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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 111 - Nr. 120 (14. Mai - 24. Mai)
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MlrMatt md Kunst / Aus der Welt der Frau / Sie Lesettmde

Pfälzer Sole_Donnerslag, 16. Mi 1S3S_70. Jahrgang / Ar. 11Z

Einberufung des Deutschen Reichstags
Se-evtsame Sitzung am Dienstag, 21. Mi / Regierungserklärung des Führers und Reichskanzlers

Der Führer spricht
Rundfunkübertragung für alle Volksgenossen
DNB Berlin, 15. Mai.
Der Reichstag ist auf Dienstag, den 21. Mai,
20.00 Uhr, ernberufen. Auf der Tagesordnung
steht als einziger Punkt: Entgegennahme einer
Erklärung der Reichsregierung.
Wie wir erfahren, wird der Führer und
Reichskanzler in der Sitzung des Reichstags am
kommenden Dienstag, den 21. Mai, die Er»
klärung der Reichsregierung selbst
abgeben.
Die Reichstagssitzung ist deshalb auf 2000
Uhr angesetzt worden ,um jedem Bolksge-
«osten die Möglichkeit zu geben, die Rede am

schließlich der acht Saarabgeordneten, beträgt
669.
Der Reichstag war am 12. November 1933 ge-
wählt worden. Er hat bisher vier Sitzungen
abgehalten, von denen jede fundamentale Be-
deutung besaß und größtes Aussehen nicht nur
in Deutschland, sondern überall in der Welt
fand. Im Gegensatz zu dem Brauch in der Zeit
des Zwischenreichs zeichnete sich jede Reichstags-
sitzung seit der Machtübernahme durch einen
weithin heroorragenden besonderen Anlaß
aus. Die erste Reichstagssitzung des gegenwär¬

tigen Hauses hatte am 12. Dezember 1933 statt-
gefunden und diente der Konstitution der Volks-
vertretung und ihrer Ausschüsse. In der zweiten
Sitzung am 30. Januar 1934, wurde der Gesetzes-
antrag Hitler, Dr. Frick u. Gen- über den Neu-
aufbau des Reiches einmütig angenommen, jener
Gesetzentwurf, der die Volksvertretungen der
Länder aufhob, die Hoheitsrechte der Länder auf
das Reich überführte und damit die eigentliche
Grundlage der Eesetzgebungsarbeit der Reichs-
regierung für den noch im Aufbau befindlichen
Neubau des Deutschen Reichs bildete. Nach der

dritten Sitzung am 13. Juli 1934 wurde der
Reichstag dann zu seiner vierten Zusammen-
kunft zum 6. August 1934 einberufen, wo die Ab-
geordneten in feierlicher Trauerkundgebung für
den verewigten Reichspräsidenten und General-
feldmarschall v. Hindenburg sich vereinten.
Der jetzige Reichstag ist der zweite seit der
Machtübernahme durch den Nationalsozialis-
mus. Der erste, am 5. März 1933 gewählte, ent-
hielt noch Vertreter einiger Parteien aus dem
Zwischenreich. Er verfiel am 10. Oktober 1933
der Auflösung.

Abschluß der Moskauer Besprechungen

Rundfunk zu hören. Es find organisatorsiche
Maßnahmen in Vorbereitung, um ficherzustellen,
daß auch alle deutschen Volksgenossen an dem
hervorragenden Ereignis teilnehmen können.
Gemeinschastsempsang
DNB. Verlin, 15. Mai.
Anläßlich der am Dienstag, den 21. Mai 1985,
2V Uhr, stattfindenden Reichstagssitzung, in der
der Reichstag eine Regierungserklärung ent-
gegennehmen wird, ist von der Amtsleitung
Rundfunk der Reichspropagandaleitung Eemein-
fchaftsempfang verfügt worden.
Alle Gliederungen der Funkwartorganisatio-
nen haben daher die notwendigen Vorarbeiten
zu treffen, so daß die Volksgenossen, denen keine
Möglichkeit zu einem Hausempfang gegeben ist,
auf den Straßen und Plätzen durch Großlaut-
sprecher die Rundfunkübertragung abhören kön-
nen.
Die fünfte Reichstagssitzung
Berlin, 15. Mai-
Die neue Reichstagssitzung vom 21. Mai, um
20.00 Uhr, ist die fünfte des gegenwärtigen
Reichstages. Abgesehen von der hohen Bedeu-
tung der zu erwartenden Rede des Führers hat
sie, wie das NdZ meldet, noch ein Besonderes
vor allen anderen Reichstagssitzungen der Nach-
kriegszeit voraus: Zum ersten Mal wieder ist
im Deutschen Reichstag auch das befreite
Saarlandvertreten, und zwar durch die
acht Männer, die als Abgeordnete des Saarvol-
kes bestimmt worden sind. Die Gesamtzahl der
Mitglieder des gegenwärtigen Reichstages, ein-


DNV Berlin. 15. Mai.
Vor den Vertretern der deutschen Presse sprach
am Mittwoch Reichsbetriebsgemeinschaftsleiter
und Reichshandwerksmeister Schmidt über die
Vorbereitung zum Reichshandwerkertag, der im
Juni in Frankfurt a. M. durch die Reichs-
betriebsgemeinschaft Handwerk in der Deutschen
Arbeitsfront durchgeführt wird. Er entwickelte
das Riesenprogramm, das in der Zeit vom 12.
bis 23. Juni in Frankfurt a. M. und den um-
liegenden Städten abrollt, wobei er auch grund-
sätzlich zu der Frage der Neuorganisation des
deutschen Handwerks Stellung nahm. Die Macht-
ergreifung durch den Nationalsozialismus habe
auch dem Handwerk wieder Boden unter den
Füßen gegeben Der Führer gab ihm durch die
Verordnungen zum Wiederaufbau des deutschen
Handwerks die Möglichkeit hierzu. Auf der
anderen Seite habe die Deutsche Arbeitsfront
durch die Bildung der Reichsbetriebsgemein-

Der amtliche Bericht
Die üblichen Phrasen
DNB. Moskau, 15. Mai.
Die TASS veröffentlicht den amtlichen Be-
richt über die Moskauer Verhandlungen mit
Laval, der folgendes besagt'
Während der Unterredungen, die am 13., 14.
und 15. Mai in Moskau stattfanden, hätten
Stalin, Molotow und Litwinow sowie
Laval ihrer Genugtuung über den am 2. Mai
1935 in Paris unterzeichneten Vertrag Aus-
druck gegeben, der die Verpflichtung der gegen-
seitigen Hilfe zwischen der Sowjetunion und
Frankreich festgelegt und die nötige Erläuterung
gegeben hat. Die Vertreter der Sowjetunion
und Frankreichs hätten die Möglichkeit gehabt,
das freundschaftliche Vertrauen fest-
zustellen, das zwischen ihren Ländern durch den
Vertrag geschaffen worden sei, der seinen wohl-
tuenden Einfluß auf die Behandlung aller Fra-
gen ausgeübt habe, und zwar sowohl der Frage
der sowjetrussisch-französischen Beziehungen als
auch der Frage der allgemein-europäischen Ord-
nung, die im Rahmen der Zusammenarbeit der
beiden Regierungen entstanden seien.
Beide Seiten seien mit der vollsten Offenheit
an die Erörterung dieser Frage herangegangen.
Sie konnten feststellen, daß ihre ständigen in
allen diplomatischen Unternehmungen zutage ge-
tretenen Bemühungen um die Sicherung des
Friedens in einer Reihe von Staaten, die der
Sache des Friedens zugetan seien, Unterstützung
gefunden hätten. Dies werde durch ihre Bereit-
schaft zur Teilnahme an der Schaffung gegen-
seitiger Garantien bewiesen.


schäft Handwerk ein inniges Band um Meister,
Geselle und Lehrling gewoben und sie zur Zu-
sammenarbeit angespornt. Auf dem Reichs-
handwerkertag wolle das deutsche Handwerk den
Beweis erbringen, daß der Leistungsgrundsatz
im deutschen Handwerk wieder zu voller Blüte
gekommen ist. Der Reichshandwerkertag stehe
bewußt im Zeichen des Leistungswil-
lens und der Gemeinschaftsarbeit.
Der Reichshandwerkertag beginnt am 12. Juni
mit Kranzniederlegungen am Ehrenmal und am
Grabe Horst Wessels in Berlin, am Tannenberg-
denkmal bei Hohenstein, am Mahnmal in Mün-
chen und am Grabe Albrecht Dürers und Hans
Sachs' in Nürnberg. Zahlreiche Jnnungs- und
Hauptversammlungen werden gleichzeitig in
Wiesbaden, Koblenz, Mainz und Frankfurt am
Main stattfinden. Am Sonntag, dem 16. Juni,
folgt die Großkundgebung im Stadion zu Frank-
furt am Main. Weitere Arbeitstagungen fin-
den auch in Darmstadt und Köln statt.

> Gerade im Interesse der Friedenswahrung
seien diese Staaten verpflichtet, die Mittel
I der Landesverteidigung nicht her-
abzumindern. Stalin habe sein volles Ver-
ständnis für die Bestrebungen jedes Landes aus-
gesprochen, einen Rüstungsstand zu erreichen, der
den Notwendigkeiten seiner Sicherheit entspricht.
Die Vertreter der beiden Staaten haben ande-,
rerseits ihren Entschluß bekräftigt, bei der Fort-s
setzung ihrer Zusammenarbeit nichts zu vernach-
lässigen, um mit der Hilfe aller solidarischen
Regierungen eine Politik des Friedens und der
Besserung der politischen Beziehungen zu för-
dern, die allein unter den Völkern das für die
Entfaltung der materiellen und moralischen Be-
lange der europäischen Kollektivität unerläßliche
Vertrauen wiederherzustellen vermag.
Es wurde besonders anerkannt, daß der Ab-
schluß des gegenseitigen Beistandspaktes zwischen
Sowjetrußland und Frankreich in keiner Weise
die Bedeutung schmälert, die die unaufschiebbare
Verwirklichung eines Regionalpaktes in
Osteuropa bietet, der die ursprünglich hier-
für vorgesehenen Staaten auf der Grundlage
von Verpflichtungen vereinigen würde, die auf
den Nichtangriff, die Beratung und die Nicht-
unterstützung des Angreifers abzielten. Beide
Regierungen werden sich mit vereinten Kräften
zu diesem Zweck für die Ausgestaltung des ge-
eigneten diplomatischen Verfahrens weiterhin
einsstzen.
Indem die oben angeführten gemeinsamen
Entschließungen der Oeffentlichkeit übergeben
werden, erklärten die Vertreter der Sowjetunion
und Frankreichs mit allem Verantwortungsbe-
wußtsein, daß sie damit die sie verbindende Hin-
gabe an das schöpferische Werk des Friedens
demonstrieren, das die Teilnahme keines
Staates ausschließt, und das seine volle
Verwirklichung lediglich bei ehrlicher Mitarbeit
aller interessierten Länder finden könne.
Lavals Abschiedsansprache
DNB. Paris, 15. Mai.
Außenminister Laval besuchte eine Ballett-
vorstellung der Oper. Unmittelbar nach der Vor-
stellung hielt Laval vom Theater aus folgende
durch den Rundfunk verbreitete Ansprache: „Ich
befinde mich augenblicklich im Großen Theater
von Moskau, wo zu Ehren des französischen Re-
präsentanten eine letzte von den Sowjetbehörden
veranstaltete Kundgebung stattfand. Von hier
aus will ich auch Ihnen meine Befriedi-
gung über das Ergebnis meines Mos-
kauer Besuches zum Ausdruck bringen. Die Auf-
nahme bei den sowjetrussischen Behörden und
beim ganzen Volke war außerordentlich herzlich.
Der Pakt hatte die Einigkeiten der beiden Re-
gierungen bestätigt. Mein Besuch in Moskau hat
die Freundschaft unserer beiden Länder besiegelt.
Die Besprechungen mit den führenden Persön-

lichkeiten Moskaus, insbesondere mit Stalin,
waren offen, direkt und vollständig.
*
Außenminister Laval hat am Mittwoch in
Begleitung zahlreicher sowjetrussischer Militärs
die Fliegerschule in Moskau besucht.
Aus dem Flugplatz wurde er von einer Ehren-
wache empfangen. Der Kommandeur der Wache
erstattete ihm einen Bericht. Dann besichtigte
der französische Außenminister in Begleitung des
französischen Militärattaches und des Luftfahrt-
attaches die Kasernen und Flugplätze der Sow-
jetluftmacht in Moskau. Bei dieser Gelegenheit
stieg eine Anzahl von Flugzeugen auf, darunter
Maschinen, die 50 bis 70 Personen befördern
können.
*
Die Pariser Blätter beschäftigen sich weiter-
hin mit der Reise Lavals nach Moskau- Der
Außenpolitiker des „Echo de Paris", der die
Reise Lavals mitmacht, sagt dabei in der Unter-
redung zwischen Stalin und Laval seien die
Schuldenfrage, die Frage der religiösen
Freiheit, die Nordostpaktfrage und die
Polenpolitik angeschnitten worden. „Petit Jour-
nal" will wissen ,datz die Sowjetregierung eine
feierliche Erklärung über die Einstellung
der kommunistischen antimilita-
ristischen Propaganda in Frank-
reich veröffentlichen werde. Die Berichterstat-
terin des „Oeuvre" glaubt ankündigen zu kön-
nen, daß ein offizieller Besuch Litwinows in
Paris erfolgen werde.
Laval auf dem Wege nach Warschau
DNB. Moskau, 16. Mai. Der französische
Außenminister Laval hat am Mittwochabend
Moskau verlassen. Er begibt sich jetzt nach War-
schau, um dort an den Trauerfeierlichkeiten für
Marschall Pilsudski teilzunehmen.
Das unausbleibliche paktprojett
Moskauer Informationen des Daily Telegraph
DNB Lotdon, 15. Mai.
In einer Meldung des Moskauer Korrespon-
denten des „Daily Telegraph" heißt es,
bei der langen Unterredung zwischen Laval und
Stalin sei man anscheinend in der Frage der
Sicherung des Friedens in Osteuropa erheblich
weitergekommen. Die drei baltischen Staaten
machten ihre Haltung gegenüber dem Paktplan
von der Haltung Deutschlands abhängig. Der
französische Außenminister scheine entschlossener
zu sein, einen Plan der europäischen Sicherheit
durchzusühren, als sein unmittelbarer Vorgänger
Varthou.
„Daily Telegraph" möchte es so dargestellt
wissen, als ob Laval im Gegensatz zu Barthou
auf eine wirkliche europäische Regelung unter
Einschluß von Deutschland hinarbeite und
nicht bloß auf eine Eruppenbildung, in der di«
Generalstäbe die Hauptsache wären. Laval
 
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