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WWMaft md Kunst / Aus trr Mit drr Fran / sie LMtnade
Pfälzer Note
Dienstag, 7. Mai 1935
70. Jahrgang / Ar. 105
Oer große Tag des englischen Volkes
Oer größte Festtag
seit dem Weltkriege
DNB. London. 6. Mai.
England beging am Montag seinen größten
Festtag seit dem Weltkriege, das 25jährige Re-
gierungsjubiläum König Georgs V. Millio-
nen Londoner und Besucher aus allen Teilen
Großbritanniens und des englischen Weltreiches
«nd der übrigen Welt hatten sich schon in den
frühen Morgenstunden in den festlich geschmück-
ten Straßen der englischen Hauptstadt einge-
funden, um den großartigen Jubiläums-
zug nach der St. Pauls-Kathedrale
zu sehen.
Es herrschte ein prachtvolles Wetter, Heller
Sonnenschein strahlte aus die menschengefüllten,
mit hunderttausenden von Flaggen und Girlan-
den geschmückten Straßen der Stadt. Die Zu-
schauer hatten in ihrer Begeisterung schon zum-
teil am Sonntagabend ihre Plätze auf dem har-
ten Pflaster eingenommen und waren in bester
Stimmung. Schon mehrere Stunden vor Be-
ginn des Umzuges marschierten große Truppen-
abteilungen, geführt von Musikkapellen im
Stadtinnern aus. Um 10 Uhr war die ganze
Strecke der Prozession von einem dichten Spa-
lier von 14 000 Soldaten aller Formationen —
Leibgarde, Kavallerie, Flieger, Marine, Terri-
torialarmee usw. — eingesäumt.
Der große Jubiläumsumzug
war ein Ereignis von ungeheurem Glanz und
einer Prachtentfaltung, die den großen Ueber-
lieferungen des englischen Königshauses und des
britischen Weltreiches würdig war. Die kilo-
meterlange Prozession wurde in sieben Abtei-
lungen durchgeführt. Als erster fuhr der bri-
tische Ministerpräsident MacDonald in vol-
ler Staatsuniform in Begleitung von berittener
Polizei durch die Straßen, überall begrüßt von
freudigen Zurufen der Menge.
Ihm folgten in fünf offenen Wagen die Mini-
sterpräsidenten von Kanada, Südafrika, Austra-
lien, Neuseeland, der Vertreter Indiens und
die Ministerpräsidenten von Südrhodesien und
Nordirland. In der zweiten Prozession folgten
der Sprecher des Unterhauses und in der dritten
der Lordkanzler von England und andere hohe
Würdenträger.
Die großartigsten Szenen spielten sich jedoch
kurz nach 10 Uhr am königlichen Bucking-
ham p a l a st ab, wo Hunderttausende von Men-
schen ihren Monarchen erwarteten. Einige Min.
nach 10 Uhr trafen die Mitglieder der könig-
lichen Familie ein, um den König und die Köni-
gin zu ihrem Jubelfest zu beglückwünschen- Die
nächsten drei Umzüge wurden von den Prinzen
des königlichen Hauses und ihren Familien ge-
bildet. Der Prinz von Wales, der von der
Königin Maud von Norwegen, der Schwester
König Georgs, begleitet war, trug die pracht-
volle Uniform eines Obersten der Walliser Leib-
garde, den roten Rock mit Orden bedeckt. Ihm
folgte der Herzog von York in Marineuniform.
Als das englische Königspaar wenige Minu-
ten vor 11 Uhr in einer von sechs Grauschim-
meln gezogenen offenen Karosse den Bucking-
hampalast verließ, erhob sich ein ungeheurer Be-
geisterungssturm unter der Menge. Der König,
der die in Gold und Purpur strahlende Uniform
eines Feldmar^challs der britischen Armee trug,
war tief gerührt und dankte der Menge durch
Zuwinken. Königin Mary, zur Linken des
Monarchen sitzend, trug ein mit Silber und Dia-
manten geschmücktes Prachtkleid mit dem blauen
Band des Hosenbandordens. Vor der königlichen
Karosse ritt eine Eskorte Leibgardisten in roten
Uniformen und mit goldenen Helmen. Hinter
dem königlichen Wagen folgte eine endlose Reihe
von Staatswagen mit hohen Beamten und
Würdenträgern des Königreiches, darunter die
Maharadschas von Patiala, Kaschmir und andere
indische Fürsten in prachtvollen orientalischen
Gewändern. Weitere berittene Truppenabtei-
lungen, darunter Dragoner, Husaren und Küras-
siere in leuchtenden farbenbunten Uniformen,
beschlossen den königlichen Umzug.
Ueberall wo das Königspaar durch die Stra-
ßen zog, erhoben sich
ungeheure Begeisterungsstürme der Menge.
Ununterbrochen ertönten die Rufe: „Es lebe der
König und es lebe die Königin". Am Eingang
zur Londoner City wurde der König vom Lord-
, major von London begrüßt, der ihm nach alter
Ueberlieferung ein mit Perlen besetztes Schwert
überreichte.
Ein kleiner Zwischenfall ereignete sich
kurz vor der St. Paulskathedrale, als sich ein
Banner mit der Aufschrift „Es lebe der König"
plötzlich entfaltete und die bolschewistische Flagge
mit Hammer und Sichel, sowie die Worte „Ar-
beiter aller Länder, vereinigt Euch" sichtbar
wurde. Die Menge stürzte sich sofort auf die
Banner und zerriß es in viele Stücke.
Der Dankgottesdienst
in der St. Pauls-Kathedrale
DNB. London, 6. Mai.
Die Jubiläumsfeier erreichte ihren Höhe-
punkt mit dem großen Dankgottesdienst in der
St. Pauls-Kathedrale im Herzen Londons. Schon
kurz vor der Ankunft des Königs war der große
festlich geschmückte Dom mit den Ehrengästen ge-
füllt. Die Menge der prunkvollen Uniformen
und der glitzernden Gewänder bot ein unvergeß-
liches Bild in dem Halbdunkel der Kathedrale,
das nur von den durch die gemalten Fensterschei-
ben hereinbrechenden Sonnenstrahlen erhellt
wurde. Diplomaten aller Länder, Ministerpräsi-
denten, Kabinettsminister, hohe Militärs und
Beamte erwarteten das große Zeremo-
niell. Als das Königspaar an den Stufen der
St. Pauls-Kathedrale eintraf, begannen die
Glocken des Doms und aller Kirchen Londons
zu läuten. Langsam, mit feierlichen Posaunen-
klängen begrüßt, schritten König Georg und
Königin Mary, zwischen einem Spalier Leib-
garde, die mittelalterliche Uniformen trug, die
Stufen empor. Am Eingang des Portals wurde
das Königspaar vom Bischof von London, der
die goldene Mitra und einen farbenprächtigen
Talar trug, empfangen. Unter den gedämpften
Klängen eines Chorals begab sich das hohe
Paar durch die ehrfurchtsvoll stehende Menge
zu den goldenen Stühlen gegenüber dem Altar.
Nachdem sie Platz genommen hatten, wurde der
Gottesdienst mit der ersten Strophe der Natio-
nalhymne „Gott erhalte unseren König" eröff-
net. Es folgten Dankes- und Lobhymnen und
der Gesang der Psalmen 95 und 121.
Das Oberhaupt der evangelischen Freikirchen
Englands verlas hierauf mehrere Kapitel aus
dem Alten und Neuen Testament, die auf das
feierliche Ereignis Bezug hatten- Der Mittel-
punkt der Feier war die Ansprache des,
Erzbischofs von Canterbury, des
höchsten Würdenträgers der englischen Hoch-
kirche. Er sprach von der uneigennützigen Pflicht-
treue des englischen Königspaares in allen
schweren und frohen Zeiten und sagte: „Im
Verlauf der Jahre ist Georg V. nicht nur der
König, sondern der Vater seines Volkes
gewesen. Er habe bei seinem Volke Ergebenheit
und wärmste Liebe erweckt. Wir beten für die-
ses teure Land und für das Imperium, daß es
vor der Welt die Sache des Friedens unter
allen Nationen, die Grundsätze der Freiheit und
der Gerechtigkeit und das Beispiel einer Ge-
meinschaft aufrecht erhalte, in der alle Bürger
die eraebenen Diener des gemeinsamen Wohl-
ergehens sind." Der Bischof von London sprach
dann das Dankgebet, das von dem Königs-
paar und der gesamten Zuhörerschaft knieend
mitgesprochen wurde. Zum Schluß der über eine
Stunde dauernden Feier erteilte der Erzbischof
dem Iubiläumspaar den Segen, worauf die
Versammlung die letzten Verse der National-
hymne sang.
Unter Posaunenklängen verließen der König
und die Königin die Kathedrale und begaben
sich unter den nichtendenwollenden Begeiste-
rungsstürmen der Menge in ihre Karossen. Der
große Zug bewegte sich dann nach dem Königs-
palast zurück, wobei sich wiederum dieselben
Szenen der Begeisterung und des Jubels ab-
spielten wie auf dem Hinwege.
König Georg an sein Voll
Botschaft im Rundfunk
DNB. London, 6. Mai.
Am Abend des Iubiläumstages richtete
König Georg V. über den Rundfunk an seine
Untertanen im ganzen englischen Weltreich eine
Botschaft. Vor einem goldenen Mikrophon im
Regentensaal des Buckingham-Palastes sitzend,
sagte der König mit tiefbewegter Stimme:
„Worte können meine Gedanken und Gefühle
nicht aussprechen. Ich kann hier, mein geliebtes
Volk, nur sagen, daß die Königin und ich aus
der Tiefe unserer Herzen für alle Ergebenheit
und Liebe danken, mit der Ihr uns am heuti-
gen Tag und immer umgeben habt. Ich weihe
mich von neuem Eurem Dienst für die Jahre,
die mir noch gegeben sein mögen. Ich blicke mit
Dankbarkeit zu Gott auf die Vergangenheit zu-
rück. Mein Volk und ich haben zusammen große
Prüfungen und Schwierigkeiten durchgemacht.
Sie sind noch nicht vorüber. Mitten in den
Freuden dieses Tages denke ich mit Trauer an
die Zahl meiner Untertanen, die immer noch
arbeitslos sind. Wir schulden ihnen alles Mit-
gefühl und alle Hilfe, die wir leisten können.
Ich hoffe, daß alle, die es können, während die-
ses Jubiläumsjahres ihr äußerstes tun werden,
um ihnen Arbeit zu verschaffen und Hoffnung
zu bringen. Andere Besorgnisse mögen bevor-
stehen. Aber ich bin überzeugt, daß sie mit Gotte -
Hilfe alle überstanden werden mögen, wenn wir
ihnen mit Vertrauen, Mut und Einigkeit ent-
gegentreten. So sehe ich der Zukunft mit Glau-
ben und Hoffnung entgegen. Den Jungen gehört
die Zukunft. Ich vertraue darauf, daß durch den
von meinem Sohn, dem Prinzen von Wales,
eingeweihten Iubiläumsfonds vielen von ihnen
an Körper, Seele und Charakter geholfen wck-
den möge, damit sie nützliche Staatsbürger
werden.
Eine besondere Botschaft möchte ich an die
Kinder richten. Ich bitte Euch, daran zu den-
ken, daß Ihr in den kommenden Tagen die Bür-
ger eines großen Weltreiches sein werdet. Hal-
tet stets diesen Gedanken vor Euch, während
Ihr heranwachst. Und wenn die Zeit kommt,
seid bereit und stolz, Eurem Vaterland den
Dienst Eurer Arbeit, Eures Geistes und Eures
Herzens zu widmen. Ich bin sehr gerührt durch
alle Grüße, die mich heute aus meinen Domi-
nons und Kolonien, aus Indien und aus dem
Heimatland erreicht haben Mein Herz geht
hinaus zu allen, die mir jetzt zuhören mögen —
hier in der Heimat, in Stadt oder Dorf, oder
in einer entfernten Ecke des Imperiums, oder
vielleicht auf hoher See. Ich danke meinem ge-
liebten Volk von Herzen. Gott möge es segnen!"
3 Millionen Zuschauer
London im Festrausch
DNB London, 6. Mai.
Das Königspaar war schon gegen 13 Uhr
von seinem Triumphzug durch die Stadt wieder
zurückgekehrt. Trotzdem harrte eine unüberseh-
bare Menschenmenge viele Stunden lang gedul-
dig vor dem Buckingham-Palast aus. Immer
wieder wurden Rufe nach dem König laut, der
sich wiederholt auf dem Balkon zeigte. Auch das
Erscheinen der Königin, des Prinzen von Wales
und der übrigen Mitglieder der königlichen
Familie rief begeisterte Huldigungen hervor. Bei
dem hochsommerlichen Wetter gab es ungewöhn-
lich viele Ohnmachtsanfälle, was jedoch der
Stimmung keinen Abbruch tat. Nach Zeitungs-
meldungen soll sich die Zahl der Zuschauer heute
auf rund drei Millionen beziffert haben.
Die Londoner Bevölkerung und mit ihr die
iv Lutsche iMonmioziaiistischer
Weltanschauung
Soziale Zufriedenheit der Arbeiterschaft als Grundlage der Volksgemeinschaft
NDZ Berlin, 6. Mai.
Der Staatssekretär im Reichsfinanzministe-
rium, Fritz Reinhardt, faßt in der Deut-
schen Steuerzeitung die nationalsozialistische
Weltanschauung in folgenden 10 Grunderkennt-
nissen zusammen:
1. Der Vater aller Dinge ist Kampf.
2. Der Einzelne ist nichts, ohne Glied einer
Volksgemeinschaft zu sein.
3. Der natürliche Kraftquell, dessen der Ein-
zelne zur Gestaltung der Dinge seines Berufs,
seiner Familie und schließlich seines Ichs bedarf,
ist die Nation.
4. Das Schicksal des Einzelnen ist gebunden
an das Schicksal der Nation, das Schicksal der
Nation bestimmt sich nach Vorhandensein und
Stärke wahrer Volksmacht
5. Wahre Volksmacht ist nur gegeben in dem
gefühlsmäßigen Verbundensein der einzelnen
Volksgenossen gegenüber der Volksgemeinschaft
in der Bereitwilligkeit und Entschlossenheit der
Einzelnen, in allen Dingen ihres Lebens das
eigen« Ich den Belangen des Volksganzen unter-
zuordnen, in den Willen der Einzelnen, Glie-
der eines selbständigen frei«« Volkes zu sein,
und in der Entschlossenheit, diesen Willen immer
und überall, wo das Schicksal der Nation es be-
dingt. einzusetzsn.
6. Der Schlüssel zum Erfolg im Kampf um die
Gestaltung der Dinge in der Nation und damit
um den Kraftquell für das Sein jedes Einzelnen
ist unbedingte soziale Gerechtigkeit der Beziehun-
gen der Volksgenossen zueinander und zum
Staat-
7. Soziale Zufriedenheit der Arbeiterschaft ist
die elementarste Voraussetzung für den Stand
der Volksgemeinschaft. Sie ist der felsige Grund,
auf dem die Nation blühen und gedeihen kann.
8. Nationalsozialismus ist auf Sand gebaut,
solange er nicht auf unbedingter sozialer Ge-
rechtigkeit beruht, und Sozialismus ist auf Sand
gebaut, solange er nicht auf nationalem Denken
beruht. Nationalsozialismus ist der einheitliche
Nenner, auf dem wahrer Nationalismus und
wahrer Sozialismus sich finden und der den
Begriff der Volksgemeinschaft in sich birgt.
9. Nationalsozialismus in seiner letzten
Schlußfolgerung ist Kampf um das Lebensrecht
der Nation und damit um die Erhaltung und
Stärkung des Kraftstroms dessen der Einzelne
bedarf.
10. Im Kampf um das Lebensrecht der Nation
gibt es nicht Opfer, sondern nur Pflicht, Pflicht
und immer nur Pflicht. Zur Teilnahme an die-
sem Kampf ist der Einzelne von Natur aus ver-
pflichtet.