kameraden der Ehrenformationen wie
des Ehrenspaliers schüttele ich dankbar herzlich
die Hand.
Auch für die sinnigen, herzlichen und kost-
baren Gaben, die in so außerordentlicher Fülle
und Reichhaltigkeit uns übermittelt wurden,
vermag ich auch im Namen meiner Frau zu-
nächst nur auf diesem Wege zu danken.
Abschiedsvorstellung von Frau
Staatsschauspielerin Emmy Sonnemann - Göring
Berlin, 12. April.
Am 29. April, dem Geburtstag des Führers,
wird die Gattin des Ministerpräsidenten Gene-
ral Göring von der Bühne Abschied nehmen und
zum letzten Mal in der Rolle derMinnavon
Barnhelm im Staatlichen Schauspielhaus
auftreten.
Prälat Lessers, zu 18 Monaten
Gefängnis verurteilt
DNB Rostock, 12. April.
Das in Rostock tagende Schweriner Sonder-
gericht verurteilte Freitag gegen 21 Uhr, nach
vier Tagen Verhandlung, den Pfarrer der
Rostocker katholischen Kirche, Prälat Leffers,
wegen eines Vergehens nach Paragr. 1 des Ge-
setzes betreffend den Schutz gegen heimtückische
Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz
der Parteiuniform entsprechend dem Antrag des
Generalstaatsanwalts zu eineinhalb Fahren Ge-
fängnis und zur Tragung der Kosten des Ver-
fahrens. Prälat Leffers hatte gegenüber drei
Studierenden, die ihn ausgesucht und ihn in eine
Unterhaltung über Rosenbergs Buch „Der
Mythos des 2V. Fahr Hunderts" ver-
wickelt hatten, in der Annahme, ihnen seelsorge-
rische Beratung leisten zu müssen, Aeutzerungen
getan, die unter das erwähnte Gesetz fallen.
Beschlagnahmt und eingezogen
Berlin, 12. April.
Das Deutsche Nachrichtenbüro mel-
det: Auf Antrag des Reichsministers für Volks-
aufklärung und Propaganda ist eine im Selbst-
verlag des Verfassers erschienene naiv-delettan-
tische Schrift „Das ABC des deutschen Heiden",
eines gewissen Busso Loewe, von der Geheimen
Staatspolizei beschlagnahmt und eingezogen,
MN schädliche Auswirkungen und mißverständ-
liche AuslöMngen zu verhindern.

Frankreichs Rückkehr zur Nndnispolitlk
pariser Begleitmusik zur DrelmSchtekonserenz

DNB. Paris, 11. April.
Der Beginn der englisch-französisch-italieni-
schen Besprechungen in Stresa steht im Mittel-
punkt des politischen Interesses der Donnerstag-
abendblätter.
„Paris Midi" ist schon in den Ueber-
schriften ganz auf die Frage abgestellt, ob die
Konferenz von Stresa unter Hinzuziehung
Deutschlands, Polens und Sowjetrußlands noch
zu einer europäischen Konferenz erweitert wird.
Den Anlaß dazu bietet natürlich der aus der
Feder Mussolinis stammende Artikel im
„Popolo d' Italia". Im Leitartikel heißt
es dann, in wenigen Tagen werde diese Kon-
ferenz zwischen Italien, das etwas Bestimmtes
wolle, England, das nichts Bestimmtes wolle,
und Frankreich, das noch nicht genau wisse, was
es wolle, das weitere Schicksal Europas bestimmt
haben. Die Konferenz werde sich mit Paktvor-
schlägen beschäftigen, doch glaubt die Welt nicht
mehr an Pakte, wenn sie nicht positive und ge-
naue Abmachungen enthielten. Man werde sich
gegenseitig anhören. Aber nicht auf das An-
hören komme es an, sondern auf das Handeln.
Adolf Hitler warte nicht. Stresa werde, wenn
möglich, mit England, aber auch ohne England,
wenn notwendig, den Willen aller derjenigen
Nationen zum Ausdruck bringen, die entschlossen
seien, gegen die Angriffsgelllste Front zu machen.
Diese Angriffsgelüste werden vom „Paris Midi"
selbstverständlich Deutschland unterschoben. Mehr
denn je hänge das Schicksal des Friedens an
dieser internationalen Konferenz, die eine letzte
Kraftanstrengung der Mächte des Friedens ge-
gen den Geist des Krieges darstelle.
„Jntransigeant" erklärt, es sei unmög-
lich, die Sicherheitsfrage noch länger auf die
lange Bank zu schieben. Europa erwarte Be-
schlüsse. Die Stresaer Besprechungen könnten
und dürften nicht scheitern. Uebermorgen müsse
man in Berlin wissen, daß „Frankreich,
Italien und England" sich zusammen-
geschlossen hätten, um den Frieden zu verteidi-
gen. Der Stresaer Sonderberichterstatter des

Blattes glaubt außerdem zu wissen, daß Mac-
Donald einen allgemeinen Sicherheitspakt unter
der Schirmherrschaft des Völkerbundes Vorschlä-
gen werde, der dem Genfer Protokoll von 1924
ähnlich sei, das England bekanntlich seinerzeit
ablehnte. Französischerseits habe man gegen
einen solchen Pakt zwar nichts einzuwenden,
man sei aber der Ansicht, daß er unbedingt
Durchführungsgarantien enthalten müsse. Frank-
reich stehe der englischen Auffassung also nicht
ablehnend gegenüber, stimme aber eher der rea-
listischen Auffassung Mussolinis zu.
Sauerwein versucht sich im „Paris
Soir " in einer Vorschau aus den mutmaßlichen
Verlauf der Besprechungen. Er erklärt, man
werde sowohl von französischer als auch von
italienischer Seite auf die Notwendigkeit einer
Beteiligung Rußlands und Polens an der Or-
ganisierung der europäischen Sicherheit Hinwei-
sen. Weiterhin versucht Sauerwein dafür Stim-
mung zu machen, daß man in Stresa sich über
Sanktionen einigt, die im Falle „weiterer Ver-
tragsverletzungen" kommen würden. Sollte Eng-
land sich weigern, an einem solchen Sicherheits-
system teilzunehmen, so würden sich die franzö-
sisch-englischen Beziehungen wie bisher auf den
Locarnopakt stützen. Frankreich würde sich dann
aber mit Italien einigen und gleichzeitig ver-
suchen, das Bündnis mit Polen noch einmal zu
bestätigen. Das Abkommen mit Sowjetrußland
werde auf alle Fälle zum 1. Mai unterzeichnet.
Die „Liberte" führt noch einmal in drei
Punkten den französischen Standpunkt auf:
1. Die Mächte dürften sich nicht nur im Falle
einer Kriegsgefahr beraten, wie dies im Völker-
bundspakt vorgesehen sei, sondern müßten das
auch jedesmal dann tun, wenn gegen den Pakt
verstoßen worden sei; 2. Frankreich sei bereit,
mit Italien ein Abkommen über die allgemeine
Politik zu treffen, und 3. dieses französisch-ita-
lienische Abkommen könne, sofern England dies
wünsche, zu einem Dreierabkommen erweitert
werden, müsse aber auf alle Fälle den Mächten
der Kleinen Entente offenstehen.

Dis Militärpoliiik Belgiens
Erklärungen -es belgischen Kriegsministers

DNB. Brüssel, 12. April.
In der Kammer wurde heute der Haushalt
des Ministeriums für Landesverteidigung be-
raten. Der Berichterstatter, der katholische Abg.
Birrlet, ergriff zunächst das Wort und be-
tonte in seinem Bericht, daß die Militärpolitik
Belgiens sich in keiner Weise geändert habe.
Belgien sei gegenüber jedem Lande unabhängig.
Vurlet hob die Bedeutung des Locarno-
Vertrags hervor und erklärte, daß Belgien
abgesehen vom Locarno-Vertrag keine militäri-
schen Verpflichtungen gegenüber irgendeinem
Staat übernommen habe.
In der anschließenden Aussprache, die zum
Teil recht stürmisch verlief, stand verschiedentlich
das umstrittene französisch -belgische
Militärabkommen im Vordergrund. Ohne
Namen zu nennen, wurde auch auf die bekannten
Enthüllungen des Abgeordneten Taittinger an-
gespielt.
Kriegsminister Devöze, der mit einer von
den radikalen Flamen mehrfach unterbrochenen
Rede in die Debatte eingriff, erklärte aus die
Frage eines flämischen Abgeordneten, ob Belgien
außer der Garantieverpflichtung des Locarno-
Paktes noch andere militärische Beistandsver-
pflichtungen übernommen habe, ausdrücklich, daß
keiner fremden Armee ein Durch-
marschrecht durch Belgien zustehe und daß
niemand ohne die Erlaubnis Belgiens das Recht
habe, durch Belgien zu marschieren. Es existiere
kein anderer als der Locarno-Pakt, der durch
keine diplomatische Aktion abgeändert worden sei.
In der weiteren Aussprache nahmen vorwie-
gend flämische Abgeordnete das Wort. Wäh-
rend die meisten Redner sich auf technisch-organi-
satorische Ausführungen beschränkten, hielt der
Vertreter der radikalen Flamen, Abgeordneter
Borginon, eine politische Rede, in der er
die Politik des Kriegsministers Devöze einer
schärften Kritik unterzog. Borginon behauptete,
daß die Politik des Kriegsminister anti-
deutsch orientiert und daß Belgien ein Va-
sall Frankreichs sei. Er erklärte, daß die
Politik des Kriegsministers von den Flamen
nicht gebilligt werde. Die Versailler Gewalt-
politik sei gescheitert. Belgien sei aus dem Welt-
krieg moralisch gestärkt hervorgegangen, habe
aber seine moralische Stellung selbst ab-
geschwächt, u. a. durch die Einverlei-
bung Eupen-Malmedys. Der Redner
wies auf das belgisch-französische Militärabkom-
men hin und erinnerte an eine frühere Erklä-
rung eines belgischen Außenministers, wonach
dieses Militärabkommen durch den Locarnover-
trag überflüssig geworden sei. Borginon wurde
während seiner Rede von Kriegsminister Devöze
unterbrochen, der in sichtlicher Erregung die
Ausführungen Borginons für würdelos erklärte.
Borginon erwiderte mit neuen Angriffen und

behauptete, daß die Militärpolitik des Kriegs-
ministers ganz auf die Bedürfnisse Frankreichs
abgestellt sei.
Richtlinien der belgischen
Außenpolitik
Aus dem Haushaltsbericht des Auswärtigen
Kammerausschusses
DNB. Brüssel, 12. April.
Der Auswärtige Ausschuß der belgischen Kam-
mer veröffentlicht seinen Bericht über den dies-
jährigen Haushalt des Außenministeriums, der
der Kammer als Grundlage für die bevor-
stehende außenpolitische Aussprache dienen soll.
Der Bericht, der von dem Vertreter Belgiens
beim Völkerbund, Staatsminister Carton de
Wiart, verfaßt worden ist, enthält bemerkens-
werte Anhaltspunkte und Hinweise für die Be-
urteilung der Haltung, die Belgien zu den schwe-
benden internationalen Fragen einnimmt. Ab-
gesehen von dem Verhältnis zu Sowjetrußland,
das durch die in der Regierungserklärung des
Kabinetts van Zeeland bereits angekündigte
diplomatische Anerkennung des Rätebundes eine
Aenderung erfährt, bleibt die belgische Außen-
politik auf der bisherigen Linie, die folgender-
maßen gekennzeichnet wird: „Vollständige be-
dingungslose und uneingeschränkte Unabhängig-
keit in politischer, militärischer und wirtschaft-
licher Hinsicht".
Das belgisch-französische Verteidigungsabkom-
men, das nach einer viel vertretenen Ansicht mit
dieser Unabhängigkeit politisch schlecht vereinbar
ist, wird auch in diesem Schriftstück als zulässig
hingestellt und zwar mit dem Hinweis, daß es
sich den Locarno-Abmachungen anpasse und daß
es den Abschluß ähnlicher Vereinbarungen mit
anderen Ländern nicht ausschließe.
Der Berichterstatter beschäftigt sich dann ein-
gehend mit der augenblicklich wieder aktuellen
Frage des Londoner Abkommens vom 3. Febr.
1935. Ausführlicher als in den bisherigen amt-
lichen Verlautbarungen wird hier die Stellung-
nahme der Regierung zu den verschiedenen Fra-
gen des Londoner Protokolls Wiedergegeben.
Französisches Militärflugzeug abgestürzt
Drei Tote
DNB. Paris, 12. April.
In der Nähe von Bordeaux stürzte am Freitag
vormittag wahrscheinlich infolge der heftigen
Weststürme ein französisches Militärflugzeug ab.
Drei von den fünf Insassen wurden auf der
Stelle getötet, die beiden anderen wurden in
schwer verletztem Zustande in ein Krankenhaus
übergeführt. Das Flugzeug selbst ging vollkom-
men in Trümmer.

Der Erwerb -es
memellän-ischen Bürgerrechts
Neue Bestimmungen.
DNB Memel, 11. April.
Das Direktorium Vruvelaitis hat, anscheinend
mit Rücksicht auf nicht mehr zu umgehende Land-
tagswahlen neue Bestimmungen für den Erwerb
des memelländischen Bürgerrechtes erlassen, wo-
durch praktisch der Einbürgerung von Groß-
litauern im Memelgebiet Tür und Tor geöffnet
wird.
Nach diesen Bestimmungen genügt für die
Einbürgerung eine Bescheinigung, daß der An-
I tragsteller seit einem Jahr im Memelgebiet
wohnt. Beamte und Angestellte der Zentral-
behörde, sowie der Autonomieverwaltung be-
dürfen aber auch noch nicht einmal dieser Be-
scheinigung. Sie erwerben die memelländische
Bürgerschaft mit ihrer Einstellung bei den be-
treffenden Behörden.
Den naturalisierten Einwohnern des Memel-
gebiets, ebenso Personen, die für den litauischen
Staat optiert haben, werden zwar nur die
aktiven politischen Rechte eingeräumt, den Kin-
dern dieser Einwohner jedoch werden alle poli-
tischen Rechte gewährt. Wenn ein großlitaui«
scher Bewohner des Memelgebiets einen Antrag
auf Erwerb der memelländischen Bürgerschaft
stellt, so werden die erforderlichen Auskünfte
über seine Person durch die staatliche Sicher-
heitspolizei beigebracht. Außerdem ist sogar
eine Zwangseinbürgerung vorgesehen.
Eine Bestimmung besagt nämlich, daß die Be-
scheinigung über die Eigenschaft als memellän-
discher Bürger von den Landräten und städti-
schen Polizeiverwaltungen ausgestellt wird. Der
Antragsteller kann diese Bescheinigung selber be-
sorgen. Wenn er jedoch nicht in einer bestimm-
ten Zeit seinem diesbezüglichen Versprechen
nachkommt, so wird die Regelung von der be-
treffenden Behörde selbst vorgenommen.
Gleichzeitig mit dieser Bestimmung wird den
Amtsvorstehern das Recht der Ausstellung von
Jnlandspässen entzogen und in den Kreisen
den Landräten und in der Stadt Memel der
städtischen Polizeiverwaltung übertragen.
In unterrichteten Kreisen rechnet man damit,
daß aufgrund dieser Bestimmung mit einem
Schlag die im Memelgebiet wohnenden 8—9900
mündigen Großlitauer memelländische Bürger
werden. Wie erinnerlich, ist bereits früher ein-
mal von dem Direktorium Simmat die Zwangs-
einbürgerung von etwa 5999 Litauern vorge-
nommen worden. Diese Maßnahme wurde je-
doch bald darauf durch das Direktorium Boettche
rückgängig gemacht.
Gauleiter Streicher Ehrenführer im
Arbeitsdienst
Nürnberg, 12. April.
Der Eauleitung Franken der NSDAP ging
von Gauarbeitsführer Schinnerer folgendes
Telegramm zu: „Zu meiner größten Freude
wurde Gauleiter Streicher durch Verfügung
des Reichsarbeitsführers vom 2. April zum
Ehrenführer im Arbeitsdienst mit dem
Abzeichen eines Gauarbeitsführers er-
nannt. Ich bin beauftragt, die Verleihungs-
urkunde persönlich an Gauleiter Streicher aus-
zuhändigen. Ich bitte um Angabe des Zeit-
punktes. (gez.) Schinnerer."
Ein Vater gräbt seinen toten Sohn aus der
Lawine
Men, 12. April
Nunmehr ist auch das neunte Opfer des gro-
ßen Lawinenunglücks bei SladminA das sich am
11. März ereignete, geborgen worden. Der Vater
des vermißten Alois Krenn aus Wien hatte sich
trotz seines hohen Alters auf die Suche nach sei-
nem Sohn gemacht. Er durchwühlte mit einigen
Helfern die Schneemassen. In ungefähr drei
Meter Tiefe stieß ein Helfer auf eine Leiche. Er
rief sofort den Vater des Krenn, der nun selbst
seinen toten Sohn ausdrub.
Zn Kürze
Am Freitag begann im Nathaussaal in Mün-
chen eine Gauleitertagung der NSDAP., an der
auch die meisten Reichsleiter der NSDAP, teil-
nahmen. Am Nachmittag fand im Braunen
Haus eine Reichsleitertagung statt.
*
Der Zustand des Lordsiegelbewahrers Eden hat
sich nach einem am Freitag veröffentlichten Be-
richt ein wenig gebessert. Eden ist bekanntlich
ärztlicherseits eine vier- bis sechswöchige Rühe
verordnet worden. ,
*
Ter Besuch des französischen Außenministers
Laval in Warschau wird — wie verlautet — auf
der Rückreise aus Moskau, etwa am 29. April,
stattfinden und zwei Tage dauern.
*
Havas dementiert die in gewissen Kreisen auf-
getauchten Gerüchte, wonach der französische Mi-
nisterpräsident Flandin die Einberufung einer
internationalen Währungskonferenz vorgefchlagen
habe.
*
Die Lyoner Zeitung „Le Salut" veröffentlicht
eine Erklärung von Marschall Pätain, der be-
tont, nur die zweijährige Dienstzeit könne dem
französischen Volke die Ruhe sichern.
*
Die französischen Soldaten, die drei Monate
länger unter den Fahnen bleiben müssen, erhal-
ten einen Sonderurlaub von fünf Tagen mit
freier Reise. *
Nach einer Meldung des „Daily Herald" wer-
den gegenwärtig in der Ebene von Salisbury
zahlreiche bombensichere Unterstände gebaut, die
. als Munitionslager verwandt werden sollen.
 
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