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«WalSast imd «na» / Aus der WM drr Sraii / M LelMMe
Pfälzer Bote
Mittwoch, 29. Rai 19ZS
70. Jahrgang / Ar. 124
Zn Anwesenheit von 200000 Volksgenossen / Sine Rede des Reichsbauernfiihrers DaM
DNB Hamburg, 28. Mai.
Die Zweite Reichsnährstandsaus-
stellung Hamburg 1935 wurde am Dienstag
mittag durch den Reichsbauernführer R. Walther
Darrs in Anwesenheit von rund 200000
Volksgenossen aus Land und Stadt feierlich er-
öffnet. Man sah Bauern aus allen Teilen des
Reiches, darunter viele in traditionellen Trach-
ten. Mundarten aus allen Stammesgebieten
Deutschlands klangen durcheinander. Von vielen
hundert Masten und von den Ausstellungshallen
und Gebäuden leuchten die Farben des neuen
Deutschland. Ein Ehrensturm der SS nahm vor
der Hauptribüne Aufstellung, auf der sich nach
und nach die Ehrengäste, darunter die führen-
den Männer des Reichsnährstandes, zahlreiche
Reichsleiter und Gauleiter, Vertreter der
Staatsbehörden, der Wehrmacht, der Wirtschaft
und aller mit dem Nährstand zusammenhängen-
den Kreise einfanden. Unter den Klängen des
Präsentiermarsches schritt der Reichsbauern-
fuhrer mit Reichsführer Himmler, Reichs-
statthalter Kaufmann und SS-Gruppen-
führer Lorenz die Front des SS-Ehrensturms
ab. Der Finnländische Reitermarsch, gespielt
von der Kapelle der SS, bildete den Auftakt der
Eröffnungsfeier.
Landesbauernführer v. Rheden (Hannover)
nahm sodan ndas Wort zu seiner Begrüßungs-
ansprache. Reichsstatthalter Gauleiter Kauf-
mann hieß den Reichsbauernführer und die
Volksgenossen des Bauernstandes herzlich will-
kommen. Nach der Erreichung der Sicherung der
deutschen Landwirtschaft muß auch die Frage der
Ausfuhr und der deutschen Rohstoffversorgung
einer Lösung entgegengeführt werden. Wir hof-
fen, daß uns der Reichsnährstand hierbei seine
Unterstützung leihen wird.
Sodann sprach
Staatssekretär Backe
über die grundlegenden Fragen der Preis- und
Marktordnung. Er erinnerte einleitend an die
erste landwirtschaftliche Ausstellung in Hamburg
im Jahre 1924. Damals hätten weite Kreise
der deutschen Wirtschaft gehofft, daß die Schäden
des Krieges durch ein neues Aufblühen der
Weltwirtschaft und des Welthandels wettge-
macht würden. Diese Hoffnung habe sich nicht
erfüllt. Deutschland sei im stärksten Maße in
den internationalen Zusammenbruch hineinge-
zogen worden, zumal die Regierungen der
Systemzeit den Sinn der in der Welt vorgehen-
den Wandlung nicht begriffen hätten und daher
auch weit davon entfernt gewesen seien, die not-
wendigen wirtschaftspolitischen Folgerungen aus
der Weltwirtschaftskrise zu ziehen. Am deutlich-
sten habe sich dies in der wachsenden Verelendung
des Bauerntums und in der furchtbaren Arbeits-
losigkeit gezeigt.
Der Führer und Reichskanzler habe gleich zu
Beginn der Machtübernahme zwei Aufgaben als
die entscheidenden herausgestellt: die Rettung
des deutschen Bauerntums und die Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit. Die Aufgabe, gleichzeitig
den deutschen Bauer und den deutschen Arbeiter
zu retten, müsse zwangsläufig auch die Linie der
Agrarpolitik bestimmen. Im einzelnen beleuch-
tete der Redner die Durchführung der gestellten
großen Aufgaben und schilderte anschaulich das
bisber erreichte Ergebnis.
Dann ergriff
Reichsbauernführer und Reichsernährungs-
minister Darrs
das Wort zu folgender Eröffnungsrede:
„Auf den früheren Ausstellungen der DLG
wurden vor allen Dingen technische Einzel-
leistungen auf landwirtschaftlichem Gebiet ge-
zeigt. Die heutigen Ausstellungen des Reichs-
nährstandes sind etwas grundsätzlich anderes.
Entsprechend der nationalsozialistischen Auffas-
sung des Bauerntums wird heute dieVerLin-
dung von Mensch, Hof und Volks-
wirtschaft gezeigt. Sie zeigt den Bauer nicht
nur als Leiter seines Betriebes, sondern vor
allen Dinge,i als Ernährer und Erhalter des
deutschen Volkes- Die bäuerliche Initiative
wurde frühe'' in der Zeit des liberalistischen
Wirtschaftsprinzips vor allen Dingen durch die
Sorgenum den Absatz ihrer Erzeugnisse aufge-
fangen. Diese Bestätigung des Bauern auf dem
Markte war eine Fehlleistung bäuerlichen Schaf-
fens. Durch die Marktordnung ist dem Bauer
die Sorge um den Absatz abgenommen.
Die Privatinitiative des Bauern kann sich
nunmehr auf den Hof selbst auswirken.
Hier ist die eigentliche Stätte des bäuerlichen
Schaffens. Der Hof soll die Stätte für die Er-
nährung des deutschen Volkes sein. Der Reichs-
bauernführer verwaltet für Führer und Volk
gewissermaßen den Hof Deutschland. Wer hier
auf der Schau der prächtigen Tiere mit ihren
hohen Leistungen, die Saaten und Züchtungen
sieht, wird tatsächlich die Privatinitiative des
Bauern nicht vermissen, eine Privatinitiative,
die sich nunmehr in volkswirtschaftlich richtigem
Sinne auswirkt.
Auf dem Gebiete der Pferdezucht gehen
wir heute den Weg, bodenständige Zuchten auf-
zubauen. Wir wollen ein Pferd, das unter den
örtlichen Verhältnissen für den Bauern am
zweckmäßigsten erscheint und aus der Scholle ge-
wachsen ist. Die Erfahrung hat uns gezeigt, daß
es wenig Zweck hat, die Tiere, die für eine
Gegend noch so gut sein mögen, in andere
Gegenden zu verpflanzen in der Hoffnung, dort
das Tier im selben Typ erhalten zu können.
Denselben Weg beschreiten wir auf dem Gebiet
der Rindviehhaltung. Das deutsche
Bauerntum will dem Arbeiter aus seinem Grund
und Boden die Ware in den besten Qualitäten
zur Verfügung stellen. Wir sind der Auffassung,
daß die Lösung des Fettproblems über
den Weg einer bodenständigen Leistungsherde
führen muß. Wir werden deswegen über den
Weg einer stärker ausgedehnten allgemeinen
Leistungsprüfung Wege finden, um die Lei-
stungsfähigkeit der bäuerlichen Viehhaltung in
diesem Sinne zu beeinflussen. Hierzu gehört die
Schaffung einer gesunden, wirtschaftseigenen
Futtergrundlage, wie sie bereits in den letzten
Jahren durch stärkeren Silobau usw- gefördert
wurde. Die Schweinehaltung wollen wir
auf der wirtschaftseigenen Futterbasis aufbauen.
Auch hier ist es Ziel, über den Weg der
Schweinemast das Fettproblem zu lösen zu ver-
suchen.
In der Schafzucht sind wir in diesem Jahr
einen gewaltigen Schritt weitergekommen. Ge-
rade in den letzten Tagen konnten wir wieder
für den Aufbau der deutschen Schafzucht grund-
legende Maßnahmen ergreifen. Bodenständige
Schafzuchten sollen dazu beitragen, die Moll-
er z e u g u n g auf ein für die deutschen Verhält-
nisse notwendiges Höchstmaß zu bringen. Wir
denken hierbei nicht daran, über den Weg der
Schafhaltung zu einer Existenzwirtschaft zu ge-
langen, sondern wollen dadurch, daß wir die
Schafe zur Verwertung brachliegender Flächen
und überflüssigen Futters verwenden, nur eine
verbesserte Ausnutzung des deutschen Bodens
herbeiführen, also keine Extensivierung, sondern
eine Intensivierung. Auf dem Gebiete der
Kleintierzucht ist auch im letzten Jahre
ein erheblicher Fortschritt zu bemerken. Wir
wollen hier der Geflügelhaltung in dem bäuer-
lichen Betrieb wieder den Platz schaffen, der ihr
zukommt. Aehnliche Maßnahmen sind auf dem
Gebiet der Pflanzenzucht getroffen worden.
Wie wir früher auf den Ausstellungen Hunderte
Verschiedene Sorten sahen, die gleiche oder ähn¬
liche Züchtungen waren, sehen wir auch hier
heute Maßnahmen der Sorteneinschränkung und
der besseren Uebersicht.
Durch die Verbesserung der Wirtschaftslage
des Bauerntums konnte sich auch der Bauer
wieder der Verbesserung seines Maschinen-
parkes zuwenden.
Die Ausstellung zeigt, daß auch die Maschinen-
industrie gewillt ist, den Bauern in seinem gro-
ßen Aufbauwerk zu unterstützen. Alles in allem
wird die Ausstellung dem Beschauer das Bild
einer stetigen Aufwärtsentwicklung der deut-
schen Landwirtschaft zeigen. In verhältnismä-
ßig kurzer Zeit konnten die Wunden, nie
die Jahre 1918 bis 1933 der deutschen Land-
wirtschaft schlugen, ausgeheilt werden. Ueber-
all regt sich heute in den deutschen Landen eine
neue Zuversicht. Man geht energisch daran, sich
nicht mit dem Erreichten zu begnügen, sondern
zielstrebig immer Besseres anstelle des Vorhan-
denen zu setzen. Das deutsche Bauerntum und
die deutsche Landwirtschaft werden hierbei nicht
nur getrieben von ihrem alten sprichwörtlichen
Fleiß, sondern auch von dem Pflichtbe-
wußtsein gegenüber dem eigenen Volke- Dar-
über hinaus aber ist es uns ein besonderes Be-
dürfnis, mitzuarbeiten an dem gewaltigen Auf-
bauwerk unseres Führers und Reichskanzlers
Adolf Hitler, dessen genialer Lebensarbeit
wir letzten Endes ausschließlich die Tatsache ver-
danken, daß wir uns aus einem entsetzlichen
wirtschaftlichen Fall wieder emporheben konn-
ten. Im rastlosen Schaffen, die Nahrungsfrei-
heit des deutschen Volkes zu sichern, trägt das
deutsche Landvolk einen Teil seines Dankes
und seiner Schuld an den Führer ab. So kann
ich die heutige Ausstellung nicht besser eröffnen,
als daß ich alle Anwesenden auffordere, mit mir
einzustimmen in den Ruf: Unserem Führer und
Reichskanzler Adolf Hitler ein dreifaches Sieg
Heil!"
Begeistert stimmten die Hunderttausende nach
der Eröffnungsrede des Reichsbauernführers, die
oft von großem Beifall unterbrochen wurde, in
das Sieg Heil auf den Führer ein. Die Lieder
der Nation beendeten die Eröffnungsfeier.
Letzter Termin
für sreüvMge Meldungen
zum Wehrdienst 15. Juni
DNB Berlin, 28. Mai. Wie bekannt wird,
muß wegen der großen Zahl bereits eingegange-
ner Meldungen der Schlußtag für freiwillige
Meldungen zum Wehrdienst vom 1. Juli auf
den 15. Juni vorverlegt werden.
Görings Abschied
von Bulgarien
DNB Sofia, 29. Mai.
Ministerpräsident General Göring und
seine Begleiter haben gestern mittag um 12 Uhr
die bulgarische Hauptstadt im Flugzeug ver-
lassen. Ein bulgarisches Flugzeuggeschwader
mit Wimpeln in den bulgarischen und deutschen
Farben gab dem deutschen Flugzeug bis zur
Grenze das Geleit-
Auf dem Flughafen Vojurischte waren auch
der Kriegsminister, der Kultusminister, der
Verkehrsminister und der Ches des Protokolls
anwesend sowie zahlreiche Offiziere und Ver-
treter der deutschen Kolonie und der Orts-
gruppe Sofia der NSDAP. Unerwartet traf
dann König Boris in Begleitung seines Bru-
ders, des Prinzen Kyrill auf dem Flugplatz
ein. Nach einer herzlichen Verabschiedung star-
tete die Maschine unter den Klängen des
Deutschlandliedes in Richtung Südslawien, von
Der Kampf vm den Franken
Die französische Regierung hat sich auf der
ganzen Linie zum Kampf gegen die Angriffe
auf den französischen Franken entschließen müs-
sen. Die gestern erfolgte erneute Diskonterhö-
hung zeigt, daß die französische Regierung den
festen Willen hat, die Kampfansage der inter-
nationalen Börsen aufzunehmen. Sie läßt auch
keinen Zweifel darüber, daß sie gegebenenfalls
zu noch drastischeren Mitteln zum Zweck der
Verteidigung des Goldstandards des französi-
schen Franken greifen würde. Dem französischen
Franken widerfährt nun dasselbe Schicksal, das
vorher schon dem holländischen Gulden und
der Schweizer Franken durchmachen mußten.
Holland hat sich überraschend schnell des An-
sturms erwehren können. Die Gefährdung des
Guldens kann heute als ziemlich abgeschlagen
angesehen werden. Dir Schweiz befindet sich noch
mitten im Ringen. Aber nachdem über den
Ausgang der Kriseninitiative kein Zweifel
mehr besteht, dürfte auch hier der größte Kamps
vollzogen sein. Frankreich hat die starke Posi-
tion seines auch jetzt noch überreichen Gold-
schatzes. Denn obwohl in knapp 10 Tagen fast
500 Millionen Reichsmark in Eoldfranken ab-
gezogen worden sind, kann die französische No-
tenbank auch jetzt noch auf eine über 80 Pro-
zent gehende Deckungsquote für den Notenum-
lauf berufen. Die fast noch gefährlicheren De-
valvationsgerüchte und die damit zusammen-
hängenden Manöver sowohl der französischen
wie der internationalen Spekulation haben in-
zwischen zu einer Frontbildung der großen
französischen Wirtschaftsorganisationen geführt,
die mit äußerster Heftigkeit der Devalvation
des Franken widersprechen. Freilich wird von
dieser Seite als Voraussetzung für eine
Gesundung und Sicherung der Währung eine
solidere Finanzwirtschaft des Staates selbst ge-
fordert. Das Riesendefizit des französischen
Staatshaushaltes, das sich Ende dieses
Jahres auf mehr als 10 Milliarden Franken,
also über 1,5 Milliarden Reichsmark stellen
wird, nicht zuletzt hervorgerufen durch unsinnige
Rüstungsausgaben, lähmt die Produktivkraft
des Landes und vermehrt die ohnehin schon
reichlich genug vorhandenen wirtschaftlichen
Schwierigkeiten, insbesondere auch im inneren
Güteraustausch. Bedenkliche Anzeichen des Ver-
trauenschwundes haben sich ferner in weitgehen-
der Abhebung von Sparanlagen wie aber
auch in der Loslösung von Rentenbesitz gezeigt,
und was Las für ein Rentnervolk bedeutet und
welche Folgen ein Fortgang dieses Prozesses
haben kann, hat man ja in früheren Epochen
schon oft erlebt. Die französische Regierung wird
sicher all ihre Macht einsetzen, um Goldstandard
und Währung zu verteidigen- Das Problem
aber ist schon längst nicht mehr ein rein wirt-
schaftliches, die politischen Hintergrün-
de sind für jeden Franzosen sichtbar. Und so
wird letzten Endes die Entscheidung über das
Schicksal des französischen Franken als von der
politischen Entwicklung der nächsten Zukunft
und der Stellung Frankreichs auf dem Konti-
nent abhängen Und nach dieser Richtung hin
hat die enge Bindung und Verbindung Frank-
reichs mit Sowjetrußland der französi-
schen Staatswirtschaft einen viel schärferen und
härteren Schlag versetzt, als es noch so schwere
Eoldverluste, die zu ersetzen Frankreich immer
noch starke Reserven hat, je vermocht hätten.
dem König beobachtet, bis die Fluggäste im
Horizont verschwunden waren.
Ministerpräsident General Göring wird sich
nach dem Städtchen Mostar in der Herzego-
wina begeben Von hier wird er sofort die
Weiterreise nach Ragusa im Automobil fort-
setzen.
Wie „Daily Expreß" meldet, reiste am Montag
eine Gruppe englischer Bauern aus Süd-
Lincolnshire nach Deutschland ab, um die deutsche
Landwirtschaft ru studieren.