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Donnerstag, 4. April 1S3S
7». Jahrgang / Ar. so
Edens Unterredungen in Warschau
Aach wie vor polnische Abneigung gegen -en Ostpakt
s
Das Ergebnis des Mnterhilsswertes 1934/35
*
Das zweite Winterhilfswerk des deutschen
Volkes ist mit dem 31. März 1935 abgeschlossen.
Damit hat wiederum eine Aktion ihr Ende ge-
funden, deren Ausmaß so ungeheuer ist, daß es
kein Beispiel für sie in der Geschichte des deut-
schen Volkes gibt. 13,5 Millionen Menschen konn-
ten im Winter 1934/35 von der NS-Volkswohl-
fahrt betreut und vor Hunger und Kälte geschützt
werden, und Sach- und Geldspenden in Höhe von
362 Millionen Mark wurden nach der vorläufi-
gen Berechnung in dieser Zeit aufgebracht und
an die Bedürftigen verteilt. Die Hauptträger
der ungeheuren Arbeitslast des Winterhilfswer-
kes waren die Eauamtsleiter der NS-Dolkswohl«
fahrt in den Gauen des NSDAP. Sie haben mit
außerordentlicher Hingabe und in vorbildlicher
DNB. Berlin, 3. April. Wie das vorläufige
Ergebnis des Winterhilfswerks 1934/35 zeigt,
konnten in fünf Monaten 3K2 Millionen Mark
aufgebracht werden, während im Winter 1933/34
in sechs Monaten das Gesamtergebnis 358 Mil-
lionen Mark betrug. Das endgültige Ergebnis
für 1934/35 dürste sich noch um einige Millionen
Mark erhöhen.
Arbeitskameradschaft mit ihren vielen Tausen-
den von Mitarbeitern auch das Winterhilfswerk
1934/35 möglich gemacht.
Der Führer hat daher nach Abschluß des Win-
terhilfswerks 1934/35 Gelegenheit genommen,
am Mittwoch 13.30 Uhr in der Reichskanzlei
den Reichswalter der NSV, Hauptamtsleiter
Hilgenfeldt, und seine Eauamtsleiter zu
empfangen und ihnen seinen Dank und seine
Anerkennung für die geleistete Arbeit auszu-
sprechen.
Reichsminister Dr. Göbbels, unter dessen
Gesamtleitung und Oberaufsicht das Winter-
hilfswerk stand, stellte bei diesem Empfang die
Gauamtsleiter dem Führer vor und gab dann
in einer Ansprache die Leistungen des Winter-
hilfswerks 1934/35 bekannt.
Die Männer des Winterhilfswerks, so betonte
der Reichsminister in seiner Ansprache, sind wie
im vergangenen Jahre auch heute bei Beendi-
gung diese» großen sozialen HUfswerks vor
Ihnen erschienen, um Rechenschaft abzulegen.
Diese Männer haben im vergangenen Winter
nicht nur mit großer Freude, sondern auch mit
großem Stolz die Sorge getragen, die Sie, mein
Führer, ihnen aufgebürdet haben. Ich habe nun
die Freude, Ihnen die vorläufigen Zahlen des
diesjährigen Winterhilfswerks vortragen zu
dürfen, und ich kann dabei mit Stolz und Be-
friedigung feststellen, daß das Winterhilfswerk
des ersten Jahres durch die Ergebnisse des zwei-
ten Winterhilfswerks, obwohl nur ein Monat
zur Vorbereitung zur Verfügung stand, noch
weitaus übertroffen worden ist.
Das Winterhilfswerk 1933/34 hatte ein Ee-
samtaufkommen von 358 Millionen Mark nach-
gewiesen, während das Winterhilfswerk von
1934/35 nach der vorläufigen Berechnung, die
noch bedeutend überschritten werden wird, be-
reits ein Eesamtaufkommen von 362 Millionen
Mark ergeben hat, obwohl es einen Monat spä-
ter einsetzte als das Winterhilfswerk 1933/34.
Das deutsche Volk hat sich abermals über-
troffen, und im zweiten Jahre des Winter-
hilfswerks eine noch größere Opferbereit-
schaft bewiesen als im Jahre vorher.
Von dem errechneten Aufkommen entfallen
auf Sachspenden 96 882 000 Mark, auf Geldspen-
den 265 136 000 Mark. Diese Summen werden
DNB London, 3. April.
Der Sonderkorrespondent der „Times" in
Warschau befaßt sich besonders mit der Unter-
redung zwischen Eden und Marschall Pil-
sudski, dem einzigen Mann, der endgültige
Entscheidungen treffen könne- Die Hauptfrage
Edens sei gewesen, welche Haltung Polen gegen-
über dem Ost pakt einnehme. Wie im Mos-
kauer Kommunique bestätigt wurde, bilde dieser
Pakt noch immer einen wesentlichen Teil der von
Großbritannien befürworteten Vorschläge für
die Sicherung des Friedens in Europa. Wie
glaubwürdig berichtet werde, könne Marschall
Pilsulski nur die entschiedene Weigerung
Polens wiederholt haben, sich an einem Pakt,
zum mindesten in seiner jetzigen Form, zu be-
teiligen. Die Aussichten für den Ostpakt seien
daher nicht gut. Eine Aenderung in der Hal-
tung Polens werde beinahe unmöglich betrachtet.
Die einzige Möglichkeit einer Aenderung würde
vielleicht der Besuch Lavals bieten. Es
scheint somit, daß die Organisierung des euro-
päischen Friedens im Osten wie im Westen durch
die in der englisch-französischen Erklärung vor-
geschlagenen Methoden nicht zustandegebracht
werden könne.
In Marschall Pilsudski, dessen Leben dem
Kampf für die polnische Unabhängigkeit gegol-
ten habe, sei die Furcht Polens vor einer
neuen Teilung lebendig verkörpert. Eine
freie Volksabstimmvng würde für ihn nach An-
sicht urteilsfähiger Leute eine überwältigende
Vertrauenskundgebung bringen.
Der Korrespondent führt dann die bereits
häufig von polnischer Seite vorgebrachten Argu-
mente gegen den Ostpakt an. Er stellt ferner
fest, daß der Ostpakt Polen nicht sehr viel mehr
an Sicherheit bieten könne, als es schon besitze.
Er verspreche Polen zwar die Unterstützung der
baltischen Staaten und der Tschechoslowakei. In
Polen erinnere man sich aber noch sehr lebhaft
daran, daß im Jahre 1920 während des Krieges
mit der Sowjetunion die Tschechoslowakei den
Polen die Waffenhilfe versagt habe.
Vor etwas mehr als einem Jahr sei die Be-
völkerung von Westpolen noch ließ beunruhigt
gewesen, weil man an die Gefahr einer deut-
schen Invasion glaubte. Der deutsch-pol-
nische Pakt habe diese Befürchtungen be-
seitigt. Aus diesem Grunde sei ervolkstüm-
lich. Nachdem es so viel erreicht habe, wolle
Polen jetzt nichts tun, um zu Deutschland in
Gegensatz zu treten.
In seiner jetzigen Gestalt werde Polen den
Ostpakt bestimmt nicht annehmen.
Es erhebe nicht so sehr Einwände gegen die
Verpflichtung, gegen einen Angreifer automatisch
Beistand zu leisten oder zu erhalten, als gegen
eine Störung der Sicherheit, die Polen durch
seine eigenen Bemühungen sich geschaffen habe.
Anders geartete Vorschläge würde es in Erwä-
gung ziehen. Nach glaubwürdigen Informatio-
nen habe es aber selbst keine derartigen Vor-
schläge zu machen. Einen Ostpakt allerdings, der
mit der Garantie Großbritanniens
ausgestattet sei, würde Polen zweifellos mit
Freude annehmen, denn es würde dann wissen,
daß es keinen Krieg in Europa geben würde;
aber an eine solche Möglichkeit glaube wohl nie-
mand. Aus jeden Fall warte Europa besorgt
darauf, welche Gestalt die britische Politik an-
nehmen werde, wenn Eden in London seinen
Bericht erstattet hat.
Der Warschauer Korrespondent des „Corriere
della Sera" stellt fest: Es habe u. a. auch eine
gewisse Enttäuschung hervorgerufen, daß Eden
von Marschall Pilsudski im Beisein von vier
Personen empfangen worden sei, daß also die
Intimität einer interessanten politischen Aus-
sprache und eventueller bedeutender Entschlüsse
nicht gegeben gewesen sei.
Die BsOemiWMN in Stresa
DNB Mailand, 3. April.
Die Vorbereitungen für Stresa sind in vollem
Gange. Zum Tagungsort ist der Palazzo
Vorromeo auf der Jsola Bella ausersehen
worden. Für die Verhandlungen dürfte der
Musiksaal gewählt werden, der neben dem so-
genannten Thronsaal und dem Zimmer liegt, in
dem Napoleon I. wohnte. Aus dem Musiksaal
wurden alle antiken Musikinstrumente ausge-
räumt und der Raum mit wertvollen florentini-
schen Möbeln, mit Genueser Brokatteppichen und
anderen Kunstschätzen geschmückt. Die berühm-
ten Gartenanlagen auf der Insel werden nachts
vollständig erleuchtet sein. Die Stadt wird in
blauem und rotem Licht erstrahlen, womit man
den nationalen Farben der zu Gast geladenen
Nationen ein Kompliment machen will. Auf
allen Gebäuden werden die Flaggen der drei
Mächte wehen.
Sunkle Pläne Litauens?
DNB London, 3. April.
Mehrere Blätter veröffentlichen eine Exchange-
Meldung, wonach die litauische Regierung einen
neuen Schlag gegen das Memel gebiet
plant. „Im Vertrauen auf Unterstützung Frank-
reichs und Rußlands" wolle sie den Völkerbund
ersuchen, das jetzige Memelstatut durch eine un-
bedingte Anerkennung der Souveränität
Litauens über das Gebiet zu ersetzen. Präsi-
dent Smetona habe den Beschluß der Regie-
rung gebilligt. In Litauen betrachte man die
Memelangelegenheit als eine innerpolitische
Frage, in die Vertreter fremder Länder sich
nicht einmischen sollten. Die Unterhauserklä-
rung Simons habe keinen besonderen Eindruck
gemacht. Inzwischen setze das litauische Kabi-
nett die Litauisierung des Gebietes energisch
fort. Die Zivil- und Militärverwaltung werde
reorganisiert, um alle Spuren des 500 Jahre
alten deutschen Einflusses zu beseitigen. Die
Machtbefugnisse des Gouverneurs sollen noch er-
weitert werden.
„News Chronicle" stellt dazu fest, daß ein sol-
cher Beschluß der litauischen Regierung an einer
der Gefahrenstelle Europas eine äußerst kritische
Zuspitzung schaffen müsse. .
Ein amtliches Kommunique
DNB. Warschau, 3. April
Ueber den Besuch Edens in Warschau wurde
folgendes amtliches Kommunique ver-
öffentlicht:
Während seines Aufenthaltes in Warschau
wurde Lordsiegelbewahrer Eden vom Staatsprä-
sidenten und von Marschall Pilsudski empfangen.
Außerdem hatte Eden mehrere Besprechungen mit
Außenminister Beck. Eden unterrichtete Beck
über den Verlauf der Besprechungen, die Vie eng-
lischen Minister kürzlich in Berlin und Moskau
auf der Grundlage der durch das Londoner Kom-
munique vom 3. Februar festgelegten Richtlinien
geführt haben. Im Laufe der Unterredungen mit
Eden, die in einer offenen und freundschaftlichen
Atmosphäre geführt wurden, hat Beck Eden über
die Ansichten der polnischen Regierung über die
in dem Kommunique berührten Fragen und
über die' allgemeine internationale Lage unter-
richtet. Tie beiden Minister waren sich einig in
der Erkenntnis, daß ihr Meinungsaustausch, der
einen informativen Charakter hatte, seinen Zweck
erfüllt hat. Sie unterstrichen die Zweckmäßigkeit
der Aufreckterhaltung eines engen Kontaktes in
Bezug auf die weitere Entwicklung der Polnischen
Lage in Europa.
Austausch von Trinksprüchen
DNB Warschau, 3. April.
Bei einem Festessen zu Ehren des Lordsiegel-
bewahrers Eden sagte Außenminister Beck in
einer Rede, die gesamte polnische öffentliche
Meinung verfolge mit lebhaftestem Interesse
die englischen Bemühungen, den besten Weg zur
Befundung der internationalen Beziehungen
und zur Festigung des Vertrauens zu finden.
Ich wünschte, fuhr Außenminister Beck fort, daß
Sie aus unseren Unterredungen und aus der
persönlichen Fühlungnahme mit unserem Lande
Eindrücke und Beobachtungen mitnehmen, die
Ihrer Regierung die Abschätzung der praktischen
Möglichkeiten erleichterten, in der gegenwärtig
schwierigen internationalen Lage auf dem ge-
radesten Wege nach der Festigung des Friedens
und harmonischer Zusammenarbeit zwischen den
Nationen zu suchen. Ich hoffe, daß der aufrich-
tige vollständige Gedankenaustausch zwischen uns
in bescheidenem Maße dazu beiträgt, dieses Ziel
zu erreichen.
Lc.Siegelbewahrer Eden wies in seiner Er-
widerung auf die Bedeutung seiner informatori-
schen Besprechungen Paris, Berlin, Moskau und
Warschau sowie der bevorstehenden Besprechun-
gen in Prag hin. Er habe das Vertrauen, daß
sein Besuch in Warschau dazu beitragen werde,
eine noch engere Verständigung zwischen Polen
und England herbeizuführen. Seine freund-
schaftlichen Besprechungen mit Minister Beck und
Marschall Pilsudski würden insofern von größ-
tem Nutzen sein, als sie es jedem der beiden
Länder ermöglichten, diejenige Rolle noch besser
abzuschätzen, die den anderen bei dem großen
Werk der internationalen Organisation des
Friedens zufalle.
LlWfriedenheii in Moskau
DNB Moskau, 3. April.
Die Stellungnahme Polens zur diploma-
tischen Mission Edens erweckt in Moskau Un-
Zufriedenheit. Schon im Eisenbahnwagen zwi- j
schen der Sowjetgrenze und Warschau sei von-
feiten der Begleiter Edens an polnische Jour-
nalisten die Frage gerichtet worden, ob sich der
polnische Standpunkt nach den Berliner und
Moskauer Verhandlungen geändert habe. Dar-
auf hätten aber bereits die Artikel in der pol-
nischen Presse eine Antwort erteilt und diese
stelle ein wenig verschleiertes „Nein" dar.
Die Meldungen über das Auslandsecho der
Reise Edens sind sehr zusammengeschrumpft. Die
Aeutzerungen der Eden begleitenden englischen
Sonderberichterstatter über den Moskauer Auf-
enthalt waren in langen Auszügen wiederge-
geben worden. Was aus Warschau nach London
berichtet wurde, meldet „Jswestija" überhaupt
nicht, „Prawda" nur ganz kurz. Artikel über die
Warschauer Verhandlungen bringt die Sowjer-
presse bisher gar nicht. Man beschränkte sich
vorläufig auf eine gereizte redaktionelle Be-
merkung der „Jswestija" zu Darlegungen
polnischen Agentur Iskra über den polnischen
Standpunkt zum Ostpakt, wobei die oft wieder-
holten Empfehlungen des Ostpaktes erneut >wr-
gebracht wurden und Polen gegenüber behaup-
tet wurde, der einzig ernstliche Eegengrund sei,
daß „Polen einen Angriff aus die Sowjetunion
nicht verhindern wolle".
Die anläßlich des silbernen Regierungs-
jubiläums des Königs Georg geschaffene
Dankstiftung für die Wohlfahrt der englischen
Jugend wird über ein Grundkapital von vier
Millionen Pfund Sterling verfügen.