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Pfälzer dote
Dienstag, 18. Zum 1S3S
70. Jahrgang / Ar. 139
Die Nation Hilst Amsdorf
Neues Vorgehen japanischer Truppen
Besetzung einer wichtigen Telegraphentinie und zahlreicher Sunkstationen
England informiert sich
Reichliche Spenden
DNB Wittenberg, 17. Juni
Aus allen Teilen des Reiches sind in tiefer
Verbundenheiit mit den Hinterbliebenen der
Opfer des Unglücks von Reinsdorf reichliche
Spenden eingegangen. In jeder Weise wird
versucht, das Los der vom Schicksal so hart Be-
troffenen zu erleichtern, und ist der Verlust des
Lebensgefährten, des Ernährers oder des Soh-
nes auch nicht zu ersetzen, so tut doch die Liebe
viel, die das ganze Volk den Brüdern und
Schwestern in Reinsdorf zuteil werden läßt. Mit
Einwilligung des Gauleiters und des Regie-
rungspräsidenten ist ein Hilfsausschuß ge-
bildet worden, dem der Kreisleiter Heiden-
reich-Wittenberg, Landesrat Holz, Oberbür-
germeister Dr. Rasch, Kreisamtsleiter der
NSV, Hornemann, der Vorsitzende des Ver-
trauensrates der WASAE, Obersturmführer
Gurte, angehören. Dieser Ausschuß wird am
Mittwoch über die endgültige Verteilung der
eingegangenen Spenden beschließen. Hierbei
werden selbstverständlich die Familien, in denen
minderjährige Kinder den Vater verloren ha-
ben, besonders berücksichtigt werden. Die Schwer-
verletzten, die für dauernd erwerbsunfähig blei-
ben sollten, werden den Angehörigen der bei
dem Unglück ums Leben Gekommenen gleichge-
stellt.
Bereits jetzt schon hat der Regierungspräsi-
dent aus dem vom Führer und Reichskanzler
Adolf Hitler gespendeten 100 000 RM-Fonds
den Hinterbliebenen eine vorläufige Unterstü-
tzung ausgehändigt als Vorschuß auf den end-
gültig festzusetzenden Betrag. Hinterbliebene mit
Kinder erhielten 1000 RM, ohne Kinder 500
RM. In den Fällen, in denen der Sohn der Er-
nährer der Eltern war oder der Tod die Mutter
von den Kindern riß, wurden 500 RM zur Ver-
fügung gestellt. Auch der Kreisleiter hat von
dem ihm zur Verfügung stehenden Fond sämt-
lichen Hinterbliebenen 250 RM, den Verletzten!
im Paul-Gerhard-Stift je 150 RM und den
Leichtverletzten 50 RM überbracht. Diese Unter-
stützungsbeiträge wurden den Volksgenossen mit
einem vom Kreisleiter und vom Landrat unter-
zeichneten Schreiben „im Namen des Führers
und des deutschen Volkes" von dem Beauftrag-
ten der Partei übergeben. Auch Gauleiter
Staatsrat Jordan hat einen namhaften Geld-
betrag zur Verfügung gestellt.
Zur weiteren Durchführung der Unterstützungs-
aktion hat der Gauleiter in Gemeinschaft mit
dem Eauamtsleiter der NSV, Uebelhör, mit
den Worten „Opfert für Reinsdorf" einen Auf-
ruf an die Bevölkerung von Halle-Mersebürg
gerichtet, ihre Spenden auf das Sonderkonto
Nummer 2646 bei der Stadtkasse Naumburg
(Unglück Reinsdorf) zu überweisen. Es wird
darauf hingewiesen, daß auch weiterhin Lei allen
NSV-Dienststellen Geld- und Sachspenden unter
ausdrücklichen Hinweis auf den Verwendungs-
zweck abgegeben werden können.
Der für den Reinsdorfer Betrieb zuständige
Träger der Reichsunfallversicherung
die Berufsgenossenschaft der chemischen Indu-
strie, hat bereits Vorschußzahlungen auf die ge-
setzlichen Rentenbezüge zur Auszahlung gebracht.
Das Verfahren wegen der endgültigen Feststel-
lung der Unfall- und Hinterbliebenenrenten ist
eingeleitet und wird mit größter Beschleunigung
durchgeführt werden.
*
Im Laufe des Montags konnten von den aus-
gefundenen Toten wiederum fünf erkannt wer-
den, und zwar handelt es sich um Helmut
Schaumburg aus Wittenberg. Emil Kra-
mer aus Wittenberg, Karl Best aus Coswig,
Frau Thieme aus Wittenberg, Emil Mül-
ler aus Schkölen, Kreis Weißenfels. Damit
find 44 Opfer erkannt.
Dor Bruder des Reichsministers Dr. Goeb-
bels, Pg. Hans Goebbels, hat als Be-
triebsführer der Provinzial-Feuerversicherungs-
anstalt der Rheinprovinz die Ehrenpatenschaft
über zehn kleine Kinder der durch die Explo-
sionskatastrophe in Reinsdorf in Not geratenen
Familien übernommen.
*
DNB Wittenberg, 17. Juni.
Das Central Relief Comitee Newyork hat an
den Bürgermeister in Reinsdorf folgendes Tele-
gramm gerichtet:
„Unser Comitee, erschüttert von der Kata-
strophe, möchte 100 betroffenen Familien durch
Sie mit Lebensmitteln versorgen. Unser Lager
bei Vachmann-Bremen ist angewiesen, 100 Nah-
rungsmittelkisten zu Ihrer Verfügung zu halten.
Bachmann erwartet Ihre Dispositionen."
Das Reinsdorfer Unglück hat die Anteilnahme
der ganzen Welt wachgerufen- Eine Spende wie
die des Central Relief Comitees in Newyork
wird nicht nur von Len vom Unglück Betroffe-
nen, sondern vom ganzen deutschen Volke mit
aufrichtige mDank in Empfang genommen.
DNB. Mukden, 17. Juni.
Das japanische Oberkommando hat in der
Nacht zum Sonntag die Telegraphenlinie
Schanhaikwan-Tientsin militärisch be-
setzt. Sämtliche Telefonämter an dieser Linie
stehen unter japanischer Militäraufsicht. Das
japanische Oberkommando hat außerdem zahl-
reiche Funkstationen besetzt und überwacht
den ganzen Funkverkehr zwischen Nord-China
und Nanking.
Die japanische Presse berichtet, daß mit Ge-
nehmigung des japanischen Kriegsministeriums
zahlreiche Flugzeuge nach Kalgan entsandt
sind, wo die japanische Militärmission Verhand-
lungen mit den chinesischen Ortsbehörden über
die Teilräumung der Provinz Tschachar
führt. Diese Maßnahmen sollen erfolgt sein, um
Zusammenstöße zwischen japanischen und chinesi-
schen Truppen zu vermeiden.
DNB. Mukden, 16. Juni.
Nach einer Mitteilung aus Tschengtö wurde
der japanische Gendarmerieoberst Mazukata
acht Kilometer von Tschengtö tot aufgefunden.
Er war einer der Leiter der Sicherheitsbehörden
in der Provinz Jehol und hat sich im Kampf
gegen die anti-japanische Bewegung ausgezeich-
net, die von chinesischen Nationalistischen Kreisen
geleitet wurde. Man vermutet, daß der Mord
von japan-feindlichen Chinesen ausgeführt
wurde.
-st
DNB. London, 17. Juni.
Die englische Regierung hat — wie der diplo-
matische Mitarbeiter des „Daily Telegraph"
meldet, — auf Grund der chinesischen Vorstellun-
gen in London sowohl in Tokio wie in Peking
Nachforschungen über die Lage in Nord-
china eingeleitet. Der Korrespondent berichtet.
Laß die chinesischen Vorstellungen anscheinend
nur in der englischen Hauptstadt, nicht aber in
den Hauptstädten der anderen Unterzeichnerstaa-
ten des Neunmächtevertrages erhoben worden
seien. Der englische Außenminister, Sir Samuel
Hoare, werde es jedoch im Unterhaus wahr-
scheinlich klar machen, daß England in dieser
Angelegenheit nicht unabhängig vor-
gehen könne. Besprechungen über die nord-
chinesische Lage hätten u. a. bereits mit der Re-
gierung der Vereinigten Staaten stattgefunden.
Italien und Abessinien
DNB. Paris, 17. Juni.
Der römische Berichterstatter der Wirtschafts-
zeitschrift „Agence Economique et Financiüre"
will von einer hochgestellten faschistischen Per-
sönlichkeit Folgendes über die italienische Grund-
auffassung über die Abessinien-Politik erfahren
haben:
Bei der Verteilung der deutschen Kolonial-
beute am Ende des Kriegs hätten die' zweit-
klassigen italienischen Diplomaten in Versailles
die Erfüllunig des Versprechens von 1915 nicht
erreichen können. Man habe die Aufmerksam-
keit der Italiener von den Kolonien auf die
Adria-Frage, auf Fiume und Triest abgelenkt.
Jetzt habe Mussolini mit seinem Plan in Abes-
sinien den seinerzeit begangenen Irrtum berich-
tigen wollen. Er wolle Abessinien und halte
das in Anbetracht des im Kriege vergossenen
italienischen Bluts für sein Recht und betrachte
es als eine Wiedergutmachung des
Italien in Versailles zugefügten
Unrechts. Aber England, das noch mit den
gleichen Diplomaten wie früher zu tun zu haben
glaube, schaffe einen neuen Anlaß, um Italiens
Aufmerksamkeit von Ostafrika abzulenken. Lon-
don erkläre, daß Italien die Wacht am Bren-
ner übernehmen müsse, wenn die bereits be-
drohte europäische Zivilisation nicht schweren
Schaden erleiden solle. Mussolini aber habe das
Spiel durchschaut. Er sei der Ansicht, daß die
Vrennerfrage nicht anders liege als seinerzeit
die Adriafrage, dazu bestimmt Italien über die
wahren Absichten zu täuschen. Daher habe Mus-
solini in seiner Senatsrede erklärt, daß die öster-
reichische Frage eine europäische sei. Das be-
deutet nicht, daß Italien nicht mehr bereit sei,
die Unabhängigkeit Oesterreichs zu gewährlei-
sten, im Gegenteil. Es bedeute aber außerdem,
daß Italien neben der österreichischen Unabhän-
gigkeit andere Belange habe und daß es vor
allem um keinen Preis die abessinische Frage
vernachlässigen werde.
Gegen 74 Kommunisten begann am Montag
vor dem zur Zeit in Hamburg tagenden 8.
Strafsenat des Preußischen Kammergerichts
eine Verhandlung wegen Vorbereitung zum
Hochverrat, Mordversuch und anderen Delikten.
Sir Hoare vor dem Unterhaus
Anfragen wegen der Entwicklungen in Abessinien, Lhina und Litauen
DNB London, 17. Juni.
Nach Beendigung der Pfingstferien traten die
beiden Häuser des englischen Parlaments am
Montag wieder zusammen.
Die Sitzung des Unterhauses erhielt ihr
besonderes Gepräge durch das erstmalige Er-
scheinen der Mitglieder der neuen Negierung
Baldwin. Beim Betreten des Sitzungs-
saales wurden der Ministerpräsident und auch
sein Vorgänger MacDonald von den Bän-
ken der Regierung imt freundlichem Beifall be-
grüßt. In der Fragezeit gab der Unterstaats-
sekretär für Indien eine Erklärung über das
Erdbeben in Quetta ab. Nach amtlichen
Schätzungen wird in den von der Katastrophe
betrofenen Landstrichen eine Totenzahl von über
40 000 befürchtet. Die Zahl der ums Leben ge-
kommenen Europäer wird mit 190 angegeben.
Weitere 240 sind mehr oder minder schwer ver-
letzt.
Als sich anschließend der neue Außenminister
Sir Samuel Hoare zur Beantwortung einer
Anfrage erhob, wurde er mit herzlichen Zurufen
begrüßt. Die Frage bezog sich auf die Lage in
Abessinien und die von der britischen
Regierung zur Aufrechterhaltung des Friedens
unternommenen Schritte. Hoare verwies auf
die umfassende Erklärung Edens am 7. Juni,
der er im Augenblick nichts hinzuzufügen habe.
In Beantwortung einer weiteren Frage teilte
er mit, daß eine Antwort der japanischen Regie-
rung auf den englischen Protest wegen der Er-
richtung eines Oelmonopols in der
Mandschurei nicht eingegangen sei. In der
Zwischenzeit sei das Monopol in Kraft getreten,
und unter diesen Umständen hätten die britischen
und amerikanischen Gesellschaften beschlossen, sich
vom mandschurischen Oelmarkt zurückzuziehen.
Hierauf fragte ein Abgeordneter nach der Lage
in China. Hoare antwortete, seit einigen
Wehrmacht und Öffentlichkeit
NdZ Berlin, 17. Juni
Um eine einheitliche Vertretung der gesamten
Wehrmacht in der Öffentlichkeit sicherzustellen,
hat der Reichskriegsminister eine Anordnung
erlassen. Danach ist im Reichskriegsministerium
die bearbeitende Stelle für die Fragen der Ver-
tretung der Wehrmacht in der Öffentlichkeit das
Wehrmachtsamt. Uebertragung bestimm-
ter Aufgaben dieser Art auf einen Wehrmachts-
teil kann stattfinden, wenn es das Interesse der
gesamten Wehrmacht erfordert oder wenn nur
Monaten seien in der wirtschaftlichen Lage
Chinas offenkundige Schwierigkeiten eingetre-
ten, die . durch das kürzliche Anziehen des Sil-
berpreises eine weitere Verschärfung erfahren
hätten. Es sei bekannt, daß die britische Regie-
rung die Entwicklung mit Interesse verfolge, und
sie habe jetzt veranlaßt, daß der wirtschaftliche
Finanzberater der britischen Regierung Sir
Frederick Leith-Roß sich sobald wie mög-
lich nach China begebe, um die britische Regie-
rung über die Lage zu unterrichten. Trotz der
Finanzkrise sei die politische Lage in den letzten
Monaten nicht ungünstig gewesen. In Nord-
china habe in den letzten zwei Wochen allerdings
eine beunruhigende Entwicklung Platz gegrif-
fen. In gewissen Einzelheiten widersprächen sich
die Berichte, und die Lage sei schnellen Aende-
rungen ausgesetzt. Hoare teilte schließlich mit,
daß er durch Vermittlung der britischen diplo-
matischen Vertreter in Tokio und Nanking mit
der japanischen und chinesischen Regierung in
Verbindung stehe und daß der Meinungsaus-
tausch zurzeit noch andauere.
Oberstleutnant Moore fragte den Außen-
minister, ob er Mitteilnugen über die vollzoge-
nen oder beabsichtigten Schritte machen könne,
die England gemeinsam mit Frankreich in der
Memelangelegenheit zu tun gedächten,
um sicherzustellen, daß die litauische Regierung
die deutschen Einwohner von Memel gerecht be-
handele und inbezug auf den Memelländischen
Landtag die verfassungsmäßigen Zustände wie-
derherstelle. Außenminister Hoare antwortete,
er hoffe in Kürze in der Lage zu sein, dem
britischen Gesandten in Riga Auftrag zur Wei-
tergabe einer Mitteilung an die litauische
Regierung zu geben, und zwar gemeinsam mit
seinen französischen und seinen italienischen Kol-
legen. Unter diesen Umständen könne er zur-
zeit keine weiteren Einzelheiten mitteilen.
ein Wehrmachtsteil berührt wird. Fragen dieser
Art, die die gesamte Wehrmacht angehen, sind
insbesondere das Auftreten der Wehrmacht bei
politischen Veranstaltungen, die Behandlung
grundsätzlicher Wehrmachtfragen in Presse,
Rundfunk, Film usw. sowie besondere Vorkomm-
nisse politischer Art. Der Minister überträgt den
Wehrkreis- und Stationskommandos und den
Flottenkommandos in ihren Befehlsreichen die
Vertretung der Wehrmacht in den vorgenannten
Fragen. Die Luftkreiskommandos sind bei An-
lässen, die sie berühren, rechtzeitig zu hören und
zu beteiligen. In den Standorten liegt die glei-
che Aufgabe in der Hand der Standortältesten.