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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 101 - Nr. 110 (2. Mai - 13. Mai)
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Montag, 13. Rai 1935

70. Jahrgang / Ar. 110

Marschall pilsudski gestorben
Das polnische Volk verliert seinen größten Patrioten

DNV. Warschau, 12. Mai.
Marschall Pilsudski ist am Sonntagabend
um 20.45 Uhr gestorben.
Marschall Pilsudski ist im Belvedere-Schloß
in Warschau entschlafen, nachdem ihm ein Mili-
tärkaplan noch die Sterbesakramente gereicht
hatte. Die Krankheit des Marschalls währte be-
reits mehrere Monate. Die Aerzte hatten einen
Magen- und Leberkrebs festgestellt. Am
11. Mai trat eine plötzliche Verschlechterung im
Befinden des Kranken ein. Der Marschall er-
litt einen Magenblutsturz, der eine Schwächung
der Herztätigkeit zur Folge hatte. Bald daraus
trat der Tod ein.
Noch im Laufe der Nacht wird der Präsident
der polnischen Republik einen Aufruf an das
polnische Volk verlesen. Die Nachricht vom Ab-
leben des Marschalls verbreitete sich in War-
schau wie ein Lauffeuer. Vor dem Belvedere-
Schloß, in dem Pilsudski lebte und gestorben ist,
sammeln sich bereits größere Menschenmengen an.
Polens Nationalheros Marschall Pilsudski!
wurde am 5. Dezember 1867 in Zulow in der
Nähe von Wilna geboren. Er studierte in Char-
kow Medizin, wurde aber von der Universität
wegen seiner politischen Tätigkeit relegiert. Er
trat mit sozialistischen Kreisen in Verbindung
und wurde im Jahre 1887 a"f fünf Jahre nach
Sibirien verbannt- Nach seiner Rückkehr orga-
nisierte er die Polnische Sozialistische Partei und
gab die Zeitung „Robotnik" heraus. Im Jahre
1900 wurde er erneut verhaftet, konnte aber aus
Petersburg nach Kiew fliehen und später nach
Galizien, wo er lange Zeit in Krakau weilte.
In diese Zeit fiel auch eine Reise nach London.
In Krakau bereitete er einen nationalen Auf-
stand grundlegend vor. Er fuhr dann nach
Japan, um mit der japanischen Regierung über
die Bewaffnung Polens zum Kampf gegen den
Zarismus zu verhandeln, ein Plan, der jedoch
mißlang. Er begründete die Kampforganisatio-
nen der Polnischen Sozialistischen Partei und
die galizischen Schutzverbände. Beim Ausbruch
des Weltkrieges ernannte ihn die insgeheim in
Krakau gebildete „nationale Regierung" zum
Oberbefehlshaber aller polnischen Streitkräfte.
Von Krakau aus führte er dann die berühmte
erste Legionärsbrigade nach Kielce, des-
sen Einnahme ihm gelang. Die Schützenver-
bände traten nunmehr unter seiner Führung als
polnische Legion auf. 1916 jedoch legte er diese
Führung nieder. Am 15. Juli 1917 wurde er in
Magdeburg interniert.
Die Mittelmächte errichteten in diesem Zeit-
abschnitt den selbständigen polnischen
Staat. Als Pilsudski am 10. November 1918
nach Warschau zurückkehrte, übertrug ihm der
jetzt gebildete Regentschaftsrat die Militärge-
walt. Fünf Tage später übernahm er die oberste
Gewalt und nach Auflösung des Regentschafts-
rates die gesamte Staatsgewalt. Er berief den
verfassunggebenden Sejm ein, der ihm im Febr-
1919 bis zur Uebernahme der ordentlichen
Staatsverfassung die weitere Geschäftsführung
übertrug. Im Dezember 1922 zog sich Pilsudski
von den Regierungsgeschäften zurück, kehrte aber
im Mai 1926 wieder, nachdem er nach gewalti-
gen Kundgebungen des Militärs durch einen
Putsch die Macht an sich reißen konnte. Am 21.
Man 1926 wird er zum Staatspräsidenten ge-
wählt, nimmt aber die Wahl nicht an. In der
neuen Regierung übernahm er das Kriegs-
ministerium und im Oktober 1926 das Amt des
Ministerpräsidenten, das er bis zum 27. Juli
1928 und später noch einmal vom August bis
Dezember 1930 inne hatte. Sonst behielt er sich
in allen Regierungen nur das Amt des Kriegs-
ministers vor und übte gleichzeitig die Befug-

nisse des Armee-Generalinspekteurs aus. Unter
seiner Führung entwickelte sich der Aufbau
Polens zu einem starken Staatswesen im In-
nern und auch nach außen.
Ihm ist auch das Gelingen der guten Bezie-
hungen zwischen Deutschland und Polen zu
danken, das im polnisch-deutschen Freundschafts-
abkommen seinen Ausdruck fand. Dieser Vertrag,
der im deutsch-polnischen Verhältnis für zehn
Jahre eine enge freundschaftliche Bindung sichert,
ist auch ein wertvoller Beitrag für den euro-
päischen Frieden und somit ein bedeutendes Ver-
dienst Marschall Pilsudskis.
Kabinettsrat in Warschau
DNV. Warschau, 13. Mai.
Unmittelbar nach Vekanntwerden der Nach-
richt vom Tode des Marschalls Pilsudski traten
die Mitglieder des polnischen Kabinetts zu einer
Sitzung zusammen. Ministerpräsident Slawek
begab sich darauf ins Königliche Schloß, wo er
vom Staatspräsidenten Moscickizu einer län¬

geren Audienz empfangen wurde. Der Staats-
präsident hat zum Generalinspekteur der Armee
den General Eduard Rydz-Smigly und auf
Antrag des Ministerpräsidenten zum Leiter des
Kriegsministeriums den General Zbigniew K a -
sprzycki ernannt. Auf Veranlassung der Re-
gierung wurden sämtliche Theatervorstellungen
abgesagt- Der polnische Rundfunk hat für mor-
gen sein gesamtes Programm abgesagt.
Das Veileidsielegramm
des Führers
DNV. Berlin, 13. Mai.
Der Führer und Reichskanzler hat aus An-
laß des Todes des Marschalls Pilsudski folgen-
des Beileidstelegramm an den polnischen Staats-
präsidenten gerichtet:
Tief bewegt durch die Nachricht von dem Hin-
scheiden des Marschalls Pilsudski spreche ich
Eurer Exzellenz und der polnischen Regierung
mein und der Reichsregierung aufrichtigstes Bei-
leid aus. Polen verliert in der verewigten

Marschall den Schöpfer seines neuen Staates
und seinen treuesten Sohn; mit dem polnischen
Volk betrauert auch das deutsche Volk den Tod
dieses großen Patrioten, der durch seine ver-
ständnisvolle Zusammenarbeit mit Deutschland
nicht nur unseren beiden Ländern einen großen
Dienst geleistet, sondern darüber hinaus den
wertvollsten Beitrag zur Befriedung Europas
gegeben hat.
Die Ausnahme
der Todesnachricht in Verlin
DNB. Verlin, 13. Mai. Der Tod des Mar-
schalls Pilsudski, der kurz vor Mitternacht in
Berlin bekannt wurde, hat die deutsche Öffent-
lichkeit, die sich dem polnischen Volke in diesem
Augenblick der nationalen Trauer besonders eng
verbunden fühlt, aufs lebhafteste bewegt. Die
Nachricht erregte überall herzliche und aufrich-
tige Teilnahme, die dem Gefühl entsprang, daß
Polen seinen größten Sohn verlor, das deutsche
Volk aber gleichzeitig einen Freund, der dem
neuen Deutschland Verständnis entgegenbrachte.

Eröffnung der Ausstellung »Frau und Voll"

Reichsminifier Dr
DNV Düsseldorf, 11. Mai.
Am Samstag mittag fand im Planetarium,
das mit den Fahnen des Reiches und der NS-
Frauenschaft sowie mit frischem Grün ausge-
schmückt war, die feierliche Eröffnung der
Reichsausstellung „Frau und Volk", der ersten
Frauenausstellung dieser Art im Dritten Reich,
statt.
Unter den Ehrengästen sah man u. a. den
Reichsinnenminister Dr. Frick, die Reichs-
frauenführerin Frau Scholtz-Klink, den
Reichshauptamtsleiter der NSV, Hilgen-
se l d t, Vertreter der Reichsleitung der
NSDAP, sämtliche Gaufrauenschaftsleiterinnen
des Reiches, alle Führerinnen der dem Deut-
schen Frauenwerk angeschlossenen Verbände so-
wie zahlreiche Vertreter der Gliederungen der
Partei und der Reichs-, Staats-, und Kommu-
nalbehörden.
Die Eröffnungsfeier wurde mit einem „Fest-
gruß" des Niederrheinischen Cornett-Quartetts
eingeleitet.
Hierauf begrüßte die Gaufrauenschaftsleiterin
Frau Blaß- Düsseldorf die Gäste. Sie dankte
vor allem dem Minister Frick für sein Kom-
men, dem Gauleiter Florian für die Unter-
stützung bei der Vorbereitung der Ausstellung
und der Frau Scholtz-Klink für das ihr ent-
gegengebrachte Vertrauen. Sie gab der Reichs-
frauenführerin als Antwort für den ihr erteil-
ten Auftrag die Versicherung, wie bisher die
ganze Herzenskraft der Liebe zu Volk und Va-
terland zu leihen.
Alsdann nahm
Reichsinnenminister Sr. Nick
stürmisch begrüßt, das Wort zu seiner Rede- Er
führte u. a. folgendes aus:
Als Nationalsozialisten wissen wir, daß das
Schicksal des Einzelnen nicht so wichtig ist wie
das des Volkes. Nicht nur der Einzelne soll
leben, wirken und glücklich werden, sondern dem
gesamten deutschen Volk soll eine glückliche Zu-
kunft gesichert werden. Jedes Volk lebt durch
seine Mütter, in seinen Familien. Die Grün-
dung der Ehe, das Leben in der Familie
sollte keine Privatangelegenheit sein, die nur
zwei Menschen angeht, und für sie eheliche Ge-
meinschaft, wirtschaftliches Zusammensein, Kame-
radschaft bedeutet, sondern der eigentliche tiefere
Sinn der Eheschließung und der Familiengrün-
dung liegt darin, das eigene beschränkte Ein-
zelleben sortzusetzen in seinen Kindern und mit


ihnen dem Volk ein ewig sich erneuerndes Leben
zu schenken und diesem Leben durch Sitte und
Kultur höchsten Wert zu verleihen.
Wir wissen aber weiter, daß in den Jahren,
die hinter uns liegen, das Leben unserer Fami-
lie und damit das unseres Volkes in Gefahr
war. Die einzelnen Familien begannen auszu-
sterben, weil nicht mehr genügend Kinder ge-
boren wurden, weil infolge kurzsichtiger, egoi-
stisch-materieller Einstellung die Zahl der Ge-
burten willkürlich beschränkt oder durch die hem-
mungslose Sucht, das Leben zu genießen, und
andere Zivilisationserscheinungen der Wille zum
Kinde und zur Familiengründung herabgesetzt
war. Daneben lockerten sich in der Familie Ord-
nung und Zucht, das Gefühl der Zusammenge-
hörigkeit, der gegenseitigen Verantwortung-
Dementsprechend drohte eine Entartung des gan-
zen deutschen Volkes in leiblicher und seelischer
Beziehung! Ihnen allen ist ja zur Genüge be-
kannt, wie besorgniserregend, aufs Ganze abge-
sehen, der Eeburtensturz im deutschen Volk seit
der Jahrhundertwende bis vor kurzem gewesen
ist, wie sich die traurige Tatsache der falschen
Auslese und der Rassenmischung auszuwir-
ken begann, weil die lebenstüchtigen Familien
in allen sozialen Schichten immer weniger Kin-
der bekamen, während oft weniger Wertvolle
und Entartete sich ungehemmt vermehrten, oder
verantwortungslose deutsche Menschen sich mit
Fremdrassigen verbanden. Die Gefahr, die hier
für die einzelnen Familien und für das gesamte
deutsche Volk bestand und die, das müssen wir
uns immer vor Augen halten, auch jetzt noch
trotz starker Zunahme der Eheschließungen und
der Geburten während der beiden letzten Jahre
nicht endgültig abgewandt ist, kann nur behoben
werden, wenn die deutsche Frau und Mutter sie
erkennt und wenn sie mit Inbrunst und Zähig-
keit entschlossen ist,
den deutschen Menschen und der Jugend
einen neuen Weg zu weisen.
Aufgabe der Frau ist ja nicht nur die Fort-
setzung der Art und das leibliche Betreuen der
Kinder, sondern für uns sind alle Mütter und
alle mütterlich empfindenden Frauen die Erzie-
herinnen des gesamten Volkes. Auf diesem Ge-
biet sind sie wichtiger als alle Organe des Staa-
tes und der Bewegung. Im täglichen Familien-
leben bringen sie den in der frühen Jugend noch
so leicht beinflußbaren Kindern die Selbstver-
ständlichkeiten und die Gesetze des gesunden, rei-
nen Lebens bei. Hier schon wird der Grund zur
richtigen Weltanschauung gelegt. Hier werden
am einfachsten und natürlichsten Lei den Heran-
wachsenden Verständnis für Vererbungsfragen,
für Familien, und Rassenstolz geweckt. Hier wird
die Liebe zum künftigen Beruf gefördert und
Einsicht gewonnen für die Wichtigkeit der späte¬


ren Gattenwahl und die Heiligkeit der Ehe. Ein
Familienleben, dem eine gute Frau durch
ihre Liebe, ihre Treue, ihr Dienen und Opfern
ihren Stempel aufdrückt, ist und bleibt die beste
Erziehungsschule für Jung und Alt.
Neben der biologischen und der erzieherischen
Aufgabe der Frauen und Mütter wollen wir
nicht vergessen, daß sie auch in wirtschaftlicher
Beziehung für die einzelnen Familien und für
das Volksganze von ausschlaggebender Bedeu-
tung sind. Wenn in früherer Zeit verächtlich von
Kochtopf und Strickstrumpf, die das Frauenleben
ausfüllten, gesprochen wurde, so wollen wir dar-
auf in allem Ernst Hinweisen, daß über 80 v. H.
von dem Einkommen aller Familienväter durch
die Hausfrauen verwaltet und ausgegeben wer-
den. Sie, die für Ernährung, Kleidung, Woh-
nung und dergleichen sorgen, können durch rich-
tigen oder falschen Einkauf, durch pflegliche oder
unachtsame Behandlung des ihnen anvertrauten
Gutes, der finanziellen und der leiblichen Ge-
sundheit ihrer Familie und der deutschen Wirt-
schaft ungeheuer nützen oder schaden.
Staat und Bewegung müssen und werden alles
tun, um die Frauen und Mütter und um das
Familienleben zu stützen und zu stärken.
Unsere Vevölkerungs-, unsere Rassenpolitik
hat hinauszulausen auf Schutz und Förde-
rung der deutschen Familien-
Ihrer artreinen Erhaltung dienen Be-
stimmungen des Beamtengesetzes. Wir haben
damit ja nicht nur unseren Beamtenkörper ge-
säubert, sondern zugleich die traurigen Folgen
der Rassenmischung allen deutschen Menschen so
vor Augen geführt, daß in Zukunft kein verant-
wortungsbewußter Deutscher, Mann oder Frau,
es wagen werden, artfremde Personen zu hei-
raten, weil sie die unseligen Folgen für ihre
Kinder nicht verantworten können. Das Gesetz
zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, wes-
wegen die Reichsregierung so vielfach angegrif-
fen und doch im Grunde von allen Nationen der
Erde beneidet wird, gibt uns die Möglichkeit,
einen- großen Teil der kranken Erbströme im
Volk zu verstopfen, es vor Entartung zu bewah-
ren und den einzelnen Familien unermeßliches
Leid zu ersparen!
Ein rassehygienisch eingestellter Staat wird,
das können die deutschen Mütter den im Aus-
land stets wiederholten böswilligen oder unver-
ständigen Behauptungen über unsere „Kriegs-
lüsternheit" beruhigt entgegenhalten, im-
mer bestrebt sein, einen Krieg zu vermeiden,
weil er in jedem Fall, auch bei siegreichem Aus-
gang, dem Volk gerade die wertvollsten jungen
Männer entreißt, die für seinen Fortbestand als
Stammväter neuer tüchtiger Geschlechter uner-
setzbar sind. Ja ein künftiger Krieg wird nicht
 
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